Sorry, Dad (Lieber Papa)

  • Ersteller Teestunde
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Na, da hat Moderator Holgi in bewährter Weise auf den gewünschten Ton und Energieaufwand hingewiesen.
.... als User hab ich das, der ich ja auch bin, und weniger hingewiesen als angemerkt :)

Ich habs mich halt gefragt, mehr nicht. :-D
 
Nur als Randnotiz: Randy Newman ist insofern ein sowohl guter als auch schlechter Vergleich, weil er selber sagt und dafür bekannt ist, dass er recht wenig autobiographisch arbeitet. Seine Texte sind dabei trotzdem oft sehr konkret, er ist - obwohl seine Songs gerade auf den frühen Alben häufig sehr kurz sind - ein extrem guter Geschichtenerzähler.

Die Kunst ist dann, egal ob es eine ausgedachte oder eine selbst erlebte Geschichte oder irgendwas dazwischen ist, die Ebene zu finden, auf der die Hörer sofort einen Zugang finden. Wenn man hier autobiographisch arbeitet, verliert man eventuell den Blick darauf, was sich selbst erschließt, weil man selber zu nah dran ist.

Die Frage ist dann eventuell auch gar nicht, ob man einen Text mehrdeutig oder "falsch" verstehen kann, sondern, ob es einem etwas ausmacht, wenn es so ist.
 
Die Frage ist dann eventuell auch gar nicht, ob man einen Text mehrdeutig oder "falsch" verstehen kann, sondern, ob es einem etwas ausmacht, wenn es so ist.
Gut gesagt. :) Ich will vor allem herausfinden, ob es an mir liegt, oder ob der Leser zu viel aus seiner persönlichen Situation in die Wahrnehmung des Textes hineinprojiziert. Klar, wird man nicht bei jedem Leser "kontrollieren" können, wie man verstanden wurde. Aber wenn er von sich aus auf mich zu kommt... :)
 
Nur als Randnotiz: Randy Newman ist insofern ein sowohl guter als auch schlechter Vergleich, weil er selber sagt und dafür bekannt ist, dass er recht wenig autobiographisch arbeitet.

@aschuessler :right: Danke! Das wollte ich ebenfalls noch ansprechen, hab es aber vergessen. Randy Newman singt ja oft lakonisch aus der Position Geächteter wie Gangsterbosse, Vergewaltiger oder Diktatoren. Auch deshalb ist dieser Hinweis für Autor und Publikum wichtig. Einerseits könnte er vermutlich sonst nicht so unverschämt (gut) schreiben. Andererseits muss er sich tatsächlich gegen eventuelle Klagen wappnen . “Short People„ beispielsweise führte zu einer Klage von einem Verein kleinwüchsiger Menschen.

Ich würde auch nicht mehr verifizierbar autobiografisch schreiben. Das eigene Gedächtnis und der innere Zensor schränken die Autorenphatasie unnötig ein. Oder wie DU treffend sagst: du kannst dich nun fragen, ob dir Geschichte und Umstände etwas ausmachen.

Eine fremde Geschichte berührt anders, kühler. Nun bin ich Autor und Publikum zugleich: Je mehr ich von einer fremden Geschichte berührt werde, umso besser scheint sie geschrieben zu sein. - Newman schlüpft nicht nur von der Handlung, sondern auch von der Dialog-Sprache in seine jeweiligen fiktiven Figuren.

Schreibst du selber?
 
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Hab mir den Liedtext inzwischen übersetzt. Daran stimmt jeder Millimeter. :)
 
So einfach kann ich da nicht jasagen. Es beginnt mit der Frage, was du überhaupt sagen willst. Da der Text polemisch klingt, scheinst du ja gegen etwas zu sein und für etwas.

Ich finde den Text authentisch.
Ein einzelner Song muss nicht alles mögliche erklären und analysieren.

In dem Text wird sozusagen aus der Ich-Perspektive dargestellt, wie sich eine Person den ganzen Erwartungen, die an sie herangetragen werden, entzieht.
Wie sie sich Zielen, die nicht ihre eigenen sind, entzieht.
Dementsprechend findet man auch die Emotionen des Ich-Erzählers in dem Text so "ungefiltert" wieder.

