Was ist das Schlimme an der Chartsmusik?

[pitto]

@artname ??

 

[Cruba]

Er wurde gebeten, das Bild zu "kommentieren" und das hat er gemacht...

 

[artname]

Und jeder Kommentar ist aus Sicht des Kommentierende richtig. Genau das ist ja mein Thema. Ich streite hier nicht sonderlich, sondern suche die Gründe, warum ihr erfolgreiche Musik gleichzeitig als Schrott empfindet.

Genauer gesagt, interessiert mich, ob das Vorurteile sind, die sich aus flüchtigen oder weniger flüchtigen Kontakten mit Chartsmusik ergeben. In vielen ähnlichen Diskussionen tauchen immer wieder die Videos über die Entwicklung der zunehmenden Kompression auf. Oder die die über Popformel. Das ist vorrangig ein Akkord- oder Soundproblem. Die Texte, Performance, das Arrangement, die Melodiephrasierung, den Rhythmus, die Instrumente usw. betrifft das nicht zwingend.

Aber wie gesagt: Jeder hat Recht.

@pitto : ich habe dir den #300 Jubiläumskommentar gewidmet...

 

[Turquoise]

sondern suche die Gründe, warum ihr erfolgreiche Musik gleichzeitig als Schrott empfindet.

Die naheliegendste Erklärung wäre, weil wir Musiker sind und deshalb musikalischen Schrott erkennen. Ist ja quasi unser Spezialgebiet.

Aber wie gesagt: Jeder hat Recht.

In einer Welt ohne Maßstäbe . . . ja.

 

[artname]

@Turquoise : meine Gegenfrage müßte dir klar sein! Professionelle Musiker können keinen Schrott erkennen?

Aber wie gesagt: Jeder hat Recht.

In einer Welt ohne Maßstäbe . . . ja.

In jeder Welt.

 

[Turquoise]

meine Gegenfrage müßte dir klar sein! Professionelle Musiker können keinen Schrott erkennen?

Ersetzen wir einmal das "professionelle Musiker" durch das etwa gleichbedeutende "Musiker, die dafür bezahlt werden, dass sie ihr ästhetisches Empfinden den Erwartungen Dritter / den Erfordernissen des Marktes anpassen / unterordnen".
Sie wären sicher in der Lage, musikalischen Schrott zu erkennen. Aber das scheint kein wesentliches Kriterium zu sein, weil andere Dinge wichtiger sind.

In jeder Welt.

Nein. Nur in einer Welt ohne Maßstäbe.

Einfaches Beispiel:

nehmen wir einmal die beiden Aussagen

a) jeder hat Recht
b) nicht jeder hat Recht

Wenn a) zutreffend wäre, würde damit auch b) zutreffen. Was nicht sein kann.

 

[artname]

Ach @Turquoise, diese Autoren haben einfach mit ihrer Musik Erfolg gehabt, die es ihnen erlaubt, vollberuflich zu touren und zu produzieren. Ich wünsche auch dir diesen Erfolg. Wäres du dann ein anderer Turquoise? Sicher nicht.

Und wer setzt die von dir gewünschten Maßstäbe?

 

[pitto]

@pitto : ich habe dir den #300 Jubiläumskommentar gewidmet...

Muss ich mich geehrt fühlen? Was ist das?

 

[artname]

das ist jetzt #308. Wollte nur anzeigen, wo meine Antwort stand.

 

[artname]

Mönsch @Turquoise ... wenn jeder (aus seiner Sicht) Recht hat, dann ist das keine Paradoxie. DU behauptest jedoch, nich jeder hat Recht. Das mußt DU doch begründen, nicht ich.

 

[Turquoise]

Ach @Turquoise, diese Autoren haben einfach mit ihrer Musik Erfolg gehabt,

Welche denn jetzt? Die, die gutes Zeug machen oder die, die Schrott machen?
Ich rede nur von denen, die Schrott machen.

Übrigens: "erfolgreiche Musik = schrottige Musik" ist eine Formel, die ich so nie geäußert habe und auch nicht äußern würde. Ebensowenig gilt "nichterfolgreiche Musik = gute Musik".

Ich wünsche auch dir diesen Erfolg. Wäres du dann ein anderer Turquoise? Sicher nicht.

Ich würde mir wie Stevie Wonder 100% künstlerische Entscheidungshoheit in den Vertrag schreiben lassen. Da mir den sicher die Gegenseite nicht unterzeichnen würde, brauche ich da im Prinzip gar nicht weiter drüber nachdenken. Die Trauben hängen halt so hoch, dass ich sie gar nicht mehr will...

Und wer setzt die von dir gewünschten Maßstäbe?

Es sind nicht die "von mir gewünschten". Sie liegen in der Sache selbst, und unsere Aufgabe als Musiker ist es, sie zu erforschen und aufzudecken - also das ganze große "Gesetz" der Musik anzuerkennen und Klang werden zu lassen. Es ist ein bisschen wie beim Kochen und Backen. Es gibt Gesetzmäßigkeiten und das Essen wird nur dann, wenn man diese akzeptiert.

