Für mich bringt der Faden als dominierendes Zwischenergebnis ein "früher war alles besser". Wobei ich viele geteilte Beispiele den 70/80 Jahren zuordnen würde, also einer Phase, wo vieles ERSTMALIG in der Unterhaltungkunst probiert wurde. Damit meine ich nicht nur die Musik, sondern die Performance, den Vertrieb, die Werbung.
Da würde ich entgegnen:
wenn auch heute noch innovativ Musik gemacht würde, würde sich sicher nicht der Eindruck der Nicht-Weiterentwicklung breit gemacht haben. Ich kann mich noch erinnern, wie dominant in den 1980ern (jedenfalls für mich) das Gefühl war, j e t z t ist der Moment und nie wurde aufregendere Musik veröffentlicht, als eben gerade. Man hat sich wahnsinnig auf die Neuvorstellungen am kommenden Wochenende gefreut, weil man davon ausgehen konnte, dass da wieder ein, zwei absolute Knaller dabei sein werden.
Kann auch am Älterwerden liegen. Mich würde mal interessieren, ob die jungen Höhrer heute eine ähnliche Erwartung gegenüber Neuveröffentlichungen haben und ob sie ihre Zeit ebenfalls als die musikalisch beste aller möglichen Welten empfinden.
Ich glaube, Rap und Hiphop mit ihrem Straßenknowhow
Was ist denn Straßenknowhow? Hatte Janis Joplin kein Straßenknowhow? Und Rockbands - Welcome to the Jungle - ist das kein Straßenknowhow?
Über das dreckige, brutale Leben haben schon viele vor HipHop gesungen.
HipHop und Rap haben in der Beziehung inhaltlich nichts wirklich Neues gebracht. Neu war die Art zu Reimen und die Vortragsweise.
Das Sampeln kurzer Riffs als musikalische Basis hat der Musik etwas mehr Stille zurückgegeben.
... seh' ich überhaupt nicht so, aber okay...
Ein moderner Song ist für mich momentan kein so ein ergiegeladener Brei, sondern eher ein bunter Flickenteppich unterschiedlichster Motive.
Auch hier kann ich leider nicht ganz folgen. "Bunt" im Sinne von da passiert aber viel, sind "moderne" Songs mMn gerade nicht. Ich habe für meine Songs früher immer eine Art Handout für die Band gemacht, das die Struktur zeigte. Meine Songs hatten immer zwischen 12 und über 25 Teilen. Moderne Songs sind mMn in dieser Hinsicht recht arm. Wenn da irgendwo 10 Teile kommen, ist es schon viel. Zudem ist das meiste baukastenmäßig zusammen gesetzt, ohne große Variation. Naja, mein Eindruck... Du magst das anders sehen...
Im SV dominiert oldscool Rock- und Popmusik.Die paßt nicht mehr so in mein Weltbild. Mit ist weniger nach headbanging, sondern eher ungläubigen Staunen. Ich suche Kunst, die den Wahnsinn ironisch abbildet, die mich in meiner Traurigkeit bestätigt und gleichzeitig lächelnd zu einem Tänzchen animiert.
In den aktuellen Top 20 sind 8 Rocksongs vertreten, aber auch 6 ruhigere Nummern. Eine sogar an der Spitze. Es gibt ein 2 elektronische Instrumentals und mindestens zwei Nummern, die man als experimentell bezeichnen müsste. Auf Platz zwei ist ein Pop-Song, wie es poppiger fast nicht geht. Und wenn Du nach Ironie suchst, schau Dir mal die Nummer 3 an. Wer dort Ironie nicht findet...
Also ich finde das Programm sehr abwechslungsreich und würde, wenn das im Radio käme, sicher wieder mehr und zufriedener Radio hören. Die ewig gleichen 1980er Hits in den Oldie Sendern gehen mir nämlich auch auf den Sack.
Ich wollte HIER wissen, wie genau diejenigen hinhören, die Chartsmusik mit Müll gleichsetzen. Und da hab ich ja wohl reichlich Antwort erhalten...
Welche aktuellen Beispiele aus den Charts entsprechen denn Deinen oben dargelegten Wünschen an Musik? Einfach Interesse halber, ich würde gerne mal so ein Lied hören, mit Stille, aus buntem Flickenteppich und ironisch, das nicht pathetisch daher kommt und zum traurig-heiteren Tänzchen animiert. Ist ehrlich gemeint, denn ich glaube, der Beschreibung nach könnte ich mit solcher Musik auch etwas anfangen...
