Künstliche Intelligenz komponiert Musik? (Video)

[tim_heinrich]

 

[terrablue]

Das ist faszinierend und beängstigend zugleich. Ich habe nichts gegen ChatGPT, kann eine ganz nützliche Hilfe zum Musiktexte schreiben sein, wenn man mal aufm Schlauch steht oder im Texten nicht ganz so bewandert ist, aber eine KI die Musik komponiert? Ich weiß nicht. Ich hoffe, daß das nur eine Nische für Experimentierfreudige bleibt.

 

[oove]

Tim, Du scheinst begeistert zu sein.
Klar ist das faszinierend und wird Schritt für Schritt besser. Und mit jedem Schritt wird ein weiterer Ast abgesägt auf dem unser Lebensmodell steht.

Was machen wir später alle?

 

[SoulFrontier]

Tja, war zu erwarten, oder? Und ja, das ist nicht aufzuhalten und natürlich wird es in 2...3 Jahren dann noch intuitiver, noch ausgebuffter, noch natürlicher etc sein und klingen und ja, die Software wird den Mensch als kreativer Erschaffer von Filmmusik ersetzen. Bye bye ihr Filmmusiker.
Auftragsmusik wird es nicht mehr geben, da das der Praktikant nebenbei erledigt.

So what? Andere Bereiche und Berufe, die nicht kreativ arbeiten oder doch, sie werden ebenso verschwinden.
Busfahrt,Taxi, Flugzeuge etc. brauchen keine menschlichen Lenker mehr.

Anwälte braucht niemand mehr. Lol. Steuerberater? Adieu! Usw. Die wird es ganz hart erwischen.
Man kann es doof finden, es ist aber nun einmal nicht aufzuhalten. KI war zu erwarten und jetzt sind die ersten Programme da. Das ergibt imo eine Revolution in der gesamten Arbeitswelt und für die Menschheit insgesamt auch.

Spannende Zeiten, ich hoffe, es wird alles gut.

 

[Soundloch]

Wenn wir Menschen eines Tages nichts mehr zu tun haben, haben wir mehr Zeit, auf dumme Gedanken zu kommen, wahnsinnig zu werden und letztlich durchzudrehen.

 

[Joost]

Solche Systeme haben doch keine eigenen Ideen, sondern verwenden das, welches sie in angelernten Datensätzen bekommen haben.
Was so ein System wohl generiert, wenn man sich einen Zwölfton Popsong mit wechselndem Rythmus im Stile Arnold Schönbergs oder Chares Ives wünscht. Und was würde mit dem Anlernen des Systems passieren, wenn sich soetwas mit einem Mal ganz viele Leute wünschen. Würde sich die Datenbasis damit verändern ?

 

[oove]

Es würde es versuchen und wahrscheinlich nach Abrufzahlen und Clicks hin optimieren, so wie das die Hitproduzenten jetzt auch tun.

 

[tim_heinrich]

Tim, Du scheinst begeistert zu sein.
Klar ist das faszinierend und wird Schritt für Schritt besser. Und mit jedem Schritt wird ein weiterer Ast abgesägt auf dem unser Lebensmodell steht.

Was machen wir später alle?

Man kann diese Technik verteufeln oder sie im Blick behalten und gucken, wie man diese in der Zukunft einsetzt.

 

[oove]

Ich verteufele nichts. Aber wen meinst Du mit "man", der/die/das sie einsetzt?
Dich und mich?
Nö, das kann schließlich jeder in Auftrag geben. Ich finde das auch super schön.
Wenn ich nur wüßte, worin mein Sinn dann bestehen wird.

 

[SoulFrontier]

Wenn ich nur wüßte, worin mein Sinn dann bestehen wird.

Daumen gedrückt für Dich! Du wirst hoffentlich eine Bestimmung finden.
Als Musiker, der ein oder mehrere Instrumente beherrscht, sollte sich immer ein guter Weg finden.

 

[Turquoise]

Im Gegensatz zu KIs, die Texte erstellen oder Bilder "malen" kann ich mir im Moment nicht vorstellen, dass eine KI jemals etwas wirklich Gutes komponieren wird.

Ein Text muss lediglich einen Sinn haben. Den kann eine KI erfüllen, indem sie auf die Vorgabe reagiert.

Das gilt aber nur für formelhafte Texte. Bei "eigenen Gedanken" - sei es im Erzählerischen, sei es bezüglich der Inspiration oder einer Idee, seien es philosophische Gedanken, die idR um Ethik kreisen - dürfte die Luft für KI sehr dünn werden.

Mit Musik ist es ähnlich wie bei Texten mit "eigenen Gedanken". Sie braucht Inspiration oder eine eigene Idee. Dazu muss man aber selbst ergriffen sein, um zu verstehen, dass es gut ist. Nicht nur bei der Bewertung der ersten Idee, sondern auch bei allen weiteren Schritten fragt sich der Komponist, ist es gut, hat es das gewisse Etwas, macht es etwas anderes zu etwas Besonderem?

