Lass es uns genießen!

[artname]

So, liebe Foristen,

danke für die Zeit, die ihr diesem Text gewidmet habt.

Es ist immer wieder schön und teilweise überraschend, fest zu stellen, mit wem man glegentlich recht ähnliche Wellenlängen teilt. Speziell an diejenigen einen ganz herzlichen Gruß. Es fühlt sich sehr, sehr gut an... und tröstlich
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Einige Kritiken verwandeln sich gerade sukzessive in Zeilenentwürfe, die den Text verbessern dürften. Das betrifft speziell die gemischten Gefühle beim Herabschauen in die Tiefe. Ich halt euch auf dem Laufenden.
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Dieser Text ist durchaus symptomatisch für mein Schreiben. Ich habe kein geschlossenes Weltbild... das länger als ein paar Minuten Bestand hat. Deshalb muss ich so viel schreiben. Mein Weltbild schwimmt, ist verschwommener als das vor meinen Augen,

Meine Wahrnehmungen Gefühle und Gedanken fügen sich immer zu einem absolut stimmigen Gebäude, welches aber leider nach wenigen Sekunden explodiert. Wenn ich es nicht bis dahin in einem Wortbild festgehalten habe, ist finito. - DAS ab und zu deutlich darzustellen ist mir wichtiger, als zu zeigen, wie gut ich in der Schule aufgepasst habe.
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Ansonsten:

Ich kraxle manchmal für meine Freundin zu ihren geliebten Untergängen. Dann stehe ich lächelnd zwischen klickenden Iphones, versunkenen Paaren und einsamen Zaungästen und wunder mich. Über diesen seltsamen Kult - und genieße die allgemeine Entspanntheit. Ob ich nun will, oder nicht Die verschi****en Möwen gehören zu meinen Sonnenuntergängen definitiv dazu - genauso wie gelegentliche Wolkendecken, auf deren Löcher ale hoffen. Wen das stört, der soll sich doch seinen eigenen Sundown malen.

Wenn meine Freundin später ihre Urlaubsfotos zeigt, was sieht man darauf? Richtig! - Ihre Untergänge verfolgen mich sogar, wenn ich in den wöchentlichen "Spiegel" schaue . - Dieser Song könnte also durchaus im Hintergrund erklingen, während die Kamera in die langsam verschwimmenden Augen eines Großstädters fährt, der in einen Spiegel... vielleicht einen Thresenspiegel, starrt.

Lg

 

[Erwin]

Das mit der Wolkendecke und dem Loch darin für den Sonnenuntergang hab ich sofort beim Lesen kapiert. Und der Beischlaf geht ja definitiv nur abends und danach wird geschlafen. Alles andere ist pervers.????
Schöner Text! Grönemeyer Musik dazu und fertig ist die Kiste.
Sollte auch mal was schreiben...

 

[cherry50]

Hallo, seid gegrüßt,

nun ich bin der Meinung, dass dieser Text schon sehr poesievoll das gemeinsame Erlebniss eines Sonnenunterganges beschreibt.

Was jeder nun wie für sich interpretieren wird, zeigt ja, dass die Gedanken in Bewegung geraten beim Lesen der Zeilen.

Das wird man auch intensiver tun, solange der Text offen vor einem liegt.
Du hast geschrieben, dass Du diesen Text auf die Musik geschrieben hast.

Das interessiert mich sehr, welche Art von Musik hier gut passt, denn das könnte ich mir ziemlich Anspruchsvoll vorstellen.

Ohne Zweifel ein schöner Text, der mit passender Musik richtig in Szene gesetzt werden kann.

LG Cherry50

 

[artname]

Die Musik? Midtempo-Nummer. Satter, schiebender Britpop Marke Oasis. Anfangs Gitarren-Arpeggios und Keyboards. Ab dem1. Refrain übernimmt dann, sich ständig steigernd, ein schwebender Gitarrenteppich und satter Satzgesang. Leider gerade mitten in der Produktion. Deshalb nur diese dünne Beschreibung.

Ich sollte ursprünglich nur helfen, einen ganz anderen Text zu optimieren. DIESEN Text schrieb ich, um zu zeigen, in welche Richtung für MICH die Musik marschiert. Er fungiert quasi wie ein Expose oder Szenario. Man deutet zunächst die sprachlichen Mittel und Spannungsverläufe an. Das Schicksal dieses Textes ist also noch völlig offen.

 

[helge1973]

Meine Wahrnehmungen Gefühle und Gedanken fügen sich immer zu einem absolut stimmigen Gebäude, welches aber leider nach wenigen Sekunden explodiert. Wenn ich es nicht bis dahin in einem Wortbild festgehalten habe, ist finito

HA!
DAS ... kenn ICH nur allzugut

Hat aber auch seinen einzigen Vorteil: die Geschichte schreibt sich NACH der Explosion von selbst.
Es gibt kaum was Schöneres als den Moment, wenn sich die Figuren selbständig machen, sozusagen "unleashed" sind - und den Klauen des Autors entweichen.

