Sorry, Dad (Lieber Papa)

[Teestunde]

Vielleicht wäre "Lieber Papa" ein alternativer Titel des Stücks? Und "Sorry, Dad" wird ersetzt gegen "Tut mir leid"?

Hey, das ist gut! Hatte ich erst übersehen. So mache ich das!

Lieber Papa

Tut mir leid, dass ich kein Arzt bin
oder Astronaut, Papa.
Aber nach dem Abi Uni,
noch dazu im Babyjahr?
Und das Kind bei Muttern lassen,
die am Nachmittag schon trinkt?
Nee, sucht euch ne andre Doofe,
die’s für euch zu etwas bringt.

Verfügbar sein war eine Strafe,
ich zog mich aus der Pflicht zurück,
bedauerte die armen Schafe
und – war der Herde Meisterstück!

Klar, war es schön, nicht raus zu müssen,
kein Job zernagte mir die Kraft.
Doch irgendwann kam das Gewissen
und fragte: Was hast du geschafft?

Macht’s wirklich Spaß, sich rauszuhalten,
niemals von etwas Teil zu sein?
Willst du nicht auch was mitgestalten
und sei der Beitrag noch so klein?

Dem Hamsterrad davongelaufen,
hast du die Freiheit nie genutzt,
fingst wie die Mutter an zu saufen
und hast die Platte abgenutzt:

Tut mir leid, dass ich kein Arzt bin
oder Astronaut, Papa.
Aber nach dem Abi Uni,
noch dazu im Babyjahr?
Und das Kind bei Muttern lassen,
die am Nachmittag schon trinkt?
Nee, sucht euch ne andre Doofe,
die’s für euch zu etwas bringt.

 

[Kassette]

Ich frag mich gerade, ob man "Papa" konkret ansprechen muss?
Stelle mir gerade vor, dass es spannend wäre, das bis zum Ende offen zu lassen...

Edit: Ja, so ist es gut, hattest du schon gemacht

 

[Teestunde]

Also ich sage eigentlich Vati, aber das passt so nirgends rein.

 

[Kassette]

Vati

Ich auch, aber das wäre mir schon zu viel Persönliches

 

[Teestunde]

Ich auch, aber das wäre mir schon zu viel Persönliches

Stimmt. Da tut es dann weh, wenn zu viel kritisiert wird. Ich brauche da auch Abstand. Jedenfalls ein bisschen.

 

[Teestunde]

Na okay, aber das klingt doch so wie ich meinte: der Kreislauf geht genauso weiter, die Variante, dass das LI dieses nun weitergibt, gut, das klänge für mich ok, steht jetzt nicht so im Text, weil ich fand dass das LI vom Anfang eben nicht mehr mit dem vom Ende übereinstimmt, so dass eine reine Wiederholung für mich nicht ausreichend wäre.

Das LI ist aber genau an dem Punkt stehen geblieben, statt mit der Freizeit was anzufangen. Von daher ist es gerechtfertigt, wenn der Refrain nur wiederholt wird.

 

[artname]

Mir ist das ebenfalls zu persönlichst, zu invividuell! Es lässt mir ja nur die noch Möglichkeit zu nicken - oder nicht. Das langweilt mich als neutralen Hörer.

Generell bin ich Michas Meinung: der Text läuft eher auf einen filmischen Monolog hinaus statt auf einen gewitzte Songtext. Vorschlag: Streich alle Füllsel und du erhälst zunächst Mal den momentanen Extrakt.

Seltsamer Weise stellt hier niemand die Frage: Was ist die Songidee? Ich würde sagen: TUT MIR LEID! ...

... Das ist mir zu wenig! Dann doch lieber: Es war, es ist, es bleibt: MEIN LEBEN!

Diese Idee würde ich allerdings anders umsetzten: Als Bestimmer meines Lebens und mir jede Einmischung verbittend.

