Neues Neumann U 67 oder beim Gefell M 930 bleiben?

[Pianist_Berlin]

An sich immer in der Gesamtmischung eines Filmes: Also Atmo, Musik, O-Töne (meist geangelt mit MKH 416 oder MKH 8060), und dann eben die Sprachaufnahme des Off-Textes. Gelegentlich aber auch mal solo.

 

[RefinedRough]

Noch zum u67 - das ist aus meiner Erfahrung im Bereich der Hochmitten ein eher zurückhaltendes Mik, also da rum wo du jetzt schon 2k leicht boostest. Super bei etwas grelleren, lauten Stimmen, weils dann dort nicht so "schneidet".

 

[Astronautenkost]

Erst mal vielen Dank für Deine ausführliche Meldung. Hier kommt jetzt mal eine Sprechprobe, die ich heute Abend aufgenommen habe. Also mit dem M 930, dem ADT mit Einstellungen wie auf dem Foto weiter oben, und dann mit Motu 8D hinein in den Computer. Auf digitaler Ebene nichts weiter gemacht. Und wer mitrechnet, der weiß, dass ich einen elf Jahre alten Filmtext herausgefischt habe. Die WAV-Datei war zu groß, ich habe eine MP3 mit 320 Kilobit gemacht.

Das ist, wie zu erwarten, sehr gut.

Was den Hakan P 110 angeht: Da muss ich ehrlichweise zugeben, dass mir das Ding optisch nicht gefällt, letztendlich ist das ja nur ein Stück offenporiger Schaumstoff. Ich kenne zwar den Spruch "Form follows function", aber das Auge isst doch auch mit...

Lass Dich nicht täuschen. Ich bin auch auf den Hakan umgeschwenkt, weil mich das Ergebnis sehr überzeugt hat.

Meine bescheidene Meinung ist aber, dass man durchaus mit einem niederpreisigen Röhren-Mic zufrieden sein kann. Seit Jahren nutze ich ein Oktava MKL-2500. Die Firma hat mir 3 geschickt und ich habe dann das mit Mittenboost behalten. Das hat mich an das geliebte CMV-563 erinnert.

Mittlerweile habe ich so viele Transformer und Röhren in der Nachbearbeitung drin, dass der VO-Sound wirklich sehr gut ist. Jetzt mal ehrlich. Kunden merken das ja nicht mal. Vielleicht schaust du auch mal bei STAM Audio rein.

Wenn man*frau eine Qualität - auch in der Verarbeitung und Service - von Microtech Gefell und ADT gewohnt ist, gibt es keinen Grund, von Originalen auf Nachbauten umzusteigen.

Was aber auch auffällt, und jetzt sind wir wirklich beim Erbsen zählen , und vorausgeschickt, ich kenne das M930 eben auch sehr gut, und ohne Vergleich zum M990 oder UM92.1 würde das nie auffallen, das M930 klingt ein wenig trocken und nüchtern.
Es fehlt etwas an "Schönheit" und Körperhaftigkeit in der Stimme, übertragerlose Mikros neigen dazu, auch wenn das M930 das bei den Übertragerlosen mit am Besten meistert.
Das M990 würde alles etwas runder und schöner machen, und jetzt kommts, ohne das die Auflösung und Klarheit drunter leidet.
Und das auch bei sehr niedrigen Rauschpegel.

Dem kann ich nur zustimmen.

 

[P3p0]

Das ist, wie zu erwarten, sehr gut.



Lass Dich nicht täuschen. Ich bin auch auf den Hakan umgeschwenkt, weil mich das Ergebnis sehr überzeugt hat.



Wenn man*frau eine Qualität - auch in der Verarbeitung und Service - von Microtech Gefell und ADT gewohnt ist, gibt es keinen Grund, von Originalen auf Nachbauten umzusteigen.



Dem kann ich nur zustimmen.

Wenn der noch nen Ticken größer wäre, vielleicht so wie der Pauly dann wäre ich noch etwas glücklicher.
Hatte die letzte Zeit öfters mal mit Leuten zu tun die sich sehr stark bewegten und denen es sehr schwer viel kontrolliert zu performen und dann hatte ich dannn leider das eine oder andere plosiv auf der Aufnahme.
Ich finde den Pauly und den hakan aber vom Sound her 1a.