Dann sind die Charaktere - und auch am Ende die Story - am glaubwürdigsten

 

[cherry50]

@Artname schreibt

Die Musik? Midtempo-Nummer. Satter, schiebender Britpop Marke Oasis. Anfangs Gitarren-Arpeggios und Keyboards. Ab dem1. Refrain übernimmt dann, sich ständig steigernd, ein schwebender Gitarrenteppich und satter Satzgesang. Leider gerade mitten in der Produktion. Deshalb nur diese dünne Beschreibung.

@ Cherry50
Ja, das liest sich doch zum Zusammenhang schon mal sehr gut.

Bin gespannt, vielleicht bekommen wir das Werk ja auch hier zu hören.

 

[artname]

Hallo heimlichstillleise,

Danke für deine ausführliche Kritik. Ich hoffe, die anderen Foristen fühlen sich nicht zurück gesetzt, wenn ich stellvertretend für andere negative Kritiken speziell auf dein Posting eingehe. Sie werden vermutlich teilweise Antworten auf eigene Bedenken finden.

Mir stachen beim Lesen die Attribute "leer", "platt", "unfocussiert" und "unnahbar" ins Auge. Da ich nicht nur kritisch, sondern auch selbstkritisch veranlagt bin, traf mich deine Kritik zwar hart, aber nicht ganz unvorbereitet.

Nach längerem Nachdenken erkenne ich dank deiner harschen Worte ein Problem: ich habe zwei emotionale Positionen in einem Song. Einerseits habe ich Probleme mit einer schaulustigen Masse, die ergriffen den Superstar Sonne begafft, andererseits liebe auch ich Sonnenuntergänge,

In Kreuzberg oder Berlin-Mitte versammeln sich allabendlich hunderte junge Menschen, z.B. auf S-Bahnbrücken, Eintritt quasi frei, beäugen und fotografieren den Sonnenuntergang, und gehen dann wieder schweigend aus einander. Das sind im Jahr zig Tausende. Und jedesmal fällt mir zu diesem speziellen Publikum selbstgerechter Weise "schweigende Mehrheit" ein.

Ich bin auf dem Land groß geworden. Da nimmt man die Natur pragmatisch, also meistens nebenbei wahr. Der Sonnenuntergang wirkt auf die Seele, aber nicht die Börse. Er hat vermutlich keinerlei finanzielle Relevanz. Im Gegensatz zum Wetter.

Auf Demonstrationen gegen bedrohte Umwelt und Demokratie vermisse ich, wiederum selbstgerecht, diese schweigende Mehrheit. Es sei denn, verhasste Mauern fallen ohne ihr Zutun.

Derart von mir geankert, wirst du vielleicht einen Hintersinn im Text finden und ihn bestenfalls sogar teilen können. Allerdings ahne ICH wiederum, dass meine Zerissenheit mich gehindert hat, fokussierter, verbindlicher zu schreiben. Ich habe ironisch und romantisch zugleich beim Schreiben empfunden. Sogar sehr bewusst. Hm... meine leise ironische Postion ist ehrlich. Aber auch überzeugend? Ich wittere Reserven.

Danke und lg

Edit: Die sprachlichen Einwände möchte ich bitte erst nach den inhaltlichen diskutieren. Ok?

 

[verflixte13]

@artname

hm ... gar nicht so leicht, da mich manches einfach
als zu heimelig "schön" abturnt ... auch die frage,
die ich mir immer stelle --> "könnte ich einen text
auch selbst singen und ihn auch genauso meinen?
die müsste ich einfach verneinen ...

aber, das alles hat ja nix mit dem text an sich, sondern,
nur mit meinen eigenen persönlichen vorlieben zu tun: ...
und wenn ich diese einfach mal über meinen "Felsenrand"
in´s meer werfe ... dann bleibt doch eine ziemlich runde sache über!

ich kann deswegen auch nicht wirklich nachvollziehen,
warum manche kritik sich als "nicht verstehen" äußerst ...

nur zum bleistift:

"Und hier erwarten wir ?ein Loch im Himmel, ?In dem die Sonne untergeht. "

der beginn des textes ist doch sehr "verhangen/negativ geladen
(by the way, das sprachbild --> Ich steh am Felsenrand - Freiwild für die Möwen.
das empfinde ich sehr gelungen!)

und dadurch ist es eben nicht sicher, ob man den sonnenuntergang
überhaupt zu gesicht bekommt ... das loch im himmel, das ist demnach
für mich eine geäußerte hoffnung, dass sich die wolken/das trübe
verzieht ... und es geschieht ja auch! ...

