Nun ja, es ist schon verständlich, dass viele Akteure der neuen Musikmacher-Generation ein "Mastering" wollen, entweder weil sie einfach denken sie brauchen eines, weil ja immer wieder hier und dort fast selbstverständlich und fast wie von einem magischen Prozess davon gesprochen/geschrieben wird, andere sind informierter und wissen um Sinn, Zweck und Nutzen. Aber beide Typen haben gemeinsam, dass sie Musikmachen als reines Hobby, vielleicht sogar nur eines von mehreren, betreiben und es scheuen für diesen Prozess Geld auszugeben. Das ist bis zu einem gewissen Punkt auch absolut verständlich, denn das allermeiste was an Musik erstellt wird, wird kaum mehr als zehn, zwanzig, dreißig Leute erreichen und selbst die werden einen Titel vielleicht nur ein einziges Mal (an-)spielen.
Wenn dann schon keine finanziellen Mittel im Spiel sind, dann wäre es zumindest wünschenswert, wenn die Leute aus der virtuellen Isolation heraustreten würden, um sich mit engagierten Gleichgesinnten zusammenzutun, um bspw. die Stücke gegenseitig zu "mastern", ihr wisst schon, Neutralität, zweites Paar Ohren, Lerneffekt etc.
Aber sich hinzustellen und zu sagen "teure Plugins sind Quatsch, die braucht man nicht, geht alles mit Stock-Plugins ABER natürlich nur mit meinen Presets", DAS ist, denke ich, ein sehr bedenkliches, verwerfliches Gebaren. Der vermittelte Informationsgehalt abseits der inszenierten Produktpresentation ist null, gelehrt wird in diesem Fall nichts, nur beworben. Wenn in Video bspw. von Waves ein Engineer etwas demonstriert, dann ist das natürlich auch eine Produktpresentation, ein halbwegs intelligenter Mensch wird aber darauf kommen, dass man generelle Techniken auch mit anderen, evtl. sogar bereits vorhandenen, Plugins nachahmen kann.
Und habt ihr in dem kurzen Moment in dem die Verschaltungsorgie sichtbar ist bemerkt, was da alles an Automatismen hinter den paar Hier-drehen-und-alles-wird-gut-Reglern steckt? Da zu behaupten, das passt dann schon bei allen möglichen Songs, Genres, Situationen ist Humbug. Die ehrlichste Aussage des Videos ist noch, dass ein fehlerhafter Mix kein Mastering braucht und diesen auch nicht ausgleichen kann.