 

[Pianist_Berlin]

Jetzt habe ich mal die ADT-Module umgestöpselt, so dass das Signal aus dem EQ in den Sidechain des Limiters (nicht des Kompressors, da hatte ich mich falsch erinnert) geht. Nun habe ich zwar keinen EQ mehr in der Aufnahme, dafür sind die S-Laute jetzt etwas abgerundeter, oder?

Matthias

 

[leary]

Jetzt habe ich mal die ADT-Module umgestöpselt, so dass das Signal aus dem EQ in den Sidechain des Limiters (nicht des Kompressors, da hatte ich mich falsch erinnert) geht. Nun habe ich zwar keinen EQ mehr in der Aufnahme, dafür sind die S-Laute jetzt etwas abgerundeter, oder?

Matthias

ich finde das immer noch sehr solide.
habe mir mal den spaß erlaubt das so zu bearbeiten, wie ich das cool fände, so ganz ohne film, weiteren sound etc.
eigentlich war es mir unten rum zu dick, vor allem im bereits erwähnten 300hz bereich. ist im prinzip ähnlich deiner eq-einstellung. das würde ich also beibehalten.
ansonsten habe ich noch mund-clicks entschärft und minimal komprimiert.

 

[whitealbum]

Beim Durchhören der drei Files (erstes und zweites File des TE und das Dritte von Leary) fällt solo gehört mir folgendes auf:

Das erste File klingt für mich am Natürlichsten, auch wenn man hier die S-Laute 2-3dB absenken könnte.
Es klingt frisch und offen (wie gesagt, Fabfilter DS mit 2-4dB dran, im 120-300 Hz Bereich noch dynamisch ein Ticken 1-3dB weg, und gut ist)

Das zweite File vom TE funktioniert nicht mehr, das ist zu stark bei den S-Lauten bearbeitet, insgesamt klingt es nicht mehr so frisch und so offen, im Vergleich zum ersten klingt es 2-dimensionaler und matter.

Das bearbeitete File von @leary gefällt mir in Sachen Frische gut, die S-Laute sind leicht entschärft, mehr würde ich auch nicht machen.
Das LowEnd wäre mir etwas zu viel abgesenkt, da fehlt mir, wohlgemerkt Solo gehört, etwas "Sprecher-LowEnd" untenrum.
Der Ozone EQ räumt in den Tiefmitten wohl gut auf, der Q3 nimmt mir persönlich etwas zu viel LowEnd weg.
Hier würde ich, wenn überhaupt (da der Ozone ja schon was macht), um die -1-max -1,5db -wegnehmen, und den LowCut weiter unten ansetzen, dass die Stimme noch ihren Grundton bekommt.
Aber dennoch eine wohlfeile und sachte Herangehensweise an ein sehr gutes Rohfile!

Insgesamt zeigt das Beispiel aber sehr gut, das "Ausgangsrohfile" ist schon sehr gut, damit lässt sich ITB hervorragend weiterarbeiten.

Damit wir uns nicht falsch verstehen, alle User, die sagen, dass M930 passt, haben recht, da bin ich voll dabei
Das ist nicht nur vollkommen ausreichend, sondern das klingt noch richtig gemixt, professionell!

Meine Aussage, bspw. ein M990, UM92.1s würde noch etwas mehr Glanz und Samtheit in die "Bude" bringen, besteht neben dieser Aussage allerdings trotzdem. Das ist kein Widerspruch, das schließt sich nicht aus.
Es geht allein nur um die Frage des TE's, will er für sich die letzten 5-10 Prozent an Klang noch herausholen, was nicht nur mit mixen oder Nachbearbeitung geht.
Wer einen professionellen Sprecher oder Sprecherin mehrere unterschiedliche Mikrofone ausprobieren ließ, und man dann auf einmal merkt, *huch* jetzt spricht der Sprecher am richtigen Mikrofon, der weiß was ich meine.

 

[Astronautenkost]

Wer einen professionellen Sprecher oder Sprecherin mehrere unterschiedliche Mikrofone ausprobieren ließ, und man dann auf einmal merkt, *huch* jetzt spricht der Sprecher am richtigen Mikrofon, der weiß was ich meine.

Jepp!

 

[Ennui]

Lass Dich nicht täuschen. Ich bin auch auf den Hakan umgeschwenkt, weil mich das Ergebnis sehr überzeugt hat.

Kann man sich so einen Hakan selbst basteln? Mit irgendeinem Putzschwamm oder so? Was ginge da in die Richtung?

 

[mjmueller]

Nee, selber basteln ist nicht. Das ist eben kein Schwamm.
Der Pauly ist aber auch echt richtig gut.