*will sagen --> der text durchläuft mehrere "gefühlsstadien" und da ist
"bild-interpretatorisch" von anfänglichen selbstmordgedanken, bis hin zum
"doch lieber am leben und glücklich sein" ... eine schöne geschichte erzählt ... LG

p.s.
nur einen punkt noch --> den titel finde ich noch nicht wirklich passend.



editchen:
meine persönliche übersetzung von: "freiwild für die möwen zu sein" ... -->

... dass man ziemlich zugeschissen ausgeliefert ist.

und deswegen passt, für mich, auch dieses negativ verhangene sprachbild
zu beginn der geschichte, die sich ja dann in´s positiv/lebensbejahende wandelt.

 

[heimlichstillleise]

Hallo heimlichstillleise,

Danke für deine ausführliche Kritik. Ich hoffe, die anderen Foristen fühlen sich nicht zurück gesetzt, wenn ich stellvertretend für andere negative Kritiken speziell auf dein Posting eingehe. Sie werden vermutlich teilweise Antworten auf eigene Bedenken finden.

Mir stachen beim Lesen die Attribute "leer", "platt", "unfocussiert" und "unnahbar" ins Auge. Da ich nicht nur kritisch, sondern auch selbstkritisch veranlagt bin, traf mich deine Kritik zwar hart, aber nicht ganz unvorbereitet.

Nach längerem Nachdenken erkenne ich dank deiner harschen Worte ein Problem: ich habe zwei emotionale Positionen in einem Song. Einerseits habe ich Probleme mit einer schaulustigen Masse, die ergriffen den Superstar Sonne begafft, andererseits liebe auch ich Sonnenuntergänge,

In Kreuzberg oder Berlin-Mitte versammeln sich allabendlich hunderte junge Menschen, z.B. auf S-Bahnbrücken, Eintritt quasi frei, beäugen und fotografieren den Sonnenuntergang, und gehen dann wieder schweigend aus einander. Das sind im Jahr zig Tausende. Und jedesmal fällt mir zu diesem speziellen Publikum selbstgerechter Weise "schweigende Mehrheit" ein.

Ich bin auf dem Land groß geworden. Da nimmt man die Natur pragmatisch, also meistens nebenbei wahr. Der Sonnenuntergang wirkt auf die Seele, aber nicht die Börse. Er hat vermutlich keinerlei finanzielle Relevanz. Im Gegensatz zum Wetter.

Auf Demonstrationen gegen bedrohte Umwelt und Demokratie vermisse ich, wiederum selbstgerecht, diese schweigende Mehrheit. Es sei denn, verhasste Mauern fallen ohne ihr Zutun.

Derart von mir geankert, wirst du vielleicht einen Hintersinn im Text finden und ihn bestenfalls sogar teilen können. Allerdings ahne ICH wiederum, dass meine Zerissenheit mich gehindert hat, fokussierter, verbindlicher zu schreiben. Ich habe ironisch und romantisch zugleich beim Schreiben empfunden. Sogar sehr bewusst. Hm... meine leise ironische Postion ist ehrlich. Aber auch überzeugend? Ich wittere Reserven.

Danke und lg

Edit: Die sprachlichen Einwände möchte ich bitte erst nach den inhaltlichen diskutieren. Ok?

Hallo artname,

vorweg bitte ich um Entschuldigung, falls der "Stift" beim Schreiben zu spitz gewesen sein sollte. Ich wollte nicht harsch sein, aber durch hohe Erwartungen auf jeden Fall deutlich. Die zwei Positionen im Text sind mir klar gewesen und geworden, allerdings empfinde ich es eben so, dass Du beide verwässerst und klein machst und ich daher weder die Positionen noch Deinen inneren Zwiespalt wirklich fühle. Dazu kommen dann noch ein paar sprachliche Kleinigkeiten, die einige Bilder nicht wirken lassen.

Ich versuche mal konkret zu werden. Da ich kein Texter bin, befürchte ich, dass meine Anmerkungen sprachlich eher umgelenkt werden, aber ich versuch damit einfach nur meine fehlende Eingenommenheit zu beschreiben.

Ich mache das gleich in einem weiteren Post, wegen der Übersichtlichkeit.

 

[heimlichstillleise]

Lass es uns genießen!

