Wie mischt ihr Unplugged-Aufnahmen?

[FredTadge]

Wir machen gerade mit unserer Band einige Unplugged-Aufnahmen, die wir von zuhause aus machen. 2 x Westerngitarre (Jumbo und Dreadnought), 1 x Akustik-Bassgitarre, 1 x Cajon und Gesang.

Ich habe in der letzten Zeit fast ausschließlich vollständige Rockbands gemischt. Habt ihr daher irgendwelche Tipps, worauf ich bei o.g. Instrumenten achten muss bezgl. Dynamikumfang, EQ, Hall usw.?

Ich habe jetzt erstmal nur alle Instrumente ganz grob mit EQ bearbeitet, L1 drauf und auf die Gitarren einen Hall. Schwierig finde ich, dass ich meine Gitarre mit zwei Mikros aufnehme, der Bass und die andere Gitarre aber über Pickups aufgenommen werden. Gibt's da irgendein Go-To-Verfahren, wie man die Pickup-Aufnahmen etwas brillianter klingen lässt?

Besonders spannend wird auch die Cajon. Eher knallig oder eher räumlich? Ich habe noch keine Aufnahmen bekommen, aber ich frage mich schon, ob ich die eher so mische wie ein Rock-Drumset oder eher so räumlich wie bei Jazz o.ä.?

Habt ihr vielleicht für so eine Aufstellung gute Referenzen?

UPDATE: Wir haben einfach mal angefangen. Was meint ihr?

 

[Kassette]

Gibt's da irgendein Go-To-Verfahren, wie man die Pickup-Aufnahmen etwas brillianter klingen lässt?

- Mik dazu stellen/mischen
- Raum drauf (nicht Hall)

Besonders spannend wird auch die Cajon. Eher knallig oder eher räumlich?

Das hängt vom Rest ab. Was ich gern mal mache bei dichteren Sounds: Die "Kick" und auch manchmal den "Snare"-Part mit Samples ergänzen oder ersetzen.
Geht bei gutem Raum aber auch ohne, dadurch wird das dann halt luftiger/akustischer.
Aber wie gesagt, entscheidend ist der Gesamtsound.

Habt ihr vielleicht für so eine Aufstellung gute Referenzen?

Kann ich dir mal ein paar Sachen schicken....

 

[muffy]

Ist natürlich schwer, das so ohne konkrete Track zu sagen, aber ich würde bei sowas generell das so nehmen wie es kommt und es nicht sonderlich in eine bestimmte Richtung zwängen. Den Bass und die andere Gitarre könnte man noch durch eine Amp Sim schieben, dass es ggf. nicht so spröde kommt.

Mit Räumen, respektive Hall wäre ich etwas zurückhaltender, also keine Bahnhofshalle, die Band einfach ein einen gut klingenden Raum stellen, ich denke 800-1000ms sind ein guter Startpunkt.

Dynamikumfang: ich würde es eher auf der dynamischen Seite lassen, aber dass nichts rauspoppt. Ggf. Automation.

Referenz: Nirvana bei MITV Unplugged.

 

[FredTadge]

Kann ich dir mal ein paar Sachen schicken....

Gerne

Referenz: Nirvana bei MITV Unplugged.

Echt? Bäh.

 

[muffy]

Vom Klang her, nicht unbedingt musikalisch. Oder Stone Temple Pilots und Alice In Chains. Klar diese Ovation / Piezo Nummer ist nicht so schön, aber den Rest finde ich gelungen.

 

[sts]

Klar diese Ovation / Piezo Nummer ist nicht so schön

Ich würde sogar sagen: Bei vielen (Live/Unplugged/Bla-) Aufnahmen ist es, was das Klangbild angeht, der störendste Faktor. Man hat sich nur schon so dran gewöhnt, dass es kaum noch auffällt.

 

[leary]

Klar diese Ovation / Piezo Nummer ist nicht so schön

Ich würde sogar sagen: Bei vielen (Live/Unplugged/Bla-) Aufnahmen ist es, was das Klangbild angeht, der störendste Faktor. Man hat sich nur schon so dran gewöhnt, dass es kaum noch auffällt.

...wenn es eine Live Aufnahme ist, dann ist auf den Gitarrenmikros meist so viel Bleed drauf, dass man das Signal eher wegschmeißen kann. Häufig sind auch noch Monitorboxen im Spiel.

 

[sts]

Ich weiß, dass technische Probleme dieser Art oft im Weg stehen. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, geht es doch hier nicht um einen Live-Mitschnitt einer ganzen Band, die gemeinsam am selben Ort spielt.

Wir machen gerade mit unserer Band einige Unplugged-Aufnahmen, die wir von zuhause aus machen.

 

[Loftone]

wenn unplugged wie einst bei MTV dann bloß Komps (Spitzenregelnd) und EQs. Alles an Hall war damals durch Raummics eingefangen. Da ich derlei nicht erstrebenswert halte und du vermutlich nicht in einer Kirche, Höhle oder sonstigen abgefahrenen Räumen aufgenommen hast, wirst du wohl tricksen müssen und dann entspricht es dem unplugged Charakter nicht mehr. Wenn dein Projekt dazu führt, dass jeder daheim was beisteuert, dann kannst du diesen Gedanken eigentlich vergessen. Vermutlich wird es mehr Enttäuschungen geben als Happyness.
Dann alles trocken aufnehmen und sich am Ende für einzelne Hallfahne für alle Elemente entscheiden

 

[FredTadge]

Nein, wir nehmen weder in Höhle, noch in Kirche oder sonstwo auf. Es soll auch nicht dem MTV Unplugged Charakter entsprechen. Es geht einfach nur darum, dass wir in der Zeit, in der wir jetzt sowieso nicht zusammen proben können, zuhause etwas "unplugged" spielen, wobei das ebenso wie bei MTV damals nicht wort-wörtlich genommen werden darf. Denn die meisten in der Band haben natürlich keine Mikrofone zuhause und können somit nur ihren Pickup aufnehmen. Damit muss ich klarkommen.

