Hallo Rex und Cherry,
falls euch meine Leidenschaft zum Textschreiben ein wenig anregt, würde mich das unendlich freuen.
Ich kann Euch versichern, dass ich es so liebe, wie ich es hasse. Ich will mit dem Hass beginnen.
Jeder unter Gottes Sonne kann texten. Zwar muß man ein Handwerk normalerweise mühsam erlernen.... aber reden können wir schon kurz nach der Geburt. Unsere Eltern hören uns zu, die Lehrer, die Mitschüler, die Freunde und Freundinnen....na dann kann das doch nicht so blöd sein, was wir erzählen. Na gut, Einige scheinen uns zu ignorieren. Den Meisten sind wir sogar egal. Trotzdem: wir verkaufen uns ganz gut und labern und lavieren uns nicht schlecht durchs Leben. Da könnte man glatt vergessen, dass man Durchschnitt war, ist und bleibt. - Solange man kein Texter ist.
Denn ein Texter muss natüüürlich so erzählen können, dass es möglichst Millionen in den Bann zieht.
Ich war mal vor ...zig Jahren ein gern gesehener Singersongwriter. Dann sorgten einige meiner Texter für etwas Ärger. Das brachte bekanntere Künstler auf die irrtümliche (!) Idee, ich sei ein guter Texter. Sie gaben mir die Chance, auf ihre Musiken Texte zu schreiben. Und so ist das noch heute. Ich will sagen: Noch heute haben Leute die übertriebene Erwartung, ich könne viele Leute begeistern. ICH allerdings denke anders über mich. Ich halte mich 99% des Tages für BANAL!! ....
.... und deshalb studiere ich in jeder freien Minute erfolgreiche Musiktexte und - texter! Und beobachte MICH. Vor allem beim Lügen und sich vor der Verantwortung drücken. Denn gerade DARIN ähneln wir alle uns mehr, als wir jemals zugeben werden. Für eine Wahrheit kann nur die Kunst ein unterhaltsames Podium schaffen: Wir sind alle geborene Aufschneider, denn wir fühlen uns viel zu oft verunsichert, wie Versager und Feiglinge.
Die Songs, die ich am meisten liebe, erzählen von diesen schwachen Momenten, wo wir einfach nur noch glücklich sind, weil wir uns als verrückte Rädchen in dieser verrückten Welt mit drehen dürfen. Mal als großer Fresser und mal als kleines Futter
Wo wir unser Scheitern plötzlich großartig finden. weil Napoleon oder Hoeneß auch nicht anders scheiterten
Und weil sich tatsächlich bereits im Scheitern Keime des nächsten Glückes entwickeln, über die man ja mal spekulieren darf... So als Texter
In diesen Momenten habe ich meine besten Zeilen geschrieben. Wie ein Soldat, der nach verlorener Schlacht einsam in einen wunderschönen Sonnenuntergang schreitet....
Und deshalb hasse ich das Texten. Denn erst wenn ich mich klein mache, wachse ich.
Und ich liebe das Texten, weil es mich in meiner selbst erzeugten Verlorenheit tröstet. Weil ein guter Text mMn nur funktioniert, wenn man sich nicht für gut oder schlecht interessiert, sondern nur schildert, was passiert, wenn man den Inhalt einer Pfanne (Umfeld) langsam erhitzt. Wenn man schildert, wie die einzelnen Zutaten (Figuren) unter der Hitze (Konflikt) miteinander verschmelzen, weil sie ja nicht aus dem Tiegel fliehen können. Und weil ein guter Koch (Autor) das fertige Essen (Kunstwerk) vom Feuer nimmt, bevor es verbrennt
Wenn mir das wider Erwarten mal wieder gelingt, nur dann liebe ich das Texten
Lg
sondern für die Leser: Interpretationsfreiheit at his best! 
