Kopfhörer gesucht für...

[sts]

So, jetzt brauche ich mal eine Kaufempfehlung. Die Ausgangslage ist so: Ich werde wahrscheinlich aus bestimmten Gründen für die nächsten ca. 12 Monate hauptsächlich mit Kopfhörern (am Laptop) mischen müssen. Halbwegs portable Monitore sind keine Option. An sich bin ich es auch gewohnt, zumindest zu einem gewissen Teil mit Kopfhörern zu mischen und komme damit klar (deshalb auch bitte keine "Mischen-mit-Kopfhörer-geht-nicht"-Diskussion, die Frage stellt sich momentan nicht).

Aber ich suche was Passendes. Bisher habe ich dort, wo ich mit KH gearbeitet habe, viel mit einem AKG K-601 gemacht. Da er aber nach meinem Empfinden auf seine eigene Weise etwas unterrepräsentierte Bässe hat (es kommt bei diesem Urteil natürlich auf viele Faktoren an, die ich hier mal weglasse), suche ich eine Alternative. Denn bis auf den zu schwachen Bass komme ich mit dem K-601 gut zurecht. Vom Tragekomfort her - der mir sehr wichtig ist - sowieso (ich vergesse wirklich oft, dass ich den aufhabe), aber auch vom sonstigen Klangbild (eben alles außer Bassbereich) her ist das schon alles OK. Nur erstelle ich damit regelmäßig Mixe, die auf anderen Abhörumgebungen Überbetonungen im Bass- oder Tiefmittenbereich haben, weil ich wieder mal den Frequenzverlauf des K-601 kompensiert habe. Kann ich schon voraussagen, dass das passiert.

Ich helfe mir dann (also in dem Fall, dass wirklich gerade nur KH zur Verfügung stehen, wie es eben künftig häufiger der Fall sein wird) bisher auf zwei Arten: Erstens andere KH zur Gegenkontrolle, die einen Hifi-artigen Frequenzverlauf mit einem gewissen Boost im Bassbereich haben. Was ich mit dem K-601 gemacht habe, wird dort regelmäßig und zuverlässig mit einer unangenehmen Überbetonung im Bereich vielleicht zwischen 100 und 250 Hz wiedergegeben (genaue Zahlen habe ich gerade nicht da). Es sumpft alles etwas, also weiß ich, dass ich entsumpfen muss. Oder zweitens mit einer DIY-Lösung, die Ähnlichkeiten mit dem ToneBoosters Morphit hat, also einer kopfhörerspezifischen Anpassung des Frequenzverlaufs per EQ.

Lösung Nr. 1 nervt (ständiges Hin- und Herwechseln) und ist natürlich auch nicht portabel, wenn man immer zwei oder drei KH dabei haben muss. Lösung 2 ist besser (und lässt sich in meiner Haupt-DAW auch gut über die Monitor-Effektkette integrieren, so dass der EQ nur bei der Wiedergabe aktiv ist, aber nicht in den Mixdown eingerechnet wird) ... aaaaber ... trotzdem ist das alles ja nur ein Workaround.

Daher würde ich mich über ein paar Empfehlungen freuen, welche KH Euch für das beschriebene Szenario einfallen würden. Also so ähnlich wie der K-601 (der K-701 hat für mich übrigens das gleiche Problem), aber mit ausgeprägterem Bassbereich. Dass das alles höchst subjektiv ist, ist mir klar, aber vielleicht kommen ja Vorschläge, die ich noch nicht auf dem Schirm hatte. Anforderungen:

• Musikrichtung Pop- und Rockmusik in allerlei Varianten
  
• Maximales Budget 250 EUR, billiger immer gerne, etwas (sagen wir mal 20%) teurer nur dann, wenn wirklich ein klarer Qualitätssprung entsteht
• kein Gebrauchtkauf
• offen oder geschlossen ist erstmal egal (kann sich aber noch ändern, je nachdem, ob und in welchem Maße der KH auch als Monitor für Aufnahmen dienen soll, wofür dann ein geschlossenes Modell besser wäre, wg. Übersprechung)
• Bauform sollte ohrumschließend sein, mag ich lieber
  
• Impedanz sollte so niedrig sein, dass auch auf diversen Consumer-Geräten ausreichend Krach entsteht (ich würde mal so grob sagen unter 100 Ohm)
• [und was ich noch vergessen haben könnte, editiere ich nachher hier rein...]

