Neues Studio - Unterteilung in zwei Räume - Bauakustik?

[mini_michi]

Hallo zusammen,

ich suche Beratung zum Ausbau meines neuen, kleinen Hobby-Studios. Erstmal geht's um das Grundsätzliche Konzept des Ausbaus. Ich habe zum Thema zig tausend Dinge im Kopf und hoffe, ich kann das einigermaßen nachvollziehbar und geordnet zu Papier bringen

Ist-Situation: Ein Raum bestehend aus 2 rechteckigen Grundrissen, z.T. mit massiven Außenwänden, z.T. mit Trockenbauwänden zum angrenzenden Nachbarproberaum - angeblich extra Schalldämmende Gipskartonwände, vielleicht etwas wie Rigips "Die Blaue" oder Knauf "Silentboard". Sobald Ende der Woche die Schlüsselübergabe erfolgt ist, weiß ich hoffentlich mehr. Das ganze in einem Keller in einem kleinen Industriegebiet zur miete.

Ziel: Der Raum soll in zwei Räume unterteilt werden, welche als Aufnahme- und als Regieraum dienen sollen.

Bedingungen für den Umbau: Da die Räume wieder eher "Kellerloch"-Stil haben und somit nichts für die Ewigkeit sondern eher für die nächsten paar Jahre sind, möchte ich den Raum mit einem möglichst guten Preis-/Leistungsverhältnis umbauen, d.h. wo es sich lohnt etwas mehr zu Investieren, um ein solides oder besseres Ergebnis zu erhalten, wird gerne auch der Mehrpreis investiert. Wo die kosten exponentiell ansteigen um nur relativ kleine Verbesserungen zu erzielen, sollte drauf verzichtet werden. Es wird also kein kopromissloser Ausbau, sondern es soll immer mit gutem Kosten-/Nutzen-Verhältnis gearbeitet werden. Ich hoffe es ist verständlich, was ich meine
Am Ende hätte ich gerne zum einen eine - gemessen am Preis - angemessene akustische Trennung zwischen den beiden Räumen, jedoch mache ich mir nun natürlich auch wegen dem angrenzenden Proberaum sorgen. Wie lautstark die Musiker nebenan sind, habe ich leider noch nicht hören können.

Erste Low-Budget Variante: Geplant war nach sehr kurzer Erstbesichtigung erstmal nur, eine Zwischenwand mit 2 Holzständerwerken, jeweils mit 100mm Steinwolle gefüllt und einmal zweilagig und einmal einlagig beplankt mit Rigips "Die Blaue" zu bauen. Als Sichtverbindung habe ich bereits zwei große Isolierglasfenster (leider beide mit jeweils identischem Aufbau und 43dB Schalldämmmaß) zu einem sehr günstigen Preis in Aussicht. Als Türen hätte ich zwei gebrauchte T30 Brandschutztüren gesucht.
Hierbei war schon fraglich: Lohnt sich die Doppelständerbauweiße der Zwischenwand oder das elastische Lagern der Zwischenwand auf Sylomer überhaupt, wenn beide Räume auf dem gleichen Rohboden stehen sowie über die flankierenden Flächen miteinander verbunden sind? Oder kann man hier bereits sowas sagen wie "Nein, die Körperschallübertragung ist bereits so stark, dass für die Einschränkung der Luftschallübertragung eine Zwischenwand mit einfacher Ständerbauweise und einmal doppelter Beplankung reicht, alles drüber hinaus verbrennt nur unnötig Geld ohne bessere akustische Trennung"

