Der große Sprecherraum-Mikrofonvergleich

[Pianist_Berlin]

Ich finde das immer lustig, wenn irgendwo Legendenbildung stattfindet, weil spätere Berühmtheiten in ihren Anfangsjahren dieses oder jenes Mikrofon benutzt haben. Die ganz banale Realität wird oftmals so gewesen sein, dass sie nichts anderes griffbereit hatten. Es wurde das genommen, was da war...

Matthias

 

[Wird schon]

Die ganz banale Realität wird oftmals so gewesen sein, dass sie nichts anderes griffbereit hatten. Es wurde das genommen, was da war...

Jaja, der arme Michael… musste seine ganzen Alben in irgendeiner hintehofklitsche aufnehmen. Hatten gar nix damals.

 

[ADR]

Jaja, der arme Michael… musste seine ganzen Alben in irgendeiner hintehofklitsche aufnehmen. Hatten gar nix damals.

Angeblich gab es für die Thriller Platte ein Budget von 750.000,- $. Und Swedien war ja auch schon ne Nummer.

 

[ADR]

Kennt zufällig jemand das Manibus von Didrik de Geer? Sieht wie eine Ölkanne aus Kupfer aus. ABBA haben damit ihre letzte Platte aufgenommen.

 

[Pianist_Berlin]

Never seen that before...

 

[ADR]

Soll auf einer modifizierten C12 Kapsel basieren.
Einzelanfertigung auf Bestellung in Handarbeit.

 

[Astronautenkost]

Ich habe darüber gelesen.

 

[Pianist_Berlin]

Gestern habe ich mein Sprüchlein mit einem M 49v, einem U 67, einem M 149 und einem U 89 aufgenommen. Das war wieder sehr erkenntnisreich. Nächste Woche kommt noch ein UM 92.1s und dann mache ich das Ding fertig, werde es aber vor Veröffentlichung mit allen drei relevanten Andreassen von hier durchdiskutieren.

Matthias

 

[Pianist_Berlin]

Wir können übrigens vorab gerne noch eine methodische Frage diskutieren. Ich will ja jedes Mikrofon dreimal bringen: 1) unbearbeitet, 2) mit EQ, ein wenig Kompression und De-Essing, 3) wie vor, aber in eine komplette Filmtonmischung eingebettet.

Ich mache das ja immer so, dass ich mit dem TM 105 die Frequenzen herabsetze, die mich stören, um mehr Klarheit zu schaffen. Dabei werden verschiedene Mikrofone natürlich trotzdem unterschiedlich klingen, also der Grundcharakter bleibt erhalten.

Nun meinte neulich jemand, dass es aus dem Izotope-Baukasten ein Tool gibt, mit dem man den Frequenzgang einer Aufnahme an den Frequenzgang einer anderen Aufnahme angleichen kann. Wäre das jetzt irgendwie sinnvoll, wenn man sich die bearbeitete Aufnahme nimmt, die einem am besten gefällt, und diesen dort erzielten Frequenzgang dann automatisiert auf alle anderen Mikrofone überträgt?

Oder nimmt man es einfach als Teil des Themas hin, dass man unterschiedliche Mikrofone unterschiedlich bearbeiten möchte oder muss, und die am Ende eben alle nicht gleich klingen?

(also mal abgesehen davon, dass es ja auch nicht alleine am Frequenzgang liegt, wie ein Mikrofon klingt)

Matthias

 

[rocking.xmas.man]

Oder nimmt man es einfach als Teil des Themas hin, dass man unterschiedliche Mikrofone unterschiedlich bearbeiten möchte oder muss, und die am Ende eben alle nicht gleich klingen?

ja klar. EQ Match macht hier keinen Sinn, schon garnicht über Dialogue Match von izotope.

 

[Pianist_Berlin]

Was würde denn passieren, wenn man das täte? Wie würde das klingen?

Ich hatte mir vorgenommen, später zum Film auch einen Link bereitzustellen, unter dem jeder sich die rohen WAV-Files herunterladen kann, um bei Interesse damit zu spielen:

HiDrive

my.hidrive.com

Da habe ich als Referenz auch eine bearbeitete M990-Aufnahme reingepackt. Falls mal jemand Zeit und Lust hat, würde es mich schon interessieren, wie es klingt, wenn man den Frequenzgang der bearbeiteten M990-Aufnahme beispielsweise auf ein U 87 oder ein BCM 104 überträgt.

