Musiktheorie und das rechte Maß...

  • Ersteller FeldFunker
  • Erstellt am
marcoustic schrieb:
OldWise schrieb:
Theorie für die Wissenschaftler - Musik für die Musiker.

Sorry, aber das kann man so nicht stehen lassen.
Schon gar nicht im Zusammenhang mit dem, was Psycholator schrieb:

Bei meiner ersten Idee zu einem Song spielt Theorie keinerlei Rolle.

Sorry, aber das ist Quatsch!

Jetzt muss ich aber auch nochmal was dazu sagen hier... Das ist ja mal wieder fürchterlich mit welcher Selbstüberschätzung jemand andere Ansichten zu töten versucht.

Ich habe nie behauptet, dass ich mich von meiner Lernvergangenheit lossage und einfach Töne und Farben schmecke, die sich dann in ein Klanggewand fügen, ohne jemals was von [g=251]Dur[/g] und Moll gehört zu haben. Natürlich habe ich mir nach den Jahren der Musikalität gewisse Themen, Motive und "Lieblingsrhythmen" angewöhnt. Jemand, der nie was von nem 4/4 Takt gehört hat, wird keine Probleme haben, einen 13/8 Takt zu verstehen, weil er nicht 10 Jahre 4/4 geschluckt hat.
Damit will ich sagen: Nur wer nicht weiß, was Musik bzw. Klang insgesamt ist, kann unvoreingenommen seinen "Bauch" sprechen lassen ;)

Ich wollte mit meinem Satz, der ja deiner Meinung nach nur Quatsch sei, lediglich ausdrücken, dass ich mir keine großen Gedanken um die ersten Ideen zu meinen Songs mache. Meinetwegen kann ich auch sagen, dass sich ohne größeres Zutun meinerseits mein Hirn aus den gegebenen Informationen über Musik ein spontanes Gemisch aus Tönen und Rhythmen ergibt, bei dem ich keine intellektuelle Anstrengung erfahren musste.
Für mich ist die Theorie aber immernoch etwas vorwiegend aktives. Sobald ich beginne, mir bewusst Gedanken über die Übergänge und Harmonien zu machen, beginnt für mich der "theoretische Teil". Niemand ist ohne unbewusstes Grundwissen. Also ist auch niemand 100% spontan, weil uns immer die am besten versteckten Informationen, von denen wir selber kaum wissen, dass wir sie wissen, leiten.
Auch wenn sich jemand, gehen wir einfach mal utopisch davon aus, er habe echt KEINE Ahnung, nur denkt "hey, dieser Klang klingt zusammen mit diesem Klang verdammt gut, das kann man öfter machen" hat er sich ein Stück (persönliche) Musiktheorie erarbeitet und wird diese vermutlich nie wieder los. Er wird genau das immer wieder als harmonisch ansehen und unbewusst auch in seiner "spontanen Phase" einfließen lassen.

Mir ist es bewusst, um das nochmal zu betonen, dass ich NIE frei von der mir bekannten Theorie Musik schreiben werde. Es mag mir noch so spontan und "neu" vorkommen, am Ende bleibt es ein Produkt meines Wissens (das ich natürlich erweitern kann).

Wenn ich nun sage, dass Theorie bei mir keine Rolle spielt in manchen Phasen meiner Komposition, dann unterteile ich eher in Theorie und Praxis.
Praxis ist für mich die Anwendung der Theorie, die ich so sehr verinnerlicht habe, dass es mir keine Mühe bereitet, sie umzusetzen ohne mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Und das ist ohne Frage intuitive und spontane Anwendung des Wissens.
Theorie ist das "wissenschaftliche" bei der Sache (um das nochmal aufzugreifen). Sie SCHAFFT das WISSEN, das uns tatsächlich die "Spontanität" erweitert. Denn sobald wir neues Wissen so verinnerlicht haben, dass wir auch dieses unbewusst anwenden, kommt es uns wieder herrlich spontan vor. Jeder kennt dieses Erlebnis, dass er sich ewig mit einer neuen Formel abquält und sich immer schwer damit tut, sich diese Formel aktiv ins Gedächtnis zu rufen. Diese Person fühlt sich angestrengt, weil aktives Erinnern eine "energiefordernde" Tätigkeit ist. Eines Tages benutzt er aber diese Formel ganz von selbst und denkt sich auf einmal "Wahnsinn! Ich hab garnicht mehr drüber nachgedacht... ich hab sie einfach GANZ SPONTAN benutzt". Das war der Übergang in die Praxis.... blablabla