Ich steh am Felsenrand - Freiwild für die Möwen.


an dieser Stelle ist für mich gleich das Bild schief. Was möchtest Du sagen? Das Du Dich frei oder gar vogelfrei fühlst, wie die Möwen? Oder das Du durch Deinen nonkonformismus zum Freiwild der Gesallschaft wirst? Quasi zum Abschuss freigegeben? Freiwil für die Möwen klingt für mich nach Zielscheibe für deren Exkremente. Also warum nicht:

Freiwild, wie die Möwen

Das Meer ist eine Badewanne voller Schiffe.

das ist dann direkt eigentlich ein ganz niedliches Bild, aber das ist direkt auch ein Bild, dass die Situation so klein macht. Das große unbezähmbare, wilde Meer, wird plötzlich zur Badewanne und dann auch noch voller Zivilisationsprodukte der Menschen, von denen Du doch den kleinen Moment des Abstands suchts?

Also vielleicht eher:

Das Meer, nicht nur die Badewanne voller Schiffchen

Ein leises Grauen schüttelt mich beim Schauen:
Da unten prallen klein die Wellen gegen Riffe.

Hier bringst Du Deine Zerissenheit ein. Die ja grundsätzlich Dir inne wohnt. Aber direkt zersstörst Du auch, dass der Moment groß werden kann, um festgehalten wollen zu werden. Ich würde hier eher in so eine Richtung denken:


Ein leises Grauen sollte mich schütteln beim Schauen
doch unten schwappen nur kleine Wellen ans Riff


Und hier erwarten wir
ein Loch im Himmel,
In dem die Sonne untergeht.


Das Bild mit dem aufreissenden Himmel bringe ich leider einfach nicht mit dem Sonnenuntergang zusammen. An der See ist es natürlich oft auch mal bewölkt und damit würde man die naturgewaltige Schönheit, die diesen Moment besonders werden lässt verpassen. Und dann sind natürlich diese kleinen Löcher die aufreissen und der schieren Kraft der Sonne Platz machen ganz besonders, aber darin geht die Sonne ja nicht unter, sondern auf. Vieleicht:


Und hier hoffen wir
auf ein Loch im Himmel
bevor die Sonne untergeht


Und dieser Untergang, der kommt so sicher,
wie nach dem Liebesakt der Schlaf.
Wie Durst und Hunger und die Gewissheit:
Der allergrößte Schmerz lässt nach.

Dies ist der Teil, den ich mit platt meinte. Das ist mir einfach zu abgedroschen. Den Welthunger und Weltschmerz und das Erschlaffen nach dem Akt in diesen schönen und intimen Moment einbrechen zu lassen. Und dann das versöhnliche die Zeit heilt alle Wunden. Das ist einfach viel zu allgemein und kein besonderer Moment des LIs. Hier habe ich keine konkrete Idee, aber hier wäre der Moment um intimer mit dem LI zu werden.


Dein Herz schlägt ruhig
In meiner Hand,
hier am Felsenrand:

An dieser Stelle hatte ich auch das Problem mit dem Bild "in der Hand". Da war ich wohl nicht der einzige. Ausserdem ist mir das etwas zu wenig verbindend. Eventuell

Der Puls fließt ruhig
von Hand zu Hand
hier am Felsenrand


Wie schön die Sonne untergeht!
Wie leicht die Welt noch immer dreht!
Als gäb es nur ein heute
im himmlischen Gebäude.
Kein zu früh - und kein zu spät.


Hier finde ich dann schwer Deine Zweifel zu halten, wenn sich die Welt doch so leicht dreht. Da ist es aber dann wirklich nur eine Kleinigkeit

Wie schön die Sonne untergeht!
Man glaubt kaum, dass die Welt sich dreht!...


Wie schön die Sonne untergeht!
Wie leicht die Welt noch immer dreht!
Komm lass uns Bilder schießen,
den Untergang genießen.
Wie schön das alles weiter geht!

Naja und hier kommt dann das Bilder schießen in die Quere. Das mag zwar eine sehr persönliche Erfahrung sein, dass gerade Du mit den Bildern Deiner Liebsten etwas verbindest, aber das ist dann schon wieder so persönlich, dass es sich in meinen Augen nicht vermittelt, weil ein Bild eben vom wirklichen Erleben ablenkt und den Moment nicht in seiner Gesamtheit speichern kann.

Wie schön die Sonne untergeht!
Man glaubt kaum, dass die Welt sich dreht
statt Bilder nur zu schießen
lass uns den Untergang genießen.
Wie schön das alles weiter geht!


Ich steh am Felsenrand mit all den andern.
Mir scheint, es werden täglich mehr.
Wann sah ich so viel Gesichter lächeln?
Mein Gott, das ist schon ewig her:


Hier lässt Du nun die schweigende Masse zum LI treten. das finde ich grundsätzlich gut, aber ich würde die nicht in den Moment eindringen lassen, sondern die nur kurz streifen lassen.

Ich steh am Felsenrand mit all den andern.
waren die schon eben hier?
Seh kurz so viele Gesichter lächeln?
Bin auch schon wieder ganz bei Ihr.