 

[georgyj]

Gute Musik zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche, interessante Komposition, das passende Arrangement der Instrumente und des Gesangs und der gefühlvollen Interpretation aus. Im Idealfall wird so die entsprechende positive Emotion beim Hörer ausgelöst.

Hihi.... Als ich diese Herren das erste Mal gesehen habe, dachte ich an eine Parodie. War aber tatsächlich ernst. Kurz darauf hatten sie bereits voll abgeräumt. Ich kann bei den meisten "Künstlern" nachvollziehen, warum sie die Leute mögen. In dem Fall allerdings fehlt mir jedes Verständnis.

 

[Summerhunter]

Es ist ein bisschen wie beim Kochen und Backen. Es gibt Gesetzmäßigkeiten und das Essen wird nur dann, wenn man diese akzeptiert.

Das Essen "wird nur dann", wenn es den - oft tradierten - Wertvorstellungen desjenigen entspricht, der meint, das Essen beurteilen zu können/dürfen/müssen.

Ratte und Hund sind in manchen Gegenden eine Delikatesse, genauso wie vergorener Fisch, den man hierzulande als "der ist um/vergammelt" bezeichnen würde. Der eine meint, Innereien müssten auf jeden Fall durchgebraten sein, der nächste bevorzugt sie halbroh.

Siehe "The Taste": Auf dem "Löffel" wollen die Juroren unbedingt süß, sauer, "crunchy", "umami" und was auch immer zeitgleich vertreten haben, ansonsten gefällt er ihnen meist nicht und wird abgekanzelt. Ich bin mir sicher, ein Großteil dieser Löffel würde mir nicht schmecken, da ich z. B. ungerne süß-sauer esse. Mein Sauerbraten z. B. ist wirklich sauer und enthält weder Rosinen noch Lebkuchen - nach zahlreichen tradierten Wertvorstellungen mache ich also etwas falsch, meine Familie liebt ihn und will ihn auf keinen Fall anders serviert bekommen.

Ist es mit der Musik nicht genauso? Oder gibt es da ein "heiliges Kochbuch" in dem - von wem auch immer - festgelegt wurde, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit eine Komposition, ihr Arrangement und der Mix nicht "Schrott" sind?

 

[artname]

OK, @Turquoise , wir haben uns wohl in Sachen Musiker/ Schrott erkennen mißverstanden.
Zum Gefühl, Recht zu haben, ist wohl auch alles gesagt. Ansonsten: Keiner schreibt Künstler vor, was sie schreiben sollen. Andererseits kann man Geldgebern auch nicht vorschreiben, ohne Mitspracherecht ALLES zu finanzieren.

 

[SeelenFresser]

Ich glaube das Charts nichts aussagen. Es gibt künstler die verkaufen mehr und haben mehr streaming aufrufe und verdienen mehr als Chart künstler. Nur sie passen halt nicht in die Charts. Aber ich gönn jeden sein Hak(recht).
Mittlerweile hat Deutsch Rap mehr Streaming/Verkauf und aufrufe(Capital Bra,RAF Camora, 187,Kontra K usw) als die komis..... Schlager milchfrisuren. Sorry aber ich bin voll nicht auf schlager. Ich finds aber auch peinlich das er Rapper Olexesh mit dieser schlagersängerin ein Track gedroppt hat. Aber ich gönn jeden sein Hak. Jeder will gerne mit seiner Musik erfolgreich sein.

 

[artname]

Klar verkaufen die bekanntesten Rapper momentan mehr als die bekanntesten Schlagerinterpreten. Beides kann man den Charts entnehmen. Die Einnahmen aus Streams werden mE allgemein überschätzt.

 

[User70408]

Mittlerweile hat Deutsch Rap mehr Streaming/Verkauf und aufrufe(Capital Bra,RAF Camora, 187,Kontra K usw) als die komis.....

Klar verkaufen die bekanntesten Rapper momentan mehr als die bekanntesten Schlagerinterpreten.

Streaming ist Verkauf von heißer Luft
Damit kannst du dir nicht mal die Butter aufs Brot schmieren!

Echt Kohle machen die Schlagerstars - wie Andreas Gabalier und Helene Fischer!!!
Die Verkaufen noch echte Tonträger die man in der Hand halten kann, das ergibt zumindest dann die Butter
Echte Kohle machen se mit z.B. ausverkauftem Münchner Stadion (72.000) wo ein jeder deutlich mehr als 100 euronen fürs Dabeisein abdrückt

Von dem Holz was die Schlagerstars machen könnten sich die Rapper-Kiddens noch dickere Goldketten und Bitches leisten ... do hauts disch um, hehehe

.

 

[Turquoise]

OK, @Turquoise , wir haben uns wohl in Sachen Musiker/ Schrott erkennen mißverstanden.

