Sorry, Dad (Lieber Papa)

  • Ersteller Teestunde
  • Erstellt am
Im Moment schwirrt mir noch der Kopf, ich bin noch am Sortieren. Sorry, wenn ich nicht immer so reagiere, wie ich offenbar soll. :(
Wir diskutieren hier darüber, wie unsere Erzeugnisse so gestaltet werden können, dass sie die maximale Wirkung entfalten. Nicht darüber, maximale Gerechtgkeit zwischen diversen betroffenen Parteien herzustellen.

Denn: Kunst ist ansich kein Wahrheitsmedium. Wenn sie Wahrheiten vermittelt, dann höchstens indirekt. Dieser Aspekt ist jedoch immer sekundär!

Du bist ungerecht im Text? Meinetwegen! Aber wer will das beurteilen? Sind die Hinweise auf Vaters und Mutters Leiden nicht ebenfalls spekulativ? Solltest Du dem beugen?

Und wenn alles doppelt und dreifach ungerecht ist - und wenn kein Wort davon stimmt - ist es nicht genau dafür Kunst, weil es eben durchaus denkbare wäre, dass es bei irgendjemandem auf der Welt so gewesen sein könnte, auch so einseitig? Erhält der Text nicht genau dadurch seine Relevanz: durch die in Worte geronnene Möglichkeit? Ich finde es absolut abtörnend, wenn Texte nach Kompromissen klingen, nach wasch-mich-aber-mach-mich-nicht-nass.

Die Infragestellung des Eingangstextes kann ich für meinen Teil bspw. überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist ja keine wissenschaftliche Auswertung einer psychologischen Langzeitstudie. Mir fehlt darin auch nicht "die Idee" - ich sehe ganz deutlich, was dort für ein Film gespielt wird:

zur Frustration geronnenes Selbstmitleid.

Dein "Sorry Dad" ist mir auch aufgefallen. Ich hätte es auch geändert. Ich hätte ebenfalls "Lieber Papa" vorgeschlagen. Oder "T'schuldigung". Auch finde ich, dass das "nicht wahr?" in der zweiten Zeile semantisch dem "Sorry" wiederspricht. Und zu guter Letzt hätte man vielleicht einmal darüber nachdenken können, das LI in der dritten Person auftreten zu lassen...
 
Eben. Und den Hinweis auf die Schlechtmache nehme ich sehr ernst. Dann ist eben doch was schiefgelaufen beim Schreiben.
Das stellt aber nicht die handwerkliche Umsetzung Deines Textes in Frage, sondern die generelle individuelle Betrachtungswiese des Sujets.
Es handelt sich um eine moralisierende Bewertung. Wenn Du das a) nicht siehst und b) nicht siehst, dass solche Bewertungen tödlich für die Kunst sind, dann verzeih bitte, dass ich mich dazu überhaupt geäußert habe.

Das tat ich auch nicht, ich sagte ja das die Ausdrucksweise ok ist.
Nur ist der Text voller Vorwürfe dem Papa gegenüber.

Es wird davon ausgegangen das Papa alles stemmt und die übrigen Familien Mitglieder Null dazu beitragen müssen Null Verständnis aufbringen um dem Papa zu Stützen in dem was er bereit ist für die Familie zu tun und sogar aufzugeben.
Hätte da noch ein schönes Beispiel vom guten alten Peter Alexander.

Und manchmal weinst du sicher ein paar Tränen.

Ist ja nicht so das ein Papa nicht auch damit zu kämpfen hat und absolut blind ist was in seiner Frau oder Kind vorgeht, das ist zusätzliche Belastung und laugt aus, wenn das über eine gewisse Zeit so läuft und die Frau nicht bereit ist auch mal mitzudenken was zu tun ist und Opfer zu bringen, ist das Ganze verloren, man lebt nur nebeneinander her und alle leiden darunter, das Kind am meisten weil es nicht versteht.
Verurteilen fällt sehr leicht, Verstehen wollen und vor allem sich auszusprechen schwer.

Was nütz diese Hetze gegen den Vater, das führt zu nichts.
Wenn jemand solches mit seinem Vater erlebt hat, sollte man mal versuchen es zu verstehen und sich mit ihm auszusprechen, es könnte sein das man seinen Papa den man immer haben wollte wieder zurück bekommt, zumindest was Zuneigung angeht.