 

[sts]

Denn die meisten in der Band haben natürlich keine Mikrofone zuhause und können somit nur ihren Pickup aufnehmen. Damit muss ich klarkommen.

Ich habe mit sehr brutalen EQ-Eingriffen bei DI-Akustikgitarren halbwegs gute Erfahrungen gemacht. Kommt natürlich immer auch auf die Rolle des Instruments im Gesamtmix an, aber das ist ja eigentlich immer so.

Womit ich keine Erfahrung habe - aber man könnte es mal probieren - sind Impulsantworten von Akustikgitarren. So etwas gibt es ja auch. Käme auf einen Versuch an.

 

[FredTadge]

Ich habe mit sehr brutalen EQ-Eingriffen bei DI-Akustikgitarren halbwegs gute Erfahrungen gemacht. Kommt natürlich immer auch auf die Rolle des Instruments im Gesamtmix an, aber das ist ja eigentlich immer so.

Kannst du da etwas konkreter werden? Also, wo in etwa greifst du an? Tiefmitten, Hochmitten, Höhen?

 

[sts]

Kannst du da etwas konkreter werden? Also, wo in etwa greifst du an? Tiefmitten, Hochmitten, Höhen?

Keine Ahnung, ist schon etwas her, dass ich das zuletzt gemacht habe, und ich merke mir EQ-Einstellungen normalerweise nicht, auch wenn ich sie selbst gebastelt habe. Aber es dürfte helfen, den EQ engbandig einzustellen, versuchsweise ~10 dB abzusenken und einmal durch alle Frequenzen zu gehen. Dann hört man schon, wo man was bewirken kann. Dabei allerdings nicht nur solo, sondern immer wieder auch im Gesamtzusammenhang mit dem restlichen Getöse anhören.

 

[muffy]

Akustik Gitarren haben m.E. 2-3 klassische Problemregionen. Allen voran zw. 300-500Hz, da kann man immer mal reinhören, obs dröhnt, hier auch gerne breitbanding und ggf. dynamisch absenken. Dann 2500-4000, hier kanns oft zu drahtig, seifig werden. Hier kann ein MBK a FF-MB helfen. Zum gutes Schluss 160 abwärts: hier kann ein (dynamischer) Low Shelf etwas das ganz tiefe Gebrubbel eindämmen.

Je nach Klang filtere ich die Dinger auch durchaus bei 8-12k (Lowpass). Das ganz hohe Gefistel hat keinen sinnvollen musikalischen Beitrag mehr und sollte für Becken und ggf. Vocal-Air Platz machen.

Vong 1 Compression her kommen sanfte Riesen wie Vari Mus ganz gut auf Akustik Gitarren, zB Puigchild.

 

[sts]

Je nach Klang filtere ich die Dinger auch durchaus bei 8-12k (Lowpass). Das ganz hohe Gefistel hat keinen sinnvollen musikalischen Beitrag mehr und sollte für Becken und ggf. Vocal-Air Platz machen.

Sehe ich nicht so, denn z.B. kann Plektrumgeschrammel von der Akustikgitarre einen nicht ganz unwichtigen rhythmischen Beitrag zum Gesamtbild liefern (je nach Arrangement, ist klar). Was Du vorschlägst, klingt daher evtl. zu muffy.

 

[muffy]

Haha, aber das Plektrumgerschrammel findet nicht jenseits von 8 statt. Eher 1-5k. Ist aber Geschmackssache, wie man das Voicing macht. Man könnte auch statt Eq alles mit einem MBK wie Waves C6 machen.

 

[Kassette]

Womit ich keine Erfahrung habe - aber man könnte es mal probieren - sind Impulsantworten von Akustikgitarren

Was tatsächlich gut funktioniert, wenn man mal gar nicht mikrofonieren kann:
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR...MInbHQ19K66AIVCc13Ch06lAo3EAQYByABEgIIifD_BwE
Gibt aber auch Akustikklampfen mit sehr gut klingenden PU's.
z.B. LR Baggs M1A ist amtlich, das geht sogar pur, ohne rumtricksen

 

[sts]

Haha, aber das Plektrumgerschrammel findet nicht jenseits von 8 statt.

Dann meinen wir unterschiedliche Dinge. Haha!

 

[sts]

Was tatsächlich gut funktioniert, wenn man mal gar nicht mikrofonieren kann:

Ja, das ist auch eine Möglichkeit, die funktionieren kann - wenn man es denn gerade hat, sonst muss man wieder KAUFEN.

 

[Kassette]

sonst muss man wieder KAUFEN

Ja leider. Wenn man öfter mal so was macht, lohnt sich das sicherlich. Und macht natürlich auch mehr Spaß als olle Tonabnehmer.
Ich hatte das früher mal ne Zeit lang auch live.