Wie der Herr Marcoustic wohl inzwischen festgestellt haben dürfte, bin ich nicht so ein "ich brauch keine Theorie - die behindert nur"-Fanatiker, wie er glaubt, verstanden zu haben. Ich trenne nur die Begriffe Theorie und Praxis ganz gerne und von der Praxis lässt sich nunmal sagen, dass es die (teilweise spontane) Ausübung der einem selbst bekannten Theorie ist.
Ab dem Punkt, an dem ich mich an ein Blatt Papier setze und die Noten zusammenschreibe nach Gesichtspunkten der Harmonielehre und unter strengster Berücksichtigung moderner musikalischer Normen, ist es Theorie. Und genau das vermeide ich beim Anfang eines Songs. Ich lasse das unterbewusstseinsgesteuert in meinem "Bauch" ablaufen und steige aktiv erst bei der Praxis ins Geschehen ein.

Ach, da kann man sich echt drüber totschreiben. Also brech ich mal langsam ab hier.

Versteht das net immer gleich als Schwarz-Weiß-Konflikt, wenn jemand von "ausm Bauch heraus vs. Theorie" spricht. Es geht hier nur um die Faktoren

bewusste Theorie (Blatt Papier, Stift, Gehirn, Noten ;) )
unbewusste Theorie (Assoziation, Idee "kommt" einfach, kein Papier :D)
Praxis (Umsetzung von bew. Theorie bzw. unbew. Theorie)

Und ich bin wirklich keiner, der Theorie verteufelt. Sie vergrößert unseren Blickwinkel! Fertig aus! Wir dürfen nur nicht merken, dass wir Ahnung haben. Dann fühlen wir uns auch gut dabei. Und bevor ich den nächsten Seitenhieb kassiere: Es gibt natürlich auch Leute, die sich beim "Theorisieren" :D wohler fühlen ;)

Also immer aufpassen, wenn du jemanden unterstellst, er erzähle nur Quatsch. Er meint es vielleicht ganz anders, als du denkst. Und außerdem mag ich es nicht, wenn meine Postings auf einen einzigen Satz reduziert werden. Denn im Prinzip habe ich jetzt in meiner Erläuterung meiner eigentlichen gemeinten Ansicht nichts anderes erzählt als du. Nur war ich eben nicht so militant in meinem ersten Posting, wie du es warst.

Ich hasse einfach dieses "Du erzählst Mist und ich weiß es besser"-Gehabe. Aber das wird sich leider nie abstellen lassen. Irgendwer wird mir immer sagen "aus deinem 5 Seiten langen Beitrag ist ein Satz totaler Blödsinn" und die anderen 4,99 Seiten ausblenden...

SO! Frust rausgelassen :D

Weitermachen!

Psy
 
He Jungs,

ein sehr schöne Debatte zu einer zunächst simpel gestellter Frage von FeldFunker.
Das Statements abgegeben werden, sich Meinungen kreuzen gar sägen ist erfreulich und belebt den "Gedanken" hinter dem Musikempfinden.

Ob viel Theorie, oder eher weniger dahinter steckt, mag dem einem "schmecken" dem anderen nicht.
Schlussendlich möchte man/frau z.T. "kopflos" sich der Musik hingeben oder man/frau hört sich "analytisch" die filigranen Feinheiten heraus.
Jedem das Seine, mir das meine :).

