The Voice und nebensächlich "Sch... auf Bleeding"

[gyn]

Leute, ich weiß gar nicht, warum hier jetzt in diesen schönen Fred wieder ein Krieg "Vintage" vs. "Digital" losbrechen muss.
Warum sind denn diese "Vintage"-Sachen so toll? Ich glaube, in erster Linie wegen den wahnsinnig tollen Kompositionen, Arrangements, Ideen, die die ganzen Künstler damals hatten. Da war alles eigenständig, neu, frisch, unverbraucht, mit echten Instrumenten eingespielt, alles echt, voller Wärme, und zwar nicht wegen dem Fairchild, sondern weil es echte Musiker und Instrumente waren.

Selbst die Disco-Musik Mitte / Ende der Siebziger war sowas von geil, warm, voller Seele! Überall Streicherarrangements, echte Drums, das hat gelebt! Bee Gees, ELO, Frankie Valli, O.R.S, es gibt unzählige Beispiele. Olivia Newton-John's Xanadu mit diesen genialen Streicherarragements, das war für mich eine Offenbarung. Mir geht heute noch das Herz auf, wenn ich diesen Song höre.
Selbst die Sugarhill Gang mit ihrem legandären Rapper`s Delight klingt sowas von warm und groovig, mit der funky Gitarre drin und dem besten Bass-Riff aller Zeiten. Das macht's doch aus! Die Kompositionen hatten Seele, selbst der Rap hatte damals noch Seele (hülfe, bitte nicht schlagen, ist nur meine Meinung ).

Dann, ab Anfang der 80er, war es vorbei. Für mich jedenfalls. Streicher wurden abgelöst durch kaltes Synthie-Gedudel, Sänger ohne Stimme sangen beliebige Trällerliedchen, das war nicht mehr meine Welt und ich habe damals aufgehört, Pop zu hören. Leute, die in den 80ern aufgewachsen, sind, mögen das anders sehen, aber die kennen halt auch nichts anderes.

Dieser in meinen Augen krasse Schritt mit aufkommen der ersten Synths, als alle nur noch diese Dinger benuzten, und wer den kältesten Sound hatte, war der Coolste, das war für mich persönsich der Wandel von Wärme zu Kälte im Pop, nicht der Übergang von Analog zu digital.

Just my 2 cents.

 

[AndiPaulo]

Ich hab mir z.B. mal eine CD von Adele "gegönnt"

OT:
Maßlos überschätzt die Frau. Ich hab noch kein Lied von der gehört das über ne Oktave Stimmumfang hinaus geht.

 

[bukka]

Da rauche ich doch parallel...toll!
Ausnahmsweise mal ohne seinem Tellie...und

Frank: "What's the time on that ... 3:20,. OFF: " 4:12" Frank: "...that's longer than the first act of Hamlet

No Double Tracking, no auto tune, no pipifax, just The Voice ...
Ausdruck und vor allem Timing ... ganz zu schweigen vom ganzen Arrangement...

Danke für den Post!

 

[Midistudio]

Leute, ich weiß gar nicht, warum hier jetzt in diesen schönen Fred wieder ein Krieg "Vintage" vs. "Digital" losbrechen muss.

oder "alte Musik" vs. "neue Musik"?

Ich denke, dass die meisten Jugendlichen heute weniger die Musik aus vor dem Jahr 2000 hören, wahrscheinlich nicht einmal von vor 2010.
Für diese seid ihr die alten Omas und Opas, welche ihren Oldies nachtrauern, viel mehr wahrscheinlich nicht.
Was wir als "super Arrangement" usw. bezeichnen, ist für diese Generation einfach nur langweilige Musik.
Jeder Sinatra Song stinkt für aktuelle Generationen gegen den neusten Hiphop Hit gewaltig ab.
Genau genommen zeigt der Thread nur, wie alt wir geworden sind.

 

[gyn]

Leute, ich weiß gar nicht, warum hier jetzt in diesen schönen Fred wieder ein Krieg "Vintage" vs. "Digital" losbrechen muss.

oder "alte Musik" vs. "neue Musik"?

