Wie gehen Songwriter in ihrer Arbeit vor?

[Bruno742]

Viele schreiben einen Text zur bereits vorhandenen Melodie (so mache ich es jedenfalls).

Gibt es auch welche bzw viele, die erst einen Text schreiben und dann die passende Melodie dazu finden?

Oder machen es die meisten vielleicht so, dass sie beides - Text und Melodie - gleichzeitig und Zeile für Zeile allmählich zusammen aufbauen?

Wie sind da eure Erfahrungen, euer Kenntnisstand?

 

[pitsieben]

Gibt es auch welche bzw viele, die erst einen Text schreiben und dann die passende Melodie dazu finden?

Ja...zu ca. 80% würde ich sagen.
Mir fällt es leichter, die Musik zu finden, wenn mir die Aussage des Songs klar ist.

Aber grundsätzlich gehen bei mir beide Möglichkeiten.
Gewöhnlich fallen mir einfach zunächst Textfragmente ein, die ich dann untermale.

Das führt dazu, dass ich wenige Riffleichen auf der Platte habe...dagegen aber unmengen Zettel mit mehr oder weniger wertvollen Reimkonstruktionen.

 

[DerGipfel]

Bei mir isses so, dass ich immer zuerst eine Musikphrase im Ohr habe, aus der ich einen Song entwickle. Auf der Suche nach einer Gesangslinie singe ich dann einfach drauflos und manchmal ergeben sich dann Textfragmente, die mich auf ein Thema für den Text bringen. Das grobe Thema und den "Blödmanngesang" schicke ich dann an einen Kumpel, der mir die Texte silbengenau auf die Melodie draufschreibt. Allerdings ist der viel produktiver als ich, so dass ich auch schonmal "auf Halde" geschriebene Texte nehme und die auf existierende Songideen anpasse.

 

[mazze]

Ja, bei mir ging es schon jeder Richtung:
Text und dann Melodie dazu,
Melodie, dann Text,
und in den Sternstunden meines Komponistendaseins: Hookline mit einem geschnodderten Text im Kopf auf einen Schlag quasi da, zwar grob aber doch schon...

 

[artname]

also aus meiner Sicht gibt es zwei Arten Songtexter.

a) der Dichter auf Abwegen. Das sind Leute, die sich sehr mit Sprache beschäftigen und als reimende Lyriker dem Lied nahe stehen.

Vorteil: Diese Texter sind oft sehr erfolgreich, weil sie einen hohen output haben, auf "Halde" schreiben und deshalb auf Engpässe gut vorbereitet sind. Außerdem haben sie eine unverwechselbare Sprache.Oft werden solche Texter auch vertont, weil sie eben ein großes Repertoire haben, wo sich mancher Komponist gut bedienen kann.

Nachteil: Ihnen fehlt oft der Draht zu aktuellen Trend und Nachfragen.

b) Der Sänger auf Abwegen. Singersongwriter, die allmählich zu Textern werden, weil sie älter werden oder einfach mehr Erfolg hinter als auf der Bühne haben.

Vorteil: Gutes Feeling für die Szene. Gute Schreiber auf Musik.
Nachteil: Haben selten was auf Lager, da sie halt keine Lyriker aus Berufung sind. Neigen auch nicht zu all zu ausgefallenen Bildern oder Wortschöpfungen

Natürlich gibt es diese Typen nicht in 100% reiner Form. Aber vielleicht kannst Du Dich da einordnen.

Ich beispielsweise bin begeisterter Lyrikleser, bin aber als Type eher ein Singersongwriter. Schreibe zu 90% auf Musik.

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Willst Du Dich etwas näher vorstellen? Ein paar Zeilen? ..., Deine Arbeitsweise? Als Romanschriftsteller vielleicht etwas zu den gefühlten Unterschieden zum Texte schreiben?

 

[livingsounds]

Bei mir entsteht das fast immer zusammen, zeitgleich. Plötzlich ist die Hookline da, dann kommt die Restidee, manchmal ist der Song dann nach 3 Min ins Handy gesungen. Dann kommt der schwierige Teil: Der Text ist nämlich bis auf die Hook selten brauchbar, geschweige denn fertig. Das ist meistens richtig Arbeit.

Zuerst einen Text schreiben, und dann erst Melodie und Harmonie ist bei mir glaube ich noch nie vorgekommen. Wär mal ne interessante Idee, das so zu versuchen...