Meinungen dazu?

Ach ja, weil das hier ja gewissermaßen eine Standardantwort bei diesem Thema ist: Den (sehr guten) Kopfhörertest von Karumba hier auf recording.de kenne ich. Und frage trotzdem...

 

[muffy]

Ich werfe mal den Sony MDR 7506 (99 EUR) ins Rennen. Er hat folgende Eigenarten: im Vergleich zum meinem 880 DT deutlich dickere, aber definiertere Bässe und eine relativ ätzende Überbetonung in hohen Präsenzen aber dafür eine sehr lineare Response im Bereich zwischen ca. 200-5000k.

Er ist mM kein Wohlfühl KH zum Musikhören, sondern ein Arbeitsgerät, das mich auf Dauer ermüdet. Aber er ist gnadenlos in der Mittenwiedergabe und sehr transparent, um z.B. Räume beurteilen zu können.

Wenn man sich an den Bass und Höhen gewöhnt hat, bzw. diese mittels Referenzen einordnen kann, ist das ein super Dingens. Ich habe mich immer schwer getan, mit KH Laustärkeverhältnisse zu beurteilen, hiermit geht es interessanterweise.

Von allen KHs, die ich habe / hatte (770, 880, 712, AT50), wäre der Sony derjenige, bei dem ich zur Not auf Gegenhören auf Monis verzichten könnte, wenn ich müsste.

 

[leary]

zunächst einmal: mischen mit kopfhörern geht - sogar sehr gut

ich bin in der zeit als meine tochter geboren wurde zu kopfhörern gewechselt und dabei geblieben. mit den beyerdynamic dt 770 250 ohm habe ich angefangen, mittlerweile bei den dt 1770 angekommen. kann man beide tagelang tragen, sehr angenehm. unter 250 ohm würde ich nicht gehen.

 

[jet2]

aiaiai- bester getesteter studiokopfhörer auf kopfhörer.de

https://www.kopfhoerer.de/test/aiaiai-tma-2-tonmeister-preset/

AIAIAI TMA-2 ModularTonmeister Preset
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[TheTick]

Bestelle dir 5-6 und teste. Alles andere bringt mMn nichts. Hier werden jetzt nach 5 posts 15-20 KH stehen.

Ich mache da auch gerne mit. Mein Liebling ist der AKG 271mk2, nachdem ich lange mit dem 701 gearbeitet habe und mir auch die Bässe gefehlt haben. Auch wenn der 271 alt ist, komme ich damit gut klar und würde ihn mir sofort wieder kaufen.

 

[NiCKEL]

Habe mit meinen AKGs die gleichen Probleme. Am besten taugt mir zum mischen bisher der Sony MDR 7506. Bass (geht sehr tief runter), Höhen und bestimmte Mittenbereiche stellt er gut dar, auch mit gutem Impulsverhalten. Aber auch er ist nicht frei von Schwächen. Um 120 Hz rum ist er eher etwas unterbelichtet... Und dann gab es eine Situation, wo ich damit ein paar Lead Fills viel zu laut gemacht habe, ohne es zu merken. Aber dennoch. Wenn ich mit KH was mischen muss, dann habe ich tendenziell bei den Sonys später weniger nachzubessern, als bei anderen mir bekannten KH.

Softwarelösungen habe ich viel getestet... und bin von keiner überzeugt!

 

[jet2]

meine meinung:
wenn man bass über kopfhörer mixen möchte, gehts bei ca. 900 euro los...
dann hat man aber noch nicht den passenden kopfhörerverstärker...

 

[SilentWarrior]

Ich auch Sony MDR 7506

 

[NiCKEL]

meine meinung:
wenn man bass über kopfhörer mixen möchte, gehts bei ca. 900 euro los...
dann hat man aber noch nicht den passenden kopfhörerverstärker...