Als würden Mauern falln,
sich Kerker öffnen
als stünde Frieden vor der Tür...


dann funktioniert auch dieses Bild das in dem Moment die Leute aus Ihren Kerkern entronnen sind und jeder für sich seinen eigenen besonderen Moment erleben kann, ohne an die taglichen "Qualen" zu denken. Klar kommt hier dann nicht so sehr eine Gesellschaftskritik zum tragen, die Du erwähnt hast, die sich aber vorher auch nicht wirklch erschlossen hat. Wenn Du die wirklich mit einbringen willst, denke ich dass Du da deutlicher sein musst, aber ob das wirklich in Lass es uns genißen passt?


Hoffe Du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen und fühlst Dich nicht angegriffen. Du kannst um einiges besser mit Worten umgehen, als ich und sicher auch besser als die meisten hier, aber ich empfinde es eben so, dass hier in hübsche Worte verpackt inhaltlich noch ein wenig feintunig nötig sein könnte.



Edit: Deine Bitte um die Trennung der sprachlichen von den inhaltlichen Einwänden habe ich leider zu spät gelesen.

 

[artname]

Hallo heimlichstillleise,

danke für deine Zeit, die du meinem Text widmest!

Gestatte mir eine Einleitung.

Mir geht es niemals um besonders bedeutungsvolle Zeilen. Ich habe eigentlich immer einen Film mit konkreten Bildern vor Augen. Und wie kein Film ohne konkrete Bilder funktioniert, so für mich auch kein Songtext.

Ich erfinde nach Möglichkeit keine Bilder für einen vordergründig gewollten Sinn, sondern fische mir lieber den Sinn und Unsinn aus einer Situation - spiele mit der Anordnung meiner konkreten Bilder, mit den augewählten Attributen, mit ihrer syntaktischen Stellung. Und vor allem... nach Möglichkeit mit Andeutungen!

Wenn man auf engen Raum viel ausdrücken möchte, kann man eigentlich nur andeuten! Aber Andeutungen machen ja auch neugierig. Oder? Kurz gesagt: Mein Text besucht eine Sonnenuntergangsparty und amüsiert sich etwas über die Gäste. Mich eingeschlossen.

die Möwen:

Du fragst, was ich damit sagen will? - Nicht mehr, als als Du ja auch verstanden hast. Du solltest besser fragen, warum ich ausgerechnet die Möwen erwähne? - Nun, weil sie die Planetenshow halt oft begleiten. Ein von ihnen Getroffener kommt allerdings sehr schnell auf den Boden der schmutzigen Tatsachen zurück

Die Badewanne:

wieder richtig verstanden. Wenn man vom Berg über eine Hafen-Bucht schaut, verliert das Meer scheinbar etwas an "Größe" -

Aber - wenn man am Felsenrand steht, impliziert die Badewann natürlich zugleich auch eine beängstigende Fallhöhe. Das ist eben MEINE Freude am Texten: Relationen nicht vordergrüdig zu definieren, sondern über Bildrelationen sichtbar zu machen. Und ich sage zwischen den Zeilen etwas über die Menschen, die sich gern aus einer sicherer Distanz ihre Kicks fürs Leben holen.

Das Grauen beim Blick auf Wellen und Riffe:

Während meine Freundin himmelwärts fotografiert, starre ich gleichzeitig in die Tiefe. Stelle mir den Absturz vor, staune, wie die wuchtigen Wellen an den Riffen in einzelne Tropfen zerstäuben. Eben trugen sie noch Schiffe und nun zerfallen sie wie "Staub". Siehst du unseren Unterschied: Du vermißt die Würdigung der Größe des Meeres... mir gruselt in dem Moment vor der Fallhöhe und der Gefährlichkeit dieses geschrumpften Gewässers. Ich liebe ja auch riesige Wale und grusel mich vor winzigen Skorpionen. - Aber die Stelle werde ich garantiert noch schärfen!!!

Das Loch im Himmel:

Ein Loch in der Wolkendecke ist zugleich ein Loch im Himmel. Für Kinder, aber auch für mich. Ich hätte natürlich auch "Wolkenriß" schreiben können.Aber warum sollte ich? Löcher haben einen leicht negativen Touch. Und DAS drück halt meine ambivalentes Gefühl aus. ICH sehe dier Szene, höre das Klicken und denke automatisch "Schlupfloch"...ins Paradies?. Mach was dagegen.

Aber ich sehe noch mehr. Das Wolkenloch deutet ja die Wolken an. Und das eigenlich Gigantische am Sonnenuntergang sind doch die Farben, die das weit gereiste, Restsonnenlicht auf die Wolkenleinwand zaubert.Und, ob du es glaubst oder nicht, ich freu mich, wenn all das leise in meinem "Loch im Himmel" schlummert.