 

[Uzitoba]

Also ich hatte das noch nie, dass ich erst den Text hatte und dazu die passende Melodie komponiert habe...klingt einleuchtend, dass einem je nach gemütslage einen Text oder auch nur Gedankenfetzen in den sinn kommen und dazu dann in der passenden stimmung kommt die melodie wie von alleine...hmm..ok...sollte ich mal ausprobieren..

aber bei mir ist das so, dass es meistens gleichzeitig kommt...es bringt bei mir auch nichts lange rumzusitzen und versuchen etwas machen oder schreiben zu müssen...das geht nicht.....dieser zwang...dieser druck...
manchmal sitze ich da..und habe auf einem einen geistesblitz und dann nehme ich mir meine [g=422]gitarre[/g] und fange an loszuspielen und einfach irgendwas darauf zu singen und häufig passt es einfach...[g=63]harmonie[/g] und klänge...
wie gesagt..manchmal sitze ich in der u-bahn oder auf toilette nur in meiner unterwäsche

 

[Fabfabian]

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Songs schlüssiger werden, wenn zuerst der Text da ist und man daraufhin Melodien entwickelt und diese harmonisiert. Trifft aber auch nur auf ca. 10% meiner Songs zu.
Bei ca. 20% ist zuerst die Melodie da, dann Harmonien und am Ende der Text und beim Rest zuerst Harmonien, dann parallel/ kurz danach Melodie und dann Text. Häufig, wenn der Text noch nicht da ist, entstehen auch schnell Textfragmente/ Sprachfetzen für prägnante Teile des Songs (Hook o.ä.). Aber es gibt kein Patentrezept.
Wichtig ist, dass man auch bereit ist, an einer Songaufnahme zu arbeiten bzw. Änderungen vorzunehmen, wenn er sich sperrt. Dazu muss man diesen auch mal länger liegen lassen.
Da ich meine PreAmp-Einstellungen entweder notiere oder immer gleich lasse (sowohl beim Vocal-Preamp also auch Gitarren-Preamp) und meine Gitarrenaufnahmen mit GuitarRig mache, kann ich auch nach längerer Zeit nahtlos an einem Song weiterarbeiten, ohne dass ich zuerst 1000 Einstellungen machen/ Sounds wieder finden muss. Ich verwende auch verschieden selbst gebastelte Vorlagen in Logic, damit ich schnell Ideen fixieren kann, ohne die Channel-Strips komplett neu aufzusetzen.
Um meine mangelnde Textproduktivität auszugleichen, wäre die Idealvorstellung, eine große Anzahl von Texten nur mit Gitarre und Gesang erstmal grob mit den einzelnen Formteilen zu fixieren. Dann eine Auswahl treffen und die schließlich gezielt ausproduzieren. Texte hätte ich schon, aber Zeit...

 

[Paul87]

Ist vielleicht eine sehr abgedroschene Frage, aber wie findet ihr eure Ideen? Heutzutage finde ich es recht schwer originellen Content zu produzieren. Wie seht ihr das?

 

[DerGipfel]

Die besten Sachen (nicht zwangsläufig die originellsten) fallen mir in der Einschlafphase ein, was ziemlich nervig ist ...

 

[Ewert]

mein vorgehen ist zu 99% immer gleich:

ich finde eine schöne akkordfolge und singe dann ersteinmal kauderwelsch dazu. es gibt immer textphrasen, die mich berühren, die rocken um die ich dann den text "herumschreibe", ähnlich, wie es pepe macht.

am ende wird das ganze perfektioniert und noch in der begleitung ausgebaut.

so mache ich es seit 25 jahren und kann es mir anders auch nicht vorstellen. ganz selten hatte ich auftragsarbeiten, bei denen bestimmte textphrasen vorgegeben wurden. ich habe es gehasst!

 

[Telaviv]

Ich glaube bei den Ideen ist das wichtigste, dass man sich nicht unter Druck setzt, sonst kommt nichts gutes dabei raus.
Ich habe auch immer zuerst die Musik bzw. die Melodie im Kopf und arbeite zuerst daran und an den Akkorden. Natürlich hat man auch immer schon ein grobes Arrangement im Kopf, weil man ja auch ganz am Anfang der Entstehung schon eine gewisse Stimmung/Stil des Songs im Kopf hat.

Ich glaube, dass viele Singer-Songwriter bzw. Menschen, die ihre Stücke alleine schreiben, oft mit der Musik anfangen, wie z.B. Herbert Grönemeyer. Arbeitet dagegen ein Team an einem Song, insbesondere, wenn für den Text andere zuständig sind als für die Musik, fängt man (glaube ich) oft mit dem Text an, zu dem dann eine Melodie gesucht wird. Wie gesagt, ich persönlich fange mit der Musik an, und im Team kann ich sowieso nicht an Songs arbeiten.