Nach zweiter kurzer Besichtigung im ausgeräumten Zustand kam wegen des angrenzenden Proberaums nebenan nun noch der Gedanke, wie viel es bringen würde, im größeren Rechteck (=Aufnahmeraum) tatsächlich so etwas wie eine Raum-in-Raum Konstruktion zu realisieren: Vorsatzschale vor die Bestandswände, einlagig- oder zweilagig mit "Die Blaue" beplankt, allerdings eher wenig Abstand zu den Bestandsmauern und wenig Aufbaustärke (z.B. 2cm Abstand zur Bestandsmauer, 6cm Steinwolle, Dann Rigips)? Ein dickerer Wandaufbau würde den Raum wieder kleiner machen, was ich eher vermeiden wollte, da die Räume eh schon sehr klein sind. Primär gehts auch nicht um die Schallisolation nach Außen, sondern umgekehrt: Ich möchte vom Proberaum nebenan in meinem Aufnahmeraum möglichst wenig hören
Was denkt ihr dazu? Bringt so eine "Low Budget mit geringer Aufbaustärke"-Variante etwas oder kann man sich das gleich sparen, wenn man nicht genügen Abstand zur Bestandsmauer halten kann?
Vorteil und einer der Gründe neben dem Schallschutz weshalb ich die Idee des R-i-R überhaupt noch mal aufgegriffen hatte: Man erhält glatte, streichbare Wände und die Wärmedämmung ließe sich ebenfalls noch mal verbessern. Aktuell haben die Wände wieder "Kellerloch"-Charakter
Nebeneffekt wäre außerdem, dass man manche Wände anschrägen könnte um ein paar Flatterechos zu eliminieren.

Wie sind eure Gedanken dazu? Vorschläge, Erfahrungen, Tipps? Im Raum gibt es eine kleine Ausbuchtung die natürlich verleitet, hier die Zwischenwand zu setzen. Aber gibt es vielleicht bezüglich Modenverteilung in den einzelnen Räumen bessere Positionen für die Zwischenwand?
Gibt es hier vielleicht auch noch einen kommerziellen (Bau-) Akustiker, der sich der Beratung und Planung gegen Rechnung annehmen würde?

Anbei ein paar Fotos und ein Sketchup mit Maßen.

Viele Grüße, Michi

 

[mini_michi]

Anhang

 

[mini_michi]

Hallo zusammen,
leider gab es bisher noch keine Meinungen zum Vorhaben....
Momentan bin ich gedanklich schon eher so weit, die Investition in Anbetracht dass es voraussichtlich nur für ein paar Jahre sein wird eher klein zu halten, d.h. erstmal nur eine Zwischenwand mit Tür + Sichtscheibe einzuziehen.

Hier stellen sich folgende Fragen:

Wie Groß ist der Gewinn des Schalldeämmmaßes von einer elastisch gelagerten zu einer nicht elastisch gelagerten Wand, wenn die Flanken wie bei mir nicht mit Vorsatzschalen gedämmt worden sind?

Zum Thema elastisch lagern: Da Sylomer als durchgehende Streifen auch nicht ganz günstig sind, steht gedanklich noch im Raum, keine Holzunterkonstruktion zu bauen (auch wenn mir Holz von der Verarbeitung her lieber wäre), sondern zu den sog. "dB-Profilen" von Knauf zu greifen. Diese sollen wohl durch ihre Prägung auch schon eine leichte schwingungsdämmende Funktion haben (wie???). Hat jemand Meinungen zu Holzständerwand mit Sylomer vs. Knauf dB-Profil (nur mit aufgeklebter Knauf Anschlussdichtung statt Sylomerlager), gerade wie in meinem Fall mit ungedämmten Flanken?

Danke & viele Grüße!

 

[mini_michi]

So, ich bin nach einiger Recherche vor ein paar Wochen zur Tat geschritten.
Ich habe mich entschieden, eine Doppelständerwand aus jeweils 75mm breiten Kanuf dB-Profilen zu bauen. Regieseitig zweifach, Aufnahmeseitig dreifach mit Rigips "Die Blaue" beplankt.
Als Sichtscheibe kommen zwei Schallschutz-Isoliergläser mit SSK4 mit den Maßen von ca. 120x170cm zum Einsatz. An deren Maßen und SSK ist nichts zu rütteln, da ich diese zwei Scheiben extrem günstig aus "Fehlproduktion" bekomme.

