Der große Sprecherraum-Mikrofonvergleich

[livingsounds]

Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen, aber an verschiendenen Stellen (auch in anderen Threads und auch bei Hörbeispielen) mitbekommen, dass hier eine Stimme mit vielen Ess-Lauten und wenig Bauch aufgenommen werden soll, und ein Broadcast-Klang gewünscht ist. Für mich schreit das nach einem Coles 4038, dem klassischen BBC-Sprechermikro (Bändchen). Etwas Höhen dazu (mit ADT-EQs kein Problem, habe auch ein ADT-Pult) und ggf. ganz unten Bass cutten und dann noch mit einem guten Kompressor etwas ausgleichen und es sollte passen.

 

[Astronautenkost]

Vielleicht solltest Du doch den ganzen Thread lesen, bevor Du antwortest. Außerdem hat die BBC gerne AKG C 12 eingesetzt. Und jetzt?

 

[Pianist_Berlin]

Mit Bändchenmikrofonen habe ich mich noch nie beschäftigt. Von Coles kenne ich nur das 4104, welches häufig bei Sportkommentatoren in sehr lauter Umgebung eingesetzt wird.

Nun der gewünschte Vergleich. Hier zunächst das Neumann TLM 193 vollkommen unbearbeitet:

Und hier das Gefell M 930 Ts vollkommen unbearbeitet:

Vorverstärker ist natürlich in beiden Fällen der TM 101 von ADT.

Matthias

 

[whitealbum]

Sehr schöner Vergleich TLM193 und M930TS.

Dies entspricht auch meinen Aufnahmetests mit den beiden Mikros.

 

[Pianist_Berlin]

Beide klingen ziemlich unterschiedlich, was ja auch kein Wunder ist, aber ich finde, dass man aus beiden Signalen was machen kann. Möglicherweise braucht man beim M 930 Ts sogar mehr Übung und Hör-Erfahrung für eine gute Bearbeitung als beim TLM 193, wo man vermutlich sogar schneller zu brauchbaren Ergebnissen kommt. Also der etwas bedecktere Klang des TLM 193, der ja zunächst mal wie ein Nachteil anmutet, könnte für bestimmte Nutzer durchaus ein Vorteil sein.

Matthias

 

[whitealbum]

Beide klingen ziemlich unterschiedlich, was ja auch kein Wunder ist, aber ich finde, dass man aus beiden Signalen was machen kann.

Sicher, beide liefern gute Aufnahmen, und das auf ihre unterschiedliche Weise, und das ist gut so.

Möglicherweise braucht man beim M 930 Ts sogar mehr Übung und Hör-Erfahrung für eine gute Bearbeitung als beim TLM 193, wo man vermutlich sogar schneller zu brauchbaren Ergebnissen kommt.

In Deinem Kontext sehe ich es anders herum, das M930TS Signal klingt sofort so wie es soll, da stört nichts.
Für die De-esserfanatiker ggf. etwas de-essing 2-3db, nur bei Bedarf, bei Bedarf noch minimal-chirurgisches Eingreifen, und fertig ist die Laube.

Hier beim TLM193 müsste man das Signal etwas auffrischen, es klingt etwas verhangen. also etwas vom Tiefmittenmulm befreien, und etwas Offenheit obenrum, bei Bedarf noch minimal-chirurgisches Eingreifen, und fertig ist die Laube.

Wichtig, beide liefern ein tolles Signal!

Also der etwas bedecktere Klang des TLM 193, der ja zunächst mal wie ein Nachteil anmutet, könnte für bestimmte Nutzer durchaus ein Vorteil sein.

Ich mag das TLM193 auch sehr, in der Musik habe ich und würde ich da einsetzen, wo es fast unschlagbar ist.
Für Signale in einem Mix, die nicht vorne sein sollen.
Das geht damit exzellent, und Signale im Backing gibt es viele.

Vielleicht lege ich mir es doch nochmal für mein Mikrofuhrpark zu.

Für Dich heißt das, alles richtig gemacht, Du hast zwei exzellente GMKs, die Du bei all Deinen Vorhaben einsetzen kannst.

 

[livingsounds]

Mit Bändchenmikrofonen habe ich mich noch nie beschäftigt. Von Coles kenne ich nur das 4104, welches häufig bei Sportkommentatoren in sehr lauter Umgebung eingesetzt wird.

