Typischer DDR-Hall - wie macht man das?

[sir_google]

Hallo,

ich hab mal wieder ein Frage.

Bin grad über diesen Song von Frank Schöbel gestolpert:



Bin ja im Osten mit Songs von Schöbel groß geworden, den Song hier aber kannte ich noch gar nicht. Was mir aber aufgefallen ist beim Anhören, da ist so ein ganz typischer Hall auf den Vocals drauf. Der kling manchmal richtig tief und voll und da kam mir die Frage, was ist denn das für ein Hall? Weiß da jemand was genaueres bzw. wo man vielleicht noch schauen könnte? Und mit welchen Reverb-Plugs könnte man da am ehesten zum Ziel kommen bzw. mit welchen Misch-Strategien?

Es ist so ein ganz typischer, ich würde sagen 50 oder 60er Jahre Hall (vielleicht auch noch 70er). Der war auch auf anderen Produktionen drauf, da bin ich mir sicher. Stilistisch ist man da wirklich wieder in der alten Zeit, mir geht es jedenfalls so, dass ich mich sofort in diese Zeit versetzt fühle.

Gruß

sir_google

 

[neomusic]

https://www.refusesoftware.com/cheeseverb

so was vielleicht? Oder ein vintage plate reverb?

https://www.acustica-audio.com/store/t/acqua/fx/reverb/ebony

Am besten mal ausprobieren...

 

[sts]

Ich weiß nicht, wie diese Geräte so hießen*, aber könnte es nicht (womöglich auch kostenlose) Impulsantworten dieser Hall-Geräte geben, die man dann in einem Faltungshall laden kann?

* Das mit dem Namen wäre für die Google-Suche wichtig.

 

[muffy]

Dabei handelte es sich um die Sozialistische Volksschwingplatte VEB Hallotron des Kombinats Bautzen II.^^

In Wirklichkeit denke ich, dass es sich dabei um eine "Chamber" handelt, d.h. ein stark nachhallender Raum im Studio, in dem man den Gesang via Lautsprecher abgespielt und dann mit einem Mic wieder aufgenommen hat. Hier 2 Miks, da ziemlich breit vong 1 Stereo her.

 

[holgi]

ich bin je gelernter Zonendödel, damals hatte es so komische Hallkisten, die sahen nich nur doof aus, die klangen auch so

ich würde genau danach googeln, und uU son Ding kaufen

 

[Sascha Franck]

Ich befürchte, du benötigst zwingend ein "Heli Verhallungsgerät 0750".
http://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php/Heli_Verhallungsgerät_0750
Kommt aber, entgegen muffys Annahme, vom VEB Elektromechanik Mittweida.

 

[muffy]

In MIttweida gibts auch ne recht renommierte Technische Hochschule, sozusagen das Silicon Valley der SBZ. Äh, Plastegraben.^^

 

[sts]

ich würde genau danach googeln

Klappt nicht.

 

[sts]

Dabei handelte es sich um die Sozialistische Volksschwingplatte VEB Hallotron des Kombinats Bautzen II.

 

[Sascha Franck]

Äh, Plastegraben.^^

Sehr schön!

 

[jet2]

Ich befürchte, du benötigst zwingend ein "Heli Verhallungsgerät 0750".
http://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php/Heli_Verhallungsgerät_0750
Kommt aber, entgegen muffys Annahme, vom VEB Elektromechanik Mittweida.

so sehen die teile aus:



"Qualität aus Limbach-Oberfrohna"

 

[muffy]

Oh, ich liebe so Vintage Technik. Je monströser, je cooler.

 

[Sascha Franck]

so sehen die teile aus:



"Qualität aus Limbach-Oberfrohna"

Optisch und klanglich 'ne ziemliche Eins. Muss anbauen.

 

[John_Lennon]

Was es genau war, kann ich als Wessi natürlich nicht sagen, aber viel Auswahl gab es in der Zeit ja ohnehin nicht - auch im Westen nicht. Außer Chamber, Platte und Hallspirale gab es nur exotische Dinge wie den aufgerollten Gartenschlauch, letzterer war aber eher so ein amerikanisches Ding.

Eine echte Hallkammer war es in deinem Beispiel mit ziemlicher Sicherheit nicht, dafür ist die Fahne viel zu unnatürlich (auch was den Charakter des Decays angeht). Das klingt eher wie eine Hallplatte, bei der man mit dem Dämpfer die Hallzeit einstellte, was dann ungefähr so klang. Aber eine Platte müsste viel dichter klingen, daher würde ich eher auf Federhall tippen. Keine Ahnung, was man im Osten für Geräte hatte. Im Westen gab es da den AKG BX-irgendwas, aber das war auch schon eher in den 70ern, meine ich.

 

[sts]

Oh, ich liebe so Vintage Technik. Je monströser, je cooler.

Ich dagegen liebe Wörter wie "Verhallungsgerät". Ebenso monströs, ebenso cool. Wundert Euch also nicht, wenn ich das hier demnächst nur noch verwende. Was ist dagegen schon ein schnöder "Reverb"? Pah.

 

[Sascha Franck]

Was ist dagegen schon ein schnöder "Reverb"? Pah.

Ganz genau! Und was ist schon "Lexicon" gegen "VEB Elektromechanik Mittweida"? Richtig, ein Treppenwitz!

 

[Loftone]

Ich befürchte, du benötigst zwingend ein "Heli Verhallungsgerät 0750".
http://www.radiomuseum-bocket.de/wiki/index.php/Heli_Verhallungsgerät_0750
Kommt aber, entgegen muffys Annahme, vom VEB Elektromechanik Mittweida.

so sehen die teile aus:



"Qualität aus Limbach-Oberfrohna"

Quasi wie ein EMT ausm Osten. Obwohl in diesem Beispiel auch ein Federhallcharakter inne wohnt.
Würde mich auch mal intressieren was hinter dem eisernen Vorhang für Effekte und Tools hergestellt wurden, die waren ja auch nicht untätig. Hier mal eine kleine Liste von sehr geilen Synths aus der UDSSR : http://www.ruskeys.net/eng/base/alisa1377.php

Schätze auch der Eingangsthread-Track-Effekt lässt sich mit Plate-Emulationen halbwegs nachstellen, mit dem Vorteil, diese besser zu zügeln. Gibt viele die das gut machen. Mir gefällt der Waves Abbey Road Reverb Plate (auch im Waves Complete-Bundle zu finden) sehr gut auch im PCM-Bundle von Lexicon gibt es was taugliches. Bin sicher viele andere Hersteller können das auch. Alternativ schau mal nach Spring Reverbs.
Viel Erfolg.

 

[Sascha Franck]

Den Arturia Plate gab's kürzlich für umme, könnte sowas vielleicht auch hinbekommen.

 

[Sascha Franck]

Ich hab' übrigens nochmal reingehört. Für mich ist da auch noch ein zusätzliches Delay im Spiel, das ist dann ebenfalls verhallt. Kann man mit geringerem Mix-Verhältnis einfach vor den Hall auf den Effektbus klatschen.

 

[muffy]

Der Hall im o.g. Beispiel erscheint auch irgendwie Frequenzabhängig zu sein bzw. haben sie fast was wie ducking am Laufen. Kluge Kerlchen.