Sprache für Vocoding nivellieren

[cpeb]

Hallo,

ich benötige für`s Vocoding einen relativ gleichen (Sample-) Pegel. Die Dynamik soll dabei spürbar eingeengt werden. Ich würde das nun gerne sanft mit mehreren hintereinander geschalteten Comps erledigen. Wie muss ich dabei vorgehen? Welche Kompressoren bzw. Einstellungen benötige ich?
Ich arbeite mit Live 10 bzw. NI Komplete 10.
Danke

 

[Der Hornsn]

Anstatt gleich mehrere Comps in Reihe zu schalten, würde ich es erstmal mit einem versuchen, bei dem man ein großes Knee einstellen kann. Also minimum 6 dB, besser 12 dB aber je höher desto besser, dazu die Ratio so hoch es geht, 10:1 ist da schon gut aber höher geht immer. Den Threshold dann so ansetzen, dass der Comp egtl. immer arbeitet und die leisesten Pegel gerade so komprimiert.

Das Ganze hat folgende Wirkung. Je höher die Ratio desto stärker die Linearisierung des Pegels. So setzt du erstmal wie bei einem Limiter eine Obergrenze für deinen Signalpegel. Wo diese Grenze ungefähr liegt, wird mit dem Threshold bestimmt und sie befindet sich dann leicht unterhalb der niedrigsten Pegel des Nutzsignals, also deiner Stimme.
Der tiefe Threshold stellt sicher, dass du dein gesamtes Signal auf einen quasi gleichen Pegel bringst. Wenn der Kompressor nicht am gesamten Signal arbeitet, führt das dazu, dass Signalteile mit Pegeln unterhalb des Thresholds automatisch einen geringeren Pegel als das komprimierte Signal hat, was der Linearisierung entgegenwirkt.
Da man die Kompression mit so einer hohen Ratio bei so tiefem Threshold aber deutlich hören würde, wird das Knee sehr tief angesetzt, um die ansonsten plötzlich eintretende, starke Kompression weicher klingen zu lassen. Je größer das Knee, desto weicher die Kompression. Außerdem hilft dies der Linearisierung des Pegels.

Für die Attack gibt es zwei Möglichkeiten: kurz für gute Linearisierung oder etwas träger für natürlicheren Klang. Release nicht ganz so schnell, damit man kein Flattern wie bei miesem Limiting hört, also mind. 100 ms, würde ich schätzen.

Zur Wahl des Kompressors:
da du auf möglichst gleichen (Sample-)Pegel abzielst, würde ich dir raten, einen Kompressor zu nutzen, der Peak-Level misst und keine RMS-Level. Vllt. sollte er auch keinen zu starken Eigencharakter haben, und das Signal färben.

Ich würde z.B. den SN01-G von signal noise für dein Problem verwenden. Er ist ein VCA - Kompressor mit bis zu unendlich:1 Ratio und bis zu 24 dB Knee. Geht allerdings nur für Windows.

 

[Der Hornsn]

Willst du mehrere Comps nutzen, dann kannst du es folgendermaßen machen.

Einen Kompressor wählen, der die Transienten zähmt, also mit kurzer Attack und Release. Den Threshold so einstellen, dass der Kompressor nur die lauteren Signalanteile bearbeitet. Dieser schnelle Kompressor verhindert, dass die darauffolgenden Kompressoren von hohen Peaks zu stark angesprochen werden. Dadurch arbeiten sie weicher.

Danach einen Kompressor mit längeren Attack- und Releasezeiten setzen. Den Threshold unter den des ersten Kompressors setzen, da der zweite das restliche Signal bearbeiten soll. Dieser langsame Kompressor dient dann der eigentlichen Angleichung des Signalpegels über die gesamte Länge des Signals.

Ratio und das Knee (sofern vorhanden) beeinflussen die Stärke und "Hörbarkeit" des Kompressionsprozesses und werden entsprechend nach Bedarf eingestellt. Für möglichst gleiche Pegel empfiehlt sich eine hohe Ratio. Das Knee macht die Kompression weicher.

Ich würde an deiner Stelle VCA-Kompressoren nutzen, die keine Hardware-Emulation darstellen, um Färbungen des Signals zu vermeiden. VCA-Kompressoren klingen vergleichsweise transparent und sind zu beiden Kompressormodi im Stande.