Ich denke, dass die meisten Jugendlichen heute weniger die Musik aus vor dem Jahr 2000 hören, wahrscheinlich nicht einmal von vor 2010.
Für diese seid ihr die alten Omas und Opas, welche ihren Oldies nachtrauern, viel mehr wahrscheinlich nicht.
Was wir als "super Arrangement" usw. bezeichnen, ist für diese Generation einfach nur langweilige Musik.
Mein Opa hat mir auch manchmal gesagt "hier höre mal das Trompeten Solo, das ist Musik", nein, für mich war das absolut nichts.
Genau genommen zeigt der Thread nur, wie alt wir geworden sind.

 

[whitealbum]

Genug Freilauf gelassen, ist auch wieder gut, also meine Lieben



Ich möchte an dieser Stelle auch meine Freude darüber Ausdruck geben, dass die hervorragende Musik wie den speziellen Sänger Frank Sinatra, so viele von Euch berührt (emotional und auch wie er das gemacht hat).
Das ist fein

 

[synthpark]

Ich möchte an dieser Stelle auch meine Freude darüber Ausdruck geben, dass die hervorragende Musik wie den speziellen Sänger Frank Sinatra, so viele von Euch berührt (emotional und auch wie er das gemacht hat).
Das ist fein

Mich auch!

Man, ein echtes Orchester, vor allem die tollen Streicher geben dem Lied sowas Magisches, Lebendiges. Da kann der meiste Sound heutzutage komplett einpacken, auch Adele.

So wie junge Menschen anfangen, Omaklamotten zu tragen (in Berlin, man beachte die seltsamen Mäntel, die gerade in Sinn und zu meiner Zeit fast nur von Frauen über 65 getragen wurden), könnten eben diese auch die alte Musik wiederentdecken.

 

[Gel Mitglieder 86341]

...anders siehts natürlich aus, wenn man einfach sagt, wir nehmen das damalige abbey road und stellen denen ein aktuelles notebook mit den entsprechenden fähigkeiten rein. das wäre wahrscheinlich schon ein eher populäres gerät geworden

Das meinte ich mehr oder minder damit. Aber auch mit allen Plugins. Man hätte ihnen eine DAW gezeigt, und Ich wette die wären damals ausgeflippt wie geil und einfach das ist. Mich hätte es interessiert, was sie da raus gekitzelt hätten und wie sich paar bekannte Songs damit heute angehört hätten.

ich denke man kann mit einiger sicherheit behaupten, dass genau wie heute ein gewisser prozentsatz sich hoffnungslos im labyrinth der unbegrenzten möglichkeiten verirrt hätten, einige absolute genialitäten damit fabriziert hätten, und ein nicht unerheblicher anteil einfach so weitergemacht hätte wie davor und sich nur über die zusätzliche bequemlichkeit und flexibilität bei der spurenanzahl gefreut hätte, ohne sie je gross zu nutzen.

ach ja, und zahllose musiker hätten vor stress gekotzt, weil soviele raucherpausen wegfallen, weil sämtliche umspul, cut- und sonstige maintenancezeiten wegfallen

So würde ich das auch sehen, ich denke das sie 95 % der digitalen Sachen einfach nicht nutzen würden, allein schon weil es sich falsch anfühlt, auf nen Monitor schauen die Umgewöhnung wäre einfach zu krass.
So bleibt uns nichts anderes diesen Leute dankbar zu sein was sie Tontechnik auf Grund ihrer schon mal aufkommenden Probleme und Wünsche die manches erleichtern den Sound nach vorne gebracht haben und somit diese Erneuerungen ermöglicht haben.

Ich finde es aber enorm was man Damals Soundmäßig im Stande war zu leisten und die Technik war interessant und ich würde gerne einen Zeitsprung machen um dabei sein zu dürfen.
Schade das man nicht so sehr auf die Räumlichkeiten und Technik in dem Video eingeht.
Mich hätte es interessiert wie sie ihre Räumlichkeit in den Song bringen, mikrofonieren die einen Raum über Lautsprecher oder nutzen die da einen riesen Plate-Hall?
Mich interessiert und fasziniert es zugleich.

Und auf die Zigarette verzichten, das geht ja sowieso nicht
Das waren auch echte disziplinierte Arbeitstiere Damals, die Zigarette musste man sich verdienen.

 

[Nachtschicht]

naja, dass das klanglich toll war ist so ein wunder nun nicht.

nimm ein 47er (oder ein paar), nimm ein paar fantastische performer in einem der bestklingendsten räume überhaupt auf, komprimiere es mild mit einem fairchild...klingt wahrscheinlich nicht so schlecht

was die räumlichkeit angeht: die wurde damals natürlich grösstenteils direkt bei der aufnahme eingefangen.
da man damals noch viel weniger post pro möglichkeiten hatte, war die tugend, schon bei der aufnahme entscheidungen zu treffen, noch auf einem ganz anderen level.

zumindest letzteres ist immerhin etwas, was man sich auch heute hinreichend antrainieren kann.

