viele songtexte ein problem

[Acou]

Fremdschämen

 

[deydi]

Fremdschämen

?

 

[Turquoise]

Ich muss immer wieder betonen, dass ich mir vor dem Internet das Handwerk mühsam in einzelnen Gesprächen zusammenklauben mußte.erst ab 2002 habe ich mir ein Netzwerk mit Dichtern und Textern geschaffen, wo ich kontinuierlich Wissen vermittelt bekam und vermittle.
(...)
Ich glaub nicht, dass viele Musiktexter das Handwerk eines Dichters verstehen oder. gar wertschätzen.

Meine Oma schreibt manchmal Gedichte. Zu Anlässen wie runden Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Jubiläen. Sie sind immer im Paarreim. Aber bis auf den Reim am Ende der Zeile passt zwischendrin oft wenig. Die Zeilen können eine unterschiedliche Silbenzahl haben, Hebungen und Senkungen passen nicht zueinander und manchmal wird sogar die Grammatik vergewaltigt, nur dass am Ende der Reim steht.

Natürlich bekommt sie für ihre Gedichte Applaus. Aber nicht wegen der Dichtkunst, sondern weil sie denjenigen, der eingeladen hat, damit ehrt, sich Mühe gegeben hat und ... ja ... auch, weil ein Gedicht irgendwie etwas Feierliches hat, eine Art höherwertige Sprache darstellt.

Wenn man die Gedichte meiner Oma mit einem sauberen klassischen Gedicht vergleicht, fallen einem sehr schnell die Unterschiede auf. Mir jedenfalls taten sie das immer und ich wusste auch immer, dass ich nie solche Gedichte wie meine Oma sie schreibt, schreiben wollte.

Ich habe mich nie groß theoretisch mit dem Schreibhandwerk befasst, sondern immer nur autodidaktisch durch Beobachten, Vergleichen, Nachahmen und Variieren gelernt. Das ist die Freiheit, die ich immer hatte - egal ob beim Texten oder beim Komponieren.
Was ich an Theorie weiß, kam fast wie automatisch.
Das meiste, was das Dichten betrifft, habe ich noch aus der 8. / 9. Klasse.

Was ich damit sagen will, ist: es gibt etwas, dass einen zwangsläufig voran bringt, dass einen gut oder besser werden lässt, und das mMn weit jenseits aller Theorie liegt:

die Liebe zur Sache.

Wer die in sich hat, hat das Allerwichtigste. Deswegen kommt mir Dein Fokus auf die Theorie vielleicht manchmal etwas übertrieben vor. Aber das mag - deswegen habe ich das oben erzählt - an meinem eigenen Weg liegen. Und daran, dass ich Sprache für viel weniger geheimnisvoll halte, als Musik.
Ein alter Jazzer hat mal gesagt: Lerne die Skalen, aber dann vergiss sie wieder! Den Satz habe ich mir gemerkt. Vielleicht, weil er mir so gut in den Kram gepasst hat.

Das auch als ein Tip an @deydi .

 

[Cruba]

Schau mal Manchmal beginnt mein Tag schon Total verdreht,
hab nen Songtext verlegt, die Erinnerung wie weg gefegt
renn hektisch auf und ab, und vergesse mitten drin was ich such
Mir kommt's vor wie n fluch, Und suche die Lösung in nem buch

Kann die Spuren finden, versuch die Lösung zu verbinden
Grab tiefer, Treff mich mit Professoren, um die Erklärung zu finden
wir erforschen das verschwinden Der Erinnerungen.
Unsere Errungenschaften, nehmen unglaubliche Ausmaße an,

fühle mich auf der Straße beobachtet, kann sie überall sehen
an jeder ampel Stehn sie, muss mich nur einmal umdrehen
sie sind uns auf der spur, wie Drogenhunde, boten der toten
wie mies, wir stecken schon zu tief drin, ein Spießruten lauf

Wenn wir jetzt fallen, ja dann schlagen wir mies unten auf,
Und die Hunde Stürzen sich fies oben drauf, der offen aus.
Aber ich gebe nicht auf, ich bekomme die Wahrheit noch raus
Die Welt muss es wissen, das ist euer Großes aus, wacht auf !

