Neues Neumann U 67 oder beim Gefell M 930 bleiben?

Ich sehe meine Zielgruppe wirklich nicht im Industrie- und Agenturbereich, das decken schon die Werbesprecher ab. Meiner Meinung nach wäre es am besten, sich auf journalistische und unterhaltende Fernsehformate zu konzentrieren, also vom aktuellen Magazinbeitrag bis zum 45-Minuten-Feature. Oder sehe ich das falsch? Ich bin doch nicht für werbliche Imagefilme zu gebrauchen. Genau diese Filme lasse ich ja von anderen sprechen, wenn ich mal einen solchen Auftrag habe...
 
Dann sind für Dich die Besetzungsbüros der Sender und die Tonstudios relevant, die die nicht prominenten Sprecher*innen meistens casten.
 
Jetzt habe ich mal eben drei kurze Texte geschrieben, alles ist frei erfunden, aber ich hatte dazu passende Stereo-Atmos griffbereit. Wie gefällt Euch das? Ist das eine gute sprecherische Visitenkarte?

Matthias



 

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Das nenne ich mal eine kurze und prägnante Antwort! :)

Dann werde ich mal ein wenig akquirieren und hier gelegentlich von den Ergebnissen berichten. Erst mal herzlichen Dank an alle Mitwirkenden! Und das M 990 samt M 92.1 wird getestet.

Matthias
 
Ich finde deine Stimme grundsätzlich gut.
Sie könnte in Summe noch von etwas mehr Tiefmitten, "Wärme" profitieren. So fehlt es ihr etwas an Nähe und Direktheit.
Auch und speziell bei deiner Hörprobe oben fällt es auf, dass sie vor der Stereo-Atmo etwas "verloren" wirkt (übertrieben ausgedrückt).
Es ist teilweise schwer, dem gesprochenen Text zu folgen, weil die Aufmerksamkeit immer wieder auf den Hintergrund gezogen wird. Das liegt einerseits an der sehr dynamischen Atmo, deren klaren Transienten...andererseits aber auch am nicht ganz stark ausgeprägten Fundament in deiner Stimme.
Unter Umständen lässt sich das bereits durch den Nahbesprechungseffekt korrigieren. Oder eben in der Nachbearbeitung. Ich weiß nicht, welchen Aufwand du an der Stelle betreibst.

Alles in allem natürlich Anmerkungen auf einem sehr guten Niveau. Wir arbeiten hier häufig mit Sprechern zusammen. Was da meistens angeliefert wird.... ;)
 
Ich persönlich halte gerne etwas mehr Abstand vom Mikrofon, zumal der Raum das auch hergibt. Denn je näher ich rangehe, um so stärker treten die Sibilanten/Frikative in den Vordergrund, eben weil meine Stimme kein so starkes Fundament hat, also eher leise ist.

Du würdest also im EQ noch was machen? Wenn Du möchtest, können wir folgendes versuchen: Ich schicke Dir eine Aufnahme, wo der EQ ausgeschaltet ist, und Du könntest mal reinhören und dann einen Vorschlag machen, wie ich ihn einstellen könnte. Derzeit ist er so eingestellt wie auf dem Foto zu sehen ist, das war das Ergebnis des Besuches einer erfahrenen Tonmeisterin. Ich kann mich irgendwie nicht selbst beim Sprechen EQen...

Die Atmos sind übrigens mit zwei Neumann KM 83 in einem Stereo-Korb aufgenommen, daher klingen die so gut... :)

Matthias

eq_matthias.jpg
 
Du würdest also im EQ noch was machen?
Entweder das, oder eben den Abstand variieren. Ich würde wahrscheinlich zunächst mal das Zweite machen.
Sibilanten bekommst du in den Griff, wenn du leicht schräg an der Kapsel vorbei sprichst.
Gerade tendenziell eher dünnere Stimmen sollten näher ans Mikro.
Komprimierst du deine Stimme?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Stimme näher ran zu holen. Was besser funktioniert, muss man ausprobieren.
Allgemein gesprochen, gibt der Bereich um die 200Hz Nähe. Das könntest du ja mal leicht anheben. Auf die -1dB im Low-Bereich deines EQs kannst du möglicherweise verzichten. Stattdessen würde ich den mal dazu verwenden, genau den Bereich um 200 leicht anzuheben.
Lass den ruhig auf Q = 0.5.
Ist da zusätzlich noch ein Lo-Cut gesetzt?
 
