Wie halte ich meine Vocals bei einer konstanten Lautstärke?

[BasstianvH]

Also wenn Tiefe Töne zu leise sind, dann hat das ganz sicher nix mit Nahbesprchungseffekt zu tun. Der macht nämlich genau das Gegenteil, nämlich eine Überbetonung der Tiefen.

Und das Tontechnik manchmal auch Fleißarbeit ist, sollte eigentlich klar sein.

Wer nix investiert wird auch immer nur maximal mittelmäßige Ergebnisse erreichen.

Ich hatte vor ein paar Wochen nen Praktikanten hier im Studio, der mich gefragt hat, warum seine Songs eigentlich nie so klingen, wie die ganz großen Sachen, obwohl er insgesamt sicher schon 3 bis 4 Stunden in nen Track investiert hat. Ob ich Ihm wohl helfen könnte, mit welchen Plug ins und welchen Monitorboxen er das hinbekommt.

Am besten so für insgesamt 200 €, weil er dann noch Geld für n x-Box Spiel über hat.

Nachdem er dann 2 Wochen an dem Track gearbeitet hat ( Und das mit den internen Plug ins und Kopfhörern, aber dafür unter Anleitung und ständigem wieder an die Arbeit schicken, wenn er nach spätestens 30 Minuten meinte, dass er mt der gestellten Aufgabe jetzt so einigermaßen zufrieden ist)

Hätte er zwar leider das Grundproblem immer noch nicht verstanden aber dafür war der Track cool und klang ziemlich groß.

Schade nur, dass bei seinem nächsten Track keiner mehr hinter Ihm steht um nach 30 Minuten zu sagen, dass da immer noch der letzte Schliff an einem Problem fehlt.

Ab jetzt muss er sich wohl selbst motivieren, damit er irgendwann mal ein guter Toni wird, denn ein Plug in, dass einfach den Track, oder auch nur ein einzelnes Element auf Knopfdruck perfekt macht, wird zu meinen Lebzeiten sicher nicht mehr geben. Und ich persönlich finde das gar nicht so schlecht.


Sorry für das lange OT, aber ich würde mich freuen, wenn einfach mehr Menschen dir Grundwerkzeuge und Techniken lernen würden, bevor sie auf das Wunderplug in hoffen.

 

[Marc1610]

@BasstianvH,

wieso OT, das will nur keiner hören bzw, lesen.

Bringt nix, lass die Leute ihren Weg 10 und 20 Jahre gehn und dann wachen sie vielleicht mal auf, nachdem sie viel unnötiges Geld ausgegeben und enorm viel Zeit verschwendet haben.

Das glaubt hier keiner bzw, will keiner einsehn.

Funktioniert es im Mix nicht, wird es über die Summe versucht.

 

[Amaros]

Für mich hört sich das stark nach einer Mix-Übung von der SAE oder einer ähnlichen Schule an. An der SAE wurden damals gezielt solche Tracks verteilt, um eben die Studenten herauszufordern. Das finde ich auch richtig.

Sofern das, was Du beschrieben hast, richtig ist, kann es - wie schon erwähnt - nicht der Nahbesprechungseffekt sein, denn der würde Gegenteiliges bewirken.

Der Kompressor ist nicht das Mittel der Wahl. Warum nicht?
Der Kompressor eignet sich sehr gut, wenn LEICHTE Schwankungen ausgeglichen werden sollen. Er eignet sich auch sehr gut, wenn das Signal ein ausgeglichenes Frequenzspektrum besitzt und keine großen Überbetonungen. Er eignet sich nicht, wenn die Lautstärkeschwankungen extrem sind oder einzelne Frequenzen stark überbetont.

Starke Schwankungen können nur per Level-Automation ausgeglichen werden. Was dann noch bleibt, sind ggf. Klangänderungen, weil der Sänger sich stark vor dem Mikrofon bewegt hat (diese müssen nicht nur aus dem Nahbesprechungseffekt resultieren, sondern auch dann, wenn off-axis gesungen wird). Diese wirst Du wohl oder übel mit dem EQ bearbeiten müssen. Dazu kopierst Du die besprechenden Parts auf eine eigene Spur, auf der Du sie bearbeitest. Mach Dir nicht die Mühe, den EQ auch noch zu automatisieren, das dauert meistens länger und belastet die CPU mehr.