 

[cpeb]

Danke für die ausführliche Antwort. Sehr aufschlussreich!

 

[Draiden]

ich mache sowas auch lieber seriell, als ein mal volle möhre. ggf. lass ich vorher sanft einen rider drüberfahren und fange den rest dann entsprechend mit weniger comp ab. die comps lasse ich dabei von kurz zu lang laufen was die zeiten angeht und weniger aggressiv im threshold, je weiter er hinten sitzt. aber da führen sicher viele wege nach rom

 

[Mit Senf]

Seriell + parallel und am Ende noch mit Limiter drüber bügeln schon hast eine schöne Vocalwurst

 

[Loftone Soundfactory]

Bin zwar ein Freund von mehreren Komps in der Kette aber um ein Vocal für nen Vocoder platt zu machen reicht einer. Wurst. Hauptsache da zuckt nix mehr damit der Vocoder sauber und sprachverständlich ruckelt.

 

[cpeb]

Danke Euch! Und leidet die Sprachverständlichkeit nicht darunter wenn das Sample brachial gequetscht wird und nicht sanft zusammengedrückt?

 

[Kosaken-Kaffee]

Danke Euch! Und leidet die Sprachverständlichkeit nicht darunter wenn das Sample brachial gequetscht wird und nicht sanft zusammengedrückt?

Nicht, wenn man's richtig macht.

 

[Loftone Soundfactory]

Sie leidet wenn was zuckt. Ich würde ein hartes Limiting machen. Du kannst zuvor noch mittels Eq an der Sprachverständlichkeit arbeiten und nach dem Vocodern erneut - dabei kannste zuvor auch mit dem Grad des Limiting spielen was besser klingt. Je nachdem was der Vocoder macht kannste das Ergebnis erneut komprimieren. Definitiv mittels Eq einen Feinschliff vollziehen. Bei mir üblich.

 

[cpeb]

Ein hartes Limiting sägt doch in erster Linie die (zu) lauten T`s, P´s, K´s, C/Z`s ab oder?

 

[Loftone Soundfactory]

Nö abgesäbelt wird nix nur runter gedrückt, es sorgt dafür, dass der Vocoder einen kostant gleichen Pegel bekommt, damit dieser in seinem Idealbereich ertönen kann. Nix ist schlimmer als eine Dynamikschwankung für die Klarheit/Sprachverständlichkeit. Hier kannste heftiger drauf knüppeln als bei reinen Vox. Du merkst schnell im Vocoderresultat was gesund ist und was nicht. Also immer druff und Öhrchen auf.

 

[Graham]

Und mach einen beherzten Lowcut, vorm Plattbügeln.

 

[Loftone Soundfactory]

Richtig, vergaß. Zudem kannste irgendwo zwischen 2600 und 2800 Hz anheben, das erhöht auch die Sprachverständlichkeit. Danach kannste mit einem Eq und Komp weiter optimierten, aber zuvor gilt es das Eingangsmaterial zu perfektionieren. Der Größte Fehler beim Vocoden ist die fehlende Dynamikkontrolle was auch den Herstellern von manchen Tools anzulasten ist, weil diese nen Mic direkt anklemmen lassen oder es gleich mitliefern.

 

[Mit Senf]

Bin ich eigentlich der einzige mit PTSD Symptomen bei dem Wort Vocoder hier im Forum?

 

[Entone]

Bin ich eigentlich der einzige mit PTSD Symptomen bei dem Wort Vocoder hier im Forum?

nein

 

[holgi]

Gain Reduction von joey sturgis

edit: gibt es gerade für 19€ statt 59

 

[cpeb]

Vielen Dank für die vielen nützl. Tipps. Ich bin mitten im ausprobieren.

 

[cpeb]

Bin ich eigentlich der einzige mit PTSD Symptomen bei dem Wort Vocoder hier im Forum?

Wie meinst Du das? Dass Du in der Vergangenheit sehr viel Zeit und Mühe in die Sprachverständlichkeit Deiner Vocodersounds investiert hast oder dass Du Vocodin einfach sch... findest?

 

[Mit Senf]

Gegen Vocoder generell habe ich gar nichts. Das ist für mich ein Instrument wie jedes andere auch.

Ein User hier hat ein paar Werke vorgestellt, die – sagen wir mal – vom Vocoder Einsatz leben. Meinen persönlichen Geschmack hat er damit nicht unbedingt getroffen.