Schief singen?

[Attila]

hi,
danke noch mal für den tip mit harmonien. vergass das wir z.b. arabische gesänge sehr häufig als schief empfinden.
bei kübelböck habe ich natürlich ins öffentliche horn getrötet, spreche ihn aber seinen unterhaltungswert nicht ab und schliesse auch nicht aus das er besser singen kann, wenn er dabei nicht rumhüpft

das problem ist, das wir alle in gesprächen unsere meinung als allgemeingültig treffen bzw. aussagen als solche empfinden. also es gibt einen unterschied ob man sagt
du klingst schief ( du singst scheisse, lass es bleiben, du loser), oder du sings schief (du triffst die töne nicht und solltest was dagegen tun)

frage dich wie schlimm du das selber empfindest. wenn es dich bei dem stört was
du ausdrücken möchtest, dann tue etwas dagegen (gesangsunterricht, oder üben).

kleine unsauberkeiten aus fehlender übung verschwinden im laufe der zeit.
trotzdem solltest du das vielleicht kontrollieren lassen (gesangslehrer).

in alten aufnahmen lag ich an manchen stellen nicht "in tune".
fand ich früher nicht so schlimm, war sogar stolz auf meine leistung. empfinde ich heute als peinlich, weil ich an schlechtere gesangsleistung nicht erinnert werden will.
das ist aber eher mein psychologisches problem

alex,
der tiefe gesang bei der smoke sache auf deiner homepage passt ganz gut zu indie kram (erinnert mich entfernt an sisters of mercy und rammstein) gesang weniger kritisch, sondern eher die leicht verstimmte gitarre und die dazu nicht passende mundharmonika.
habe mir auch noch ein anderes stück angehört und fand eigentlich die probleme mit harmonien der einzelnen instrument (gitarre/synth) schlimmer als den gesang, der nur manchmal unsicher wirkte

 

[nilssternel]

crazyalex schrieb:
Aber schade das dieses Thema wohl nur Musiker interessiert

Ich ziehe immer gerne den Vergleich zu Wein: Dir hat sicherlich schonmal ein Wein (oder irgendein anderes Lebensmittel), nicht so gut gefallen wie eines aus der selben Kategorie. - Da sagst Du dann anstelle von "klingt schief", - bei Wein "schmeckt mir nicht". - Zumindest geht es mir so. - Und ich habe mich noch nie gefragt, warum dieser Wein eigentlich anders schmeckt, sondern hab ihn einfach nicht wieder getrunken. - Will sagen: Natürlich interessiert bei Musik die "inhaltliche Zusammensetzung in Verbindung mit dem Ergebnis" nur Musiker. So, wie bei Wein nur die Weinhersteller/Weinkenner, bei Backwaren nur die Bäcker, bei Kleidung nur die Schneider/Modedesigner, bei Uhrwerken nur die Uhrmacher und so weiter... - Das ist wohl ganz normal.

Warum Musiker manchmal denken, alle Leute müssten sich für "ihren Shit" interessieren, ist mir ein Rätsel

Lg
Nils

 

[SOS]

hey wenn ihr's von schief singen habt, warum sind dann bono, bob dylan oder lou reed noch nicht erwähnt worden?

mfg SOS

 

[dissident]

ich werf mal björk in den raum - die liegt ziemlich oft 'neben der spur', und das polarisiert, die einen bekommen krämpfe, andere wiederum sind total verzückt (ich zähle mich zu letzteren), auf jeden fall aber ist das wesentlich interessanter als ein großteil der gefälligen und wohlklingenden stimmchen, die man so serviert bekommt. das gleiche gilt zum beispiel auch für the mars volta oder den sänger von a silver mt. zion, der wohl bei dsdss in der ersten runde rausgeflogen wäre.

aber ich finde, das ist es gerade auch, was musik interessant macht, denn ich halte weniger artistische perfektion als dieses gewisse element der eigenständigkeit für ein qualitätsmerkmal. das heisst jetzt nicht, dass man zwanghaft etwas noch nie dagewesenes kreieren soll, aber mal im ernst, wie viele hundert bands hat man schon auf irgendwelchen nachwuchsfestivals gesehen und sofort wieder vergessen, weil sie zwar gut, aber so unspäktakulär und einförmig waren, dass nichts davon hängen blieb? dagegen gibt es gruppen (auch nachwuchsgruppen), die vielleicht ein bisschen eigenwillig und schrullig sind (was nicht heisst: schlecht), und ob das einem nun gefällt oder nicht, es sticht auf jeden fall heraus.

und nochwas: stockhausen, atonale musik oder auch freejazz mag nicht jedem gefallen haben (wohl eher den wenigsten), es hatte aber auf jeden fall einen enorm positiven effekt: es hat die grenzen des machbaren erweitert. das gilt übrigens auch für beat und rock. es gab zeiten, da hätte man leute, die versucht hätten, ihre gitarren zu verzerren, aus dem dorf gejagt. man kann das jetzt fortschritt nennen oder nicht, aber es wird mir wohl jeder zustimmen, das man heute in der wahl seiner stilmittel wesentlich mehr freiheiten hat als noch vor 20-30 jahren. (gleichzeitig wird es aber auch schwieriger, etwas zu finden, was einen von anderen abhebt)

ok, mit schiefem gesang bekommt man vielleicht keine goldenen schallplatten, aber eine kleine, treue und vor allem enorm aufgeschlossene fangemeinde ist schon drin, erst recht, seit es internet gibt.

 

[Durdau]

Einen interessanten Aspekt in dem Zusammenhang habe ich vor Kurzem (wieder)-entdeckt:
Die eigentliche Blue Note, die das Bluesfeeling erzeugt, liegt irgendwo zwischen der [g=251]Dur[/g]- bzw. Mollterz, also außerhalb des üblichen Keyboard und Pitch Shifting Bereichs (das ist in der Pop-Rock Musik ja etwas in Vergessenheit geraten).

Es gibt aber einige (wenige) brilliant-schräg singende Sänger, die diesen kleinen tonalen Unterschied beherrschen und ganz kontrolliert einsetzen. Es klingt dann für unsere Ohren immer ein wenig "schräg", das aber als mangelnde Sangeskunst zu deuten ist natürlich pure Dummheit :nonono:

Gruß

 

[stonyroad]

klampfbaer schrieb:

Attila schrieb:
wen ich zum teil sehr übel finde ist roger waters, einer von pink floyd . (steinigt mich)

Schmeiss. Bitte sehr. Fühl Dich gesteinigt. Den "schiefen" Gesang benutzt Waters als Ausdrucksmittel. Wenn er will, kann er auch richtig.

Roger Waters.....

Singt nicht schief sondern hat nunmal die (reichlich nasale) Stimme von Rodger Waters.

Passt gut zu verzweifelten Stimmungen wie sie auf "The Wall" ja massenweise vorkommen. Naja, ist ja auch ein "Roger Waters"-Album" mit den Rest der Truppe als Gastmusiker (mit wenigen Ausnahmen wie beim Mittelteil von Comfortly Numb). Aber thats something complete different.

Die wirklich feinen Pink Floyd Songs singt für mich David Gilmour, mmm, sehr schön macht der das. Waters hätte ihn auch bei "Brain Damage" ans Mikro lassen sollen.


Grüße