 

[sixstringwarrior]

Ich hab' zwei Vorgehensweisen - entweder ich improvisiere mit Akustikgitarre und entwickle zeitgleich Text und Musik oder ich baue einen Song ausgehend von Drums auf und kümmere mich um den Gesang + Text zuletzt.

 

[MelvinWish]

Ja sehr Interessant wie Ihr so Eure Songs schreibt,

Also ich habe auch keinen Text singe nur irgendwelches Blaablaaa ( bleibt meist wohl so)

packe den Song ein und nehm in mit in den Proberaum, und dann wird das ganze gedaddel

bei einer Kiste Bier mit allen ausgearbeitet,

oder auch nicht dann geht er in die Tonne

Na hilft nicht wirklich weiter, aber das ist die traurige Wahrheit, zumindest bei mir...

Grüsse der Todd...

 

[m4d3raIn]

Kommt immer drauf an was mir zuerst einfällt:

Ist es ein Riff wird der Riff ausgearbeitet... dann kommen meist Drums hinzu.
Oft ist schon am Anfang klar ob der Riff überhaupt für "Gesang" oder "screaming" etc. geeignet ist.
Wenn nicht wird er als Main oder Zwischenriff eingesetzt... dann folgen andere Teile.

Wenn z.B. eine Melodie schön und singbar ist versuche ich diese auszusetzen und auszuproduzieren.

Manchmal kommen mir auch zuerst Akkorde... worauf ich dann die umstehenden Instrumente entwickle.


Ich denke das ist aber auch oft abhängig von der Musikrichtung(Je nachdem auf welche Komponente eher fixiert wird).
Wenn du beispielsweise im Pop Bereich keine eingänge Melodie hast bist du oft verloren...
Im Electro Bereich wäre es der Beat und im Metal Bereich der Riff der Gitarren...

 

[SillySybok]

Eine interessante Frage!
Ich komme aus der Ecke "Lyrics" zu der Musik, wobei dieser Part aus beruflichen Gründen jetzt lange brach lag... Aber: Mir geht es oft so, dass ich zu meiner eigenen Musik nicht gut Texte zusammenbekomme, weil die Bilder nicht kommen (So wie der, der kocht, kein Hunger auf sein Essen hat).
Bei fremder Musik "sehe ich Bilder" und versuche den Text dazu möglichst gut zu entwickeln... Das beginnt aber oft mit einer Zeile, aus der sich dann alles entwickelt.

 

[Gnostiker]

Bei mir ist das Problem das ich überhaupt nicht singen kann, und dementsprechend auch Probleme mit der Entwicklung einer Gesangslinie inklusive Lyrics habe. Deswegen liegen bei mir nur Instrumentals auf der Platte(komplettes Album, Genre Progmetal) die vor sich hingammeln. Es ist immer daran gescheitert das man für sowas so gut wie keine Leute findet die sich da drann trauen.

Ich habs aufgegeben und mache nur noch Instrumentalmucke als Ventil ( ich muss Musik machen sonst laufe ich Amok

. Das entwickelt sich dann ganz unterschiedlich, mal übers riffing mal über eine Melodie.

Gruss

 

[Mahone]

Ist vielleicht eine sehr abgedroschene Frage, aber wie findet ihr eure Ideen? Heutzutage finde ich es recht schwer originellen Content zu produzieren. Wie seht ihr das?

Immer besser, muss ich sagen.
Früher habe ich mich da weitgehend abgequält,
aber inzwischen klappt vieles weitgehend von alleine.

Und manchmal kommt einem einfach was aus dem Äther zugeflogen,
und man freut sich dann wirklich noch ne halbe Stunde wie gut das eigentlich ist.
In der Phase wird dann aus ner Idee oft auch ne erste Skizze.

Man darf da auch einfach nicht zu gezwungen rangehen.
Nimm einfach die Sachen die dich wirklich beschäftigen, und versuch sie in ne gute Sprache zu bringen.
Mit der Zeit krempelt man da echt sein Gehirn bisschen um,
und man fängt an automatisch in solchen Strukturen zu denken.

 

[Paul87]

Die besten Sachen (nicht zwangsläufig die originellsten) fallen mir in der Einschlafphase ein, was ziemlich nervig ist ...

stehst du dann auf und schreibst die Gedanken auf? Ich mache das nur wenn ich auf Reisen bin, da bin ich irgendwie besonders inspiriert, letztens in einer Ferienwohnung in Amsterdam zum Beispiel...

 

[Ewert]

also mir passiert das gar nicht so selten, dass ich mitten in der nacht aufstehe und einige teilen schreibe, die mir einfielen. meine frau war sehr genervt davon, hehe...

aber man hat da keine wahl, denn am näcfhsten morgen ist die idee meistens verloren..