Zarte streicher

[Lobotomeandyou]

Wusst ich's doch...

Nehmen wir mal ein Violinen-Sample. Ich höre das beim Drücken auf mein Keyboard. Da geht es bereits los: Der soll anders spielen als ich das gedacht habe. WARUM hab ich mir das anders gedacht? Sobald Du diese Frage beantworten kannst, hast Du einiges begriffen.

Weil die Umsetzung eines Saiteninstruments auf ein Tasteninstrument NIE 1:1 deckungsgleich sein kann. Hat aber nix mit digital oder analog zu tun. Sondern damit, dass man mit diesen Instrumenten unterschiedlich performed. Vollkommen unterschiedliche Haptik usw.

 

[Lobotomeandyou]

Ich erinnere mal an Walter/Wendy Carlos Bach und Beethoven Interpretationen.

 

[RonB]

Weil die Umsetzung eines Saiteninstruments auf ein Tasteninstrument...

...unmöglich ist. Weiß ich selber. Das meine ich nicht ! Ich schrieb von EINEM Sample, das abgespielt wird.

 

[Lobotomeandyou]

...unmöglich ist. Weiß ich selber. Das meine ich nicht ! Ich schrieb von EINEM Sample, das abgespielt wird.

Heutige Streichersamples bestehen ja nicht nur aus einem Sample, sondern sind multigelayered.


Aber anne Köppe muss man sich nicht kriegen... natürlich ist das natürliche Spiel immer das bessere, und nicht alles lässt sich mit Hilfe von Samples reproduzieren... vollkommen richtig.



Heißt aber nicht, dass man die Klangästhetik von Samples nicht ebenso gewinnbringend einsetzen könnte... es kommt eben nur auf das wie an...

Bin aber generell auch kein 100 %iger Freund des Samplings.

Nicht zu vergessen, dass es auch noch andere Klangsynthesen gibt, die schon verdammt nah an die Vorbilder rankommen können.

 

[schnuffke]

Ich schrieb von EINEM Sample, das abgespielt wird.

Da wird es doch spannend - die "Unzulänglichkeit" und Unnatürlichkeit des Instruments ( Sampler mit einem Sample ) nicht zu verstecken.

Erst wenn man es nicht mehr behandelt, wie ein schlechteres Saiteninstrument... ...sondern dem Ding eine eigene Würde gibt, kann es richtig gut werden.

Es ist ein Instrument, und wie jedes hat es Vor- und Nachteile - diese muss man ( er- )kennen und es entsprechend bedienen.

UND: Wie jedes Instrument kann man es nicht mögen und nicht spielen wollen. Muss ja jeder selbst wissen.

Bin aber generell auch kein 100 %iger Freund des Samplings.

Sampler sind die besten.

Führt hier vllt. alles zu weit?

 

[RonB]

nicht alles lässt sich mit Hilfe von Samples reproduzieren

Genau, nicht mehr aber auch nicht weniger wollte ich damit sagen. Hurra, wir sind uns einig ! (kommt sowas im Forum öfter vor?

)

 

[Lobotomeandyou]

Sampler sind die besten.https://recording.de/uploads/smil451c7211b9e19.gif

Führt hier vllt. alles zu weit?

Seh schon... in diesem Thread prallen gleich 3 Fraktionen von Klangfetischisten aufeinander.

 

[ModulationMatrix]

Der Computer ist genauso ein Musikinstrument wie alle anderen Instrumente auch. Ob man da mit Emotionen erzeugen kann hängt allein vom Bediener ab.

 

[Violinist]

Der Computer ist genauso ein Musikinstrument wie alle anderen Instrumente auch. Ob man da mit Emotionen erzeugen kann hängt allein vom Bediener ab.

Da würde ich prinzipiell auch nicht widersprechen. Doch dieses Momentum was der Musik das Tüpfelchen auf das I setzt, wenn man Musik aus dem Herzen heraus spielt, das gibt es nicht beim Computer. Dieses Gefühl lässt sich nicht mit 10 Velocity-Stufen nachbilden.