 

[Pianist_Berlin]

Auch mir ging es so, dass ich dann letztendlich die erste Aufnahme schöner fand als die zweite. Ich habe daher alles wieder zurückgebaut, so dass der EQ nun wieder in der ursprünglichen Weise arbeitet. Bei der Bearbeitung von Leary bin ich mir noch nicht so sicher. Es kann sein, dass sich das auf diese Weise sehr gut in eine Mischung einfügt, aber solo ist mir das fast schon zu stark bearbeitet.

Zum Thema De-Esser: Ich hatte vollkommen vergessen, Euch noch ein Gerät in meiner Signalkette vorzustellen. Dabei handelt es sich um ein Jünger Mix4 (identisch mit Lawo Z4), welches ich eigentlich nur zum Routing verwende, also Quellen wählen, Abhörlautstärke ändern und so weiter. Aber dort habe ich ja auch einige digitale Möglichkeiten, die ich jedoch überwiegend nicht nutze, weil ich ja die analogen ADT-Module vorziehe. Was ich aber immer genutzt habe, das ist der De-Esser. Der stand normalerweise immer auf -7, so war es auch in den bisherigen Aufnahmen, die Ihr gehört habt. Daher hier noch mal drei verschiedene Aufnahmen: De-esser auf null, auf minus sieben und auf minus 12. Der Maximalwert wäre minus 20, das habe ich jetzt nicht gemacht. Meiner Meinung nach klingt tatsächlich minus sieben am besten, womit wir wieder bei dem Ergebnis wären, dass meine Ursprungseinstellung gar nicht so verkehrt ist.

Ich finde das übrigens hochspannend, hier wirklich mal so detailliert über Sprachaufnahmen fachsimpeln zu können. Bin begeistert!

Aber hört selbst...

Matthias

 

[Astronautenkost]

Ich habe mal Dein Ursprungssignal laut gemacht. Ist nur mit RX7 und dem Weiss-DS1-M3-Plug-in bearbeitet.

 

[Astronautenkost]

De-esser auf null, auf minus sieben und auf minus 12.

Bei Minus 12 lispelt es!

 

[Pianist_Berlin]

Ja, minus 12 ist zu dolle. Offenbar hatte ich schon vor Jahren diese Erkenntnis gewonnen, so dass ich damals schon bei minus sieben gelandet bin. Trotzdem wäre es irgendwie schön, wenn die Klicklaute etwas abgerundeter wären. Da vermute ich mal, würde das M 990 gute Dienste leisten, oder?

Übrigens: Es geht ja nicht um maximale Lautheit, ich pegele eh nach EBU R 128..

Matthias

 

[whitealbum]

An der Stelle "...historische ..." hört man beim minussieben Deesser eher "hishtorische".

Das zeigt wieder, man muss hier sehr subtil vorgehen, wie ich schon schrieb, da können maximal 3-4dB GR gemacht werden, sonst ist die ganze superbe Auflösung des M930 dahin.

Vom minus 12 rede ich gar nicht mehr

Bei Topproduktionen in der Musik gehen die Top-Engineers immer noch hin, und editieren manuell die Frikativlaute, gut nicht imme der Top-Engineer sondern der Assistent , aber das hat einen guten Grund, die verlassen sich nicht auf die Automatik, sondern alles wird manuell editiert.

Ich höre schon die kleinste Abweichung, aber das wäre mir auch zu viel Aufwand, ich bin da auch Pragmatiker, da muss man dann auch bei den minimalsten Veränderungen fragen, ist der Aufwand jetzt wirklich zu rechtfertigen?


Das M990 wie alle anderen Top-Röhrenmikros macht das Signal etwas weicher und smoother, somit wird das bei gleicher Auflösung abgerundet. Liest sich irgendwie widersprüchlich, ist aber so
Man hat weiterhin die tolle Auflösung, aber es klingt natürlicher, smoother und runder.

 

[Astronautenkost]

Übrigens: Es geht ja nicht um maximale Lautheit, ich pegele eh nach EBU R 128..

Ist schon klar, ich wollte nur mal zeigen, was man*frau mit deinem Ausgangsmaterial anstellen kann.

 

[Pianist_Berlin]

Ich werde mir das M 990 wirklich mal zur Probe besorgen. Womöglich hat mein Berliner Gefell-Händler (zugleich mein Geithain-Händler) sogar eins da.