Naja, nur so als Tip... Du schreibst eigentlich nur, dass alles Mist ist und Du Probleme hast. Dies dann lustig verpacken zu wollen ist irgendwie nicht hilfreich. Wenn Du nicht deep sein willst in bestimmten Songs, dann musst Du halt auch nicht über deepes schreiben.

Ein Beispiel, dass ich immer wieder gut finde ist I wish... Achte mal auf den Text. Da steht an keiner Stelle, dasses ihm schlecht geht.



Nicht mal The Message ist im eigentlichen Sinn Negativ geprägt, was die Einstellung angeht. Es vertritt halt die Meinung "ich komm schon durch". Klingt der Song & Text für deep? Für mich nicht. natürlich kommen wir auch hier mal wieder auf die deutschen texte zu sprechen, weil's im Deutschen halt viele Wörter gibt, bei denen die Sprachmelodie am Ende runter geht.

 

[artname]

Ach Mensch @Turquoise , ich sag's ja immer wieder: Lesen scheint nicht so dein Fall.

Ich schrieb zum Ende meiner handwerklichen Erläuterungen:

Für alle, die jetzt erschrecken: Orchestrierung, Segmentierung oder Sprachsound präge ich mir meist noch mit Schimmeltexten ein. Erst wenn ich einen Favoriten gefunden habe, vergesse ich Metrik, Tonfall oder Reimchema und fokussiere mich zu 95% auf den Inhalt. dann wird es Ernst. Erst dann!!![/QUOTE]

Du schreibst zum Ende deiner Kritik:

Ein alter Jazzer hat mal gesagt: Lerne die Skalen, aber dann vergiss sie wieder! Den Satz habe ich mir gemerkt. Vielleicht, weil er mir so gut in den Kram gepasst hat.

Weil es dir in den Kram paßt? Von mir aus

Hauptsache Ende gut, alles gut.

 

[deydi]

Wenn Du nicht deep sein willst in bestimmten Songs, dann musst Du halt auch nicht über deepes schreiben.

Ja ich wollte ja was lustiges über das Vergessen schreiben. So was jeder kennt. Autoschlüssel verlegt. In dem Fall nennt Songtext.

Um das Ganze irrsinnig zu machen, quasi eine Verschwörung daraus entstehen lasen.

Ich weiß jetzt nicht, ob das ggf mit sprechgesang noch möglicherweise eher in nem ironischen Ton anders klingt. Oder sollte man die Ironie schon lesen können?

 

[deydi]

Achte mal auf den Text.

Ich kann kein Englisch ..

's im Deutschen halt viele Wörter gibt, bei denen die Sprachmelodie am Ende runter geht.

Das versteh ich nicht. Wie sprachmelodie?

Das Deutsch nicht so wichtig wie Englisch klingt stimmt leider

 

[Sylvi]

ch glaub nicht, dass viele Musiktexter das Handwerk eines Dichters verstehen oder. gar wertschätzen. Aus meiner Sicht verschenktes Kapital

Es gibt so einige Eigenschaften, die einen guten Musiktexter ausmachen können.
Diese Kryptischen Zeichen gehören nicht zwingend dazu.
Fehlendes Talent kann man nicht erlernen.
Eine gute musikalität gepaart mit einem Top Rhythmusgefühl. Dazu kommen die Fähigkeit
etwas poesievoll ausdrücken zu können, eine ausgeprägte Rhetorik mit einem reichen
Wortschatz, und die Fähigkeit auch grammatikale Umschreibungen zu nutzen, die eine gewisse Doppeldeutigkeit haben können.
Man muss die Klaviatur des Schreibens blind beherrschen, und wenn die Melodie spielt, ist das Schreiben eigentlich nur noch ein Automatismus, der sich zusammensetzt aus den ganzen
Eigenschaften, die ich vorher nannte.
Natürlich hat man sich vorher mit dem Thema befasst, und Notizen gemacht. Auch einen
Pool wird man haben, den man ständig füttert mit kleinen Erlebnissen und Ereignissen.
Aus diesem Fundus heraus schreibt man auch sehr viel.
Natürlich sollte man zum besseren Verständnis auch Piano oder Gitarre spielen können.
Vor Allem, es muss einen nicht loslassen. Man schreibt überall, sowie auch ständig irgend eine
Musik im Kopf spielt.
Diese Leidenschaft ist es, die eine Flamme immer am Brennen hält. Eins und Eins ist zwei, und vier minus zwei ist auch zwei.
Das Ergebniss ist das Gleiche, aber die Lösung und der Weg dahin haben unendliche Möglichkeiten.