Aber lass gut sein.
 
Es wird davon ausgegangen das Papa alles stemmt und die übrigen Familien Mitglieder Null dazu beitragen müssen Null Verständnis aufbringen um dem Papa zu Stützen in dem was er bereit ist für die Familie zu tun und sogar aufzugeben.
DAS steht so nirgends im Text. Wirklich nicht.

Was nütz diese Hetze gegen den Vater, das führt zu nichts.
Das ist doch gar keine Hetze. Es sollte bitter rüberkommen. Nix für ungut.

Dein "Sorry Dad" ist mir auch aufgefallen. Ich hätte es auch geändert. Ich hätte ebenfalls "Lieber Papa" vorgeschlagen. Oder "T'schuldigung". Auch finde ich, dass das "nicht wahr?" in der zweiten Zeile semantisch dem "Sorry" wiederspricht. Und zu guter Letzt hätte man vielleicht einmal darüber nachdenken können, das LI in der dritten Person auftreten zu lassen...
3. Person hatte ich auch angedacht. Und die letzte Variante der ersten Strophe beginnt mit: Tut mir leid, dass ich kein Arzt bin oder Astronaut, Papa... Kommt deinem Vorschlag entgegen, finde ich. :)
 
Verurteilen fällt sehr leicht, Verstehen wollen und vor allem sich auszusprechen schwer.

Was nütz diese Hetze gegen den Vater, das führt zu nichts.
Wenn jemand solches mit seinem Vater erlebt hat, sollte mal versuchen es zu verstehen und sich mit ihm auszusprechen, es könnte sein das man seinen Papa den man immer haben wollte wieder zurück bekommt, zumindest was Zuneigung angeht.
Ja, da sage ich auch gar nichts dagegen. Aber nochmal: der Ort, um solche Dinge zu diskutieren, ist eine Therapie. Wenn wir hier anfangen, das durcheinander zu mischen, kommen wir vor lauter Verletzungen und Unterstellungen in Teufels Küche.

Ich bin sehr dafür, dass wir uns hier in Disziplin üben und - da es ein Texterforum ist - ausschließlich die handwerkliche Umsetzung diskutieren.

Was willst Du denn jemandem sagen, der von seinem Vater jahrelang missbraucht wurde, und das jetzt in einem hasserfüllten Text verarbeitet? Willst Du dem auch sagen, er solle versuchen, sich in den armen Vater hineinzuversetzen?

Also: nur weil Du selbst vielleicht Vater bist - bin ich auch, und ich habe auch einen Vater; ich kenne also beide Seiten - sollte das nicht Anlass sein, dem Text die Legitimation abzusprechen.

Im Gegenteil - gerade solch ein Text könnte den Anstoß zu einer Aussprache geben.
Dennoch: dies alles ist hier nicht das Thema.
 
Ich finde sogar, es ist so offensichtlich, wie nur irgendwas!
Burkie hat mir das gleich auf den Kopf zugesagt, darum war ich super optimistisch, dass das richtig rüberkommt. Von Hetze gegen den armen, alles allein stemmenden Vater ist jedenfalls nichts im Text enthalten. Aber lassen wir es gut sein. Da ist wohl ziemlich viel aus der persönlichen Situation des Lesers in die Kritik reingeraten.
 
Teestunde schrieb:
Nun, meine Idee war, dass ich mich zu lange hinter meiner blöden Ausrede verschanzt habe. Die Wiederholung des Refrains lege ich ja meinem Gewissen in den Mund, aber das kommt wohl nicht rüber.

Für mich hat eine Idee bereits Gestalt, Form. Oft steht sie in der Überschrift oder der Hook. bei dir steht als Titel: Lieber Papa! Und ansonsten drängt sich mir das pickierte " Tut mir leid" auf.

Ich trenne die Idee klar vom Handlungsfaden. wie oft höre ich: Ich habe eine Idee.. und dann kommt eine ellenlange, zwar verständliche, aber langweilige Beschreibung. Tja, aber wo ist der Spin, die Pointe, der Dreh der Geschichte? Früher hätte ich der Aufzählung noch "Lösung" hinzugefügt. Aber es geht um keine friedliche Lösung, sondern nur um das konsequente Ablösung von alten Abhängigkeiten.