Jetzt mal noch eine vollkommen andere Frage, weit weg von der Gestaltung der Aufnahmen: Bisher habe ich ja immer nur meine eigenen Filme gesprochen, außer wenn ich bewusst mal eine andere Stimme nutzen wollte. Dann saßen bzw. standen hier auch schon Leute wie Till Hagen oder Norbert Langer. Mit denen habe ich auch immer mal über meine eigene Sprecherei gesprochen, und die fanden das alles ziemlich prima. Auch Euch scheint meine "Spreche" ja zu gefallen, und auch meine ganzen vielen verschiedenen Auftraggeber sind da ziemlich glücklich mit. Ich bin eben nicht die knallige Werbestimme, sondern klinge wie der Journalist bzw. Reporter, der seine eigenen Texte authentisch vorträgt.

Nun frage ich mich, gerade in Zeiten der coronabedingten dezentralen Produktion: Bringt es was, wenn ich mal ein wenig akquiriere, und mich bei anderen Film- und Fernsehbuden als autarker Sprecher anbiete? Ich könnte ja jederzeit auch ganz kurzfristig angelieferte Texte aufnehmen und die Audiodatei zurückschicken. Oder machen das schon so viele Leute, dass da der Markt total gesättigt ist? Es gibt zwar diese Sprecheragenturen, aber die wollen ja letztendlich in ihrem eigenen Studio aufnehmen, also anderes Geschäftsmodell...

Matthias

 

[leary]

Es gibt zwar diese Sprecheragenturen, aber die wollen ja letztendlich in ihrem eigenen Studio aufnehmen, also anderes Geschäftsmodell...

...also ich habe jetzt schon häufiger gehört, dass alles viel dezentraler als früher gehandhabt wird. Viele Sprecher haben Zuhause ihren Sprecherplatz und liefern übers Netz. Vor dem Hintergrund arbeiten wohl die meisten so wie du. Ich würde mal an eine Agentur herantreten. Beispiel hast du ja genug.

 

[whitealbum]

...

Nun frage ich mich, gerade in Zeiten der coronabedingten dezentralen Produktion: Bringt es was, wenn ich mal ein wenig akquiriere, und mich bei anderen Film- und Fernsehbuden als autarker Sprecher anbiete? Ich könnte ja jederzeit auch ganz kurzfristig angelieferte Texte aufnehmen und die Audiodatei zurückschicken. Oder machen das schon so viele Leute, dass da der Markt total gesättigt ist? Es gibt zwar diese Sprecheragenturen, aber die wollen ja letztendlich in ihrem eigenen Studio aufnehmen, also anderes Geschäftsmodell...

Matthias

Eins vorweg, da kenne ich mich nicht gut genug aus, aber:
Du kannst parallel auch in Deiner direkten Umgebung (100km Kreis) schauen, was man da anbieten könnte.
Deine Stimme hat etwas solides nicht marktschreierisches, da könnten soziale Einrichtungen, öffentliche Betriebe, aber auch Wirtschaftsbetriebe, die auf Seriosität wert legen, interessiert sein.

Ich werde mir das M 990 wirklich mal zur Probe besorgen. Womöglich hat mein Berliner Gefell-Händler (zugleich mein Geithain-Händler) sogar eins da.

Da würde ich echt nicht mehr so viele Worte drum machen, das ist ja kein Ding, bekommt man ja sogar kostenlos ausgeliehen.
Der Vorteil wäre, Du müsstest dann nicht immer wochenlang nachdenken, ob Du jetzt das mal testen sollst oder nicht
Und wenn das nicht DEN Mehrwert hat, umso besser, 2500€ gespart.
Bei der Gelegenheit, wenn der Händler das M92.1s auch hat, gleich mitnehmen, dann brauchst Du Dich auch nie mehr fragen, hätte ich das doch auch gleich getestet

 

[whitealbum]

Es gibt zwar diese Sprecheragenturen, aber die wollen ja letztendlich in ihrem eigenen Studio aufnehmen, also anderes Geschäftsmodell...

...also ich habe jetzt schon häufiger gehört, dass alles viel dezentraler als früher gehandhabt wird. Viele Sprecher haben Zuhause ihren Sprecherplatz und liefern übers Netz. Vor dem Hintergrund arbeiten wohl die meisten so wie du. Ich würde mal an eine Agentur herantreten. Beispiel hast du ja genug.

Ja das kann ich bestätigen, da kenne ich sogar zwei Kollegen