Bisher ist noch nicht so viel passiert.... Die beiden Wände aus zweifach beplanktem Knauf Silentboard zum Nachbar-Raum als auch zum Flur sind zusätzlich mit einer Lage "Die Blaue" beplankt worden.
Für die Zwischenwand sind zumindest die beiden Ständerwerke schon gestellt worden sowie die Konstruktion für die Sichtscheiben wurde gebaut.
Als nächstes folgt das einsetzen der beiden Scheiben sowie das beplanken der Zwischenwand.
Sobald dies passiert ist müssen noch zwei T30 Türen verbaut werden (welche, wie usw. ist leider noch nicht ganz entschieden) und dann wird fertig gespachtelt, geschliffen und gestrichen, bevor dann das Laminat rein kommt.

Da ich als Live-Tontechniker oft mehrere Tage am Stück unterwegs bin, komme ich nur selten dazu konzentriert weiter zu bauen. Sloly but steady

"Leider" kündigt sich allerdings gerade an, dass der Spaß in diesem Raum nur für ein paar Jahre sein wird.... vielleicht 2, vielleicht 3, mal sehen....

 

[mini_michi]

So, langsam aber stetig geht es weiter.... wie gesagt, ich bin beruflich oft mehrere Tage am Stück unterwegs und wenig zu Hause, drum geht's immer nur alle paar Wochen weiter.... Aber so siehts aktuell aus:

Die doppelte Zwischenwand ist gestellt sowie die beiden jeweils 90kg schweren Scheiben sind eingesetzt.
Eine der beiden Scheiben war leider minimal breiter als angegeben - und musste dann mühevoll von mir mit der Flex und einem Diamantschleifpad schmäler geschliffen werden. Tja, aber bei DEM Preis den ich für die Scheibe (aus Fehlanfertigung) gezahlt habe, darf man sich trotzdem nicht beschweren

Zusätzlich ist Laminat + Trittschalldämmung reingekommen. Die Türen kommen Ende nächster Woche. Ich bin gespannt

 

[mini_michi]

Und hier noch ein paar schnelle Bilder

 

[mini_michi]

So, willkommen zurück zu meinem Monolog

Und weiter gehts:

Zwischenzeitlich ist auch die Wand auf der Seite des Recordingraums mit 3 Lagen die Blaue beplankt worden. Sie wartet aktuell nur noch auf schleifen, Tiefengrund und dann kann gestrichen werden.

Im Regieraum waren zwischenzeitlich Bass-Trap-Days. Es sind 4 Module, welche jeweils als zwei übereinander gestapelte Module eine Basstrap mit Grundfläche von 50x67cm ergeben. Um sie im Raum nicht ganz so wichtig erscheinen zu lassen, ist eine Seite leicht abgeschrägt. Erste REW Messungen waren schon recht nett. Leider können aktuell nur 2 der 4 vertikalen Raumkanten mit Bassfallen behandelt werden, da an den anderen beiden ja die Eingangstür bzw. die Tür zum Live-Raum sind. Das lies sich baulich leider nicht anders lösen oder ändern.

Es wird aber noch mehr poröse (Tief-)tonabsoption kommen:

- Das Sofa auf der Rückwand wird als Bassfalle optimiert (der große Hohlraum im Sofa wird mit in Müllsäcken verpackter Mineralwolle locker gefüllt)
- in die Raumkanten an der Decke wird umlaufen poröser Absorber installiert

Die Decke ist mein Sorgenkind. Bei ihr wusste ich lange nicht, was ich machen soll. Sie ist mit 80mm starkem Styropor beklebt. Das geht nur höllisch schwer ab, wie ich zur Installation der Zwischenwand und zusätzlichen Beplankung der zwei Seitenwände gemerkt habe.

Also bleibt eigentlich nur, sie mit Rigips und elastischen Aufhängern abzuhängen, wenn's auch optisch schön werden soll und bauakustisch noch mal eine (Trittschall-)Entkopplung von oben geben soll.

