Also zunächst einmal finde ich es dämlich, hier Alben aus den 60ern und 70ern zu nennen.
Ich denke, heute hat jede DAW mehr Möglichkeiten als die Techniker damals. Klar konnte man damals auch schon gute Mixe machen, aber vielleicht war den Künstlern damals auch Anderes wichtiger ...
... was mich auch zu folgender Einlassung bringt:
Hier im Forum ist erst dann ein Mix ein guter Mix, wenn er absolut transparent ist.
Ähnlich wie Steely Dan ab der Gaucho.
Vielleicht ist das aber nicht immer das Ziel der Künstler. Bei allem Respekt der hier hochgelobten Mischer und Masterer und selbstmischenden Musikern und masternden Produzenten ...
... viele der hier als "State-of-the-art"-Mixe empfinde ich persönlich als mausetot.
Klar sind die transparent, man kann jedes Instrument raushören.
Aber da fehlt jegliche Energie, Power, musikalische Raffinesse und vor allem Gefühl. Selbst wenn das eigentlich im Song vorhanden ist.
(geht jetzt natürlich nicht um ganz offensichtliche "Mumpf-Mixe")
Auffällig ist auch, dass ein Mix solange nicht erwähnt wird, bis ein Forumsguru auf einen Mischfehler hinweist, und plötzlich haben es auch alle anderen schon lange gehört: "Nein, der Mix ist ja total daneben gegangen, absoluter Murks/Mist/Matsch, ohne Transparenz/zuviel 400 Hz/zuwenig Pan etc. ...".
Das Ganze hatten wir doch schon mal ähnlich in diesem Thread:
https://recording.de/Community/Forum/Homerecording/Musik_produzieren/10461/Post_2149763.html#P_135
(Leider finde ich den Thread von synthpark hierzu nicht mehr. )
Ich denke, die Profis wissen schon, was sie machen. Auch unter Zeitdruck.
Und da geht es auch darum, aufzufallen. Mit einer viel zu lauten/gegateten Snare. Mit einem Glockensound, der die Ohren zerschneidet. Mit einem wummernden Bass, dass selbst bei ganz leisem Hören das Auto hinten zu hüpfen beginnt.
Und es geht darum, mal was auszuprobieren. Mal was neues zu machen. Und auch: Dem eigenen Geschmack zu folgen. Hier mal ein musikalisches Beispiel (auf dem Feld bin ich einfach bewanderter):
Bei "Tonight tonight" von Genesys spielt Tony Banks über ein Moll-Akkord-Pad ein Dur-Arpeggio. Das ist natürlich falsch und macht man nicht und würde hier im Forum sicherlich kritisiert, Tony Banks als ahnungsloser Anfänger tituliert.
Es ging aber darum, Spannung zu erzeugen. Und nicht darum, die Seichtigkeit noch weiter zu treiben ...
Meiner ganz bescheidenen Meinung nach hängen wir hier unseren Geschmack und unsere Vorgehensweise nur viel zu viel zu viel zu hoch und vergessen doch immer wieder, welch kleine Kerzchen wir doch eigentlich sind.
Mal ganz abgesehen von den ganzen sagenhaft erfolgreichen Pros, die hier unterwegs sind
das man mal überdenken sollte, ob diese Dinge wichtig sind. Ob jemand den Misch vom TE kritisiert, geht dem TE am Popo vorbei. Wenn etwas nützlich dabei ist, dann wird der TE sich das schon rausnehmen.