Herz oder Puls:

Hab ich auch überlegt. Für das Wort "Puls" spricht lediglich dessen Unmisverständlichkeit Dabei stellt es noch nicht mal ein Bild dar, sondern ist nur ein abstrakter medizinischer Begriff . Und ich glaube, der kosmische Hallraum eines Sonnenuntergangs weckt in vielen Menschen weniger das Gefühl, nebenbei die Meßgröße Puls wahr zu nehmen. Sondern wohl eher das Gefühl: Schön, dass Du in diesem All zu mir gefunden hast. Ein Herzschlag benennt mir das Zusammenspiel Leib und Seele intensiver als ein Pulsschlag. Hier wäre mir der Puls zu wenig Anspielung. Denn viel mehr sage ich über das Lyrsche Du ja nicht aus!

Die Welt dreht sich leicht.

Wieder ein Bild, welches für mich Relationen schafft. Der Mensch erträgt mMn sein Schicksal schwer. Vor allem, weil ihn die Welt so leicht überlebt.Ich finde in der Rotation der Erde kein Stöhnen und Klagen.

Das "es gibt nur Heute"

hast du als pseudophilosophisches Geschwafel abgetan. Dein gutes Recht. Vielleicht werde ich hier auch nachschärfen.

Was mich an " nur heute" bewegt: Wer fragt sich angesichts ihres Untergangs, wo die Sonne vorher war und wohin sie verschwinden wird? I DIESEM feierlichen Moment ist das ohne Bedeutung!
Wir feiern der Untergang der Sonne als unvermeidlich...mit stoischer Gelassenheit.... der nächste Aufgang gilt als sicher. Wir schweigen und genießen das Leben DAS berührt auch mich! Besonders, wenn aus dieser stoischen Ruhe friedliche Kraft erwachsen würde... Musst Du alles nicht heraus lesen. Ist aber von mir rein gechrieben worden.

Mauern, Kerker, Frieden:

Alles keine Reimworte, sondern sehr bewußt gewählte. In meinem Leben gibt es keine bewegendere Zeit als die des Mauerfalls. Nie wieder erlebte ich, dass eine ganze Nation so ehrliche Tränen weinte und lachte. Und wenn ich in mich lausche, dann fürchte ich momentan kaum mehr als Krieg. Und sehne mich jetzt schon nach dem Frieden. - Und weiß, dass uns DEN keine Sonnenuntergänge bringen werden.

Zwischenfazit

Du siehst, ich habe ganz andere Intentionen beim Schreiben, als Du beim Verstehen. Und da ich hier ja auch recht begeisterte Zustimmung fand, müssen wir unsere Unterschiede wohl einfach höflich ertragen.

Lg

 

[heimlichstillleise]

Du siehst, ich habe ganz andere Intentionen beim Schreiben, als Du beim Verstehen. Und da ich hier ja auch recht begeisterte Zustimmung fand, müssen wir unsere Unterschiede wohl einfach höflich ertragen.

Lg

Ach ja. Die Dialektik der Kunst.

und der Rest ist Schweigen

 

[artname]

Ist schon anstrengend, so viele Baustellen auf einmal im Spiel zu halten Ich habe jetzt ja auch einige Zeit an meiner Antwort geschrieben.

Ich schreib Dich mal per PM an und dann schauen wirl, wieviel Zeit wir noch in diese öffentliche Diskussion stecken wollen.. bzw. können. Ok?

Edit

Wir können aber auch auf meine überarbeitete Version warten. Schätze... bis spätestes Mitte nächster Woche. Uns drängt HIER ja nichts...

lg

 

[SoleLuna]

Lieber artname,

ich möchte dir hier auch ein paar Gedanken von meiner Seite zu deinem Text und der daraus entstandenen Diskussion mitteilen. Aus Dank für deine vielen kritischen und v.a. auch ermutigenden und unterhaltsamen Beiträgen auf meine Songtextpostings von anno dazumal.

Vielleicht hilft dir ja ein Gedanke weiter.
Ich möchte mich dabei so kurz wie möglich halten. Ich möchte also nur einige Gedanken mitteilen, Assoziationen und keine Änderungsvorschläge anbringen. (Auch wenn ich jetzt schon weiss, dass es länger werden wird und ich diese Notiz natürlich erst im Nachhinein wirklich hier reinschreibe

)

1. Ohne das Wissen über diese Sonnenuntergangspartys hatte ich keine Chance den Text wirklich zu verstehen. Schöne Worte, Satzbildungen, schöne Bilder, Stilmittel usw… aber ja?