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Zu wessen Konzerten, liebe @Teestunde gehst du, um zu dem Schluß zu kommen, Die Schilderung konkreter, banaler Abläufe würden im Publikum eine Welle der Zustimmung auslösen?

Du solltest mehr begeisternde Texte auf ihre begeisternden Wirkung untersuchen. Es sind nicht die banalen Tätigkeiten. Man kann mit 4 konkreten Zeilen eine Übereinstimmung mit seinem Publikum schaffen. Dann hast du es an der Hand ... und kannst mit ihmdeine Position über überraschenden Formulierungen verteitigen und ausbauen!

Nicht die ungebräuchlicher Nennung banaler Abläufe ist überraschend. sondern die Verteitigung und der Angriff aus einer Position, die man bereits in den ersten Zeilen mit dem Publikum errichtet hat.

Und um einen solchen Einstieg zu schaffen, muß man verdichten! Nicht nur verreimen.

 

[Kassette]

begeisternde Texte auf ihre begeisternden Wirkung untersuchen

Mich würden (in diesem Kontext) ein, zwei Beispiele interessieren. Hast du gerade zur Hand?

 

[artname]

Hallo @Kassette,

begeisternde Texte auf ihre begeisternden Wirkung untersuchen

Mich würden (in diesem Kontext) ein, zwei Beispiele interessieren. Hast du gerade zur Hand?

Das würde dir vermutlich wenig nützen, es wäre MEIN Geschmack. Nimm einige DEINER Lieblingssongs und untersuche den Anteil individueller Beispiele zu den Zeilen, die generell deine Gedankenwelt widerspiegeln, unterstützen wollen.

Ich mag beispielsweise Randy Newman oder Leonard Cohen. In deren Texten spielen oft sehr konkret Menschen, Dinge, Natur eine Rolle. Aber so, als ob ich da auch schon gewesen bin. Das ist Verdichtung. Oder die konkreten Dinge sind dennoch etwas verrätselt. In eine größere Metapher eingebettet. Dann habe ich als Zuhörer die Freude, einen offensichtlich irgendwie schönen Text entgültig zu dechiffrieren.

Da gerade wieder Leonard Cohen in ist, verweise ich mal auf den romantischen Klassiker " Suzanne".

SUZANNE

Suzanne nimmt dich mit hinunter
Wo sie wohnt, dort nah beim Flusse
Du kannst die Schiffe vorbeifahren hören
Und du kannst die Nacht an ihrer Seite verbringen

Und du weißt, sie ist halb verrückt
Aber deshalb willst du da sein
Und sie bietet Orangen dir und Tee dar,
Der weither aus China kommt.

Und willst du ihr endlich sagen
Dass du ihr keine Liebe zu geben hast
Dann bringt sie dich auf ihre Wellenlänge
Und sie lässt den Fluss die Antwort geben
Dass du immer ihr Geliebter gewesen bist

Und du möchtest mit ihr reisen
Und du möchtest ins Blaue reisen
Und du weißt, dass sie dir vertrauen wird
Denn du berührtest ihren perfekten Körper
Mit deinem Geist.


Und Jesus war ein Seemann,
Als er auf dem Wasser ging
Und lange stand er da und blickte
Von seinem einsamen Holzturm

Und als er sicher wußte,
Dass nur Ertrinkende ihn sehen konnten
Sprach er: "Alle werden dann Seeleute sein,
Bis einst das Meer sie befreit."

und hier etwas bitter Ironisches von Randy Newman

SHORT PEOPLE SONGTEXT ÜBERSETZUNG
Von Randy Newman

Kleine Leute haben keinen Grund
Kleine Leute haben keinen Grund
Kleine Leute haben keinen Grund zu leben.

Sie haben kleine Hände,
kleine Augen
Sie laufen rum, erzählen dicke große Lügen
Sie haben kleine Nasen
und winzig kleine Zähne,
sie tragen Plateauschuhe an ihren garstigen kleinen Füßen.

