Die Idee die dahinter steckt, die ich erkennen kann, ist gut. Nur umgesetzt ist es - sorry - schlecht. Ich möchte es gern begründen:
Die Bass Drum ist vom Typ her für einen doch eher housigen Track zu "hochfrequenzig". Bei derlei Tracks solltest du mit Drums arbeiten, die im tieferen Frequenzbereich angesiedelt sind, die etwas mehr "Bums" haben. Bei der Stelle 0:40 min., wo du den Cutoff der Bassline aufgedreht hast und die Spannungskurve nach oben gezogen hast, wo man danach irgendwas anderes erwartet, "plumst" dein Song danach wieder hart nach unten von der Spannung her. Dort an dieser Stelle hättest du - wenn ich jetzt mal davon ausgehe, dass die ersten 40 Sekunden das Intro sein sollen - den Part der ersten Strophen vorm Refrain hinbauen sollen. Leider hast du auch ab dann die Bassline, mit deiner anfangs doch nicht so schlechten Idee, völlig zerstört, in dem du ihr dann einen 90er-Jahre "Techno-Off-Beat-Touch" verpasst hast. An dieser Stelle fehlt eben auch mehr Pepp - also ein richtiger Strophen-Teil mit Vocals und Text.
Dann passiert von 1:40-2:58 min. nicht viel. Also eine Stelle wo über 1 min. !!! keine Drums erscheinen. So einen Track wird kein DJ kaufen und in den Clubs spielen, weil ganz sicher viele Leute spätestens an der Stelle, bei 2:20 min. die Tanzfläche verlassen werden. Die Stelle ist viel zu langatmig. Es dauert viel zu lange, bis dann wieder etwas geschieht.
Dann sind die Frequenzen der Vocals entweder nicht oder verkehrt bearbeitet. Da sind zu viel Tiefen drin. Dann hättest du die Vocals noch etwas mehr komprimieren können, so dass die leisen Stellen noch etwas deutlicher zu hören sind, aber in der Gesamtheit die Vocal-Hauptspur von Lautheit her noch etwas nach unten nehmen ein Stück.
Befremdlich wirkt auch, dass du auf jedem Instrument einen Reverb hast, jedoch nicht auf den Drums und Hihats. Ich weiß, dass man im allgemeinen bei elektronischer Musik darüber hinweg schaut. Aber es klingt schlichtweg für das menschliche Ohr befremdlich. Wenn eine Band in einer Halle spielt, wo viel Hall/Reverb auf Grund der Gegebenheiten zu hören ist, dann sind davon eben nicht nur die Vocals oder das Piano betroffen, sondern natürlich auch das Schlagzeug. Wenn du einen realistischer Klang haben möchtest, dann leg auf deine Schlagzeugspur (damit meine ich alle Instrumente eines Schlagzeugs) einen leichten Reverb.
Das Auto-Panning bei dem Piano-Sound - raus damit. Ein Piano steht wie alle Instrumente einer Band an einer festen Stelle auf der Bühne und schwirrt nicht um die Zuhörer drumherum. Stell dir einfach vor du stehst vor einer Bühne auf der eine Band spielt. Und so wie die Positionen der jeweiligen Instrumente sind, danach richtest du dein Panning aus. Aber dezent. D. h. die Bass Drum des Schlagzeugs sollte immer mittig sein. Hast du ja auch gemacht. Hihats sollten vom Panning her bei R5 bis maximal R8 stehen. Also drüber würde ich nicht gehen. Wenn du Crashs mit benutzt kannst du den einen bei L10 und den anderen bei R10 legen, wobei du entweder zwei verschiedene Crash-Sounds nehmen solltest - damit meine ich jetzt nicht völlig verschiedene - aber die sehr ähnlich sind oder du nimmst einen Crash-Sound, wo du aber bei einer der beiden Spuren den Crash-Sound etwas anpitchst, in dem du die Tonhöhe etwas veränderst. Die Betonung liegt dabei auf ETWAS.
Frequenzbearbeitung bei den Sounds: Kurz erklärt anhand der Schlagzeug-Sounds: Bei den Bass-Drums immer die höheren Frequenzen rausnehmen. Also den Bereich, wo der Drum-Sound sozusagen eh nicht arbeitet. Bei der Drum, die du in dem Song verwendet hast, sind natürlich etwas mehr Höhen ursprünglich drin und praktisch keine Bässe/tiefen Frequenzen. Bei der solltest du dann auch einen Low Cut machen und noch eine zweite Drum-Spur, die nicht in dem hohen Frequenzbereich tätig ist, dafür aber im unteren Bereich, drunterlegen. Bei der Snare-Drum - wenn du mal eine einsetzt - die Tiefen und Höhen weg. Bei den Hihats die Tiefen weg. Was soll das bewirken? Damit gibst du den Instrumenten "mehr Raum" sich zu entfalten, so dass sie sich nicht gegenseitig stören und sich gegenseitig teils "auslöschen".
Ohne dir nahe treten zu wollen. Der Song, den du hier präsentiert hast, klingt so, als ob du noch nicht so lange Musik machen würdest. Das ist ja auch nicht schlimm. Jeder hat ja mal angefangen und man kann auch nicht gleich alle Tricks und Kniffe kennen. Selbst ich habe nach einigen Jahren Musikproduktion noch einige entscheidende Dinge mit dazu lernen können, die mich viel weiter gebracht haben und meine Songs dadurch qualitativ enorm verbessern können.
Der Song, so wie du ihn produziert hast, klingt etwas unstrukturiert und durcheinander. Aber die Idee war gut. Als guten Tipp, als langjähriger Musikproduzent, kann ich dir nur mit auf dem Weg geben: Nicht verzagen, einfach weiter an dir arbeiten. Weniger ist manchmal mehr. Viele, vor allem unerfahrene Musiker, denken, dass sie mit viel Hall und Echo einen tollen Song bauen können. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Beschäftige dich einfach mit dem Thema Mixing und Mastering. Höre dir Songs von namhaften Künstlern an, wie die das gemacht haben. Das hat nichts mit abkupfern zu tun, sondern einfach nur damit, dass du so auch lernen kannst, wie du von der Technik her deine Songs produzieren solltest. Man kann davon ausgehen, dass die Produzenten von international bekannten Musikern sich mit der Materie auch auskennen und wissen, wie Songs produziert werden, und zwar so, dass sie von der Qualität her gut klingen und beim Publikum gut ankommen. Denn das ist ja schließlich auch das Ziel eines Musikproduzenten, die Songs so zu produzieren, dass sie nicht nur bei "Freunden" gut ankommen, sondern auch bei denjenigen, die einem dann auch die ehrliche Meinung sagen - dem Publikum da draußen. Und die sind meist sehr ehrlich und direkt, und das ist auch gut so.
So. Viel dazu geschrieben. Ich hoffe dass ich dir damit etwas helfen konnte dich später mal zu verbessern. Und nun - weiter machen!
Grüße
User123