2. Durch deine Erklärungen bin ich hängengeblieben an:

Schweigende Mehrheit im Zusammenhang mit Sonnenuntergangsparties (1. Assoziation „Gesittete Spassgesellschaft? Oder Spassgesellschaft mit Niveau?). Beobachte ich auch in den Schweizer Städten, solche „Anlässe“, wobei ich diese bisher erfolgreich meiden konnte. Wie langweilig gegenüber dem Erleben des Mauerfalls

Wahrnehmung des Schauspiels:
Alles so schön romantisch versus diesem bedrohlichen Blick nach unten (nach Vorne?)
"Ein leises Grauen schüttelt mich beim Schauen:
Da unten prallen klein die Wellen gegen Riffe."

Letzthin hab ich eine Sendung gesehen, bei der ein Katastrophen-Forscher aus der Schweiz in einem Gespräch war. Nicht auszuschliessen, was alles passieren könnte, mitten in Europa und zu was es mit nur ein wenig Phantasie (aber auch mit Wissen über Fakten aus der Vergangenheit) alles führen könnte (z.B. Klimawandel, Wasserknappheit,…). Reale Problematik aber kaum jemand interessierts, meinte er.

Wenn man diesen Gedanken als roten Faden nähme, so säh ich einen Kritiker in der grossen Masse, die einfach dem Zeitgeist bzw. Zeitphänomenen folgt.

2b) Wahrnehmung 2
Auf persönlicher Ebene. Ich übertreibe etwas:
Frau sieht alles schön romantisch, gemeinschaftlicher Anlass mit schönem Hintergrund, den man teilt, naiv, emotional usw…
Mann als bedrohlich, gesellschaftskritisch, intellektuell, eher negativ, Spielverderber…

3."Begriff" Untergang
Das Wort in dem Zusammenhang weitersinniert: Der schöne Sonnenuntergang versus dem (evtl.) drohenden Weltuntergang? ("der dann auch so sicher kommt wie…"?).

Diese Gegensätze find ich eigentlich sehr interessant, man könnte sie verdichten.


4. Ich steh am Felsenrand - Freiwild für die Möwen.
Ich erinnere mich, du hast mir mal zu einer Zeile eines meiner Texten geschrieben, entweder ist es die beste oder die schlechteste des ganzen Textes.

Die Gefahr besteht evtl., dass der Text grad in der Eröffnungszeile in die Comedy-Ecke geschoben wird. Mir kam beim Lesen der Zeile das Lied "An der Nordseeküste" in den Sinn...

Aber eben andererseits könnte man ihn den beiden Wahrnehmungen zuordnen. Alles schön und gut versus doch ein paar Unannehmlichkeiten wähernd dieses Schauspiels.


5. Musikstil
Mich irritiert dann aber die Musikstilbeschreibung. Satter, schiebender Britpop Marke Oasis. Da tät ich nicht so viel (nachdenklichen) Inhalt erwarten, was natürlich nicht wertend gemeint ist. Aber ist ja auch nur ein Alternativtext, wenn ich das richtig verstanden habe.

Anyway.
Hoffe du kannst meinen Gedanken folgen und sie bringen dir was, vielleicht steh ich auch völlig daneben damit, dann aber konnt ich zumindest ein wenig darin versinken

.

Liebe Grüsse
SoleLuna

PS: Und hat mich natürlich sehr gefreut einen Text von dir zu lesen.

 

[Ralf_Biermann]

Hallo lieber Artname,

ich finde die Idee, einen Sonnenuntergang (musikalisch) zu beschreiben, schon ziemlich gut. Dein Text geht doch ein klein wenig tiefer, und das hebt sich auch positiv heraus. Da sind vielleicht nur noch ein paar Kleinigkeiten, die irgendwie stören, den Eindruck von einer kurzen Zeitspanne innerhalb der Ewigkeit zu beschreiben.

Zunächst einmal ist da die eigene Person, die sich selbst sieht, am Abgrund stehend den Blick umherschweifend auf die kleinen Schiffe am Horizont und das tiefer gelegene Riff, das darauf wartet, seine mörderische Kraft zu entfalten. Zu diesem Bild gehören natürlich die Möwen, die mit ausgestreckten Flügeln über dem Abgrund zu schweben scheinen. Sie könnten jederzeit ihre schmutzige Ladung abwerfen, und das wirkt auch sehr ironisch gerade in dem Hinblick darauf, dass ein so höher intelligentes Lebewesen wie der Mensch von einem Vogel "beschissen" wird und in solch einem Augenblick in seinem Gedankenfluss gestört wird. Ja, obwohl der Mensch ein Freiwild für die Möwen ist, lenkt doch dieser Teil gerade zu Beginn des Textes in eine Richtung, die in einer Sackgasse endet. Eventuell könnte das Freiwild für die Möwen eher zum Ende des Textes auftauchen.