 

[NewFile]

Z.B. eine Akustik Gitarre in einer DAW aufgenommen und dort mit Plugins auf heutigen Standard komprimiert und auf der Summe bearbeitet klingt halt anders als mit analogen Möglichkeiten aufgenommen.

Sie wird ja heute nicht so aufgenommen weil sie so besser klingt, sondern weil man für heutige moderne Abhörsituationen - auf dem Smart Phone - den Leuten den Volumregler ersparen möchte.
Da wird dann halt alles auf gleich laut geprügelt und passt schon für die Mehrheitslauscher.

Eine kleine Gruppe von Hörern will es halt nicht so hören, sondern so nah wie möglich - wie es in echt klingen würde.
Also ein Gitarre soll wie eine Gitarre klingen - eine Stimme soll wie eine Stimme klingen und nicht wie z.B. ein Cher-Monster ... wenn du verstehst was ich meine ?

Wie es am Ende klingen soll ist eine reine Entscheidungsfrage und hängt mit dem Ziel zusammen. Wenn man aber als Liebhaber den Vintage-Sound nachzuäffen versucht, dann ist es mit dem selben Equipment präziser, aber nicht einfacher, sondern aus heutiger Sicht fast unbezahltbar. Ob es dann besser klingt ist eine rein subjektive Frage. Ich übertreibe Mal und nehme 100 Jahre Aufnahmetechnik wie im folgenden Video:


Klar es hat seinen Charme und viele fühlen sich in die Zeit versetzt, wenn sie den Sound eines Grammophons hören. Aber aus technischer Sicht klingt das kacke und ist extrem aufwendig und unpraktisch obendrauf. Würde sich keiner mehr antun, außer Nostalgiefans.

Und wie gesagt, können viele Plugins nichts dafür, dass man sie aufs äußerste ausreizt. Durch die Plugins hat man einfach nahezu unendlich Möglichkeit einen Sound zu erzeugen. Es läuft nicht auf einen Sound hinaus, wie von dir behauptet. Das ist nämlich den Modeerscheinungen geschuldet.

 

[whitealbum]

naja, dass das klanglich toll war ist so ein wunder nun nicht.

nimm ein 47er (oder ein paar), nimm ein paar fantastische performer in einem der bestklingendsten räume überhaupt auf, komprimiere es mild mit einem fairchild...klingt wahrscheinlich nicht so schlecht

was die räumlichkeit angeht: die wurde damals natürlich grösstenteils direkt bei der aufnahme eingefangen.
da man damals noch viel weniger post pro möglichkeiten hatte, war die tugend, schon bei der aufnahme entscheidungen zu treffen, noch auf einem ganz anderen level.

zumindest letzteres ist immerhin etwas, was man sich auch heute hinreichend antrainieren kann.

Treffer, es ging ja auch nur darum, das so gut wie möglich "einzufangen", sprich die hoffentlich wunderbare Performance, den Klang im Raum, und das alles, bevor es auf Band geht.
Es wurde nur das musikalische Ergebnis festgehalten.

Entscheidungen quasi sehr früh zu treffen war im Grunde ein Vorteil, weil man wusste, besser wirds später eh nicht mehr.
Das hat ja später auch Al Schmitt sehr ausgiebig so gemacht, weil er es auch so gelernt hatte, und es nach wie vor zu hervorragenden Ergebnissen taugt.

Davon kann man sich einiges abschauen, der Nachteil ist, die ganze Heerschar an Plugs und Verbesserungstool sind dann nicht mehr so oft im Einsatz, ob das aber ein Nachteil ist?

Habe gerade einen Song in der Arbeit der sehr reduziert ist, und mit wenigen aber wohl ausgesuchten Instrumenten auskommt.
Wenn da die akust. Gitarre 1/32 zu spät kommt (und viel schlimmer der Rest nachholpert , no chance, da muss man nochmal ran Und wenn das ganze Live eingespielt wird, freuen sich auch die Mitmusiker, die korrekt gespielt hatten

 

[mfx]

Hatte mir das vor zwei Tagen auch angeschaut und hatte tatsächlich feuchte Augen.
Wirklich sehr schön und faszinierend.
Hammer Song und Stimme. Diese Geschmeidigkeit der Streciher/Bläser ist wirklich fantastisch.