 

[Lobotomeandyou]

Da würde ich prinzipiell auch nicht widersprechen. Doch dieses Momentum was der Musik das Tüpfelchen auf dem I setzt, wenn man Musik aus dem Herzen heraus spielt, das gibt es nicht beim Computer. Dieses Gefühl lässt sich nicht mit 10 Velocity-Stufen nachbilden.

Auch richtig. Wenn man aber das Einspielkeyboard mit reinrechnet und den Computer als reinen Klangerzeuger betrachtet, der mehr als nur Samples irgendwelcher Orchesterlibraries abfeuert, dann relativiert sich diese Aussage schon wieder.

Bei allem, was die klassischen Instrumente des Orchestergrabens anbelangt, ist deine Aussage richtig, m.E. auch in Bezug auf Gitarren. Bei Drums. Bässen, Orgeln, Mallets und auch Pianos sieht es aber schon anders aus.
Und in Sachen Klangsynthese ist der Computer das perfekte Instrument.

 

[RonB]

Erst wenn man es nicht mehr behandelt, wie ein schlechteres Saiteninstrument... ...sondern dem Ding eine eigene Würde gibt, kann es richtig gut werden...Führt hier vllt. alles zu weit?

Interessante Betrachtung, der ich teilweise zustimme. Und nein, ich finde das spannend andere Meinungen dazu zu hören. Zu weit führt das erst bei 90-100 Seiten

Erst mal meine teilweise Zustimmung: Vor einiger Zeit hab ich mal ein paar Takte anspruchsvoller Passagen in den 1.ten Violinen/2.ten Violinen/Violas spielen lassen. (Hintergrund war ein Midi-Performance Test von einem Rechner zum anderen)

Da war ich völlig verblüfft. Das kam richtig gut. Der entscheidende Punkt: Ich fand es nicht deswegen gut, weil ICH es für "echt" hielt, sondern weil es so klang, wie der KOMPONIST sich das gedacht hatte. Ausgerechnet die Spielweise, die da gefordert war, wurde gesampelt. Das war, wenn man so will, eine tatsächlich "würdevolle" Reproduktion, wenn auch nur für wenige Takte.

Nun meine Nicht-Zustimmung:

Erst wenn man es nicht mehr behandelt, wie ein schlechteres Saiteninstrument, sondern dem Ding eine eigene Würde gibt...

Wie soll das gehen? Kürzlich wollte ich ein paar Takte schreiben (bzw. hatte sie geschrieben) wo die Violinen eine bestimmte Spielweise spielen sollten. Sogar recht gängig: Starkes Stakkato FF bis kurz vor der Überspielung des Instruments(!), mit Abwärtsbogen direkt am Frosch, wenn's geht als RR9

Diese Spielweise ist nicht gesampelt. Pech gehabt. Was soll ich nun tun?

Nächstes Beispiel: True Legato mit scharfem Bogenwechsel nach Ausnutzung desselben in voller Länge unter gleichzeitigem Crescendo. Im richtigen Orchester weiß ich, wie das klingen wird. Richtig geil !

Geht aber nicht. Dein Rat? Soll ich mich vielleicht "würdevoll" verneigen? Ich sag Dir meine Reaktion bei letzterem Versuch. Eigenes Zitat: Das klingt ja grauenvoll.

Also wieder Pech gehabt. Wenn wir mal soweit gekommen sind, dass der Komponist sich danach richten muss, was seine Lib spielen kann, ist das ziemlich übel. ICH MUSS das als "schlechtes Saiteninstrument" behandeln, weil es genau das ist ! Der Affe spielt nicht das, was brauche.

Nicht dass wir uns da missverstehen: Ich kann unmöglich verlangen, dass ALLES gesampelt würde, was denkbar ist. Selbst wenn das (finanziell) machbar wäre, bleibt ein kleines Geheimnis stehen, was ein "echtes" Musizieren verhindert... (Bin mal gespannt, wer es lüften wird)

 

[Lobotomeandyou]

Wie soll das gehen?