Na ja, ich will keine kleinen Leute
ich will keine kleinen Leute
ich will keine kleinen Leute hier um mich

(Kleine Leute sind genau so wie du und ich)
Ein Idiot so wie ich
(Alle Menschen sind Brüder bis zum Tag, an dem sie sterben)
Es ist eine wundervolle Welt.



Kleine Leute haben niemanden
Kleine Leute haben niemanden
Kleine Leute haben niemanden, den sie lieben.

Sie haben kleine Babybeine,
sie stehen so weit unten.
Du mußt sie hochheben,
nur um ihnen Hallo zu sagen.
Sie haben kleine Autos, die machen "biep biep biep"
Sie haben kleine Stimmen, die machen "piep piep piep"
sie haben dreckige kleine Finger
und schmutzige kleine Gemüter
und sie kriegen dich immer.

Na ja, ich will keine kleinen Leute
ich will keine kleinen Leute
ich will keine kleinen Leute hier um mich.

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Telestunde versteckt sich aus meiner Sicht hinter einem roten Faden und enthält uns viele Perlen (Gedanken, Gefühle) vor, die sie zeigen müßte ( und vermutlich könnte), um mir ein "toller Text" zu entlocken.

 

[Kassette]

Das würde dir vermutlich wenig nützen, es wäre MEIN Geschmack

Davon gehe ich aus. Wäre nur interessant gewesen, etwas konkretes vor sich zu haben.

Der Text hier ist sehr konkret und direkt, und ja, irgendwo auch grundehrlich. Er wird auch die Leute ansprechen, je nachdem, wer den Song wie überzeugend bringt.
Ich persönlich mag auch "verschlüsselte", rätselhafte Texte, die schon gar nicht mit der Tür ins Haus fallen.

Bleibt die Grundfrage, was Leute anspricht. Ich denke, sowohl das eine als auch das andere, je nach Publikum.
Es gibt Menschen, die wollen sehen/hören, wie sich jemand auf der Bühne entblättert. Dann sind sie zufrieden. Würde sonst jemand wie Grönemeyer so viel Anklang finden? Oder findet jemand Textzeilen wie "Flugzeuge in meinem Bauch" besonders poetisch/dichterisch wertvoll?
Andere wollen wiederum Chiffres enträtseln und sich in vagen Gemeinsamkeiten geborgen fühlen.

Ist doch auch gut so, für alle was dabei.

Edit: ah ja, du hast doch noch was nachgeschoben. Das bekommt mein "Danke".

 

[artname]

Wir sollten nebenbei beachten, dass wir hier in einem Textforum schreiben. Ein großer Teil der Feedbacker veröffentlicht hier selber und kritisiert sicher nach dem Motto: Wie ich dir, so du mir. ..

Ich glaube, dass, so gesehen, die hiesigen Kritiken braver ausfallen, als sie beispielsweise bei YouTube ausfielen...

Ich wiederum vertrete die Meinung, dass harte (hinreichend begründete) Kritik den Autor*innen die besten Anregungen gibt.

Bitte beachte, dass es mir in DIESEM Falle um die Qualität der Nennung konkreter Subjekte und Objekte geht. Verdichten bedeutet für mich, dass das Genannte mehrere Ebenen verkörpert und gleichzeitig von allem, was dem Autor unwichtig erscheint, befreit wird.

Der Autor weiss, wen er ansprechen möchte und wen NICHT. Wer überraschen will, muß oft denen vor den Kopp stoßen, die alles gern vorgekaut bekommen...

 

[Teestunde]

Wenn ich @artname jetzt richtig verstanden habe, fehlt die Stufe zur Allgemeingültigkeit. Ich schildere eine Geschichte, in der sich so niemand wiederfindet, richtig?