Meiner Meinung nach muss das hier auch so sein.
Der Text ist quasi ein Schauspiel. Eine kurze Szene, in dem der Ich-Erzähler über sein Leben nachdenkt, und die Verbitterung über die früheren Erwartungen der Umwelt, als auch die Enttäuschung, "nicht mehr aus seinem Leben gemacht zu haben", schauspielernd darstellt. Schauspielernd heißt eben auch, mit den Emotionen, die der Ich-Erzähler hat und aus der (eingeschränkten) Sichtweise des Ich-Erzählers hier im Text.

Der Ich-Erzähler eines Textes ist nicht identisch mit dem Textdichter.
Sondern bloß die wörtliche Rede, die sich der Textdichter für den Ich-Erzähler ausgedacht hat.

So ähnlich, wie wenn Goethe den Faust einen Monolog über seine Seelenqualen halten lässt. Der Monolog ist nicht Goethe selber, sondern von Goethe für die Figur des Schauspiels ausgedacht.

Cat Stevens hat das in "Father and Son" doppelt vorgemacht: In diesem Song sprechen Vater und Sohn jeweils in wörtlicher Rede zu einander. Ein Schauspiel, mehr nicht. Cat Stevens selber kommt in dem Song ja nicht vor. Er hat sich bloß die wörtlichen Reden von Vater und Sohn ausgedacht.

Natürlich wirkt es besser, authentischer, wenn der Textdichter eigene Lebenserfahrung in die wörtlichen Reden einfließen lassen kann. Anstatt bloß angelesenes Wissen. Trotzdem ist ein Liedtext eine ausgedachte Sache, und das Ich im Liedtext ist nicht der Textautor selber.

Gruss
 
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Wieso heißt das denn “sorry Papa“?

Den Text finde ich deprimierend, recht depri halt. Und ich will das gar nicht wissen, zu viel Information!
Ich kann da @artname irgendwie verstehen bei der Kritik, obwohl ich nicht recht raffe was genau er meint.

Es muss ja auf jeden Fall von einer Frau gesungen werden. Die muss ja zumindest den Text gut finden. Wenn das mal nicht problematisch wird...

Zusammen gefasst ist die Aussage sinngemäß:
Papa wollte gerne dass ich was aus meinem Leben mache.
Aber darauf hatte ich null Bock. Also hab ich lieber mein Leben verdallert, hab nix auf die Reihe bekommen, es zu nichts gebracht. Für meine Faulheit hatte ich Ausreden. Jetzt schau ich zurück und, hm, ...

Wenn mir jemand, denn ich nicht kenne, so eine Story erzählt, tja, was soll ich dazu sagen? Kann man sich wohl denken!
Es wäre mir unangenehm. Also peinlich berührt sagt man da wohl. Deswegen s.o.: zu viel Information! :)

Aber ist nur persönliches Empfinden.
 
@Burkie , was soll ich dazu sagen: Danke für die Belehrung. ;-)
@SoulFrontier , dass wir ähnlich empfinden, hast ja verstanden: Zuviel persönlicher Kram, der vermutlich in dieser Konkretheit niemand anderen als die Autorin interessiert.
Der Rest waren Empfehlungen, künftig mehr aus konkreten biografischen Fakten rauszuholen, über Verdichtungen, verbunden mit einigen Liedbeispielen.
 
Wundert mich, das noch niemand was dazu gesagt hat, das der Text die Story eines Opfers ist. Bzw. jemand, der sich als Opfer wahrnimmt.
 
Wundert mich, das noch niemand was dazu gesagt hat, das der Text die Story eines Opfers ist. Bzw. jemand, der sich als Opfer wahrnimmt.
indirekt schon...
Was willst Du denn jemandem sagen, der von seinem Vater jahrelang missbraucht wurde, und das jetzt in einem hasserfüllten Text verarbeitet? Willst Du dem auch sagen, er solle versuchen, sich in den armen Vater hineinzuversetzen?
 
Hallo,

ich denke, bei diesem Text gehen die Empfindungen wegen des Inhalts stark auseinander.

