Statt mich anzuschrein

[artname]

Hallo Teestunde,

Im Grunde geht es gar nicht um Mann oder Frau. Sondern um Freiheit. Du sagst, SIE hört ihm zu, obwohl ihr zum Heulen ist, will nicht einreißen, was sie sich seit Jahren aufgebaut hat. Das gleiche macht ER vielleicht im Job gegenüber seinem Chef oder seinen Kunden. Aber was daran ist schon KLAR?

Vielleicht ist sie zur Untertänigkeit erzogen worden, ist sie devot? Vielleicht bietet er ihr Komfort, leistet sie sich selber einen Liebhaber? Aber ohne Konflikte und Tränen geht das garantiert nicht ab.

Je länger ich mir das überlege, umso klarer wird mir, dass es Dir um die Frau geht. Sie spielt ihm die Verzeihende vor, fühlt sich aber wie der Hamster im Rad. Das meinte ich mit der Sonate. Vielleicht stimmt die Situation, könnten 2 Tänzer die Situation stumm tanzen....

Aber deine Worte stimmen gefühlt nicht... Wenn die beiden schon lange zusammen sind, läuft da ein Spiel, dass die beiden unterschwellig sehr wohl checken. ER versucht sie wie immer mit Worten ( du hast ja so viel Kraft) für ihre Untertänigkeit zu belohnen. Sie leistet sich wütend ein paar Gesten scheinbarer Unabhängigkeit.

Auch ein Film kann diese ambivalente Situation eindrucksvoll ausdrücken. Aber von einem Song erwarte ich innerliche Wahrheit. Und so, wie du SIE in der Diskussion beschreibst, ist ER sich mMn ziemlich sicher, dass sie bei der Stange bleibt. Wahrscheinlich ist er für den Moment erleichtert. Aber alles wird sich wohl bald wieder zu spitzen...

ich glaube, DAS störte mich auch in der weiblichen Variante. Sie wirkt auf mich eher ohnmächtig keifend. Ich jedenfalls konnte keinen Humor in ihren Ausfällen empfinden. Eher blinde Wut.

Dabei fühle ich tatsächlich mit beiden, tun mir beide leid, würde ich mich als Texter bemühen, ihr Hamsterrad anzudeuten... in dem Versöhnung keine wirklich befreiende Lösung zu sein scheint...

 

[Teestunde]

@artname:

Dabei fühle ich mit beiden, tun mir beide leid. Würde ich mich als Texter bemühen, ihr Hamsterrad anzudeuten... Indem Versöhnung keine wirklich befreiende Lösung zu sein scheint...

DAS wäre ein Ansatz, in den ich mich reinsteigern könnte. Dass sie es sich gar nicht leisten kann, auszubrechen, weil sie keine Alternativen hat. Aber passt das in einen Schlager- oder Popsong? Im Grunde spreche ich doch jeder Frau aus dem Herzen, die so eine Sache auf sich beruhen lässt, aus welchen Gründen auch immer. Würden diese Frauen wollen, dass man das genauer seziert? Steigern sie sich nicht doch lieber in die Rolle der großzügig Verzeihenden? Dann wohl doch eher ein Chanson, hier könnte ich mich entsprechend auslassen und die Frau dazu bringen, sich ihre Feigheit vor einem Ausbruchsversuch einzugestehen.

 

[SoulFrontier]

Huhu

Ich finde den Text gut und kann überhaupt nicht verstehen wieso der Typ eine Weichwurst sein soll?

Ich finde das authentisch und Respekt dafür aus Sicht einer Frau texten das könnte ich wohl niemals.

Ich kann natürlich nur zur aktuellen Version schreiben, ich hab es gerade erst gelesen.

 

[Teestunde]

Danke. Ich kann ja alle Versionen so stehen lassen und jeder sucht sich "seins" heraus.
Im Moment bastle ich gerade an einem Chansontext. Mal sehen, wie der ankommt. LG T.