 

[whitealbum]

"It Was A Very Good Year" was composed by Ervin Drake in 1961.
Frank Sinatra recorded the song for his 1965 album, September Of My Years.
"It Was A Very Good Year" reached No. 28 on the U.S. Pop chart and No. 1 on the Easy Listening chart.
Frank Sinatra won a Grammy Award for Best Male Vocal Performance and Gordon Jenkins won for Best Instrumental Arrangement Accompanying Vocalist(s).
Tja, wenn wundert's!

 

[User70408]

Wenn da die akust. Gitarre 1/32 zu spät kommt (und viel schlimmer der Rest nachholpert , no chance, da muss man nochmal ran Und wenn das ganze Live eingespielt wird, freuen sich auch die Mitmusiker, die korrekt gespielt hatten

Genau das zeichnete frühere Aufnahmen ja so aus.
Da wurde einfach ein Song so lange eingespielt und gesungen bis es passte und wenn es Stunden/Tage dauerte.

Heute sagt der Toni im Studio- wenn du dich verspielst oder versingst:
"Macht nix ich hab eh mehrere Takes, das schnipsel und bügel ich schon hin..."

Ich behaupte mal, man merkt sehr wohl ob das in einem Flutsch, mit voller Emotion aufgenommen wurde oder ob das zusammengefrickelt/melodynt, quantisiert und all der ganze Schmarrn, wurde.

.

 

[whitealbum]

Eigentlich war es so, das bevor es zur Aufnahme ging, entsprechend geprobt wurde, bis es saß, und dann wurde aufgenommen.

Später wurde das Studio (ab 60er Jahre) allerdings auch als Spielwiese und "Ausprobierstube" ganz bewusst genutzt.
Was für sich genommen auch vollkommen ok ist.

Was viele gar nicht so auf dem Schirm haben, ist ,der eigentlich wahrgenommene "Verspieler" ist gar nicht so sehr das Problem, sondern dass was danach kommt.
Das klingt dann oft einige Clicks aus dem Takt und unrund.

Witzig, hatte gestern so eine Stelle beim Abhören (ich schaue beim Abhören nicht auf den Grid, sondern höre nur, nur dann wenn es für mich nicht mehr musikalisch funktioniert, mache ich überhaupt was, dann gehe ich genauer rein).
Das hätte ich hinbiegen können, aber warum da zeitaufwändig rumschnippeln, einfach noch mal den Abschnitt (damit meine ich nicht nur den Verspielerabschnitt, sondern wegen den von Dir beschriebenen Flow, den, in diesem Falle, kpl. Verse-Part) einspielen.
War schneller als, glaubhaft und rund geschnippelt

 

[Carcinome]

Heute sagt der Toni im Studio- wenn du dich verspielst oder versingst:
"Macht nix ich hab eh mehrere Takes, das schnipsel und bügel ich schon hin..."

Oder der Musiker setzt schon voraus, dass der Toni das anbietet...

 

[holgi]

Grandioses Video, danke dafür. Im übrigen singt die männliche Hälfte von Dead Can Dance in ähnlicher Art und Weise, über diese Band bin ich tatsächlich erst mit Frank Sinatra in ernsthafte Berührung gekommen. Meine Kindheitserinnerungen sind nicht selten folgende: Überheizte Räume bei meinen Grosseltern; sterbenslangweilige Sonntage mit Torten und Kaffee, im TV irgendein gruseliger 40er/50er Streifen mit Sinatra der singt.

Fand das damals fürchterlich genug um mir zu schwören diese Art Musik nie zu mögen, wie auch immer....

 

[Astronautenkost]

Bei Leuten wie George Martin oder Bill Putnam wurde das Recording Studio zum Instrument, bei dem es nicht mehr nur um Reproduzierbarkeit ging. Ich hätte die Capitol Studios übrigens gerne besichtigt, hatte aber leider keine Zeit dazu.

 

[Astronautenkost]

https://www.theguardian.com/music/musicblog/2015/dec/09/frank-sinatra-10-of-the-best-capitol-years

 

[mikroguenni]

...
Fand das damals fürchterlich genug um mir zu schwören diese Art Musik nie zu mögen, wie auch immer....

Danke Holgi, Du sprichst mir aus der Seele !