Wenn du weggehst von klassischen Einspielmustern. Indem man ganz naiv das Instrument so nimmt, wie es ist, ohne sich den Kopp zu machen, es "authentisch" klingen lassen zu müssen.

Oder....


indem du das Instrument so reduziert einsetzt, dass es nur die Aufgabe erfüllt, die es erfüllen kann.
Auch danach kann man sein Arrangement ausrichten.Jedem das zuweisen, was es auch wirklcih stemmen kann. Ggf. entwickelt sich so 'ne ganz andere Herangehensweise an die Komposition. Ein anderer Ansatz - und daraus ergibt sich was neues.

 

[RonB]

Wenn du weggehst von klassischen Einspielmustern...

Papperlapapp ! Hast Du vielleicht gedacht, ich verzichte auf die spielbaren Möglichkeiten eines Instruments? Was ist überhaupt ein "klassisches" Einspielmuster? So etwas gibt es gar nicht. Es gibt nur ein Instrument, was seine ganz individuellen Spielweisen "kann". Danach richtet sich der Einsatz bei der jeweiligen Komposition. Dies, mein bester, ist seit Jahrhunderten so.

Wenn das nun -was wir ja hier diskutieren- mit einer Library nicht geht, habe ich, da hast Du recht, die Möglichkeit, meine Komposition zu "ändern" wie weit auch immer. Ich sag's ganz frei raus: Ich glaub es geht los...
Sicher, wenn ich damit nicht einverstanden bin, habe ich wiederum die Möglichkeit, ein reales Orchester zu bemühen. Wenn das, wie in vielen Fällen, (vor allem finanziell) nicht möglich ist, muss ich auf alles verzichten, das stimmt.
Aber lieber werf ich alles in den Müll, als etwas zum Hören abzuliefern, was entweder:

1.) Scheiße gespielt oder
2.) nicht meiner Überzeugung entspricht.

 

[musicdevil]

Zahlreiche Komponisten haben bereist bewiesen, dass ganze Orchester aus dem Rechner durchaus für bestimmte Zwecke gut klingen können. Ob das 100% echt klingt, ist den meisten Kinogängern, den Gamern usw. sicher vollkommen egal. Dafür sind Librarys eben gut genug.
Wer da viel mehr erwartet, soll halt in nen Konzert gehen.

Diese Spielweise ist nicht gesampelt. Pech gehabt. Was soll ich nun tun?

Dir nen Orchester mieten, oder Ansprüche runter schrauben

 

[Lobotomeandyou]

Sicher, wenn ich damit nicht einverstanden bin, habe ich wiederum die Möglichkeit, ein reales Orchester zu bemühen. Wenn das, wie in vielen Fällen, (vor allem finanziell) nicht möglich ist, muss ich auf alles verzichten, das stimmt.

Ja, wenn du das so puristisch siehst, dann versteh ich deine Aufregung nicht. Verscherbel den Rechner inkl. Software und geh mit realen Instrumenten und mit realen Musikern in ein Studio.

So, wie du es darstellst, werden dir Rechner und Software nie das liefern können, was deiner Überzeugung entspricht.

 

[Lobotomeandyou]

Ob das 100% echt klingt, ist den meisten Kinogängern, den Gamern usw. sicher vollkommen egal.

Richtig! Das kommt noch hinzu. Frag mal den Kinogänger, wie "echt" ihm das Orchester klang! Der wird nur verständnislos den Kopf schütteln. Interessiert ihn nicht. Der kann das eh nicht voneinander unterscheiden.

 

[Lobotomeandyou]

Allein, wie heute schon mit dem Kompressor umgegangen wird in der Filmmusik, lässt einen oftmals schon die Ohren bluten. Da spielt es dann auch schon keine Rolle mehr, wie echt die verwendeten Instrumente nun sind oder nicht.

Gerade klassische Musik lebt ja von 'nem großen Dynamikbereich, und der fehlt m.E: im Kino heutzutage weitestgehend.