Eine KI kann sich diese Fragen bei der Auswahl des Materials nicht stellen, weil sie nicht zwischen gut und nicht-gut unterscheiden kann. Denn "gut" ist in der Musik an Emotionen gekoppelt, die eine KI nicht hat. Sie kann sich nur fragen: ähnelt es von der Struktur her etwas? Funktioniert es nach den Gesetzen der Harmonik und Rhythmik?

 

[oove]

Vermutlich sammelt sie Erfahrungen über die Wirkung bestimmter Muster auf Menschen.
Nachfrage ist messbar und spiegelt emotionale Qualität.

 

[Carcinome]

Ein Bild ist ohnehin Geschmackssache. Die Bandbreite dessen, was heute als "Kunst" durchgeht, ist so groß, dass eine KI da locker einen Treffer landen können wird.

Ich sehe da keinen Unterschied zur Musik.

Bei Musik sehe ich das nicht gegeben. Ähnlich wie bei Texten mit "eigenen Gedanken" braucht Musik idR Inspiration oder eine eigene Idee. Damit untrennbar verbunden ist, dass man selbst ergriffen sein muss um zu verstehen, dass es gut ist.

Die Charts zeigen (zumindest für mich) etwas anderes.
Der Massengeschmack entscheidet doch, was "erfolgreich" ist. Auch wenn es der letzte Quatsch ist.

Alles Höhergestellte im Schaffungsprozess interessiert da aus Zuhörersicht niemanden. Dem Konsumenten - für den ja nun mal oft Musik gemacht wird, sofern man sie in irgendeiner Form veröffentlichen wird - ist doch der Entstehungsprozess vollkommen egal. Es wird nach dem Resultat beurteilt und nicht nach der Entstehungsgeschichte. KI verspürt keinen Narzissmus.

 

[oove]

War gestern bei einer einschlägigen Diskussion der Uni München dabei. Meine Frage nach dem Sinn für Künstler in der sich vertechnisierenden Entwicklung, war schnell vom Tisch.
Es ist KEIN Verdrängungsprozess, der Musiker wird tolle kreative Möglichkeiten bekommen.

Die vergessen nur, dass das nicht die selben Menschen sind.

Ein Busfahrer wird kein Webdesigner und die Qualitäten eines Musikers bei der Benutzung einer KI sind einfach nicht mehr nötig. Stattdessen andere. Aber welche?

 

[SoulFrontier]

Ein Busfahrer wird kein Webdesigner und die Qualitäten eines Musikers bei der Benutzung einer KI sind einfach nicht mehr nötig.

Interessehalber, womit verdienst Du denn zZ. Dein Geld?

Ich muss zB ehrlich sagen, ich würde einem Jugendlichen heute dringend von einem Jurastudium abraten, genauso sieht es ja bei Steuerberatern ua. aus, also die Dinge, die da kommen, die sollte man imo schon einkalkulieren.

Es wird zB imo immer eine Nachfrage nach live Musik von echten Menschen für echte Menschen geben. KI und Roboter in Menschenform, sie werden friedlich nebeneinander existieren. Es wird imo also auch viele künstliche Stars geben (gibt's ja schon lange in Asien) und gleichzeitig menschliche. Holograms von längst verblichenen Bands und Superstars werden "Konzerte" geben und was weiß ich für andere verrückte Sachen.
Denk an diese ABBA Show, ist ja schon Realität und das wird Schule machen.
Die Beatles, die Stones ua, in 20 Jahren kannste die jederzeit "live" erleben.

The future is bright. Ob man das alles gut oder doof findet, egal.
Wahrscheinlich und hoffentlich überwiegen die massiven Vorteile die offensichtlichen Nachteile dieser ganzen KI Geschichte. Humanoide Roboter, die eine eigene Intelligenz haben, sind sicher das nächste große Ding. Denk an die hunderttausende fehlenden Arbeitskräfte in der Pflege und im Gesundheitswesen zb. Denk an Feuerwehr etc. Leider, leider auch Soldaten, pfui aber ist nur logisch.

 

[Turquoise]

Ich sehe da keinen Unterschied zur Musik.

Ein Bild geht über das Auge. 90 Prozent unserer Sinneseindrücke nehmen wir über das Auge auf, heißt es. Das Auge (bzw. das Sehzentrum ihm Gehirn) ist also nicht nur ziemlich dominant, es ist auch gewohnt, alle möglichen Erscheinungen zu akzeptieren, weil es sie ohnehin permanent wahrnimmt. Das bedeutet, bei Seheindrücken ist keine große Decodierungsleistung mehr nötig. Alles ist für uns "Bild".

Bei Texten ist das anders. Texte verlangen uns die Aufgabe ab, die Buchstaben erst zu decodieren und dann ihren Sinn zu erfassen. Kinder können zwar Bilder spielend leicht einordnen, aber Texte sind für sie so schwierig, dass sie dafür 10 bis 13, mitunter sogar noch mehr Jahre in die Schule gehen müssen. Manche Texte versteht man sogar erst mit 50. Und manche nie.

