Blockade davor einen Song zu beenden?!

[juli0310]

Hey Leute,
ich hatte mir seit Weihnachten vorgenommen mit neuer Abhöre und neuer DAW alles was ich anfange auch zu beenden, und alte Projekte aus dem Ideen Ordner langsam nach und nach zu fertigen Songs weiter zu verarbeiten.
Das Resultat daraus:
Ich hab von Tag zu Tag immer weniger Musik gemacht, bis ich dann vor ein paar Wochen gar nichts mehr gemacht hab. (In der Zeit vor Weihnachten waren es teilweise bis zu 6 Stunden täglich, und minimum 4 Stunden!)
Als ich dann nach ein paar Wochen wieder angefangen habe (Das Projekt an dem ich gearbeitet hatte als ich aufgehört hab war bis dahin vergessen), habe ich ein neues Projekt geöffnet und wieder los musiziert. Am nächsten Tag neues Projekt. Und am Tag darauf neues Projekt etc. ...
Auf einmal hab ich gemerkt: hey! Du machst ja wieder Musik!
Und wie man so schön sagt: Dann wurde mir alles klar!
Ich hab mich die ganze Zeit unterbewusst geweigert die Songs fertig zu stellen!

Ich brauche eure Hilfe:

Hattet ihr die Probleme auch, bzw. wie habt ihr das Problem in den Griff bekommen oder was würdet ihr mir raten zu tun ohne, dass es im worst case endet?

lg Juli

 

[Signalschwarz]

Naja, es ist wohl so, dass Du gerne klimperst. Wenn es aber darum geht konzentriert und zielgerichtet einen Song wirklich auszuarbeiten verlässt dich die Motivation, vielleicht auch die Ideen und damit wird aus Spaß Ernst. Worst case? Die Erkenntnis, daß man kein Talent hat zum Songschreiber?

 

[birdseedmusic]

Moin

Was du beschreibst ist für mich kein Problem, denn ein Problem bedingt, dass es negative Auswirkungen gibt. Negative Auswirkungen hast du sicherlich nicht, wenn du jede Menge halb angefangener Songs auf der Festplatte hast Des weiteren wüsste ich auch nicht, was der "worst case" sein sollte. Dass du aufhörst, Musik zu machen? Ist das schlimm? Hätte das in deinem Leben ernsthafte Konsequenzen? Sicher nicht

Also vorweg die gute Nachricht: Du hast kein Problem

Es bringt dir vielleicht persönlich einfach keinen Vorteil, deine Songs fertig zu machen. Neue Songs anzufangen ist spannende und kreative Arbeit, Songs fertigzustellen ist eher eine Pflicht und ein Fleißprogramm, bei dem man sich immer wieder kritisch mit den halbfertigen Resultaten auseinandersetzen muss. Es gibt im Leben genug Pflichten, die man zu erfüllen hat, versuch doch nicht auch noch, dich mit deinem Hobby abzuquälen. Lass die Songs einfach halbfertig auf der Platte liegen. Es gibt so unglaubliche viele Musiker, die Songs nicht zu Ende produzieren, das ist einfach ganz normal. Manche Leute sind sehr zielstrebig, andere eben nicht. Manche Leute sehen das Leben als Pflichterfüllung, für andere ist das eine große Spaßveranstaltung.

Ich schreibe meine Songs übrigens alle fertig. Zum einen arbeite ich nicht alleine, sondern wir motivieren uns gegenseitig. Zum anderen bin ich sehr kontrolliert und folge bei der Musik einem großen Plan. Das heisst, ich ordne meine persönlichen Befindlichkeiten wie Lust und Unlust dem großen Ziel unter. Des weiteren plane ich alles von Anfang bis Ende und setze mir Zeithorizonte. Wenn ich Dinge nicht überblicken kann, mach ich mir TODO-Listen.

Also versuch es ein einziges Mal mit klassischer Projektplanung:

1. Eine beliebige Songs-Skizze auswählen
2. Eine TODO Liste erstellen, so präzise wie möglich, max. 1 Seite
3. Einen Zeitplan erstellen (also die Zeit die du an dem Song arbeiten willst, wann du was machen willst)
4. Deinen Plan mit brachialer Gewalt umsetzen, zur Not in einzelnen Punkten vom Plan abweichen
5. Nach Beendigung ein persönliches Review ziehen: Was hat mir Spass gemacht? Was fiel mir schwer, was viel mir leicht? Fühle ich mich jetzt besser oder nicht? Möchte ich in Zukunft weiter so arbeiten?

lg
bird

 

[Programchange]

Hallo !