Ich finde, dass sollte man einfach mal so stehen lassen.

Dieser Text ist wohl polarisierend.

Offensichtlich lässt er nicht kalt. Wenn ein Text derartig zu Diskussionen anregt, kann er nicht ganz belanglos oder banal sein. Das ist nicht das schlechteste, was einem unvertontem Songtext passieren kann.

Gruss
 
Das ist nicht das schlechteste, was einem unvertontem Songtext passieren kann.
Eine praktische Frage würde mich trotzdem interessieren...Du/ihr wollt den Text in einem Song verarbeiten?
Ich sehe es auch so, dass das eigentlich nur von einer Frau gesungen werden kann. Wie sehr ihr das?
 
Ich sehe es auch so, dass das eigentlich nur von einer Frau gesungen werden kann. Wie sehr ihr das?
Sehe ich auch so. Das Wort "Babyjahr" verbietet eigentlich eine unisexuelle Interpretation.
 
Ja, für unisex ist es zu spezifisch, da müsste man an die entsprechenden Stellen ran.
Klar, kann man alles machen - im Deutschen aber eher schwierig.
 
;)

Wer sagt denn, dass ich ein Mann bin?

Gruss
 
Zuviel persönlicher Kram, der vermutlich in dieser Konkretheit niemand anderen als die Autorin interessiert.
Das nehme ich mir zu Herzen. Trotz der Fürsprache von anderer Seite. Wenn mir umgekehrt jemand diese Story auftischen würde, wäre mir das wahrscheinlich viel zu persönlich. Was lerne ich: sich in die Schuhe des Betrachters stellen, statt sich einfach nur abzureagieren.
Und danke noch mal für die Liedbeispiele. Hat mir echt was gegeben. :)
@alle
Auf die Bemerkungen bin ich an anderer Stelle schon ausführlich eingegangen, das möchte ich jetzt nicht wieder hochkochen. Danke an alle!
:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht ganz meine Meinung. In die Schuhe des Betrachters könnte ich mich nicht stellen. Es wären einfach zu viele.

Aber ich kann mein LI so verfremden, dass es mir nur noch entfernt ähnelt. Dass ich ihm jegliches Makeup und Kostüm, jeglichen Charakterzug verpassen kann. ohne ein schlechtes Gefühl dabei zu haben. ;-)
 
Hi,

ich persönlich finde den Text ja gelungen.
Warum?
Die Geschichte im Text ist persönlich, das ist das gute daran.
Sie bringt auch direkt die Gefühle, die das Lyrische Ich, der Ich-Erzähler dabei hat.
Es ist direkt als eine Art Monolog aus der Sichtweise des Ich-Erzählers geschrieben.

Von daher empfinde ich den Text stimmig und in sich schlüssig.
Außerdem spricht der Text ein Thema an, das viele Menschen bewegt oder betrifft:
Was soll man aus seinem Leben machen?
Soll man sich die Ziele seines Umfeldes zu eigen machen?
Soll man Karriere machen wollen, bloß weil Eltern oder Umfeld das erwarten?
Soll man die Erwartungen der Eltern erfüllen?

Oder soll man sein eigenes Ding machen, sein Leben so leben, wie es einem selber passt?
Wie es für einen selber stimmig und schlüssig ist?
Auch wenn man damit die Erwartungen anderer nicht erfüllt?

Und deswegen finde ich den Text wirklich gelungen.

Es ist ja auch ein Unterschied zwischen privatem und persönlichem.
Persönlich ist der Text, wenn er die Emotionen des Ich-Erzählers schlüssig und stimmig darstellt. Und, wenn das auch andere Leute, Zuhörer interessieren kann, weil sie vielleicht in ähnlicher Situation sind, oder sich hineinversetzen können.
Weil sie sich ähnliche Fragen stellen, oder in ähnlicher Situation sind wie der Ich-Erzähler des Textes.

Privates ist, wenn jemand irgend eine Anekdote aus seinem privaten Leben zum besten gibt, die für den Zuhörer keine Relevanz hat. Etwa, Smoke on the Water.

Ich finde, dieser Text ist einer der besten von Teestunde.

Gruss
 

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