Komponieren für Anfänger

[FluffyCloud]

Ich möchte elektronische Musik produzieren.
ich weiß schon mal was tonika subdominante und dominante bedeutet
ich kann mir die einzelnen tonleitern raussuchen.
wann nehme ich welche tonart??
habt ihr ein paar tipps?

 

[Violinist]

Ich möchte elektronische Musik produzieren.
ich weiß schon mal was tonika subdominante und dominante bedeutet
ich kann mir die einzelnen tonleitern raussuchen.
wann nehme ich welche tonart??
habt ihr ein paar tipps?

Hi Fluffy,

Hier findest du einen Online-Crashkurs für Musiktheorie: http://www.lehrklaenge.de/

Wenn du funktionsharmonische Musik komponieren willst, empfehle ich dir die Techniken des 4-Stimmigen Chorsatzes. Das kann man dann übertragen auf andere Instrumente (natürlich auch elektronische) und um zusätzliche Stimmen erweitern.

Die Tonart kannst du dir frei aussuchen. Manchmal klingt eine Tonart besser/schlechter, je nachdem welche Instrumente gespielt werden. Bei rein elektronischer Musik ist es ziemlich egal. Da ist dann nur noch die subjektive Wahrnehmung der jeweiligen Tonhöhe und natürlich der Hörgewohnheit. Wenn man ein Leben lang C-Dur gehört hat, klingt H-Dur plötzlich ganz frisch.

Wenn du konkrete Fragen hast, gibt es hier ne Menge Leute, welche dir konkrete Antworten und Tipps geben können. Aber so aus dem Stegreif kann man nicht das Erfolgsrezept zum "richtigen" Komponieren geben. Jeder hat da seine eigene Strategie.

Lg

 

[TheSnatcher]

Ist vor allem immer eine Frage der Stimmung, die man erzeugen möchte. Dur klingt halt "fröhlicher", Moll eher "düsterer" - aber die Mischung macht´s. Wenn ich Akkordfolgen bastle, arbeite ich meist nach wie vor mit meinem Quintenzirkel (aus Papier! ) um verschiedene Folgen auszutesten.

Was gut klingt, wird dann übersetzt - oft mach ich es dann so, dass der Bass den Grundton des Akkords spielt, ein arpeggio synth entweder terz oder Quinte, und die Melodie dann ein Synth auf Basis der Tonleiter.

Ist jetzt keine "besondere" Technik, aber für mich immer ein guter Anfang

Einfach mal basteln und schauen, was einem gefällt

 

[TheMarkus]

Ich würde dir gerne aus der Perspektive eines Laien bzw. nicht-Vollblutmusikers antworten wollen. Ich sehe es nämlich manchmal als Problem an, wenn der Wissensabstand (zu) groß ist. Ungefähr so, wenn dir ein ausgebildeter Klavierspieler sagt „ja, dann legst du die Finger so und drückst hier“- okay nachvollziehbar, aber kannst DU dann spielen?

Mit der Theorie ist es bei mir so: Absolut interessant, aber ab einem gewissen Punkt ist die Lernkurve mit mehr Aufwand verbunden, als dass sie (mir!) Spass bringt. Mir reicht aktuell die „Standard“-Tonleiter, die du ja sicher auch schon kennst aka Tonika und die anderen Stufen (wenn du noch Akkorde suchst, empfehle ich www.stufentheorie.de). Dann sollte man sicher wissen, wie die einzelnen Wertigkeiten dieser Stufen sind, vielleicht noch als Bonus Sus2 und 4-Akkorde... Wobei ich fast nur monophone Sachen mache, mir ist das eigentlich rille. Aber man könnte ja auch einen Akkord aus verschiedenen Einzel-Instrumenten schichten, also das Wissen darüber schadet sicher nicht. Brauch man ja auch, um zu schauen, ob der Ton in die Tonleiter passt.

Der Experte wird sicher sagen „Siehste, weil du eben hier nicht weiterlernst oder probierst, wird deine Musik immer auf dem gleichen Level bleiben.“ Das stimmt sicher, aber das muss meiner Meinung nach aus dem Fluss heraus kommen, zu komponieren und sich verbesseren zu wollen... Was ich meine ist, es bringt nichts, ALLE tollen Möglichkeiten auf einmal anzugehen. Siehe doch den 4-Chord-Song von Axis of Awesome... Mache so viel wie möglich aus wenig...

Was über die Akkorde gespielt wird, da zeigt sich meiner Meinung nach dann sowieso erst der wahre Meister.

Wenn du die Theorie soweit hast, würde ich parallel erstmal einfach ein Pattern bauen. Einfach mal Drums und Bass, so dass es deinem Ohre schmeichelt. Vielleicht wirklich so: 4 Takte Tonika, 2 Takte Dominanten, 2 Takte Subdominate. Der ganz alltägliche Wahnsinn wie er schon tausendmal da ist, könnte man da ja sagen. Und trotzdem klingen die Stücke dann doch nicht gleich...

Und jetzt mal überlegen: was bau ich drüber? Wie wird ein Song draus? Tutorials schauen, Songs anhören. Das kann man nicht lehren in letzter Konsequenz, da wird man dann irgendwie reingesogen und dass ist ja auch ein Teil des Spaßes...!

Ich habe übrigens für mich festgestellt, dass ich mehr auf DUR abfahre, weil da die Sachen durchaus melancholisch klingen können, aber auch zuckersüß-klebrig... bin aber mehr Synthpop-Fan..

Ich wünsche dir viel Erfolg!

 

[Cruba]

Noch ne' Laienmeinung:

Ich weiss ja nicht... Ist es nich schlauer mit einfachsten Melodien anzufangen und die Theorie (wenn überhaupt) hinten dran zu stellen, wenn man sein Wissen denn wirklich vertiefen möchte?

Nimm Dir die Tonleiter, variiere sie, spiel 2 Tasten gleichzeitig über die ganze Klaviatur veteilt und schau, was mit dem Klang passiert. Mach das Ganze mit einem sauberen Klaviersound und später mit richtigen Synthsounds. Da liegen nämlich noch einmal Welten zwischen.

Sonst sehe ich grad' für elektronische Musik recht schwarz, weil viele Sounds, grade analog, halt nicht wie ein klassisches Klavier reagieren. Grade wenn es um verstimmte Sounds geht, klingt die eine Kombination brilliant und angenehm, 5 andere klingen unangenehm und sond unhörbar.

In meinem neuen Song z. B. haben einige Sounds erhebliche Verstimmungen (Grundton, Keyshift UND Unison+Pitch). Da musste ich erst einmal für mich selbst entscheiden, was ich da jetzt als Grundton nehme und dann einen Akkord zu transponieren war eine echte Herausforderung.

Ich weiss es nicht, aber gerade bei einer solchen eigenwilligen Sounds hilft glaub ich auch ein Quintenzirkel und was auch immer nicht richtig weiter.

Und orientier Dich bitte nicht an Sachen, die offiziell auf dem Markt sind. Manche Musiker sitzen 10 Jahre an einem Album. Du konsumierst das dann als unbedarfter Hörer und setzt völlig falsche Maßstäbe und denkst, Gott iss der Typ genial.