BG Sylvi

 

[Turquoise]

Ja ich wollte ja was lustiges über das Vergessen schreiben. So was jeder kennt. Autoschlüssel verlegt. In dem Fall nennt Songtext.

Um das Ganze irrsinnig zu machen, quasi eine Verschwörung daraus entstehen lasen.

Und es ist Dir nicht gelungen, oder?
Kenne ich auch. Man hat eine Story, aber die gewünschte Komplexität übersteigt die momentanen Fähigkeiten. Da hilft nur eines: vereinfachen und sich erst mal mit weniger zufrieden geben oder noch mal zehn Jahre abwarten, bis man mehr Erfahrung hat und dann das Ding mit Abstand und Ironie lässig aus dem Ärmel schütteln. Es auf Krampf hinbiegen wird idR nichts.

Ach Mensch @Turquoise , ich sag's ja immer wieder: Lesen scheint nicht so dein Fall.

Mag bei Dir so ankommen. Ich las es mehr so:

Erst wenn ich einen Favoriten gefunden habe, vergesse ich Metrik, Tonfall oder Reimchema und fokussiere mich zu 95% auf den Inhalt.

Was ist eigentlich ein "Schimmeltext"?

 

[deydi]

Das mit Abstand schlimmste ist, etwas im Kopf zu haben. Aber es auch auf das Papier zu bekommen.

Ich fokussiere mich evtl zu sehr darauf, was krasses machen zu wollen. Und in der Regel endet das in ner schreibblockade. Und es kommt nur wirwar raus.

Aber irgendwie will man sich halt auch abheben. Rausstechen. Heute zu Tage bringt es nichts zu sagen. Das sind meine Gedanken. Die Leute sind verwöhnt von dem was es schon gibt.

 

[deydi]

Man hat eine Story, aber die gewünschte Komplexität übersteigt die momentanen Fähigkeiten.

Dann wohl erst mal leichter ran. Mach ich auch ab jetzt... Schade, aber naja..

 

[Turquoise]

@deydi

Du bist vielleicht einfach noch nicht so weit. Wer erst zwei Jahre 100m Lauf trainiert, kann auch nicht erwarten, deutschen Rekord zu laufen. Das braucht Zeit. Ich wollte auch mit 22 mal so ein komplexes Stück wie Bohemian Rhapsody schreiben. Die musikalische Struktur stand ungefähr. Die Melodie auch. Aber beim Text bin ich gescheitert. Mit 22 weiß man einfach noch zu wenig vom Leben. Und so klang alles, was ich schrieb, schwülstig und pathetisch, aber irgendwie auch unaufrichtig, voller Wiederholungen in anderen Worten und ohne tieferen Sinn zusammen gestückelt. So, als würde ich in einen Anzug schlüpfen, der viel zu groß für mich war und die Ärmel schleiften auf dem Boden. Den großen Bogen habe ich einfach nicht hinbekommen.

Ich habe das Ding, nachdem ich mir halb das Hirn zermartert hatte, einfach liegen lassen. Es ist bis heute eine schöne Erinnerung, wenn ich meinen Ordner durchblättere. Aber hey - es war erst mein 25. Lied. Zu wenig Erfahrung, die Herausforderung viel zu groß.

 

[deydi]

Du bist vielleicht einfach noch nicht so weit

Man denkt, mit 23 müsste man doch fähig sein. Gibt viel in dem Alter, oder jünger die das auch können

So, als würde ich in einen Anzug schlüpfen, der viel zu groß für mich war und die Ärmel schleiften auf dem Boden.