Interessant währe erstmal deine Vorgeschichte .....
Seit wann machst du Musik ?
Mit welchen Geräten ? welche Daw ?
Wie klingen deine unfertigen Songs bisher - Nur einzelne Patterns oder wirklich Songs bisher ?
Welche Musikrichtung ?
Musikalisches Grundwissen ? Harmonielehre wie weit ?

Liebe Grüsse

 

[der_wahre_Noplan]

Vergiss es!

 

[juli0310]

Danke für die Antworten!
Worst Case für mich deswegen, weil Musik machen mein einziges Hobby ist und wenn ich längere Zeit keine Musik machen fühle ich mich allgemein schlecht, was sich dann auf meine Leistung in der Schule auswirkt.

Vielen Dank birdseemusic, das mit der TODO Listewerd ich morgrn mal ausprobieren!

@Programchange:
Danke für deine Antwort!
Ich mache Musik seit ein Bisschen mehr als 2 Jahren.
Geräte hab ich keine, ich mach alles digital in Ableton Live 9.
Ich hab ein paar fertige Songs aber der Rest z.b. sind immer nur komplett ausproduzierte Songparts, also ein kompletter Drop oder ne komplette Break mit allem drum und dran.
Ich produziere EDM, und da eigentlich fast alles.
Musikalisches Grundwissen hab ich alles was man bis zur 9.Gym so macht und dazu aktuell Harmonielehre bei meinem Klavierlehrer.

 

[AcidPain]

http://www.cosm.co.nz/index.php?option=com_content&view=article&id=325

 

[Rektum]

Komplette Lieder zu machen ist halt nicht wie Simpsons gucken.
Das kann richtig biestig und zermürbend werden.

 

[chrisspeed]

Mach die nicht so viele Gedanken, das geht vielen so.

Ist eine Übungssache. Mach ein Song fertig, das Ergebnis vielleicht nicht so gut, wie erwünscht, aber du hast es mal gemacht.

Das gibt Motivation ( da du da merkst, wie befriedigend es ist, einen fertigen Song zu haben) für deine anderen Sachen und mit der Zeit steigt dann auch die Qualität.

 

[Programchange]

Mach die nicht so viele Gedanken, das geht vielen so.

Ist eine Übungssache. Mach ein Song fertig, das Ergebnis vielleicht nicht so gut, wie erwünscht, aber du hast es mal gemacht.

Das gibt Motivation ( da du da merkst, wie befriedigend es ist, einen fertigen Song zu haben) für deine anderen Sachen und mit der Zeit steigt dann auch die Qualität.

Wollte grade das selbe schreiben.
Von mir jetzt noch ein Tipp :
Spezialisiere dich nur auf einen Synthesizer und lerne den so in und auswendig das du den gedanklich Patchen kannst.
Mache Songs aus genau maximal 4 Drum-Elementen und 2 Synth Spuren (einmal Bass und einmal Melodie )
So lernst du zu arrangieren, die beschränkte Arbeitsweise macht auch Spass finde ich.

Liebe Grüsse

 

[echoRausch]

"Songs beenden" ist total überbewertet. Mache ich nur, wenn's einen Temin dafür gibt. Ansonsten reicht es meiner Meinung nach völlig, (möglichst gute) Fragmente zu haben.

Man verzettelt sich nur in vergleichsweise bedeutungslosen Belanglosigkeiten. Eine wirklich gute und inspirierende Idee kann man jederzeit voll ausarbeiten, wenn es einen Grund dafür gibt.

Dieser Termindruck hilft dann auch, sich nicht in eine Endlosschleife zu begeben.

"Fertig" ist ein Song eh nur, wenn er so in der Öffentlichkeit ist.

 

[Rektum]

Eine wirklich gute und inspirierende Idee kann man jederzeit voll ausarbeiten

Dabei kann viel schief gehen. Nicht einmal fast fertig ist annähernd fertig.
Nur die Vollendung zählt, sonst ist es nur eine Absichtserklärung.

 

[Marc1610]

Sowas passiert wenn man keine ordentliche eingängige Melodie hat, sich nicht weiter kümmert diese Auszuschmücken bzw diese in den Parts passend zu unterstützen.

Man keinen Gesang hat oder selbst singen kann je nach dem für welches Genre man produziert, oder Text fehlt weil man keine Texte verfassen kann, sollte es doch gelingen es an der Umsetzung hapert siehe weiter oben.

Oft wird dann über produziert weil man versucht das fehlende durch falsches zu tun versaut um das Ganze zu kompensieren schon klingt es nach nichts mehr.

Man muss schon Plan haben.

 

[schnuffke]

"Songs beenden" ist total überbewertet. Mache ich nur, wenn's einen Temin dafür gibt. Ansonsten reicht es meiner Meinung nach völlig, (möglichst gute) Fragmente zu haben.

