oh, der hype lässt sich durchaus erklären, ich schreib da gerne was zu weil ichs für die bei weitem unterschätzteste kraftwerk-platte halte.
- während kraftwerks bedeutung in den siebzigern komplett unbestritten ist, war zum zeitpunkt des release von "electric cafe" die welt bereits voll mit komplett elektronisch erzeugter popmusik. massiv beeinflusst nicht zuletzt auch von ihnen, aber eben auch schon deutlich weiter entwickelt. die antwort kraftwerks hierauf war dann ziemlich frech: eisig kalte, spröde digitalästhetik, meilenweit entfernt vom damals gängigen klangbild (welches sie selbst mit titeln wie modell & co massiv mitgeprägt hatten), und die konsequenteste umsetzung der für kraftwerk so zentralen grundidee der...äh, nennen wirs mal... "hypnotischen monotonie", die sie immer so zelebriert hatten.
- ein letztes mal waren sie damit "against all odds" ihrer zeit weit voraus, denn gerade die auf der platte ziemlich endlos andauernden "techno pop" rhythmus-passagen waren in ihrer gnadenlosen konsequenz für die zeit ziemlich aussergewöhnlich. da haben sie quasi die zelebrierte monophonie von späteren techno-sets einige jahre zu früh abgefeiert (nicht musikalisch, gibt keinerlei four on the floor auf electric cafe, aber konzeptionell auf jeden fall). gab zwar schon diverse house-urzellen, die ähnlich in richtung monotonie gingen zu der zeit, aber 1. noch ziemlich im untergrund und 2. längst nicht so konsequent. und da sitzen die herren irgendwo im pott und machen das einfach mal. und nach all den jahren *nochmal* einen derartigen einfluss auf diese ganze hiphop-breaker-whatever-szene zu haben wie schon jahre zuvor, ist auch ein ziemliches kunststück. hab über die jahre viele menschen getroffen, die damals da ganze vorne dabei waren (ich wars definitiv nicht
, und die verehren gerade die technopop-beatsequenzen in diesem endlosen übergang auf der LP von "boing boom tschak" zu "musique nonstop" ziemlich heftig
- als synthnerd finde ich auch die gesamte ästhetik bis heute absolut ungewöhnlich und besonders. da wurde eine digitale kälte zelebriert wie ich sie davor und eigentlich auch danach so nicht mehr gehört habe. electric cafe war quasi die perfekte platte um über den neu gekauften ersten CD player zu staunen. "proudly digital", könnte man sagen. mir ists als frühteenie da sprichwörtlich kalt den rücken runtergelaufen. "electric cafe" ist definitiv die kälteste CD ever, und zwar im positiven sinne
- und dazu dann passend dieses völlig entrückte video mit den nüchternen computeranimationen - die damals noch seeeehr beeindruckend waren. das sah man ja im fernseher zu ner zeit als die ausstrahlenden fernsehsender sich noch nichtmal überlegten, ob sie vielleicht mal zumindest ihr logo animieren sollten.
inmitten von schulterpolstern und affigsten frisuren kommt da auf einmal dieses musique nonstop video mit den ultraspröden computerköppen...das war meilenweit von jeglichem mainstream entfernt, wurde trotzdem ein erfolg, und ein weiteres mal, allerdings auch das letzte mal, übte kraftwerk weltweit enormen musikalischen einfluss aus - mit puristischem nerdgedöns
es muss einem wahrlich nicht gefallen (ich liebe es, aber ich kann auch gut nachvollziehen warum mans scheisse finden kann), aber das muss man erstmal so hinbekommen
also, ich feier das
