Ich habe mir als Hobby-Musiker selbstverständlich auch schon sehr viele Gedanken darüber gemacht.
Wer würde sich nicht freuen, mit seinen kreativen Ergüssen auch Erfolg zu haben.
Ich denke da immer an eine Situation vor ca. 16 Jahren zurück.
Damals wurde zum ersten (oder zweiten ? ) mal die Serie "Das Boot" im Fernsehen ausgestrahlt.
Mir hat die Titelmelodie seinerzeit so gut gefallen, dass ich sie auf meinem ersten Synthi (Korg DSS-1

) nachgespielt hatte und nachher mit einem einfachen Techno Beat unterlegt hatte.
Da der DSS-1 noch nicht einmal über einen [g=32]Midi[/g]-Multi-Mode verfügte, war es etwas schwierig, mit einem Atari 1040STFM und nur einem verfügbaren [g=20]Midi-Kanal[/g] etwas brauchbares zusammenzubauen.
Ich fand´s aber damals nicht schlecht.
Warum ich das erzähle ? Nun ja, einige Wochen später, landete U96 mit "Das Boot" in den Charts.

Da habe ich schon etwas dumm aus der Wäsche geschaut. Mit etwas besseren Fähigkeiten und vielleicht einem zweiten Klangerzeuger, wäre meine Version schon sehr nah dran gewesen.
Das war 1990 - wenn ich bedenke, wie die elektronische produzierte Musik sich damals noch anhörte. Ich habe immer vor mich hin geträumt, wenn ich ein paar Tausender für Equipment übrig hätte, würde ich es mit so einem Schrott auch noch mal in die Charts schaffen.
Wenn ich mich recht erinnere, basierte der Erfolg dieser "Techno-Version" auch nur auf der Beliebtheit der Serie.
Ich denke also schon, dass neben einigen anderen Faktoren wirklich darauf ankommt, einen Song mit dem richtigen "Momentum" zu platzieren.
Bei fast allen Stücken von Raab war es in jedem Fall so.
Bei der Diskussion, was eine Hit-Produktion ausmacht, ist das zumindest mal der Kontrast zu "normalen" Produktionen, bei welchen eben ein attraktives Image oder Erscheinungsbild des/der Interpreten, eine angenehme Gesangsstimme, ein Text mit dem sich viele Menschen identifizieren können, oder eine eingängige Hookline/Melodie für den Erfolg verantwortlich ist.
In 16 Jahren hat sich natürlich auch technisch verdammt viel getan, so dass nun schon ein Song mit einer besonders schön ballernden Bassdrum und einem damit verbundenen geilen Beat die Charts stürmen kann.
Da kann die eine oder andere neuartige Soundtüftelei schon ausschlaggebend sein.
Damit meine ich Tracks, die erst laut gehört im Club oder im Auto ihre "Qualitäten" ausspielen können. (siehe dieses "Flat-Eric" Minimalst-Stück oder diverse modernere R&B und Hip Hop Produktionen. z.B. auch In da Club von 50 Cent)
Bei Techno oder House reichen diese Aspekte alleine heutzutage nicht mehr, da für die breite Masse zu beliebig, als dass sie in ein Geschäft rennen um den Tonträger zu kaufen. Man hört das oder feiert in der Disko drauf ab und vergisst es wieder.
Es gab mal so ein kleines Büchlein von "The KLF" Der schnelle Weg zum Nummer 1 Hit
An KLF haben sich auch die Jungs von Scooter viel orientiert. Meine mal irgendwann gelesen zu haben, dass die sich auch mit diesem Buch beschäftigt haben.
Daraus geht eigentlich nur hervor, dass man sich mit allen möglichen Hits aus der Vergangenheit befassen soll und gnadenlos abkupfern sollte.
Mehr als die Hälfte dieses Buches besteht allerdings aus Empfehlungen, wie man seine Produktion vermarktet und pusht.
Also Radio-DJs damit belästigen etc. etc.
Ich hatte eigentlich was ganz von diesem Taschenbuch erwartet, doch während ich erkannte, wohin die Reise geht, wurde mir eben auch klar, dass es eben keine Anleitung zum Produzieren ist, sondern der Schwerpunkt in den Vermarktungsmechanismen liegt.
So eine grosse Neuigkeit ist dies sicher nicht. Es gibt sicherlich Ausnahmen bzw. Ausnahmetalente. Doch die meisten "Künstler" werden halt doch immer nur so erfolgreich sein, wie die Wegbereiter in der Promotion.
Es gibt sicher viele Wege, die zum Ziel führen können, doch das Talent alleine wird immer nur einen gewissen Anteil daran haben.
Ich sage mal so: Bis auf "Schnappi", Maschendrahtzaun und "Eine Insel mit zwei Bergen" stehe ich den Chartplatzierungen eigentlich sehr tolerant gegenüber.
Ich kann eigentlich jeder Musikrichtung etwas abgewinnen und auch wenn ich mir nie eine Christina Stürmer [g=420]CD[/g] kaufen würde, gönne ich ihr und auch Juli, Mondenkind ääh Silbermond und wie diese ganzen Bands aus den letzten 2 Jahren alle heissen, den Erfolg.
Die Popstars-Geschichten mal ganz aussen vor. Das neuste Monster was da geschaffen wurde (Monrose ? ), ist einfach nur grottenschlecht.
Da hört´s dann für mich auch auf.
Gegen simple, minimalistische Musik in den Top 10 habe ich überhaupt nichts einzuwenden.
Ich vertrete überhaupt nicht die Meinung, dass Musik immer einen aufwendigen Stil haben muss.
Schliesslich fing das früher alles mal mit Trommeln, Bongos usw. an. Da ging es nur um Rythmus, der hypnotisch auf den Körper wirkt.
Wenn dieser stimmig ist, braucht der Song kaum mehr um zu rocken.
Ich denke, das spricht einen Menschen in bestimmten Fällen viel mehr an, als irgendwelche aufgesetzt-poetischen Weltschmerz-Texte wie von Xavier Naidoo zum Beispiel (nix gegen die Stimme von dem Mann ! )
P.S.
Ihr mögt mich ja jetzt zu steinigen wünschen, aber ich habe wirklich gedacht, dieser Vollasi Toni würde sich zu einem Kult (ähnlich wie Wo biss Du mein Sonnenlischt) im Internet entwickeln und sich weiter verbreiten.
Als ich mal eine Vorschau von Raab im TV gesehen habe, kündigte er irgendwas von "Toni" an. Da habe ich gedacht, ok jetzt zimmerst Du ein paar Samples von dem Kerl zusammen und machst was draus.
Letztendlich handelte es sich bei "Toni" an diesem Abend aber nur um den Sohn von "De Randfichten" (Holzmichl

) der übrigens auch schon in die Fussstapfen seines Vaters getreten ist.
Ich glaube, der "Vollasi Toni" war einfach zu vulgär um zu einem kleinen öffentlichen Hype zu werden.
Ansonsten denke ich mit einer Techno-Version von bam- babamm - flatsch flatsch, hätte schon was gehen können....