Denke dabei spontan (Bauch) an Buchstaben und die Bildung der Worte, Sätze, die in Geschichten/Berichten/Anklagen/Gedichte/Gesetze/Liebesbriefe u.v.m. "enden".
Eines kann, wenn auch mit Absicht, dadurch immer wieder entstehten: Zeilen zwischen den Zeilen...ich hoffe ihr versteht mich ;)

Im musikalischen Bereich, meine ich dies zu erfahren und es ist beinahe egal welche Musik-Richtung ich einschlage.
Der Wille hört wo er was hören will oder er hört es schlicht einfach nicht.

Die meisten hörten Musik von Kindheit an, ohne zu "wissen" aber doch zu "fühlen"
Die meisten verinnerlichten die äusseren Momente, bei der Erfahrung der Musik zu emotionellen Erlebnissen, nennen wir es "Erinnerungen" oder photographische Noten ;)
Die meisten wollten mit der Zeit erfahren "wie und warum" Klänge die Erinnerungen erwecken und wie man/frau damit für eigene Ideen umgehen "könnte"
Die meisten dachten sicherlich ganz "cool", das Theoroie was für Spiesser ist (nicht als Angriff gemeint, war auch so bis ich mit dem Untericht des besseren belehrt wurde...naja..lach)

bis...

Der eigene Horizont sich zu oft, mit der zu überwinden werdenden wollenden Messlatze "möchte besser werden", konfrontiert wird.

Was tun...?

Lernen, mit Theorie hören lernen, um damit "Aha-Erlebnissen" zu stärken/erweitern und selbst gemachte Erfahrungen aus dem Kämmernchen des emotionalen Gedächnisses hervor zu kitzeln.
Lernen, der Weg und dessen Ziel ist nicht abzusehen, wo man/frau mit Theorie hingelangen "könnte"...
Will man/frau diesen mal "kurz" begehen, schadet es nicht, möcht man/frau "dannach" konventiell bleiben, schadets auch nicht.
Fragt sich wirklich was man/frau will...das beim Thema Musik ein Zwang zwischen S/W-Fragen aufkommen, ist für mich zeitweise bedenklich und nachvollziehbar.

Sodele, zur Frage von Feldfunker nun ;)

Nutze den Bauch (Bässe wirken da besonders...) :)
Lass dein Gehör (beide Gehirnhälften hören meist mit) entscheiden, sei nicht zu eitel (schlag mich) und berharre bei "alten" Kadenzen (Wechsel der Akkorden resp. Stufen, wie auch immer) stehen.
Versuch wirklich relativ ungewöhnliches zu Verbinden...es ist eine Herausforderung an Dich selbst...vorallem bleib Dir immerwieder treu und lass dich nicht zu fest von anderen Ohren negativ/destruktiv bepinseln
Dein Stil hast Du bereits entwickelt also warum nicht mal in "fremden" Pfaden Gehversuche unternehmen? Stile verinnerlichen und/oder mit deinem eigenen verschmelzen?
Der Weg fürs weiterkommen kann durchaus auch mal in einem Kreis sein oder in einer liegen Acht haften bleiben, in welcher Du an Kreuzungspunkten Dich selbst wieder erkennst.
Lob Dich selbst, auch bei "alten" Stücken, bei denen Du vielleicht heute denkst: hach wie naiv ich doch war und doch sind diese gut (denk darüber nach).

Lach, wirr geschrieben, ob verstanden wird?
 
@ juggernaut

So, geht jetzt etwas überkreuz, aber ich konnte nicht eher etwas dazu schreiben:
Wenn sie wirklich ausgefeilt ist, wird sie keine Banane sein.
Naja, wie geschrieben: Das entscheidet eigentlich der Hörer (der oft keine musikalische Vorbildung hat...). Der Eine findet J.S. Bach super, der Andere findet Bach Banane, das gibt´s wirklich! ;)
Für mich ist das Hauptkriterium, nach dem ich eine Komposition gut finde, ob sich beim Hören emotional etwas in mir regt. Das können komplexe, aber auch sehr simple Kompositionen sein, die das bewirken. Da gibt´s für mich keine erkennbaren Tendenzen.