Ich werde 4038 und U87ai nebeneinanderstellen und Vergleiche aufnehmen, wenn die Mikros geliefert werden. Das kann allerdings noch Monate dauern.

 

[whitealbum]

Ich werde 4038 und U87ai nebeneinanderstellen und Vergleiche aufnehmen, wenn die Mikros geliefert werden. Das kann allerdings noch Monate dauern.

Kann gerne Monate dauern, weil es in diesem Kontext irrelevant ist.
Dennoch ist ein Vergleich Coles vs U87 grundsätzlich interessant, im anderen Kontext, dann gerne als eigenständiger Thread.

 

[livingsounds]

OK, dann ist es eben irrelevant. Muss ja nicht.

 

[Pianist_Berlin]

Mir ist gerade ein Foto begegnet, welches den ersten SFB-Intendanten Alfred Braun zeigt, der als Moderator und Reporter selbst oft am Mikrofon war. Diese Aufnahme muss aus den Anfangsjahren des SFB stammen, wo das Haus des Rundfunks noch von den Sowjets besetzt war, und ein Gebäude am Heidelberger Platz als Funkhaus diente. Der Grund, warum ich das alles erwähne: Schon damals hat man offenbar die gleichen Erkenntnisse gehabt, wie wir sie uns hier erarbeitet haben: Das Mikrofon (vermutlich ein M 49 oder eher sogar ein M 50, da es offenbar das einzige Mikrofon ist und an dem Tisch mehrere Leute sitzen können) sitzt recht niedrig, und die Tischfläche ist durch Lochung eher absorbierend als reflektierend. Ich frage mich allerdings, ob die recht groß geratene Signalleuchte im Schallfeld Probleme verursacht haben könnte.

 

[moon-dog]

die recht groß geratene Signalleuchte

Ist das nicht ein zweites Mikro?

 

[Pianist_Berlin]

Das dachte ich auch zuerst. Aber was sollte das für ein Mikrofon sein? Meiner Meinung nach ist das kein Einsprachekorb, sondern ein Leuchtenkörper aus Strukturglas.

Matthias

 

[moon-dog]

Aber was sollte das für ein Mikrofon sein?

Von der Optik her entweder russisch oder klingonisch... .

 

[Astronautenkost]

Da scheint noch ein dynamisches Mikro (M 19 von Beyerdynamic) im Spiel zu sein.

 

[moon-dog]

M 19 von Beyerdynamic)

Danke, das scheint es zu sein! Beyer M19b

Dynamisches Drahtkorb-Gehäuse Microphone/PU Beyer; Berlin, |Radiomuseum.org

Dynamisches Drahtkorb-Gehäuse Microphone/PU Beyer; Berlin, später Beyerdynamic; Heilbronn, build 1939–1955, 7 pictures, 1 schematics, Germany, tubes

www.radiomuseum.org

 

[whitealbum]

Genau das M19b, was ein dynamisches Mikro mit Omni-Charakteristik ist

 

[Pianist_Berlin]

Tatsächlich! Nun frage ich mich aber: Wozu war das da? Für Kommandozwecke? Als Rückfallebene? Wenn für Kommando, könnte ich mir fast vorstellen, dass es gleichzeitig auch als Lautsprecher diente...

 

[moon-dog]

Wozu war das da?

Ich vermute für Gespächsrunden mit mehr als einem Sprecher am (runden ?) Tisch. Das Neumann dann für Einzelsprecher.

 

[mruebsam]

Das war übrigens ziemlich sicher ein M49 (bzw. die Rundfunkversion davon). Das M50 klingt von hinten sehr gedämpft. Durch die Schallbeugungskugel richtet das Mikrofon stark zu hohen Frequenzen hin. (Für Decca und weite Entfernungen ist das super; aber eben nicht für Sprecher rundrum...) Das M49 hatte ja schon die K47/49 Doppelmembrankapsel. Die funktioniert sowohl in 8 als auch in Omni dafür.

 

[Pianist_Berlin]

Weiß hier jeder, was ein Decca-Tree ist? Durfte in keiner Vorlesung von Eberhard Sengpiel fehlen...

(und ganz wichtig war immer auch der Hinweis, dass das M 50 trotz seiner imposanten Größe ein Kleinmembranmikrofon ist)



Ach - dies ist gerade mein fünfhundertster Beitrag. Wusste gar nicht, dass ich hier so viel schreibe...