Kann man sich aber auch nicht drauf verlassen. Habe einen AKG K812 und einen Audeze LCD-2 zur Verfügung. Am besten gelingt mir der Bassbereich mit dem DT770. Wobei der Sony letztens auch eine Schwäche im Bassbereich aufgedeckt hat, die ich mit dem 770 gemischt hatte. Auch mit meinem (eigentlich ausgemusterten) K271 (erste Version) höre ich Sachen, die ich mit den anderen nicht so deutlich höre. Mit dem, wie auch mit dem DT770 alleine würde ich aber auch nichts mischen wollen. Alles nicht so einfach in den Grenzbereichen

 

[sts]

Ganz vielen Dank schon mal für Eure bisherigen Antworten! Ich komme morgen (für heute bin ich zu platt) wahrscheinlich noch mal auf einzelne Aspekte zurück. Hier nur erstmal eine Bemerkung und eine konkrete Frage.

Die Bemerkung:

Hier werden jetzt nach 5 posts 15-20 KH stehen.

Ich mag diese "Jeder zählt mal was auf, was er kennt, oder einen kennt, der das kennt"-Threads eigentlich auch nicht, aber hier wäre mir das durchaus recht, denn das bringt mich vielleicht auf Modelle, die ich noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen habe. Selbst getestet wird später sowieso, das ist klar (allein schon nötig wegen der Trageeigenschaften auf dem eigenen Eierkopp).

Und die Frage:

unter 250 ohm würde ich nicht gehen.

Warum?

 

[leary]

Und die Frage:
Warum?

Höhere Impedanzen sorgen für einen feiner auflösenden Klang.

 

[muffy]

Warum?

 

[leary]

Warum?

Manche Hersteller bieten ihre Systeme optional mit unterschiedlichen Impedanzen an.- „Weshalb?“- – wird sich der Nutzer fragen.- Leiser stellen kann man schließlich immer. Ganz einfach: Die Treiber oder Schallwandler eines Kopfhörers arbeiten ähnlich wie die eines Lautsprechers. Die- von einem Magneten umgebene Spule wird von einem elektrischen Feld bewegt. Dabei ist die Spule an eine Membran gekoppelt, die so hörbaren Schall erzeugt. Die Spule selbst besteht aus Kupferdraht. Je- leichter sie ist, desto präziser kann sie auch kleinsten Signaländerungen folgen. Leichte Spule heißt aber auch: Weniger Drahtwicklungen und geringerer Querschnitt des Leiters, damit eine höhere Impedanz und ein höherer Spannungsbedarf. Klanglich sind diese Modelle aber meist besser.

Also: Für niedrigere Impedanzen braucht man schwerere, mit mehr bezziehungsweiese dickerem Draht gewickelte Spulen. Das bedeutet im Vergleich zu leichten Spulen oft Kompromisse bei Transparenz und Impulstreue. Eine niedrige Impedanz ist jedoch Voraussetzung für ausreichend Lautstärke bei den Pegelbeschränkten Ausgängen von mobilen Geräten (laut EU-Richtlinie maximal 150 mV bei Geräten ohne mitgelieferten Kopfhörer).
http://www.player.de/2009/12/06/technik-erklart-impedanz-bei-kopfhorern/

 

[muffy]

Aha, also eher: höher auflösende KHs, haben eine höhere Impendanz, da sie punktuell pegel- und frequenzabhängig mehr Spannung benötigen.

**you have been baumed**

 

[sts]

**you have been baumed**

You are kindly asked to refrain from bauming this thread.


Danke @leary für die ausführliche Erläuterung.

 

[sts]

So, jetzt nochmal etwas ausgeruhter zu Euren Vorschlägen:

Die Sony MDR 7506 wurden ja nun mehrfach genannt (hier und anderswo), daher werde ich die bei Gelegenheit mal ausprobieren. Der eher moderate Preis spricht natürlich auch dafür, ebenso die Tatsache, dass es ein geschlossenes Modell ist und insofern auch bei Aufnahmen weniger anfällig für Übersprechungen sein dürfte als ein offener KH. Könnte also passen.

Den AKG K-271 kenne ich und glaube nicht, dass der mir klanglich zusagt.

AIAIAI habe ich erst hier im Forum zur Kenntnis genommen (es läuft auch gerade ein anderer Thread dazu). Hier müsste ich mal schauen, ob in meiner Nähe einer antestbereit ist. Ich weiß, geht auch anders, aber auf die Variante "fünf Modelle bestellen, vier (oder alle) zurückschicken" habe ich im Moment keine rechte Lust.