Musik muss (mir fällt keine bessere Beschreibung ein)"emotional decodiert" werden. Das geschieht zwar - wie bei Bildern - mehr oder weniger intuitiv, setzt aber - wie bei Texten - voraus, dass auch die Codierung (der Kompositionsprozess und die angestrebte Wirkung) auf der Ebene erfolgte, auf der sie decodiert wird. Und genau das kann eine KI nicht: sie kann, wie gesagt, keine emotional bewerteten gut- / nicht-gut-Entscheidungen fällen.

Die Charts zeigen (zumindest für mich) etwas anderes.

Die Rede war aber eben nicht von den Charts, sondern von Musik. Auch wenn die Charts (ich meine nicht die hier, im Forum) ihre Verteidiger haben, so ist es doch überwiegend eine Anhäufung von akustischem Stumpfsinn.

Phänomene wie Sampling, Looping und sehr viel aus dem Bereich elektronischer Musik - also das, was in den letzten 30 Jahren de facto zum Standard geworden ist - dürfte der künstlichen Klangerzeugung erst den Weg bereitet haben. Wer als Musiker darauf gesetzt hat, ist also selbst mit dafür "verantwortlich", dass KI jetzt Musik erzeugt. So wie jeder, der nur noch mit Karte zahlt, mit dafür verantwortlich sein wird, falls irgendwann das Bargeld abgeschafft wird.

Das ist übrigens kein Vorwurf, nur eine Feststellung. Denn mMn (s.o.) wird KI noch lange keine Gefahr für kreative Musiker / Komponisten sein.

Der Massengeschmack entscheidet doch, was "erfolgreich" ist.

Ja, was erfolgreich ist. Aber nicht, ob das auch Musik ist.

KI verspürt keinen Narzissmus.

Und das ist ihr Fehler: genau die Data aus Star Trek, der keinen Witz wirklich witzig erzählen konnte, fehlt der KI das, was wirklich menschlich ist - im Guten wie in Schlechten. Liebe zur Musik, der Wunsch bewundert zu werden, die Abenteuerlust, in unerschlossenes Gebiet vorzustoßen, Experimentierfreude, Skurrilität, Emotionen wie Freude, Wut, Begehren und Dankbarkeit - alles, was uns zu Höchstleistungen antreibt. Und nochmal: die KI hat nie in die berühmte verbotene Frucht gebissen und weiß daher nicht, was Gut und was Schlecht ist.

 

[Sascha Franck]

Was machen wir später alle?

Was haben die Hufschmiede gemacht?
Was die Trommler?
Was die Einzelhändler?
Etc.

Ich finde diese neuen Entwicklungen zwar faszinierend, oft aber auch beängstigend. Man wird aber nicht verhindern können, dass all diese Dinge maximal ausgereizt werden, das liegt in der Natur des Menschen. Und natürlich noch mehr in der Natur von Menschen, die (evtl. viel) Geld verdienen wollen. Und wenn der Werbevideo-Produzent der Zukunft die Wahl zwischen teuren, dazu noch idR stilistisch limitierten Musikern und einer AI hat, die man nur starten muss und der man ferner auch sagen kann "Hm, nee, Bach war's nicht, lass mal lieber Metallica-Style probieren!", dann muss man kein Hellseher sein, um zu wissen, wie diese Wahl ausfallen wird.

Meine Annahme wäre, dass mit Ausnahme gewisser Live-Acts und einer Handvoll Produzenten, Musik in mehr oder minder absehbarer Zeit eine reine Hobby-Angelegenheit wird. Die Tendenzen sind jetzt schon ganz klar da, AIs werden das verstärken.

Als jemand, der in dem Metier sein Geld verdient, finde ich das ziemlich unlustig, ansonsten kann man ja aber auch gespannt sein.
Nur mal als vage angedeutete Möglichkeit: Wenn sich all diese Computerisierungen, Roboterisierungen und jetzt eben auch AI-Isierungen auch mal endlich dergestalt niederschlagen würden, dass Menschen deutlich weniger arbeiten müssten, könnte man sehr viel Zeit der (dann eben zum Hobby "degradierten") Musik widmen. Und da könnten dann, gerade im Zusammenspiel mit AIs, auch sehr spannende Dinge geschehen.
Allerdings bin ich mir relativ sicher, dass wir von der Einsicht, man könne anstatt mehr und mehr Profit zu erwirtschaften, das auch in ein weniger stressiges Leben für Alle ummünzen, noch sehr, sehr weit entfernt sind. Vielleicht entfernen wir uns davon sogar mehr und mehr.

 

[Carcinome]

Aber nicht, ob das auch Musik ist.

Wer entscheidet dann das?

 

[Turquoise]

Wer entscheidet dann das?

In Zukunft vermutlich überhaupt niemand mehr. Weil die, die es dürfen, dazu nicht in der Lage sein werden, und die, die dazu in der Lage wären, es nicht mehr dürfen werden, um niemanden zu diskriminieren.

Man muss den Dingen ihren Lauf lassen. Alles klärt sich irgendwann auf eine Weise.

 

[Sascha Franck]

Was genau Musik ist, kann man doch, sobald man von populärwissenschaftlichen Erklärungen a la Wikipeda mal absieht, sowieso nicht hinreichend erklären bzw. definieren.