Deshalb meine ich, die Idee macht einen Schritt nach vorn, der nicht zurückgenommen werden kann! Sie markiert einen neuen Weg, raus aus dem alten Hamsterrad. Wenn ich einem Menschen die Meinung gegeigt habe, gibt es kein Zurück. Man muß sich neu arrangieren. Diesen neuen Weg nenne ich Idee. Und wenn man eine unumkehrbare Entscheidung trifft, dann erscheinen plötzlich viele anderen Aspekte in einem neuen Licht. DIE können paussenlos als Überraschungsmoment unmittelbar im Text auftauchen, als Perlen. Diese Perlen vertiefen die Tragweite der Idee. Das " es gibt kein Zurück mehr!"

Randy Newman malt viele Stationen in "You and me" witzig aus" er verliert sich nicht... Am Ende spielt er einsam Schach und stirbt.... Der Autor hat sich für einen Weg ( Idee) entschieden, die ihm im Text alle Freiheiten läßt und er kann sich eines riesigen Nachhalls seines Songs gewiss sein.

Alles andere nenne ich lavieren. Und "geronnenes Selbstmitleid" öffnet nichts bei mir, sondern klingt nach "verzeih, ich bin wie ich bin" - Das klingt nicht nach mutigem Schritt, den man nicht mehr zurücknehmen kann. Das klingt nach Schritten, die längst verhallt sind, die kein Schwein mehr interessieren. Außer dem einen, das noch nach Jahrzehnten in den Startlöchern grübelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles andere nenne ich lavieren.
Komisch, ich war gerade auf die Idee gekommen, dass ich noch nicht konsequent genug war mit meinem Text. "lavieren" ist ein gutes Wort, das mir weiterhilft. Trotzdem werde ich - gleichlautende Ratschläge endlich mal beherzigend - den Text erst mal liegen lassen. Die zündende Idee lässt sich leider nicht an- und ausknipsen. Danke erst mal für eure Gedanken!!! :)
 
Artname, du änderst deine Bemerkungen im Nachhinein, so dass man immer nur auf die Hälfte eingeht. Die letzten wichtigen Sätze hätte ich jetzt beinahe übersehen. Na, okay, ich wollte den Text ja eh erst mal beiseite legen. Statt dessen befasse ich mich noch mit den Lied-Beispielen von euch.

P. S. "geronnenes Selbstmitleid" öffnet vllt. nichts bei dir, mir hilft es weiter. Das LI hat sich verpuppt und den Zustand konserviert. Stimmt.
 
Alles andere nenne ich lavieren. Und "geronnenes Selbstmitleid" öffnet nichts bei mir, sondern klingt nach "verzeih, ich bin wie ich bin" - Das klingt nicht nach mutigem Schritt, den man nicht mehr zurücknehmen kann. Das klingt nach Schritten, die längst verhallt sind, die kein Schwein mehr interessieren. Außer dem einen, das noch nach Jahrzehnten in den Startlöchern grübelt.
Ich meine mich zu erinnern, auch in Texten von Dir solchen Protagonisten begegnet zu sein.
 
Verurteilen fällt sehr leicht, Verstehen wollen und vor allem sich auszusprechen schwer.

Was nütz diese Hetze gegen den Vater, das führt zu nichts.
Wenn jemand solches mit seinem Vater erlebt hat, sollte mal versuchen es zu verstehen und sich mit ihm auszusprechen, es könnte sein das man seinen Papa den man immer haben wollte wieder zurück bekommt, zumindest was Zuneigung angeht.
Ja, da sage ich auch gar nichts dagegen. Aber nochmal: der Ort, um solche Dinge zu diskutieren, ist eine Therapie. Wenn wir hier anfangen, das durcheinander zu mischen, kommen wir vor lauter Verletzungen und Unterstellungen in Teufels Küche.

Ich bin sehr dafür, dass wir uns hier in Disziplin üben und - da es ein Texterforum ist - ausschließlich die handwerkliche Umsetzung diskutieren.