Den Kompressor würde ich dann anschließend verwenden, um alles etwas zu verdichten - gerne auch mit paralleler Kompression.

Ich würde mein Hauptaugenmerk bei einer Mischung immer auf den Gesang legen und dafür die meiste Zeit investieren - das können viele, viele Stunden sein. Die Instrumente sind meistens unwichtig, der Gesang hingegen ist es, was die Menschen anspricht oder eben nicht. Das liegt in der Evolution begründet. Unser Gehirn ist für Sprache/Gesang extrem penibel, was Klangunterschiede, Lautstärkeunterschiede, Räumlichkeiten etc. angeht. Wenn dort etwas nicht stimmt, meldet es das umgehend zurück. Deshalb ist es so wichtig, dem Gesang alle Aufmerksamkeit zu widmen (in der Regel schon beim Recording). Wenn man aus zeitlichen Gründen pfuschen muss, dann bei den Instrumenten. Es ist diesbezüglich jedem angehenden Toningenieur anzuraten, sich mal intensiv mit Musikpsychologie auseinander zu setzen. Denn erst dann, wenn man weiß, WIE wir eigentlich hören und wie das Gehörte verarbeitet wird, kann man vernünftige Entscheidungen treffen. Man kann zwar fast alles auch technisch begründen, aber eigentlich müsste die Technik dem Hören untergeordnet sein. Viel Geschwafel, ich weiß. Aber wer gut mischen möchte, muss viel Zeit investieren - am richtigen Platz.

 

[evosilica]

Wundert mich, dass noch keiner einen Kompressor mit EQ im Sidechain empfohlen hat, oder hab ich was übersehen?
Das würd ich jedenfalls probieren, wenn tiefe Töne leiser sind als hohe und EQ alleine nicht hilft.

Mit einem EQ im Kompressor-Sidechain kannst du das Signal verändern, auf das der Kompressor "hört", ohne dabei das Signal selbst zu EQen.
Ich würd als Startpunkt mal einen Hochpass mit ~ 200Hz und einen etwas breitbandigen Boost bei 500Hz probieren. Damit "hört" der Kompressor keinen Bass mehr, dafür aber rund um die Mitten überbetont und somit sollten höhere Töne stärker komprimiert werden, als tiefere.

Den letzten Feinschliff, wenn der Mix so gut wie steht, kann man dann noch mit Volume-Automation machen.

 

[lqud]

Also ich hab den mal getestet, ich finde ja bis der mal endlich richtig eingestellt ist (zumindest dann für eine kurze Strecke), habe ich was da zu tun ist 1000 mal alles selber von Hand automatisiert.

Der wurde für sowas entwickelt ja glaub schon, aber der Umgang erfordert anscheinend sehr viel Übung, ich weiß nicht wie viel zeit man in den investieren muss, um hinterher Zeit zu sparen, keine Ahnung. Und ob das dann wirklich immer zu einem guten Ergebnis führt, ich weiß ja nicht ich glaub da nicht dran.

Also für mich ist der nix.

Also ich hab den und nutze den relativ oft. Es kommt allerdings auch auf das Audiomaterial an bei manchen Sachen ist er wirklich nicht zu gebrauchen. Ich zieh den meist rein und dann merkt man schon ob's sich besser in den MIx integriert.
Grundsätzlich ziehe ich die Bearbeitung mit Melodyne vor.

 

[SlimJim]

Also ich nutze auch den Vocal Rider und finde den schon ziemlich gut!! Richtig grobe Sachen werden noch von Hand ausgebügelt, aber im großen und ganzen ist das Ding schon ziemlich gut... klar, bei ner aufwändigen Produktion mit ordentlich Budget wird's besser, wenn du alles manuell machst - aber wer macht heutzutage noch ne aufwändige Produktion mit ordentlich Budget

 

[Matthgenhorn]

Amaros schrieb in #23:
Sofern das, was Du beschrieben hast, richtig ist, kann es - wie schon erwähnt - nicht der Nahbesprechungseffekt sein, denn der würde Gegenteiliges bewirken.

Oh sorry, ich habe mich verschrieben! Es ist natürlich genau umgekehrt, also übertönung der Tiefen!

Danke für eure Antworten!