@leary hat ja freundlicherweise oben nochmal näher erläutert, warum eine höhere Impedanz im Prinzip besser ist. Ich glaube aber, dass ich das aus praktischen Gründen nicht beherzigen kann, weil der KH auch immer mal wieder an Ausgängen betrieben wird, die einen KH mit höherer Impedanz nicht vernünftig ansteuern (zu leise, zu dünn). Auch wenn es ein Extrembeispiel ist, ich habe hier noch einen alten AKG K-240 Monitor in der 600 Ohm-Version (gibt es glaube ich so nicht mehr). Mal abgesehen von seinen klanglichen Eigenschaften ist es schon erstaunlich, wie wenig da rauskommt, wenn man ihn an einen "unpassenden" KH-Ausgang anschließt. Das klingt nicht wie hinter dem sprichwörtlichen Vorhang, sondern vom Pegel her (!) wie im Raum hinter dem Nebenraum. Und nein, er ist nicht kaputt und ich bin nicht schwerhörig.

Ich weiß nicht, wie sehr sich die Beyer Dynamic-KH untereinander unterscheiden, ich hatte aber vor ein paar Jahren mal mit welchen zu tun (Modelle weiß ich leider nicht mehr) und hatte das Gefühl, dass sie mir zu schön oder schöngefärbt klingen. War alles in Zuckerwatte. Da das aber ein alter Eindruck von mir ist und ich wie gesagt die Modelle gar nicht mehr weiß, sollte ich in jedem Fall mal ein paar ausgewählte aktuelle Modelle neu testen/probehören. Mindestens zwei wurden ja hier genannt, einer davon (DT 1770) allerdings klar außerhalb meines Budgets. Sehr bequem waren die, daran erinnere ich mich noch. Den DT 770 scheint es ja in einer 80 Ohm-Version UND in einer 32 Ohm-Version zu geben, das ist schon mal gut.

Randbemerkung zur Einschätzung von @jet2: Dass eine wirklich gute Darstellung des Bassbereichs erst ab 900 EUR zzgl. der Kosten für einen KH-Verstärker zu erwarten ist, mag sein. Das muss ich aber dann ebenso als mein Schicksal hinnehmen wie die Tatsache, dass ich keinen Rolls-Royce fahre und immer noch keine Villa an der Côte d'Azur habe. Auch das finde ich immer wieder schade und sogar noch etwas schlimmer als fehlenden Bass beim Kopfhörer.

Auf meiner bisherigen Liste (die es auch vor diesem Thread schon gab) finden sich noch folgende Modelle. Falls jemand dazu etwas sagen kann, gerne:

AKG K-712 Pro (soll angeblich mehr Bass haben als 601/701/702)
Audio-Technica ATH-M50 X
Sennheiser HD 380 Pro

Oder natürlich auch zu anderen, die noch nicht genannt wurden.

 

[muffy]

Audio-Technica ATH-M50 X

Klingt für mich nach Bassrolle im Kofferraum eines getunten Opel Corsa mit rosa Unterbodenlicht mit 20 Vanillewunderbäumen am Rückspiegel, auf dessen Fronstscheibe spiegelverkehrt steht: "Ich diss disch."

 

[sts]

Klingt für mich nach Bassrolle im Kofferraum eines getunten Opel Corsa

Gut, dann vielleicht doch weiter auf einen Rolls-Royce sparen. Mit Blaupunkt "Nürnberg" als Abhöre.

 

[muffy]

Im Ernst: fürs Tracken ganz geil, da er geschlossen ist, gut die Löffelchen abschirm und ordentlich Pfund untenrum hat. Gerade zum Bass oder Gitarrentracken sehr befriedigend, weil der Sound so aufgeblasen ist, dass man sich gut hört.

Für Mixing finde ich den zu extrem und zu verbogen. Ich jedenfalls habe damit nichts auf die Reihe bekommen. Macht aber beim Abhören von Musik durchaus Spass, v.a. in lauter Umgebung.

 

[sts]

Einen zu aufgepumpten Sound kann ich in der Tat nicht gebrauchen. Ich werde aber versuchen, den zu testen und sehen, ob ich auch diesen Eindruck gewinne.