Kommt drauf an.
Ich hau`mal ein paar Thesen raus, mit denen ich mir vermutlich die Finger verbrenne ... egal:
1. Automatisiere mal in einer Aufnahme der Berliner Philharmoniker, dann kriegst Du von Karajan die Hucke voll
=> je echter Musik und je besser die Musiker, desto weniger Automation
2. Zählen wir mal Clipgain, Fades und Schneiden zur Automation - es ist ja letztenendes so was ähnliches. Da muss ich mehr bearbeiten, wenn die Mikrofone schlecht positioniert waren (Übersprechen, Klangkorrektur bei wechselnder Position zum Mikrofon etc.)
=> je schlechter die Aufnahme, desto mehr Automation
3. Zu Lautstärkeunterschieden gehören immer auch Klangunterschiede - da hilft Volume-Automation nix.
=> Ein guter Musiker automatisiert sich selbst - und das wesentlich überzeugender, als es eine nachträgliche Automation kann
4. Um ein Solo von mir nach Gary Moore klingen zu lassen, muss ganz schön viel ausgebügelt werden (falls es überhaupt möglich ist)
=> je schlechter der Musiker, desto mehr Automation ist erforderlich
5. Ich habe Aufnahmen im Rahmen von Bandcoaching gemacht. Mit ein paar Tricks hätte man da hübsch was rausholen können. Der Coach hat das abgelehnt - die Jungs müssen merken, was noch nicht klappt.
=> je authentischer eine Aufnahme / ein Mix sein soll, desto weniger Automation.
6. Als ich früher Synth gespielt habe, war das Spiel ohne die Knöpfe krüppelhaft - Filter, Release etc. sind wichtige Parameter um einen Sound in den Kontext zu setzen
=> je synthetischer die Musik, desto mehr Automation ist erforderlich
7. Wenn ich Drums in einem Patterneditor eintippe, brauche ich Automation, um Variationen zu erzeugen
=> je einfacher/statischer das Ausgangsmaterial, desto mehr Automation ist erforderlich
8. In vielen Situationen braucht man ganz unterschiedliche Einstellungen - z.B. wenn in einem Refrain ein Backgroundchor den Sänger unterstützt. Dann schneide ich die Passage raus und mache damit eine neue Spur.
=> eine entsprechende Struktur im Mix kann Automationen ersetzen
9. Bei mir persönlich: Wenn ich alte Mixe von mir öffne und alle Automationsspuren ausklappe, sieht das aus wie ein Teller Spaghetti - der Überblick geht verloren, Automationen wurden vor dem eigentlichen Mix gemacht, trotzdem hat es besch**** geklungen
=> Ein Mix muss erstmal klingen, sonst ist was falsch gelaufen. Automation gibt dann das Sahnehäubchen obendrauf.
@clemensvill
klasse! ... das kopiere ich mal für meine bandkollegen! ...
wie oft habe ich mich schon im vorfeld, im proberaum,
geärgert, wenn wir an einem neuen song arbeiten und sich keine
spiel-dynamik einstellt, weil jeder seine "spuren" einfach
nur statisch durchspielt ... und dann auf der bühne,
brettert das dann gerade so weiter ... (meistens leiden
dadurch auch die vox.)
es kommt sicherlich auch auf das genre an, aber mittlerweile
achte ich auch immer mehr darauf, dass auch so wenig,
wie nur irgendwie möglich, die Vol-Pedale zur "dynamik-kontrolle"
benutzt werden, sondern, am instrument selbst, durch die
spieltechnik erreicht wird ... (ok, soli mal außen vor.)
es ist eben etwas völlig anderes, ob ein musiker/z.b. gitarrist,
während der strophen sein spiel durch seine spieltechnik
zurückfährt oder ob er das mit dem vol-regler am boden
"simuliert" (ähnlich einer fader-automation in der DAW) ...
und seitdem wir darauf achten, muss auch immer weniger
automatisiert werden ... und die einzelspuren profitieren enorm davon ...
werden immer lebendiger/interessanter und wirken immer
weniger so, als ob man nur ein paar kleine takes eingespielt hätte,
die dann per "copy und paste" über den ganzen song verteilt
werden ...
im besten falle, da atmen die spuren in sich mit ...
es grooved eben dynamisch ... auch ohne automation. LG
z.b.
schon klar! ...mit "copy and paste" wird heute meistens produziert,
aber ich mag es persönlich einfach nicht ...