Mir fällt oft auf, das Leute, die von der Theorie keine Ahnung haben, dieselbe verdammen und um ihr musikalisches Bauchgefühl fürchten
Naja, es gibt ja auch Leute, die Ahnung haben und der Meinung sind, dass man unbedingt Theorie beherrschen muss, um gute Musik zu machen... ;)

Grüße
Cos
 
Für mich ist das Hauptkriterium, nach dem ich eine Komposition gut finde, ob sich beim Hören emotional etwas in mir regt.

sehe ich genauso! man merkt schon als geübter Musiker ob eine komposition gut durchdacht ist, aber solange sich nichts bei mir regt, regt sich auch kein Interesse für den Song.

Beispiel: es gibt Songs mit der typischen Akkordfolge, die halt auf Grund von Theoretischem Wissen gewählt wurde. Findet man vor allem oft in der Klassik. Aber nur weil die Akkorde und Noten harmonisieren und ein wohlwollendes Klangbild erzeugen muß sich nicht unbedingt etwas bei mir regen und ich den Song toll finden! Unabhängig von der Musikrichtung.
 
Psycholator schrieb:
wenn sich jemand, gehen wir einfach mal utopisch davon aus, er habe echt KEINE Ahnung, nur denkt "hey, dieser Klang klingt zusammen mit diesem Klang verdammt gut, das kann man öfter machen"


willkommen in meiner welt. :D


und bitte verzeih mir für die reduktion Deines (sehr gelungenen!!) postings auf nur diesen einen satz. ;)


Der Gruß

InSomnius
 
OldWise schrieb:
anderer Musiker analysieren und daraus eine Theorie ableiten, wie man bestimmte musikalische Effekte erzielt.

und und und ...

Musik kommt aus dem Herzen!!! Nicht aus dem Kopf. Aber ich denke, dass kann man sehr kontrovers diskutieren.

Allerdings. Ich gehe davon aus, dass meine Musik komplett in meinem Kopf entsteht, mein Herz ist nur ein Muskel - aber ich denke, Du meintest was anderes. ;)

Ernsthaft: Ich widerspreche dem gar nicht, dass Musik viel mit Intuition, Gefühl, "Herz" und "Bauch" zu tun hat. Aber es schadet meiner Meinung nach nicht, wenn man die musikalischen Ergebnisse, nachdem die emotionalen Prozesse ihren Dienst geleistet haben, mit theoretischen Gewürzen verfeinert. Man lernt ja die Theorie nicht, um danach Musik am Reissbrett zu konzeptionieren. Man lernt die Theorie z.B. , um besser zu verstehen, was man vorher intuitiv komponiert hat. Das hilft dann auch dabei, aus einer Idee ein Arrangement zu machen, aus einem Songfragment einen Song.
 
Naja, es gibt ja auch Leute, die Ahnung haben und der Meinung sind, dass man unbedingt Theorie beherrschen muss, um gute Musik zu machen...

Nee, das ist zumindest nicht meine Meinung. Würde keine qualitativen Unterschiede zwischen den musikalischen Resultaten reiner Bauch- oder Kopfmusiker pauschalisieren wollen.
Ich habe selber lange Zeit ohne den theoretischen Hintergrund gearbeitet und bin heute weiss Gott immer noch kein Experte darin.

Mittlerweile verstehe ich die Gesamtheit musikalischer Theorie von Rhythmik über [g=63]Harmonie[/g] und Melodie eher als eine Sammlung von Möglichkeiten, als als Regelwerk. Und erweiterte Vielfalt ist Spaßgewinn, oder??

Gruß
Juggernaut
 
OldWise schrieb:
Zum Thema Jazz:

Was ist denn mit Free-Jazz? Die Leute spielen total spontan und setzen sich nicht 1h vor dem Konzert hin und überlegen wie sie ihr improviertes Stück aufbauen und arrangieren ...