Eine sehr nüchterne und "professionelle" Sicht, die auf jeden Fall ihre Berechtigung hat. Ich möchte aber bezweifeln, dass sie für jeden anwendbar ist - erst recht nicht für einen Anfänger.

Ich kenne/kannte auch jemanden der genau so arbeitet, der hat gefühlt 1000 Skizzen und wenn eine Anfrage kommt sucht er sich die passende raus und macht sie fertig. Da funktioniert das auch. Vorraussetzung ist aber, dass überhaupt Anfragen/Termine kommen und dafür braucht man schon ein gewisses Standing und vor allem fertige Sachen um der Kundschaft ein Bild zu geben, was sie erwarten kann.

Also bevor man dahin kommt, muss man schon einige Songs/Tracks auf eigene Faust fertig machen. Und hier liegt ja das Problem des TE.

Die erste Frage ist eigentlich immer "Wo kann man sich was von dir anhören?" - wenn es dann nichts zum Anhören gibt, hat sich eventuell schon alles weitere erledigt.

Als ich dann nach ein paar Wochen wieder angefangen habe (Das Projekt an dem ich gearbeitet hatte als ich aufgehört hab war bis dahin vergessen), habe ich ein neues Projekt geöffnet und wieder los musiziert. Am nächsten Tag neues Projekt. Und am Tag darauf neues Projekt etc. ...
Auf einmal hab ich gemerkt: hey! Du machst ja wieder Musik!

Na dann ist das eben deine Arbeitsweise, ist doch nichts Schlimmes. Sammel deine Ideen, bis Du etwas hast, was Du wirklich fertig machen willst.

Das Wichtigste ist die Motivation dazu, man muss es dann auch wirklich wollen. Die nötige Arbeit steckt man dann schon rein.

Vielleicht spielst Du deine Skizzen mal einem Kumpel vor und fragst, welche er gerne fertig arrangiert hören würde. Ihn dann damit beeindrucken zu können, ist vllt. schon Motivation genug.

Wenn es mit dem Ausarbeiten nicht flutscht, musst Du eben einen Schritt für Schritt Plan anwenden wie in Post #3 z.B.

Ich selbst gehe immer nach "first things first" vor. Als ich höre mir eine Skizze an und frage mich, was mich am meisten stört. Das versuche ich zu ändern und kümmere mich nicht um andere Sachen. Wenn ich das geschafft habe, schließe ich das Projekt und höre am nächsten Tag rein und stelle mir wieder die gleiche Frage "Was stört mich am meisten?".

Wenn ich nur einen Loop habe, dann ist es eben das, was mich am meisten stört, also wird solange ´rumarrangiert bis eine erkennbare Struktur da ist. Währenddessen schraube ich aber nicht an Sounds ´rum.

Wenn es der Beat ist, der mich nervt - genau, dann verändere ich den. Immer wenn ich ein Projekt öffne, gibt es eine Sache die tatsächlich am auffälligsten schlecht ist, die mehr als andere Sachen nervt. Das höre ich ziemlich schnell ´raus und mache mich an die Arbeit.

 

[juli0310]

Vielleicht spielst Du deine Skizzen mal einem Kumpel vor und fragst, welche er gerne fertig arrangiert hören würde. Ihn dann damit beeindrucken zu können, ist vllt. schon Motivation genug.

Danke für deine Antwort Ich werde mal nen Freund hinzu ziehen!

 

[GuckMalKeinMIDI]

Für mich sind neue Songs oder auch die mittlerweile über 50 Schnipsel manchmal so etwas wie das tiefe Luft holen vor dem Finish. Der letzte Song ist im Kasten, da wurde gekämpft, gebissen und am Ende bin ich happy ein Ende gefunden zu haben. Das kostet nunmal Kraft, die für den nächsten Song evtl. fehlt!

Meine Freundin sagt immer, alles hat seine Zeit. Bei einer Idee packt dich einfach die Wut, das "Ding" doch endlich zu versenken, weil es das geilste ist, was du jemals an den Start gebracht hast

Anfänge sind Anfänge und können einen in die Irre leiten, aber dann kommt es, eben das "Ding". Das gehört bei dem einen oder anderen dazu, Klimperei dann doch als solche zu betrachten, es ist der Weg zum nächsten "Ding".

Gruß
Peter

 

[schnuffke]

da wurde gekämpft, gebissen und am Ende bin ich happy ein Ende gefunden zu haben.

Geht mir auch so.

Wichtig war für mich die Erkenntnis, dass etwas erst gut ist, wenn es gut ist. Klingt banal, aber ich hab´ mich schon öfter dabei erwischt, dass ich z.B. einen Beat nicht nochmal machen wollte. Nicht weil er gut genug war, sondern weil ich schon viel Zeit investiert hatte und diese nicht "wegwerfen" wollte.

