Orgelmikrofonierung

  • Ersteller Rajmund
  • Erstellt am
In meiner Schulzeit war ein Besuch der Basilika in Wechselburg ein Ausflug, der regelmäßig von den Musiklehrern organisiert wurde. Wir haben dann dort auch ein winziges bisschen gesungen. Der Raum ist akustisch ein echtes Erlebnis, ich meine mich nicht nur an laaaangen Hall sondern auch ein relativ deutlich vernehmbares Echo zu erinnern.
 
Kürzlich nahm ich eine CD in der Propsteikirche St. Trinitatis Leipzig auf, wo die Orgel - recht ungünstig - vorn links in die Ecke platziert wurde. Da nicht viel Zeit war, verschiedene Mikrofonierungen auszuprobieren, wählte ich auch hier eine Aufstellung, die mir in Post erhebliche Flexibilität gibt. Dies erwies sich als sehr nützlich, da das Repertoire stilistisch sehr breit gefächert war und ich für verschiedene Stücke verschiedene Abmischungen verwenden konnte.

Als Hauptmikrofon vor der Orgel kam ein Klein-AB mit drei Pärchen zum Einsatz: Supernieren, Omnis sowie Achten, die nach außen weisen. Außerdem (nicht im Bild zu sehen) in der Mitte eine breite Niere, die leicht nach vorn in versetzt war.
Dazu im Raum in Groß-AB zwei diffusfeld-entzerrte Kugeln.

Aus den 3 Stereopärchen ergeben sich wiederum zwei virtuelle Mikros mit nahezu beliebigem Pattern und Winkel. Eine inzwischen von mir bevorzugte Variante ist die Verwendung von Kugeln mit nach außen gerichteten Achten, wodurch nach außen weisende Nieren/Supernieren entstehen. Da gibt einen sehr breiten Klang, allerdings mit einem Loch in der Mitte. Dieses wird dann durch die breite Niere wieder aufgefüllt.

Anhang anzeigen 119589
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Ich habe ein Stück online gestellt und einen simplen HTML-Mixer programmiert. Ihr könnt euch also direkt im Browser selbst daran versuchen, eine schöne Mischung herzustellen. Man kann einen Link erzeugen, der die Mixereinstellungen enthält. Den könnt ihr hier posten, so dass andere dann die Seite direkt mit euren Mixereinstellungen aufrufen und hören können, wie ihr euch das so gedacht habt.

https://www.stefan-kiessling.com/?Thema=9channelorganrecording
„Pro forma“ liefere ich mal noch den Spotify-Link zum Album. Da kann man dann hören, wie ich für unterschiedliche Stücke unterschiedliche Mixe gewählt habe (vgl. z.B. 3 und 11):
View: https://open.spotify.com/intl-de/album/17mo3qk78ld0OSjT92yB1x?si=LR6cUSCiSwmxHM1zlEv6PA
 
Zeitzer Dom. In diesem sehr halligen Raum hab ich die dortige Barockorgel mit MS (Schoeps MK4/MK8) sehr nahe an der Orgel (~2m) plus einem ½ Hamasaki (=2xMK8, 60cm voneinander entfernt, nach außen gerichtet) aufgenommen. Die Entscheidung für eine Niere als M-Mikrofon fiel, weil ich ein sehr trockenes Signal bekommen wollte, um hinterher maximale Kontrolle über den Raumhall zu haben. (MMS fiel diesmal aus, weil bei so naher Aufstellung der Klang von vertikal sehr unterschiedlichen Winkeln ankommt, was bei MMS zu Kammfiltern führt.)

Das Ergebnis ist genügend Klarheit für die polyphonen Strukturen und trotzdem einen angenehmen Raumeindruck. Vor dem Abmischen habe ich bei jeder Spur eine Frequenzgangkorrektur vorgenommen, um den Bassabfall der Mikros auszugleichen. Dazu habe ich dieses Tool benutzt, das eine Kurve auf Basis von Pattern und Abstand berechnet: http://7rl.de/c5. Die resultierende CSV-Datei kann z.B. in den CurveEQ (Voxengo) importiert werden. Und hier ist das Endergebnis zum Anhören: http://7rl.de/c6

Anhang anzeigen IMG_3075.jpgAnhang anzeigen IMG_3079.jpg
 
mal wieder seeehr schön.Danke :)
... aber trotz Deiner Kompensation scheint der Bass etwas zu dünn... Aber der natürliche Raum ist sehr schön.
 
mal wieder seeehr schön.Danke :)
... aber trotz Deiner Kompensation scheint der Bass etwas zu dünn... Aber der natürliche Raum ist sehr schön.
Die Orgel hat freilich keinen 32', nicht mal einen 10 2/3'. Selbst ein 16' Prinzipal fehlt. Es ist „nur“ ein Violonbaß 16'. Sie ist also auch in echt nicht wirklich „abgrundtief“. Ihre Qualitäten liegen in den wirklich zupackenden Zungen und dem ausgesprochen farbigen Pleno.
https://www.orgel-information.de/Orgeln/z/za-ze/zeitz_st_peterundpaul.html
 

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