Schönen guten Tag!
Ich bin Filmemacher und habe zum ganz überwiegenden Teil die Möglichkeit, meine Filmtexte selbst zu sprechen, weil den meisten meiner Auftraggeber das gefällt und meine Stimme und Sprechweise gut zu meinen Themen passt. Seit jeher lege ich großen Wert auf eine möglichst perfekte Sprachaufnahme, und habe daher in meinem Haus auch einen richtigen Sprecherraum mit guter Akustik eingerichtet. Auch das Schnittstudio ist akustisch ausgebaut und mit einer anständigen Abhöre (Geithain RL 940) ausgestattet.
Ganz früher hatte ich ein Neumann U 87 (ohne ai), welches ich mal gebraucht für 1.500 DM gekauft habe. Das habe ich viele Jahre später für 1.500 EUR weiterverkauft, es ist wirklich verrückt. Weder klanglich noch vom Rauschverhalten her war es für mich noch zeitgemäß, aber die Leute scheinen es zu lieben. Dann habe ich jahrelang ein Neumann TLM 103 genutzt, war aber nie vollständig zufrieden.
So habe ich mir einige Großmembranmikrofone ausgeliehen und eine Reihe von Probeaufnahmen gemacht, die ich dann in einem anderen (eher radiobezogenen) Forum zur Diskussion gestellt habe. Dabei war ein aktuelles U 87 ai, ein TLM 103, ein TLM 193, ein BCM 104, ein Gefell M 930 und als Kleinmembranmikrofon ein Neumann KM 184. Immer war ein Pauly-Poppschirm davor. Zur Vergleichbarkeit habe ich jedes Mikrofon einmal vollkommen unbearbeitet aufgenommen, und dann noch mal mein übliches Prozessing (EQ, Kompressor, Limiter von ADT-Audio aus dem Tool-Mod-System, alles sehr moderat eingestellt) genutzt. Vorgelesen habe ich immer den gleichen Text, und der Besprechungsabstand war mit etwa 30 cm immer gleich. Ergebnis: Praktisch allen Mitwirkenden haben in diesem Blindtest die Aufnahmen mit dem Gefell M 930 am besten gefallen. Gleichzeitig wurde meine Vermutung bestätigt, dass die höhere Impulstreue eines Kleinmembranmikrofones eher dazu führt, dass längere Aufnahmen früher zu "nerven" anfangen, und Sprachaufnahmen mit Großflächenmembranmikrofon einfach gefälliger klingen, auch wenn sich der reinen Lehre nach die Kapsel selbst im Weg steht.
Jedenfalls hat das M 930 gewonnen. Daher nutze ich seitdem genau dieses Mikrofon.
Aber alle paar Jahre fängt man ja mal wieder an zu grübeln, ob es nicht doch noch schöner geht. Jetzt habe ich gesehen, dass Neumann seit einiger Zeit das Röhrenmikrofon U 67 wieder baut, und zwar genau so wie damals. Ich bin wirklich ein Mikrofon-Fan und würde auch, wenn es sich als sinnvoll erweist, die viele Kohle dafür ausgeben, auch wenn das eigentlich total "gaga" ist. Aber bevor ich mir sowas nun mal zur Probe besorge: Ist es überhaupt vorstellbar, dass mich dieses Mikrofon irgendwie weiterbringt?
Es geht ja darum, meine (eher leise und nicht besonders tiefe) Stimme detailliert, warm und weich rüberzubringen, ohne Überbetonung der Konsonanten. Und das macht das M 930 wirklich sehr gut. Der Unterschied zu den anderen Mikrofonen wurde von einigen so bezeichnet, als ob da ein Schleier weggenommen wurde.
Nun frage ich mich: Sollte ich mir das U 67 mal anhören, oder ist es schon der reinen Theorie nach ausgeschlossen, dass es mich noch glücklicher macht als ein M 930?
Bei meinen Sprachaufnahmen geht es immer um einen freundlichen Erzählstil, und nicht etwa um stark komprimierten Werbesound.
Vielen Dank für alle hilfreichen Gedanken!