 

[artname]

Aber passt das in einen Schlager- oder Popsong? Im Grunde spreche ich doch jeder Frau aus dem Herzen, die so eine Sache auf sich beruhen lässt, aus welchen Gründen auch immer. Würden diese Frauen wollen, dass man das genauer seziert? Steigern sie sich nicht doch lieber in die Rolle der großzügig Verzeihenden? Dann wohl doch eher ein Chanson, hier könnte ich mich entsprechend auslassen und die Frau dazu bringen, sich ihre Feigheit vor einem Ausbruchsversuch einzugestehen.

Als Texter frage ich mich nicht, wo menschliche Facetten ein zu gruppieren sind. Ich frage mich viel mehr, welche Eigenschaften so bekannt sind, dass ich sie im Text unausgesprochen voraus setzen kann. Erst wenn mir der tiefere tierische Extrakt ins Visier gerät, werde ich aufgeregt. Im Tierreich gibt es Gruppen, Familien, Einzelgänger. Jeder für sich Chance und Gefahr zugleich für die Welt. - Worte präsentieren vielmehr Lüge als Handlungen. Das schweigendes Tischdecken deiner Figur ist viel offener als deine verbalen Begleitmusik.

Den Menschen wachsen keine spezielle Schlageraugen oder - ohren. Wir nehmen alle durchaus vergleichbar wahr. Der AUTOR muss sich halt entscheiden, wieviel er von sich preis gibt. Im Zweifelsfalle sollte er wenig preisgeben. So bleibt er bestenfalls geheimnisvoll oder wirkt wenigstens nicht geschwätzig.

Lg

 

[Teestunde]

@artname:

Den Menschen wachsen keine spezielle Schlageraugen oder - ohren. Wir nehmen alle durchaus vergleichbar wahr. Der AUTOR muss sich halt entscheiden, wieviel er von sich preis gibt. Im Zweifelsfalle sollte er wenig preisgeben. So bleibt er bestenfalls geheimnisvoll oder wirkt wenigstens nicht geschwätzig.

Mann, ist das klasse gesagt! Deine Hinweise aus den letzten Kommentaren hab ich versucht, im letzten Beitrag umzusetzen. Wenigstens ein bisschen was davon. LG T.

Das schweigendes Tischdecken deiner Figur ist viel offener als deine verbalen Begleitmusik.

Das war Absicht! Er plappert sich sozusagen um Kopf und Kragen. Sie tut ihm Essen auf.

 

[artname]

Hi,

Das war Absicht! Lächeln Er plappert sich sozusagen um Kopf und Kragen. Sie tut ihm Essen auf. Lächeln

Sie reagiert schweigend. DAS ist der Punkt. Ob er nun plappert oder nicht. Er ist im Zugzwang. Stell Dir das mal als Filmszene vor. Er plappernd... oder schweigend, am Essen mühsam würgend... oder schweigend den Raum verlassend. Würde er schweigen, müßte er mehr handeln.

Das Lied könnte beispielsweise anschließend in einer Kneipe beginnen, wo er sich zerknirscht an dieses fürchterliche Abendessen erinnert. Nun könnte er ungestört an seinem neuesten Plädoyer arbeiten. Ich meine, der arme Kerl ist doch kein Schwerverbrecher. Er hat einen Fehler begangen und kämpft sich nun durch die Folgen. Genauso wie sie.

Songtexte begleiten die Figuren zum Beispiel im Musical durch unterschiedlichsten Phasen. In jeder Phase ist die Figur anders drauf: mal optimistisch, mal geknickt...

Die Umstände zeigen den Charakter, nicht der Charakter die Umstände.

lg

 

[Teestunde]

@artname:
Du strotzt nur so vor Einfällen. Das mit der Kneipe ist auch ne Idee. Nur leider hab ich nicht so viel Ahnung von Kneipen. Müsste mich recherchehalber mal in eine reinsetzen und hoffen, dass mir jemand sein Herz ausschüttet. Wir, mein Mann und ich, sind so gut wie nie ausgegangen, weil er als Sänger abends meistens Dienst hatte. Höchstens mal die Theaterkantine. Mensch, das wär schon wieder die nächste Idee! Eine Theaterkantine mit Durchsagen an die Künstler (per Lautsprecher). Nee, das wird zuviel.