Kurze Anmerkung:
Sprechprobe mit Atmo klingt auf dem Smartphone wie sie soll.
An Fullrangespeakern klingt die Stimme auch immer präsent, allerdings passiert im Bereich der Bässen in der Atmo einiges, und das lenkt mich an den Lautsprechern ab.
Da würde ich eher untenrum beschneiden, und die Atmo dynamisch beschränken, so dass Trillerpfeifen und Co. mehr im Hintergrund bleiben.

Insgesamt fehlt mir in der Stimme (auch bei der letzten Sprechprobe) nur etwas Fülle bei Deinem Grundton, damit meine ich nicht die 200-300Hz Range, das ist eher ne Mummelfrequenz.
So eher (habe das jetzt nicht durch den Analyzer geschickt), 100 bis max.180 Hz.

Ne Spur näher ran, und leicht an der Kapsel vorbei sprechen, oder das Mikro leicht in der Achse vom Mund wegdrehen (die Niere des M930 sollte das können bis zu einem gewissen Grad), um Frikativlaute zu bändigen.
Es spricht auch nix dagegen, nach der Aufnahme einen sehr guten Deesser draufzupacken, der zwischen 2-4dB wegnimmt. Denn mehr wäre es nicht.
 
Ich würde gefühlt bei 120-150 Hz den parametrischen EQ (da passiert ja bei 0.5 Q auch bis 200 und leicht drüber noch was) starten, und dann probieren was besser klingt.
 
Der Abstand vom Mikro ist auch in Ordnung. Ich nehme beim M 990 und meiner Sprecherin 30 cm. Mir fehlen da auch keine Tiefmitten. Ich würde aber die Höhen neutral stellen am EQ. Dann hast Du weniger Probleme bei den Frikativen. und kannst etwas weniger Abstand nehmen. Die M-930-Kapsel liefert genug ausgeprägte saubere Höhen.
 
Erst mal vielen Dank für das genaue Reinhören und Analysieren. Hier jetzt noch mal zwei Aufnahmen: Einmal mit leichter Anhebung bei etwa 150 Hz, die Anhebung bei 2 KHz habe ich wunschgemäß auf null gedreht. Und dann noch mit ausgeschaltetem EQ. Schon im Vorverstärker wird natürlich alles unter 50 Hz abgeschnitten.







Ist das eigentlich in Ordnung, wenn ich MP3-Dateien mit 320 Kilobit liefere, oder doch besser WAV-Dateien? Insgesamt finde ich übrigens den größeren Besprechungsabstand (wie in dem Youtube-Film) gar nicht so schlecht, klingt luftiger. Man redet ja den Leuten sonst auch nicht direkt ins Ohr. Aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
 

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Hallo Matthias,

habe auch nochmal in deine Sprechproben hineingehört.

Deine Stimme und Sprechweise sind insgesamt sehr angenehm und für den angedachten Zielbereich der eher natürlichen, bericht- und faktenorientierten Vermittlung von Informationen super geeignet.

Der Sprecherabstand zum Mikrofon ist für eine solche natürliche Aufzeichnung gut gewählt, eventuell kann eine etwas nähere Platzierung Richtung 20 cm den Raum noch etwas in den Hintergrund treten lassen, man müsste dann noch mal hörend neu evaluieren und Bässe eventuell wegen des stärkeren Nahbesprechungseffekts sogar absenken.
Dein Raum neigt Richtung Sprechergrundfrequenz zu etwas längeren Nachhallzeiten (eventuell auch Resonanzen??) eine simple Anhebung der Grundfrequenz bei ca. 130 Hz -150 Hz führt daher schnell zu einem leicht mulmenden Eindruck.

Das Mikrofon Gefell M930 ist übrigens wunderbar für diese Aufgabe der natürlichen Aufzeichnung geeignet und glänzt, wie schon bemerkt, mit einem sehr ausgewogenen Höhenbild. Mir gefällt die letzte neutrale Aufnahme als Ausgangsbasis erstmal am besten.