Matthias
Ich bin Filmemacher und habe zum ganz überwiegenden Teil die Möglichkeit, meine Filmtexte selbst zu sprechen, weil den meisten meiner Auftraggeber das gefällt und meine Stimme und Sprechweise gut zu meinen Themen passt. Seit jeher lege ich großen Wert auf eine möglichst perfekte Sprachaufnahme, und habe daher in meinem Haus auch einen richtigen Sprecherraum mit guter Akustik eingerichtet. Auch das Schnittstudio ist akustisch ausgebaut und mit einer anständigen Abhöre (Geithain RL 940) ausgestattet.
Ganz früher hatte ich ein Neumann U 87 (ohne ai), welches ich mal gebraucht für 1.500 DM gekauft habe. Das habe ich viele Jahre später für 1.500 EUR weiterverkauft, es ist wirklich verrückt. Weder klanglich noch vom Rauschverhalten her war es für mich noch zeitgemäß, aber die Leute scheinen es zu lieben. Dann habe ich jahrelang ein Neumann TLM 103 genutzt, war aber nie vollständig zufrieden.
So habe ich mir einige Großmembranmikrofone ausgeliehen und eine Reihe von Probeaufnahmen gemacht, die ich dann in einem anderen (eher radiobezogenen) Forum zur Diskussion gestellt habe. Dabei war ein aktuelles U 87 ai, ein TLM 103, ein TLM 193, ein BCM 104, ein Gefell M 930 und als Kleinmembranmikrofon ein Neumann KM 184. Immer war ein Pauly-Poppschirm davor. Zur Vergleichbarkeit habe ich jedes Mikrofon einmal vollkommen unbearbeitet aufgenommen, und dann noch mal mein übliches Prozessing (EQ, Kompressor, Limiter von ADT-Audio aus dem Tool-Mod-System, alles sehr moderat eingestellt) genutzt. Vorgelesen habe ich immer den gleichen Text, und der Besprechungsabstand war mit etwa 30 cm immer gleich. Ergebnis: Praktisch allen Mitwirkenden haben in diesem Blindtest die Aufnahmen mit dem Gefell M 930 am besten gefallen. Gleichzeitig wurde meine Vermutung bestätigt, dass die höhere Impulstreue eines Kleinmembranmikrofones eher dazu führt, dass längere Aufnahmen früher zu "nerven" anfangen, und Sprachaufnahmen mit Großflächenmembranmikrofon einfach gefälliger klingen, auch wenn sich der reinen Lehre nach die Kapsel selbst im Weg steht.
Jedenfalls hat das M 930 gewonnen. Daher nutze ich seitdem genau dieses Mikrofon.
Aber alle paar Jahre fängt man ja mal wieder an zu grübeln, ob es nicht doch noch schöner geht. Jetzt habe ich gesehen, dass Neumann seit einiger Zeit das Röhrenmikrofon U 67 wieder baut, und zwar genau so wie damals. Ich bin wirklich ein Mikrofon-Fan und würde auch, wenn es sich als sinnvoll erweist, die viele Kohle dafür ausgeben, auch wenn das eigentlich total "gaga" ist. Aber bevor ich mir sowas nun mal zur Probe besorge: Ist es überhaupt vorstellbar, dass mich dieses Mikrofon irgendwie weiterbringt?
Es geht ja darum, meine (eher leise und nicht besonders tiefe) Stimme detailliert, warm und weich rüberzubringen, ohne Überbetonung der Konsonanten. Und das macht das M 930 wirklich sehr gut. Der Unterschied zu den anderen Mikrofonen wurde von einigen so bezeichnet, als ob da ein Schleier weggenommen wurde.
Nun frage ich mich: Sollte ich mir das U 67 mal anhören, oder ist es schon der reinen Theorie nach ausgeschlossen, dass es mich noch glücklicher macht als ein M 930?
Bei meinen Sprachaufnahmen geht es immer um einen freundlichen Erzählstil, und nicht etwa um stark komprimierten Werbesound.
Vielen Dank für alle hilfreichen Gedanken!
Matthias
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