Von der eigenen Person wird übergeblendet auf das "wir", ich und meine Partnerin. Die Gemeinsamkeit, die uns verbindet, ist das Warten auf den (Sonnen-) Untergang, ein Erlebnis, das wie der Liebesakt gemeinsam genossen werden kann. Mit dem Herz in meiner Hand wird eine Vertrautheit beschrieben, die eher auf eine langjährige Beziehung deutet. Man kennt sich halt schon sehr lange und weiß auch, dass irgendwann am Ende des Lebens eine schmerzliche Erfahrung wartet. Die Sonne geht unter, losgelöst von der Zeit und jeglichem Zwang, wir sind wieder in der Gegenwart und haben die Gedanken an ein unweigerliches Ende wieder verworfen. Wir wollen diesen Augenblick geniessen und nicht nur ihn, sondern auch die kommenden Jahre. Wir sind nicht alleine, denn andere Menschen begleiten uns und teilen ähnliche friedvolle Gedanken.

Dann der Kameraschwenk auf die Welt, Mauern könnten fallen, Kerker sich öffnen und der Frieden Einzug halten. Dem ist aber nicht so, und ich halte es für äußerst schwierig, in drei Zeilen dieses Thematik anzureißen. Aber der Zusammenhang ist schon da, vom inneren Frieden ausgehend entsteht die Illusion, dass sich auch die gleiche Art von Frieden in der Welt verbreiten könnte. Spätestens dann wird man von den Möwen beschissen.

viele Grüße
Ralf

 

[holgi]

Ich wusste das der Fred sich so entwickelt

Es war ja auch die Absicht des TE, das mit der Diskussion meine ich, aber mal ehrlich Leute, geht ihr derart seziererisch an jeden Song heran, den ihr hört? ich meine, der Text berührt oder aber auch nicht, ich finde, man kann so etwas auch ganz hervorragend zerreden.

Nebenbei; der Sinn den ich ursprünglich im Text las hat sich nicht bestätigt, ich sollte diese Freds besser meiden, in Zukunft. Hahaha.....

 

[verflixte13]

Ich wusste das der Fred sich so entwickelt




Es war ja auch die Absicht des TE, das mit der Diskussion meine ich, aber mal ehrlich Leute, geht ihr derart seziererisch an jeden Song heran, den ihr hört? ich meine, der Text berührt oder aber auch nicht, ich finde, man kann so etwas auch ganz hervorragend zerreden.

Nebenbei; der Sinn den ich ursprünglich im Text las hat sich nicht bestätigt, ich sollte diese Freds besser meiden, in Zukunft. Hahaha.....

"eigentlich" ... völlig richtig!

zerreden kann man ja tatsächlich alles und ich bin da
wirklich völlig bei dir! entweder eine musik funzt oder sie
funzt eben nicht ... und "halbgare" texte oder musik,
die blendet man in der realität relativ schnell aus ...
ohne langes "gedöns".

aber, genau genommen, da gilt das doch so ziemlich
für alle themen/threads ... oder?

"ein Text berührt ... oder auch nicht."
ein mic passt ... oder auch nicht.
ein hardware-preamp muss ... oder muss auch nicht sein.
ein monitor klingt so ... oder eben so.
ein mix packt dich ... oder auch nicht ...
u.s.w. mal u.s.w. hoch u.s.w.

also, so gesehen ... da könnte man auch alle "Freds" hier meiden. LG

 

[speedtom]

mal ehrlich Leute, geht ihr derart seziererisch an jeden Song heran, den ihr hört?

Ganz sicher nicht, das würde nur den Spass verderben...gerade sinnliche Erfahrungen, wie Musikhören, sollte man nicht überanalysieren, finde ich.

Die von mir als "schiefe Bilder" empfundenen Stellen hatte ich schon angemerkt.

ich meine, der Text berührt oder aber auch nicht

Richtig - mich berührt er nicht sonderlich. Das wird artname wiederum nicht sonderlich berühren, aber dennoch wollte ich einfach mein Feedback loswerden!

 

[holgi]

Nene, nicht falsch verstehen, das ist alles ok hier, aber es hat halt was vom Literaturdiskurs, und das ist auch ok so, aber ich bin zu wenig Kopfmensch um das geniessen zu können...

...bin ja schon weg, mal sehen was es beim "Blödsinn aus dem Internet" so neues gibt

 

[Ralf_Biermann]

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich Artname's Text beim ersten Lesen auch nicht sonderlich berührt hat, aber schon beim zweiten Lesen fand ich ihn gut. Aus meiner Sicht liegt hier die Kunst darin, in wenigen Worten viel Inhalt zu vermitteln. Das ist es eben, was einen guten Texter auszeichnet.

Allerdings sehe ich es auch so, dass dieser Anspruch gar nicht unbedingt sein muss. Dabei hängt es dann davon ab, wen man wie erreichen möchte.

Grüße
Ralf