Da dieses lange Projekt leider etwas an den Nerven zehrt, habe ich mich entschlossen, nun doch erstmal Kompromisse einzugehen und den Raum primär erstmal nutzbar zu bekommen.
Mein falscher Perfektionismus steht mir einfach sonst zu sehr im Wege und die Bauzeit wird künstlich nach oben getrieben.

Drum: Die Styropordecke wird erstmal weiß gestrichen. Mit großen Dämmstoffdübel kann ich meine noch aus dem alten Studio vorhandenen EQ-Acoustic Panele über dem Regieplatz aufhängen. Ich hoffe, dass das dann auch optisch erstmal o.k ist.
Wenn wieder Lust und dann irgendwann mal Manpower vorhanden ist, könnte ich mir vorstellen in einer zweiten Revision die Decke abzuhängen. Aber bisher habe ich bis auf das Einsetzen der Scheiben alles komplett alleine gemacht. Das ist manchmal schwer und kompliziert

Elektrisch ist folgendes Passiert:

Alle relevanten Signale sind auf einer 96er TT-Phone Patchbay aufgelegt. Ein paar weitere Kabelverbindungen, TT-Phone Patchkabel usw. wurden gelötet usw.... Nach dem Lötmarathon waren das dann ungefähr knapp 600 Lötstellen in 2 Tagen.

Aktuell ist die Regie zum mischen schon mal einsatzfähig und macht mit dem Outboard auch Spaß

Bilder gibt's gleich...

 

[mini_michi]

Und hier die Bilder

 

[mini_michi]

Und hier noch mal einfach den linken Lautsprecher mit keiner und mit 4 dieser Ackabsorber gemessen (Achtung, ein Wilder Stapel Basotect und das Sofa standen schon im Raum, handelt sich also nicht um eine Messung des leeren Raumes, sondern nur um einenen Vergleich mit und ohne dieser 4 Eckabsorber)

Ich hoffe dass ich die ganz Tiefe Mode um 30 Hz mit dem zur Bassfalle umgebauten Sofa noch etwas kürzer machen kann - sowie dann die ringsum laufende Tieftonabsorption an der Wand-zu-Decken-Kante noch ein bisschen was dazu beiträgt.

Außerdem ist noch ein stehender Quader hinter dem Tisch/zwischen den Lautsprecherstativen geplant. Dieser ist einerseits Sichtschutz vom Rec-Raum auf die Verkabelung unter dem Tisch ) und andererseits soll er als Bassfalle fungieren.

Durch den größeren Abstand zur Wand erhoffe ich mir zumindest etwas Wirkung auf diese ganz Tiefe Mode, siehe dritte Grafik

 

[mini_michi]

Hier der Quader mit dem großen Wandabstand hinter dem Tisch

 

[Kassette]

Wollte nur sagen, ich finde dein Projekt hier spannend und verfolge es interessiert
Nicht, dass du meinst, du musst ins Vakuum schreiben

 

[mini_michi]

Da es ja zumindest einen mal interessiert hat, bin ich es dem User Kasette wohl schuldig, zumindest mal das aktuelle Ergebnis zu präsentieren, bzw. wie es über den Sommer so ausgesehen hat und nun nach dem ersten Upgrade/Revision.

Habe lange nicht geschafft halbwegs dran weiterzuarbeiten - bis der erste Lockdown kam. Da hatte ich endlich Zeit, alles zumindest mal betriebsbereit zu machen, den zweiten Raum anzugehen usw...
Mittleweile kam auch schon die erste "Revision".... der Tisch wurde lackiert und modifiziert und die Abhörposition um 90° gedreht, am Equipment verändert sich ja eh immer wieder mal was, die großen Stellwände fliegen nächste Woche wieder raus um wieder eine lebendigere Akustik zu haben usw...

Sowas ist halt nie fertig

 

[mini_michi]

weitere Fotos....