Matthias

 

[ADR]

Ich würd garnichts bearbeiten. Wir möchten doch die Mikrofone hören.
Wenn, dann nur EQ und immer die gleiche Einstellung, die Raumresonanzen reduziert. Nicht aber an deine Stimme angepasst. So macht das am besten Sinn. Zudem wollen wir ja auch hören, wie dicht bzw. dynamisch ein Mikro wiedergibt, deswegen keine Kompression.
Match EQs funktionieren aber sie können keine Dichte wie ein Übertrager oder Öbertöne wie von einer Röhre erzeugen, sondern nur das Spektrum anpassen. Was ein M 930 nicht mitbringt kann nicht von einem 990 übertragen werden.

 

[leary]

Mich interessiert eigentlich nur das unbearbeitete Signal. Das kann ich mir dann unter den Filmbeitrag legen und selber bearbeiten.

 

[rocking.xmas.man]

Was würde denn passieren, wenn man das täte? Wie würde das klingen?

Dialogue match funktioniert oftmals ganz ok, vertut sich aber im Pegel des ambience matching, I’m kompletten reverb und ein einzelnen Bändern des EQ matching oftmals so unfassbar massiv, dass es zum fürchten ist - grade beim eq geht manchmal die Vorgeschlagene Anpassung exakt in die falsche Richtung

 

[Pianist_Berlin]

Mich interessiert eigentlich nur das unbearbeitete Signal. Das kann ich mir dann unter den Filmbeitrag legen und selber bearbeiten.

Das werden aber nicht alle machen wollen, ist ja ziemlich aufwändig, daher finde ich schon, dass man auch einen Bearbeitungsvorschlag bringen sollte.

Matthias

 

[ADR]

Bearbeiten kann jeder selbst, wenn er möchte. Vorausgesetzt das Ursprungssignal ist clean. Deine Bearbeitung hätte ja dann auch deine ADT Färbung.

 

[Pianist_Berlin]

Also ich finde das bearbeitete Signal interessanter. So dürfte beides seine Berechtigung haben.

 

[Lessismore]

Bei bearbeiteten Aufnahmen gibt's so viele Variablen, dass keine Vergleichbarkeit mehr besteht. Was soll dann der Sinn eines Vergleichs sein?

 

[Pianist_Berlin]

Soooo viele Variablen sind das gar nicht. Ich bearbeite immer so, dass störende Überhöhungen raus sind. Das ist mal mehr und mal weniger erforderlich. Also schmale Absenkung bei 125 Hz, etwas breitere Absenkung bei 300 Hz, und dann liegt immer irgendwo zwischen 1,2 und 1,5 kHz noch eine gewisse "Härte", die ich da nicht haben möchte. Und die S-Laute müssen ein Stück zurückgenommen werden.

Es geht ja nicht nur darum, wie ein Mikrofon von Hause aus klingt, sondern was man draus machen kann, und wie es sich dann am Ende in eine Mischung einfügt.

Daher halte ich es schon für sinnvoll, jedes Mikrofon dreimal zu bringen.

Meine persönlichen Erkenntnisse habe ich jedenfalls immer aus der Gesamtmischung gewonnen.

Matthias

 

[whitealbum]

Du kannst es genauso machen wie Du es beschrieben (3 mal bringen) hast.
Wichtig ist ja, dass das Rohfile dabei ist, dass ist ja Punkt 1 bei Dir.
Auch Deine Bearbeitung, Punkt 2, ist ein guter Vergleich zur eigenen Bearbeitung, das macht ja jeder anders.

Insofern kann man das auch totquatschen, deswegen, go for it how it is intended.

Für mich persönlich wäre es noch fein, wenn Du den Hintergrund zusätzlich zur Verfügung stellst, dann kann ich das Rohfile selbst in den "Mix" stellen, und damit spielen.
Die meisten Erkenntnisse ziehe ich, wenn ich das Rohfile in den Mix stelle, max. ziehe ich Tieftonfrequenzen raus.

An dieser Stelle muss man aber auch mal Danke an Dich sagen, dass Du so einen Aufwand inkl. zusätzl. Kosten für die Community betreibst, und uns daran teilhaben lässt.