Das Mißverständnis besteht eventuell in dem, was wir unter "erfolgreich" verstehen. Für mich ist Musik bereits dann ein Erfolg, wenn sie richtig gut gelungen ist, wenn jemand etwas von dauerhaftem musikalischem Wert geschafft hat. Wenn ich Landvermesser wäre, würden mich auch die noch unerforschten Gebiete am meisten interessieren. Und davon eine Karte zu erstellen - egal wie gut ich sie verkaufen oder wie viel Geld ich mich bekanntem Kartenmaterial verdienen könnte - wäre immer das, was mich am meisten reizen würde.

Das Essen "wird nur dann", wenn es den - oft tradierten - Wertvorstellungen desjenigen entspricht, der meint, das Essen beurteilen zu können/dürfen/müssen.

Ratte und Hund sind in manchen Gegenden eine Delikatesse, genauso wie vergorener Fisch, den man hierzulande als "der ist um/vergammelt" bezeichnen würde. Der eine meint, Innereien müssten auf jeden Fall durchgebraten sein, der nächste bevorzugt sie halbroh.

Siehe "The Taste": Auf dem "Löffel" wollen die Juroren unbedingt süß, sauer, "crunchy", "umami" und was auch immer zeitgleich vertreten haben, ansonsten gefällt er ihnen meist nicht und wird abgekanzelt. Ich bin mir sicher, ein Großteil dieser Löffel würde mir nicht schmecken, da ich z. B. ungerne süß-sauer esse. Mein Sauerbraten z. B. ist wirklich sauer und enthält weder Rosinen noch Lebkuchen - nach zahlreichen tradierten Wertvorstellungen mache ich also etwas falsch, meine Familie liebt ihn und will ihn auf keinen Fall anders serviert bekommen.

Ist es mit der Musik nicht genauso? Oder gibt es da ein "heiliges Kochbuch" in dem - von wem auch immer - festgelegt wurde, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit eine Komposition, ihr Arrangement und der Mix nicht "Schrott" sind?

Es geht mir nicht um die "tradierten" Rezepte, sondern darum, wie man den Zutaten überhaupt begegnet. Letztens war ich beim Griechen und bestellte als Vorspeise Knoblauchbrot. Die Baguettes, die dann kamen, hatten die schwarzen, verkohlten Abdrücke des Grillrostes. Der Geschmack von Asche und Kohle war auch trotz Wegputzen der verbrannten Stellen noch da.
Es gibt eben bestimmte Regeln - völlig unabhängig ob nun bei Hund oder Geschling, egal ob süß-sauer oder nicht - die man beachten muss. Es ist eine Frage der Liebe und Hingabe an den Prozess und das gewünschte Endprodukt. Und so ist es auch mit der Musik. Manches ist wie Brühwürfel: mit wenig Aufwand schnell viel Geschmack. Gut für ein schnelles Essen. Aber wenn es festlich sein soll, kommt nichts an frische Zutaten ran. Das ist viel aufwändiger. Aber es lohnt sich. Über Geschmack lässt sich nicht streiten:
es gibt einfach guten Geschmack. Der kann chinesisch, französisch, marokkanisch oder sächsisch sein. Aber es gibt ihn.
Wer das nicht weiß, hat vermutlich keinen. Wie Emile, die Ratte aus Ratatouille.

 

[pitto]

@Turquoise jetzt wird es aber langsam grotesk oder?

 

[artname]

Hallo @Turquoise, ich meine, die echt erfolgreichen GUTEN Musiker ( also nicht die Ballermänner, und nicht die Feierabendmusiker, auch nich die Bummtschak-Rocker), die graben mit viel Zeitaufwand etwas tiefer, als der Rest der Konkurrenz.

Ich mag beispielsweise den Rapbarden Eko Fresh. Hör dir seine Interviews an. Der analysiert seine amerikanischen Vorbilder derartig klug und konsequent! Dagegen sind 80% der mir bekannten Rapper nette Schwätzer. Weißt, was ich meine? Sein Erfolg ist kein Zufall. er basiert auf lebenslanger Analyse. Diese Musiker haben kaum Familie oder andere Jobs. Wenn sie Glück haben, fallen sogar die Drogen weg.

Sehe gerade Eko Interviews. Der Typ rappt die Worte rückwärts. Also du mußt das Tape rückwärts spielen, um den Text zu verstehen. Oder er rappt Passagen konsequent in alternierenden Jamben, die tatsächlich alternierende Trochäen sind. Für Nichteingeweihte:

1Alle 2meine 3Entchen 4 / 1schwimmen 2auf dem 3See 4 // klingt bei ihm 1Alle 2meine 3Entchen 4/ 1schwimmen 2auf dem 3See 4 //

Und das mit hochkomplizierten Worten und im irrem Tempo. Das übt der Typ, und keiner dankt es ihm... er tut das Ganze nur aus eigener Wolllust.

Dein Beispiel mit dem Essen versteh ich gut. Dennoch hast du nur für Dich Rest. Der Typ am Nachbartisch, der ein Geschäftsessen veranstaltet, und zwischen seiner Aquise achtlos Köstlichkei zwischen die zähne schiebt, hat auch sein Rest. Sünde der Goumetladenbesitzer schätzt womöglich den Geschöftsmann mehr als dich..