Woher weisst Du das? Machst Du selber Freejazz? Und nur weil man sich nicht vorher abspricht, heisst das nicht, dass da keine Theorie im Spiel ist. Freejazz heisst ja nicht, dass alle kakophonisch durcheinander und gegeneinander spielen, die hören sich schon gegenseitig zu und kommunizieren über ihre Instrumente miteinander. Damit man da aber "mitreden" kann, also den musikalischen Faden einer Improvisation aufnehmen und weiterspinnen kann oder den gerade solierenden Musiker begleiten kann, dazu braucht man ein gehöriges Mass an Theorie. Der "klassische" Freejazz der 60er Jahre hat ja nicht die Musktheorie abgeschafft, sondern nur bestehende Regeln in der Jazzmusik hinterfragt, wie z.B. die Trennung zwischen Soli und Begleitung, das starre Schema, in denen sich Solisten abwechselten, die tonalen Eigenheiten bestimmter Stile usw. Das "free", also das freie am Freejazz bestand nicht darin, die Musiktheorie über Bord zu werfen, sondern sie für die möglichst freie Improvisation aller beteiligten Musiker zu instrumentalisieren.
 
so ich geb da jetzt auch noch meinen senf dazu.

Ich habe mich bisher sehr viel mit Harmonielehre auseinadergesetzt.Und mir ist aufgefallen:es gibt sie nicht , DIE Harmonielehre.Bach hat dissonanzen anders ehandelt als Wagner.Liszt hatte andere "kadenzvorstellungen" als Haydn.

Man sollte sich fragen,was die Harmonielehre eigentlich ist:Sie erklärt im nachhinein was Musiker vorher gemacht haben.HL ist kein Sammelsurium von Regeln,die der mit ihr arbeitet nachmachen muss.Die Praxis war schon immer vorher da,und erst dann kam die Theorie um zu erklären.Aber HL vermittelt ein Basiswissen der Möglichkeiten.Und fordert (ja das tut sie) auf,selbstständig damit umzugehen.Dass sie Musik regeln unterwirft und das kompositorische talent einschränkt stimmt nicht.

Ich vergleich das immer mit autofahren: jeder der den führerschein hat,kann von a nach b kommen.wenn man aber unterwegs ne panne hat,ist es besser mechaniker zu sein.

In diesem sinne:schaden kanns nich

gruss marco

P.S: Macht euch mal den spass und schaut in 10 verschiedene Harmonielehren rein wie ein Sextakkord im vierstimmigen satz aufgebaut werden soll - da wird 10 mal was anderes drin stehen
 
Hallo!
Ich glaub , wenn man zu viel Noten in der [g=32]Midi[/g] Rolle herumschiebt, ist ein Keyboard unbedingt von Nöten. Und erst dann ein Buch. Aus deinem Beitrag geht ja nicht genau hervor , wieweit Du [g=32]Midi[/g] schon gespielt und nicht nur geklickt hast. Ich finde gerade eine Klavier/Keaboardtastatur an sich liefert schon sehr viel wissen über das Verhältnis zwischen den Tonhöhen wenn man viel au ihr herumspielt. Den Unterschied zwischen Pentatonik und Tonleiter sieht man ja schon an schwarzen und weissen Tasten. Wenn man das noch mit einer Prise Theorie ergänzt, kann man schon viel Freude haben. Ich zähl mich in Sachen Musiktheorie aber auch eher zu den Dilettanten :D
 
Man lernt die Theorie z.B. , um besser zu verstehen, was man vorher intuitiv komponiert hat.

das ist dann aber schon wieder wissenschaft. um etwas tun zu können, muß ich nicht wissen warum das so ist, hauptsache ich kann es. Da kann man natürlich gegenteiliger Meinung sein.

Thema Free-jazz:

ich denke hier sollte man noch differenzieren zwischen Theorie und Erfahrung. Free-Jazz besteht ja (lt. Defintion) aus reiner Improvisation. Da hast du nicht viel Möglichkeiten bzw. Zeit dir zu überlegen was du spielst. Du spielst Dinge und weißt dass sie zusammenpassen aufgrund deiner Erfahrung und nicht weil du es irgendwann mal in einem Buch gelesen hast! Das gilt doch prinzipiell für Improvisationen, oder?!?