 

[artname]

So einfach kann ich da nicht jasagen. Es beginnt mit der Frage, was du überhaupt sagen willst. Da der Text polemisch klingt, scheinst du ja gegen etwas zu sein und für etwas. Was also ist deine Idee. Bei mir kommt nichts rüber, was mich direkt bewegt. Du mußte mir deine Idee jetzt nicht offenbaren. Dann einigen wir uns, dass ich nicht weiß, womit der Text mein Interesse wecken will. Soweit zur Idee.

Aber manche Texte jonglieren so toll mit der Sprache, dass ich bereits davon fasziniert bin. Eine der Möglivhkeiten zu jonglieren, wäre sprachlich mehrere Ebenen aufzubauen: z.B. faktisch oder nur vom Tonfall.

Egal ob ich "Suzanne" irgendwie verstehe oder nicht - es spüre, dass in der scheinbar konkreten Beschreibung mehrere Ebenen angesprochen werden. Und Randy Newman wechselt mehrfach den Tonfall: beißender Ironie, nette Empatie, harte Ablehnung.

 

[Teestunde]

Eine der Möglichkeiten zu jonglieren, wäre sprachlich mehrere Ebenen aufzubauen: z.B. faktisch oder nur vom Tonfall

Ich fürchte, da muss ich passen. Ich bin kein Jongleur. Für mich war die Offenlegung meiner Geschichte schon das Äußerste, wozu ich es bringen kann.

 

[Kassette]

Allgemeingültig wird es bestimmt nicht sein, kann mir aber vorstellen gibt, dass es viele Leute gibt, die sich ansatzweise darin wieder- und im Vortragenden einen Schicksalsgefährten finden. Weil sie vielleicht auf eine ähnliche Geschichte zurückblicken.
Nun legst du es einzig in die Hände des Musikers, @Teestunde, ob es ankommt oder nicht.
(Ist das nicht immer so?)
Nicht zuletzt spielt auch die musikalische Umsetzung eine wichtige Rolle.

Ich finde es ehrlich und authentisch. Wenn jetzt noch die Musik dem gerecht wird....
Mehr brauche ich (in dem Fall) nicht. Das ist zumindest meine Meinung/mein Eindruck.

Offenlegung meiner Geschichte

Das finde ich auch sehr schwierig. Riskant sowieso. Hut ab dafür.
Vielleicht kannst du es auch als Startpunkt für eine weitere Entwicklung sehen. Jetzt, nachdem du es ausgesprochen hast, kann es vielleicht irgendwann einen weiteren Text geben, der dasselbe aus größerem Abstand aufgreift...wer weiß?

 

[artname]

ich sag ja: Du strickst rote Fäden und solltest dich etwas mehr mit der Herstellung von Perlen beschäftigen. ganz ohne Ironie gesagt!

 

[Teestunde]

Ich finde es ehrlich und authentisch. Wenn jetzt noch die Musik dem gerecht wird....
Mehr brauche ich (in dem Fall) nicht. Das ist zumindest meine Meinung/mein Eindruck.

Burkie hat sich schon für die erste Version entschieden.

 

[Teestunde]

ich sag ja: Du strickst rote Fäden und solltest dich etwas mehr mit der Herstellung von Perlen beschäftigen. ganz ohne Ironie gesagt!

Ich weiß. Ich unterstelle dir keine Ironie. Im Moment bin ich nur ratlos. Perlen wachsen langsam. Das ist mein Problem, ich bin mir gegenüber zu ungeduldig. Deswegen gerinnt mir nie etwas zur Metapher (zum Beispiel).

 

[Kassette]

Perlen wachsen langsam. Das ist mein Problem, ich bin mir gegenüber zu ungeduldig.

Das ist doch schon eine Metapher

 

[Teestunde]

Jetzt, nachdem du es ausgesprochen hast, kann es vielleicht irgendwann einen weiteren Text geben, der dasselbe aus größerem Abstand aufgreift.

Ja, vielleicht kann ich mir da eine Tür öffnen. Bisher hab ich das noch nie versucht. War eine Premiere.