Das is n guter Vergleich

 

[En A I Zeh Ka E]

Dann wohl erst mal leichter ran. Mach ich auch ab jetzt... Schade, aber naja..

leichter, schwerer, dünner, komplexer...Man kann doch nicht cool sein, wenn man überlegt, wie man cool sein kann. Man muss einfach wissen, dass man (schon) cool ist. Klingt son bisschen wie Sekte,wa. Egal, lass uns (In)Sekten sein. (...und sie stellten sich (vielleicht lieber doch nicht) im Kreis, unter Nebelgewirbel auf, und sprachen die Worte: Ich bin cool) nungut
Resüme: ich bin immer noch gespannt, wie die Texte tatsächlich in Kombi mit Mucke klingen werden

 

[Turquoise]

Man denkt, mit 23 müsste man doch fähig sein. Gibt viel in dem Alter, oder jünger die das auch können

Mag sein. Aber die können dann vielleicht etwas nicht, das Dir nur ein müdes Lächeln entlockt.
Einfach cool bleiben. Das wird schon noch.

 

[deydi]

ich bin immer noch gespannt, wie die Texte tatsächlich in Kombi mit Mucke klingen werden

Nett, aber nach den imenz langen super genauen Tipps und Co. Glaub ich kaum das ich das noch vertonen werde. Scheint ja zu viel logikfehler und Co zu geben

 

[deydi]

Einfach cool bleiben. Das wird schon noch.

Einfach weiter machen

 

[Turquoise]

Man kann doch nicht cool sein, wenn man überlegt, wie man cool sein kann. Man muss einfach wissen, dass man (schon) cool ist.

Aye, Sir!

Vielleicht gibt es aber im Hiphop einen besonderen "Zwang", cool sein zu müssen. Kommt mir jedenfalls oft wie sonne aufgesetzte Coolness vor, dieses ganze "Digga" und "Alta" und die Adaptionen aus dem Englischen.
Cool ist Clint Eastwood, wenn er die Augen zusammen kneift und auf einem Grashalm herum beißt. Aber das Digga-Zeugs empfand ich noch nie als "cool".

Dann mach doch vielleicht mal was absichtlich uncooles, @deydi , vielleicht erfindste damit sogar die neue Coolness.

 

[Cruba]

Das Deutsch nicht so wichtig wie Englisch klingt stimmt leider

Es geht nicht um Wichtig... Es ist halt der Unterschied Liebe (Stimme geht am Ende runter) gegenüber Love. Pushhh gegenüber schiebööööön und drückööööön. Zumals jeweils zweisilbig ist.

Vielleicht gibt es aber im Hiphop einen besonderen "Zwang", cool sein zu müssen. Kommt mir jedenfalls oft wie sonne aufgesetzte Coolness vor, dieses ganze "Digga" und "Alta" und die Adaptionen aus dem Englischen.
Cool ist Clint Eastwood, wenn er die Augen zusammen kneift und auf einem Grashalm herum beißt. Aber das Digga-Zeugs empfand ich noch nie als "cool".

Der deutsche HipHop ist zum größten Teil so unentspannt, dass ich als Musiker echt nur Tränen lachen kann... Auch dieses Zischen beim sprechen und man muss immer totaaaal fertig klingen, weil ja alles so schlimm ist. Nach 20 Jahren muss man auch immernoch hmhm aha am Anfang sagen... iss doch alles Grütze... lol

 

[En A I Zeh Ka E]

Nett, aber nach den imenz langen super genauen Tipps und Co. Glaub ich kaum das ich das noch vertonen werde. Scheint ja zu viel logikfehler und Co zu geben

Naja, man könnte die Tipps einbauen. Finde, dass sich Texte, wenn man die Mucke parallel dazu bastelt, meist von ganz alleine (weiter)entwickeln. Vielleicht ists auch gut ein frisches, neues Werk zu basteln. Wollte nur sagen, dass machen mehr hilft als nicht machen, aber machst du ja