Oder anderes Beispiel: Hast du schonmal mit einer Band einfach nur eine Session gespielt? Da spielt jeder gerade das was er geil findet.

Ich glaube "Musik aus dem Bauch heraus" ist vergleichbar mit Religion und die Theorie mit der klassischen Wissenschaft. Wie wirkt nun beides zusammen?

Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?

Was war zuerst da, das Gefühl oder die Melodie, die ein Gefühl ausdrückt?
 
Hi!

Erstmal sorry an Psycholator.
Wenn Du Dich angegriffen fühlst, tut es mir leid.
Jedoch muss ich sagen, dass mein zitierter Satz zwar aus dem Zusammenhang gerissen wurde, aber der Sinn sich selbst MIT dem Rest Deines besagten Postings nicht verändern würde.

Ich glaube, man darf hier einfach nicht so viel schwarz/weiß-Malerei betreiben.

Es geht doch nicht um Theorie vs. keine Theorie.
Es geht doch um den Sinn des Ganzen und die Ergebnisse, die durch vielfältigste Arten der Komposition entstehen können.

Mein Statement gegenüber Leuten, die von Theorie nichts wissen wollen, oder diese einfach für überflüssig halten ist:
Man benutzt einen Teil Musiktheorie/Harmonielehre beim Komponieren ganz unbewusst... weil nämlich das Gehör diverse Floskeln, Harmonien, Melodieverläufe, [g=251]Dur[/g]/Moll-beziehungen und Skalen kennt und damit umgehen kann.

Wieso sollte man also dieses unterbewusste, praktische Wissen nicht erweitern und auf eine bewusstere Ebene verlagern, um so seine Kreativität noch ergiebiger ausschöpfen zu können?

Es geht doch nicht darum, dass jeder Metal-gitarrero auf eine gegebene Melodie einen 4-stimmigen, formal korrekten Kantional- oder Bachsatz schreiben können muss, bevor er eine gute Komposition abliefert..

Es geht auch nicht darum, seinen Kompositionsstil aufgrund einer erlernten Theorie, grundlegend zu verändern oder gar zu beschränken

Ich behaupte nur, dass man seinen kompositorischen Horizont mit ein wenig Studium der stilbezogenen Musiktheorie stark erweitern kann.

Grüße

Markus
 
ich stell mir halt immer die Frage ob sowas wirklich fördert oder eher behindert ...

eine Antwort darauf habe ich persönlich noch nicht gefunden. aber ich weiß, dass je intensiver und länger man sich mit musik (machen) beschäftigt, desto mehr gehen gewisse (theoretische) Ansätze oder Überlegungen in einem über.
 
@oldwise

ich denke, um free jazz spielen zu können, braucht man erfahrung UND theoretisches wissen.
drum sind die meissten free-jazzer auch studierte musiker.

aus eigener erfahrung weiss ich, dass ich dem rhythmus gitarristen erst auf die finger schaue,
um zu sehen welchen akord er anschlägt, bevor ich mit dem imrpovisierten solo anfange.
würde ich das nicht tun, also ohne mein musiktheoretisches wissen anzuwenden, dann könnte sich
das ganz schnell grausam anhören. :D

zur kontrolle sollte man auch immer einen mitschnitt seiner jamsessions machen.
oft hat man beim jammen ein gutes gefühl im bauch, aber später beim abhöhren verkrampft sich dann der magen. he he

jedenfalls, egal ob rhythmik-lehre oder harmonielehre, beides erweitert den musikalischen
horizont. schliesslich ist musik die schönste sprache der welt, also sollte man auch
seine vokabeln pauken, wenn man sich mitteilen will.

in diesem sinne.

cu
 
OldWise schrieb:
Man lernt die Theorie z.B. , um besser zu verstehen, was man vorher intuitiv komponiert hat.

das ist dann aber schon wieder wissenschaft. um etwas tun zu können, muß ich nicht wissen warum das so ist, hauptsache ich kann es. Da kann man natürlich gegenteiliger Meinung sein.