 

[abletonforlive]

Ich hatte auch mal ne Phase in der ich nichts fertig bekommen hab. Unzählige Skizzen und nichts ist wirklich fertig gewesen. Mich hat das auch richtig aufgeregt. Weil du an einem gewissen Punkt nicht weiter kommst.

Ich hatte zig Skizzen. Alleine die Dateinamen zu sehen beim Öffnen hat mich genervt. Dann hab ich irgendwann aufgeräumt.
Einen Ordner Priorität 1. Sachen die mir sehr gut gefallen haben. Maximal 5 Skizzen.
Einen Ordner Priorität 2: kann man was draus machen (wieder 5 Skizzen) und
Ordner Priorität 3 :
ist da, wenn einem mal nichts mehr einfallen sollte, was mir im Prinzip Ausnahme ist
(den ganzen Rest in den Ordner: ist zur Not da, wird aber im Prinzip nicht angerührt, außer es herrscht lange Weile)

Die Sachen aus Ordner eins wurden dann nach und nach angegangen. Hat sich erstmal gut angefühlt das es im Prinzip "nur" 5 Skizzen sind und dazu kam das mir diese besonders gut gefallen haben.

Und dann habe ich mir eine nach der anderen genommen und fertig gestellt. Und auch da gibt es eine Lernkurve. Viele Schritte wiederholen sich und man lernt ein gewisses Schema nach dem man arbeitet.

Wichtig ist nicht an den eigenen Ansprüchen zu scheitern. Man vergleicht sich schnell mit den Toptracks oder will das genau so hinbekommen und ist gefrustet. Diese Lücke kann sich nur schließen wenn man weitermacht und auch mal was beendet mit dem man nicht zu 100% zufrieden ist.

Ich habe Sachen fertig gemacht wo ich auch gemerkt hab Mist, da passt einiges nicht. Es war nicht schlecht aber auch nicht auf dem Level.
Wenn ich die jetzt anhöre mit einem gewissen Abstand denk ich mir regelmäßig so schlecht war das gar nicht. Weil man aus der Nummer raus ist und sich das mit etwas Abstand zu Gemüte führen kann.

Also ruhig den Mut haben auch was fertig zu machen was vielleicht nicht Top ist. Es wird dich alles weiterbringen.

Jetzt mache ich es in der Regel auch so. Ich sammle eine gewisse Anzahl Ideen. Dann stelle ich mir eine Auswahl zusammen und mache die nach und nach fertig.

 

[Ran]

Hi,
ich würde dir empfehlen erst mal einige Zeit vergehen zu lassen und nicht au Teufel komm raus unbedingt irgendwas fertig zu machen. Wenn du halt gerade keine Ideen hast, dann ist das so.
Trotz allem ist es nicht schlecht schon mal ein Mixdown zu machen, von dem Stand der Dinge und dann irgendwann wieder dran. Evtl kannst du nämlich auf irgendwas wegen Softwareupdates oder was auch immer nicht mehr zugreifen oder irgendwas will nicht mehr so wie man sich das so vorstellt. Da hab ich schon die wildesten Dinge erlebt...
Bin gerade dabei Songs die ich für würdig empfinde von vor 15 Jahren bis jetzt aufzubretzeln und es ist teilweise echt krampfig. Da will das Plug nicht mehr, das da unterstützt kein Multicore usw. Wer weiß ob das Programm der Wahl noch auf Windows 15 oder MacOsBiber läuft.
Ordnung ist das halbe Leben trifft hier voll und ganz zu. Damals einfach noch Audiospur 1-20 und ich stocher wie ein bekoppter im Arrangment rum, obwohl die Spurenanzahl sogar noch recht übersichtlich war.
Alleine die Tatsache dass ich jetzt ein viel effizienteres Ordnungssystem innerhalb von Projekten habe führt fast wie von alleine dazu, dass man da auch viel schneller sieht, wo Schwächen sind und was noch fehlt.
Wie schon angesprochen macht eine grobe Einteilung der Ideen total Sinn. Entwürfe werden bei mir aus diesem Grund vermutlich nicht mehr angefasst werden, was auch gut so ist.
Grüße,
Randy

 

[holgi]

Musik soll Spass machen, sie soll dem Mucker helfen den Alltag zu bewältigen, in erster Linie.

Ehrgeiz dabei ist schön und gut, sollte aber nicht olympisch ausarten, denke ich. Wenn du nix fertig bekommst ist das eben so, der Weg ist das Ziel.

Mach dir keinen Stress, 99% aller Dinge die Menschen anpacken bleiben unfertig, versprochen