@Chribu
Du bringst jetzt paar Dinge durcheinander.
Nö. Aber wenn man alles in dichotomen Schwarz/Weiß oder Richtig/Falsch interpretiert, so wie Du, dann läuft man schnell Gefahr, die Aussagen eines Textes nicht zu verstehen bzw. zu missdeuten.
Die Sony MDR7506, die ich übrigens habe, sind Kopfhörer für den Mix aber mit darauffolgender Kontrolle über Lautsprecher.
Ich habe überhaupt nicht geschrieben, dass man
ausschließlich über Kopfhörer mixen und mastern soll. Das Thema Ja/Nein (also Dein Schwarz/ Weiß) ist überhaupt nicht Sujet meiner Betrachtung. Die Kernaussage meines Beitrages ist hingegen, dass man über eine dezidierte Gehörbildung die Fähigkeit erworben haben muss, um ein über die Abhöre (KH & Mon) vorliegendes Klangbild in Relation zu einem absolutem (=erwünschten) Klangbild setzen und beurteilen zu können. Man kann seine akustische Wahrnehmung (im Kopf) also dahingehend anpassen, dass sie praktisch wie eines dieser Korrekturplugins arbeitet, etwa dem Sonarworks SoundID Reference). Diese akustische Abstraktionsfähigkeit = das Vorstellungsvermögen, wie etwas auf einem kalibrierten Monitor in einem raumakustisch optimierten Studio klingen
würde, kann dann bei entsprechender Erfahrung das Fehlen der optimalen Abhörumgebung ausgleichen.
Andrew Sheps dazu in einem Interview:
Ich habe gehört, dass Sie manchmal mit Kopfhörern mischen. Ist es besser, mit Kopfhörern zu mischen als in einem unbehandelten Raum mit durchschnittlichen Monitoren?
Ich mische ziemlich oft mit Kopfhörern. Das fing damit an, dass ich viel unterwegs war und weiter arbeiten musste. Als wir dann nach Großbritannien zogen, hatte ich keinen idealen Platz, um meine Lautsprecher aufzustellen, also mischte ich viel mit Kopfhörern und überprüfte dann alles mit Lautsprechern, bevor ich es rausschickte. Je mehr Zeit ich mit den Kopfhörern verbracht habe, desto weniger Änderungen gab es, als ich zu den Lautsprechern wechselte. Ich benutze Sony MDR-7506 Kopfhörer, aber ich glaube, das liegt daran, dass ich mich einfach an sie gewöhnt habe und sie auch wie die Tannoy SRM-10B Lautsprecher klingen, mit denen ich mische. Sie sind hell, aber relativ flach.
Ich würde nicht jedem empfehlen, mit Kopfhörern zu mischen, aber es ist eine großartige Möglichkeit, die Kontrolle über Ihre akustische Umgebung zu übernehmen. Man trägt sein Studio quasi auf dem Kopf und es klingt überall gleich!
Und dann (meine zweite Aussage) ist es egal, mit
welchem Kopfhörer (oder welchem Monitor) man mixt und mastert. Und lediglich bei der Beurteilungsfähigkeit von singulären Details (Transienten, Verzerrungen, Kompression etc.) ist das Auflösungsvermögen der Monitore oder Kopfhörer wichtig. Genau das habe ich ich aber schon geschrieben (und das hast du wohl überlesen). Geschrieben habe ich auch, dass solche Details allerdings viel eher für Klassische Musik (und vergleichbares) oder bestimmte Instrumente entscheidend ist, und nicht für den Mix von Gitarrenrock oder EDM. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Leise Anteile sind schwer hörbar und es endet schnell darin zu viel Hall zu mischen.
Das kann man berücksichtigen, wenn man um diese Defizite weiß und die Erfahrung hat, in welchem Verhältnis man die Korrekturen anpassen muss. Genau darum geht es ja in dem von mir beschriebenen
akustischem Abstraktionsvermögen.
Will man Kopfhörer only arbeiten dann werden es niemals die Sony MDR7506 sein.
Ich decodiere das mal für Dich: "
Würde ICH nur mit Kopfhörern arbeiten, dann werden es niemals die Sony MDR7506 sein". Du bist halt nicht das Maß aller Dinge und auch nicht der Richter über das Richtig oder Falsch.
Anschließend noch mal Andrew Sheps:
Ich verwende nie Software zur Korrektur des Frequenzgangs oder irgendwelche Übersprechfunktionen [Anm.: Weil er es aufgrund seiner Gehörbildung nicht braucht]. Ich glaube, ich höre nur die zusätzliche Bearbeitung, auch wenn sie die akustische Umgebung besser wiedergibt. Aber denken Sie daran, es gibt keine richtigen Antworten auf solche Dinge, und es geht darum, eine Abhörumgebung zu schaffen, in der Sie kreativ sein können und Ihre Mischungen auf jedes System übertragen können, auf dem jemand Ihre Mischung hören könnte.
Ich bin hier noch auf einen
podcast gestoßen, in dem Sheps sich u.a. darüber äußert, warum es keinen Sinn macht, sich stundelang an Details festzubeißen.
Das nämlich, Relevantes von Unrelevanten unterscheiden zu können, macht für mich neben der Gehörbildung den wahren Profi aus. Und ganz gewiss nicht der verwendete Kopfhörer.