Angenommen, Du komponierst ein Stück und denkst: "Hm, da würden jetzt ein paar echte Streicher passen." Da sieht es ohne Theorie schon düster aus. Du kannst natürlich jemanden beauftragen, die ein Streicherarrangement zu schrieben, das heisst aber

1.) Du kannst es nicht selber
2.) der Arrangeur macht genau das, was ich beschrieben habe:
Er analysiert Dein Stück, um ein passendes Streicherarrangement zu schreiben. Ist er deshalb "nur" ein Wissenschaftler, ein herzloser Analyst - kein Musiker?
 
@ FeldFunker

Nötig um Musik machen zu können ist Theorie nicht; hinderlich allerdings auch nicht. Wenn du das Gefühl hast, dass sie dich am Musik machen hindert hast du sie wahrscheinlich noch nicht verinnerlicht.
Es ist aber wirklich wichtig, sich klar zu machen, dass die Harmonilehre kein festes Regelwerk ist, sondern sich von Epoche zu Epoche stark verändert. Im Barock galten Quintparallelen z.B. als unschön, die erste Mehrstimmigkeit bewegte sich aber in Quinten und wurde als schön empfunden. Und welches Rock/Metal Stück kommt schon ohne Powerchords aus.
Auch das tonale Zentrum ist so ne Sache. In der Renaissance waren alle Klänge gleichberechtigt. Welche Akkorde verwendet werden konnten hin stark von der Instrumentierung ab.
Die Regeln wurden nach Analysen der großen "Meisterwerke" aufgestellt und sind oft mit vorsicht zu geniesen. Und oft ist das brechen der Regeln gerade das, was ein STück interessant macht. Dafür muss man sie aber auch kennen. Aber das hat ja auch schon wer geschrieben. Wollte es nur nochmal hiermit bestätigen, da es wirklich wichtig ist.

Generell ist Harmonielehre einfach ein weiterer Punkt der einem hilft Musik zu machen. Also nicht nur Songs zu schreiben, sondern auch besser zu hören, dadurch einen besseren Zugang zu kriegen, sein Instrument besser zu spielen usw.
Also echt ne gute Sache.

Und das wichtigste: musikalische Idee geht vor irgendwelchen Regeln.

P.S.: Ich weiß nicht welche Bücher du gelesen hast? Empfehlen kann ich dir die Harmonielehre von Diether de la Motte. Der geht z.B. auf die verschiedenen Epochen ein.

Außerdem glaub ich nicht, das Flea von den Chilli Peppers nicht Noten lesen kann. Der spielt doch auch noch ziemlich gut Trompete (auf der letzten Mars Volta).
Und wenn Tom Waits wirklich nicht Noten lesenkann, dann hat er aber seine Leute die das drauf haben.
 
Angenommen, Du komponierst ein Stück und denkst: "Hm, da würden jetzt ein paar echte Streicher passen." Da sieht es ohne Theorie schon düster aus.

Wieso? Ich habe 10 Finger, eine Tastatur und das Herz am rechten Fleck (hoffe ich :p ) außerdem habe ich eine Vorliebe für Streicher.
 
OldWise schrieb:
Angenommen, Du komponierst ein Stück und denkst: "Hm, da würden jetzt ein paar echte Streicher passen." Da sieht es ohne Theorie schon düster aus.

Wieso? Ich habe 10 Finger, eine Tastatur und das Herz am rechten Fleck (hoffe ich :p ) außerdem habe ich eine Vorliebe für Streicher.

Dann wendest Du ja die Theorie schon an. I
 
Die Regeln wurden nach Analysen der großen "Meisterwerke" aufgestellt und sind oft mit vorsicht zu geniesen
Nach dem dritten Regelverstoß soll es für Musiker auch schon mal Instrumentenentzug für einen Monat gegeben haben... ;)
Und oft ist das brechen der Regeln gerade das, was ein STück interessant macht.
Na, zum Glück hat jede Epoche ihre Rebellen...

Fazit: Regeln behindern Freiheit und Kreativität selten so stark wie in der Musik, wenn man sie zu ernst nimmt.

Grüße
Cos
 

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