Was willst Du denn jemandem sagen, der von seinem Vater jahrelang missbraucht wurde, und das jetzt in einem hasserfüllten Text verarbeitet? Willst Du dem auch sagen, er solle versuchen, sich in den armen Vater hineinzuversetzen?

Also: nur weil Du selbst vielleicht Vater bist - bin ich auch, und ich habe auch einen Vater; ich kenne also beide Seiten - sollte das nicht Anlass sein, dem Text die Legitimation abzusprechen.

Im Gegenteil - gerade solch ein Text könnte den Anstoß zu einer Aussprache geben.
Dennoch: dies alles ist hier nicht das Thema.

Das ist doch Quark ich darf doch den Inhalt auseinander nehmen und mal aufzeigen das es viele Gründe gibt die zu solch falschen Mitleid führen bzw um sich vor zumachen die Schuld anderen zuzuschreiben und es dann beruhigt.

Wenn sie auf Mitleid aus ist und den Text für viele ansprechend verfassen will dann, vielleicht mit dem Titel:
Ich hätte mir gewünscht.
Das kann man in ein Mitleid zerfließenden Korsett packen wo sich viele von anstecken lassen könnten/werden.

So könnte man zb auch dieses heikle Thema Missbrauch verpacken.

So ist das ein Text mit einer Aussage die für sie zutrifft und vielleicht noch eine Handvoll wie hier im Forum.
Um nicht zu sagen Brotlose Kunst.
Wenn sie aber nur max eine Handvoll Begeisterte mit ihrem Text ansprechen möchte, dann ok.
 
Wenn sie auf Mitleid aus ist
Mensch, das will ich doch gerade NICHT!!! (Langsam reicht's mir!)

Verstehst du deine eigenen Sachen nicht?

Was willst du uns denn mit deinem Text vermitteln?

Oder werden die Selbstzweifel stärker?

Ich bin bisher Sachlich geblieben.

Das sind Antworten zum Thema und kein Spam.
Darfst dich natürlich beschweren ist der einfachste Weg.

Beruhige dich, ich werde nichts mehr schreiben.
 
Das ist doch Quark ich darf doch den Inhalt auseinander nehmen und mal aufzeigen das es viele Gründe gibt die zu solch falschen Mitleid führen bzw um sich vor zumachen die Schuld anderen zuzuschreiben und es dann beruhigt.
E i g e n t l i c h ;) darfst Du das nicht, nein. Denn Du setzt den Text in Bezug zu einem Universum, das man nicht kennt, weil der Text selbst keinen Bezug darauf nimmt. Damit wird jede solcherartige Bewertung äußerst beliebig - weil sie immer von dem Universum abhängig ist, zu dem man es in Beziehung setzt. Stellst Du einen völlig anderen Bezugsrahmen her (z.B. Patriarchiat / Feminismus), könnte man u.U. zu dem Schluss kommen, der Text sei nicht deutlich genug und übe sich in seiner Anklage zu arg in schonender Zurückhaltung.

Deshalb "darfst" Du den Text inhaltlich eigentlich nur an seiner offensichtlichen Grundidee messen und darin bewerten, ob er in sich selbst stringent / schlüssig ist.
 
@NCIS Ich hab auch das Gefühl, dass du deine eigenen Befindlichkeiten hier als Basis zugrunde legst. Das alles hat doch nichts mit meinem Text zu tun. Aber gut, du sagst ja schon, dass du nichts mehr schreiben willst. Ausnahmsweise bin ich damit mal einverstanden.
 
Ich hab keine Ahnung woher die Energie der Diskutanten hier im Thread rührt, sich dergestalt hart und spitzfindig mit Teestundes Text auseinanderzusetzen, ist das son Texter-Innerer-Zirkel-Ding? :-D
 
Na, da hat Moderator Holgi in bewährter Weise auf den gewünschten Ton und Energieaufwand hingewiesen. Dann nehm ich mir das doch glatt zum Vorbild. Was schrieb er?

Holgi schrieb:

Artname: Find ich nicht.

Teestunde: :D

Ciao
 
Ciao! Und danke für die Zeit. (Ich bin immer noch bei Randy Newman. Wieder mal ein toller Tipp.)
Der Smiley bezog sich auf "Texter-Innerer-Zirkel".
 

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