Ich würde jedoch den Toolmod-Kanalzug etwas anders einstellen:

- mir fehlen eher Präsenzen, statt des 2 kHz HiShelfs würde ich daher eher das Mittenband um ca. 2-3dB bei 3Khz anheben und dann schauen wie breit die Güte mit dem Toolmod am besten klingt. Ich würde hörend justieren, sodass die eingestellte Breite nicht zuviel bei 1000hz und 8000hz mitnimmt, andereseits nicht zu schmal wird, sodass ein resonanter Klangeindruck entsteht.

- Für mehr Fülle, würde ich ganz unten bei 50-60 Hz schauen und eventuell etwas anheben.
Dabei kommen bei deiner letzten Aufnahme oben ab und zu Plosive durch, die es zu vermeiden gilt. Eigentlich sollte ja der Ploppschutz die komplett filtern, eventuell sprichst du manchmal dran vorbei und es kommt zuviel Luft der Plosive auf die Membran. Das hört man jetzt zwar nicht, aber wenn man ganz unten Fülle in den Bässen reindrehen wollte, kommen diese Ps noch hier und da zum Vorschein.

Es ist aber sowieso Geschmackssache, ob überhaupt mehr Fülle in deine Aufnahmen müssen, denn dort sind ja meist Atmos unterliegend und wie du schon selbst sagtest, ist ja nicht eine emotional, gepresste Werbestimme als Ziel gefragt, sondern eine angenehme natürliche und gut verständliche Aufnahme.


Zu deiner Ausgangsfrage möchte ich noch folgende Anregung geben. Ein Röhrenmikrofon ist nicht zwingend notwendig für die Sprachaufnahme. Viele Sprecher nehmen Ihre Skripte mit trafolosen Mikrofonen ohne Röhrenschaltung auf. Der klangliche Vorteil der Signatur von Röhrenmikros - etwas mehr Wärme und Gefälligkeit - würde eher bei längeren Erzählungen und Geschichten auffallen.


VG
 
Hallo Matthias,
Dein Raum neigt Richtung Sprechergrundfrequenz zu etwas längeren Nachhallzeiten (eventuell auch Resonanzen??) eine simple Anhebung der Grundfrequenz bei ca. 130 Hz -150 Hz führt daher schnell zu einem leicht mulmenden Eindruck.
Genau das ist auch mein Eindruck, daher ist das keine optimale Lösung. Der Raum ist ja mit vier Quadratmetern ziemlich klein, aber an sich durch Plattenschwinger und Lochblechelemente ganz gut ausgestattet. Aber es kommen eben doch mal irgendwo frühe Reflexionen zustande. Beiliegend eine Aufnahme, wo ich Deinen Vorschlag umgesetzt habe. "Schienenschleifen" war nicht gut, das hätte ich im Ernstfall noch mal gemacht. Aber ich nehme das heute bestimmt noch mal auf, wenn weitere Rückmeldungen kommen.



 

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Die Aufnahme mit den 150 Hz und den flatten Höhen sagt mir am meisten zu. Mit der Anhebung bei 3 kHz geht es Richtung U 87. Da frage ich mich, warum dann ein M 930?
 
Mit der Anhebung bei 3 kHz geht es Richtung U 87.
Du wirst lachen - genau das habe ich mir auch gedacht! Und genau das will ja ja nicht. Ich kann mir das ADT-Gerät ja mal rüber zum Sprecherplatz bauen, um selbst beim Sprechen an den Reglern drehen zu können. Wobei ich finde, dass man das im Kopfhörer alles nicht so richtig gut beurteilen kann...
 
Das U 87 ist halt der Standardklang, den viele im Ohr haben!
 
Mir ist die Mittenband-Anhebung zu breit, die nimmt zuviel bei 1khz und 8 khz mit.

Ich hätte es so eingestellt:

Stimme-EQ.jpg

Finde vorallem den zweiten Teil der Aufnahme sehr gut gelungen, ab "Die schweizerischen Bundesbahnen ..." Vorne ist es etwas weniger entspannt gesprochen :).

Die Präsenzanhebung würde vor allem mit Atmos die Verständlichkeit erhöhen.
 

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  • Matthias-Stimme-Bearbeitung #01.mp3.wav
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