 

[Violinist]

... oder Ansprüche runter schrauben

Guter Punkt. Jeder hat seinen eigenen Anspruch. Als Filmmusiker ist man in erster Linie Dienstleister und da ist der eigene Anspruch zweitrangig. Da muss man auch mal das machen, was man nicht unbedingt möchte, zum Beispiel auch die Komposition der Library anpassen.

Ist ein stetiger Kampf mit sich selbst: Was will der innere künstlerische Handlungsdrang und was sagt der Verstand...?

 

[schnuffke]

[ref=[URL]https://recording.de/Community/Forum/Songwriting/Filmmusik_und_Orchestral/199716/Post_2275651.html#31[/URL]]

Nun meine Nicht-Zustimmung:

Erst wenn man es nicht mehr behandelt, wie ein schlechteres Saiteninstrument, sondern dem Ding eine eigene Würde gibt...

Wie soll das gehen? Kürzlich wollte ich ein paar Takte schreiben (bzw. hatte sie geschrieben) wo die Violinen eine bestimmte Spielweise spielen sollten. Sogar recht gängig: Starkes Stakkato FF bis kurz vor der Überspielung des Instruments(!), mit Abwärtsbogen direkt am Frosch, wenn's geht als RR9

Diese Spielweise ist nicht gesampelt. Pech gehabt. Was soll ich nun tun?

Hui, genau das meinte ich. In diesem Fall gibst Du dem Sampler keine Würde. Du willst von ihm, dass er etwas anderes ist, als er naja eben ist. ( Für "Würde" fällt mir jetzt einfach kein besseres Wort ein. )

Akzeptiere das, was deine Lib kann und komponiere ein Stück für genau diese Lib und nicht für echte Violinen. Sonst ist es klar, dass Probleme auftauchen. Erst wenn Du dir keine Gedanken mehr über irgendwelche Unzulänglichkeiten mehr machst und das nutzt, was da ist, gibst Du dem Ding Würde.

Du siehst in diesem Fall eben eine schlechte Violine, anstatt ein eigenständiges und vollwertiges ( von mir aus auch behindertes ) Instrument.

Dein Rat? Soll ich mich vielleicht "würdevoll" verneigen?

Jup. Im Ernst: Wir reden aneinander vorbei.

Du machst ( ohne dir blöd kommen zu wollen !! ) das, was ich kritisiere, nämlich das Instrument nicht zu würdigen. Da geht bestimmt mehr mit, als Du denkst - und das, weil Du es nicht als etwas Eigenständiges wahrnimmst.

Auf, sagen wir mal, Kastagnetten wirst Du auch nicht ein großes klassisches Repertoire abspulen können. Trotzdem sind sie als Instrument nicht unvollständig - man kann wenn man will, Stücke dafür schreiben.

Erst recht für eine Lib, die ja noch die eine oder andere Möglichkeit mehr bietet.

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Mir ist natürlich klar, dass Du einfach eine andere Perspektive einnimmst. Natürlich ist es legitim ( wer soll es verbieten? ) seine Libs als eine Art Platzhalter/Ideengeber/Emulation/Skizzenblock oder was auch immer zu sehen. Kein Ding.

Man könnte in einer Lib aber auch ein eigenständiges Instrument sehen ( mal abgesehen von Kontakt ).

Puuh...

 

[Lobotomeandyou]

Guter Punkt. Jeder hat seinen eigenen Anspruch. Als Filmmusiker ist man in erster Linie Dienstleister und da ist der eigene Anspruch zweitrangig. Da muss man auch mal das machen, was man nicht unbedingt möchte, zum Beispiel auch die Komposition der Library anpassen.

Ist ein stetiger Kampf mit sich selbst: Was will der innere künstlerische Handlungsdrang und was sagt der Verstand...?

Nimm mal allein die Musik aus deutschen Fersehproduktionen.... mit Sicherheit zu 90 % aus der Dose seit einigen Jahren.

Wie sieht es da mit Zuschauerbeschwerden aus?