Komplette akustische Optimierung eines Regieraums mit REW-Messungen

[Ketchup-Studio]

Hallo,

wir haben vor einiger Zeit einen Kellerraum angemietet, der als Studio-Regieraum ausgebaut werden soll. Er ist in einer ruhigen Umgebung, es geht also nicht um Isolation nach außen etc. sondern reinweg um die akustische Optimierung des Sweet-Spots.

Die Maße des Raums sind wie folgt:
Länge: 8,68m
Breite: 4,24m
Höhe: 2,92m

Die beigefügte Raumskizze ist in Bezug auf Monitorposition und Bassfallengröße nicht Originalgetreu.

Ich habe mich im Forum "schlau" gelesen, d.h. alle Stickys durchgearbeitet und auch viel quergelesen. Geplant ist ein LEDE-Prinzip mit Bassfallen an allen 4 Raumecken, Absorber an den Erstreflektionsflächen sowie ein Diffusor an der Rückwand.
Das Meßmikrofon kam leider nicht rechtzeitig um den unbehandelten Raum durchzumessen, deshalb haben wir die Bassfallen einfach eingebaut, ohne wirklich richtig messen zu können was sie wirklich gebracht haben. Unbehandelt war der Raum grausig, schon alleine das Tür zuschlagen hat ein bassiges Dröhnen verursacht welches alleine schon 5-6 Sekunden lang hörbar war. Nach dem Einbau der Bassfallen war beim Tür zuschlagen kein sonderlich langer Nachhall mehr bemerkbar.

Die Bassfallen haben wir wie in dem poröse Absorber Sticky von Rolanded gebaut. Vorne in jede Ecke 5 Pakete Rockwool Sonorock, 50cm dick, ca 1,24m breit und dann Raumhoch gebaut, also decken sie alle Tricorners ab. Diese haben wir in Malerfolie eingewickelt und - somit selbststehend- einfach in die Ecke gestellt. Hinten haben wir genau die Hälfte verbaut, also 2,5 Pakete pro Seite: 50cm dick, 0,62m breit und ebenfalls bis zur Decke.

Die Messung erfolgte mit den Adam A7X Studiomonitoren ohne Subwoofer (Frequenzgang kHz: 42Hz - 50kHz), dem ECM 8000 und der RTW-Software.

Bei der Messung haben wir die Abhörposition bei 38% der Raumlänge bestimmt, die Boxen im 60° Winkel mit einem Abstand von unter 1m zur Wand aufgestellt und gemessen. Anschließend haben wir die Boxen als auch die Abhörposition so lange variiert, bis die wenigste Welligkeit im Frequenzgang auszumachen war. Insgesamt standen die Boxen als auch die Abhörposition zum Schluss viel näher an der Vorderwand als zu Beginn der Messung.

Jetzt fehlt uns natürlich die Erfahrung wie man die Messung richtig bewerten kann und weiter vorgehen sollte. Mit meinem Verständnis würde ich sagen, die Mode bei ca 57HZ mit einem Helmholtzresonator (Resonanzabsorber) angehen (evtl noch die bei 90Hz?) und die oberen Moden könnten schon mit dem platzieren der Breitbandabsorber an den Erstreflektionsflächen ausreichend gedrückt werden?

Hier der Link zur MDAT: https://dl.dropboxusercontent.com/u/28368044/Erste-Messung-Ketchup-Studios.mdat

Schonmal Danke für eure Hilfe!

 

[Ketchup-Studio]

Wir haben mittlerweile die Absorber für die Erstreflektionen gebaut. Hierbei sind wir nicht nach den Forumstipps vorgegangen. Es wird ja Basotect als Baustoff empfohlen, wir haben die Absorber jedoch aus "Paroc eXtra pf" gebaut, welches wir über die Kleinanzeigen von einer Privatbaustelle geschenkt bekommen haben.

Da der längenspezifische Strömungswiderstand nicht auf der Verpackung stand und auch ein Telefonat mit dem Hersteller kein Licht ins Dunkel gebracht hat, haben wir mit dem "Absorber-Calculator" eine Dicke von 30cm mit ca 10-15 cm Wandabstand ermittelt, mit der man pauschal "relativ" gut fährt.

Da wir in unserer Regie auch Aufnahmen machen wollen, sind die Seitenabsorber mobil gebaut, der Deckenabsorber war ebenfalls mobil geplant, aber in der Umsetzung ist diese Idee als zu aufwändig abgewählt worden.

Die übrigen Reste haben wir als 35*35*50 Dreiecke als Superchunks verbaut (Auf dem Bild links oben + rechts oben).

Das Ergebnis was die Erstreflektionen angeht ist ja schon einmal sehr zufriedenstellend. Eigentlich sind die Werte (siehe Grafik) genau in dem Bereich wo sie sein sollen. Erste Refklektion (außer der Schreibtisch) bei 30ms und das Signal fällt nach dem Direktsignal um 35db ab.

Auch in Bezug auf die Nachhallzeiten von (tiefen) Frequenzen haben unsere Erstreflektionsabsorber einen deutlich positiven Effekt, aber gelöst sind die Probleme noch nicht.
Den Bereich von 50-60 Hz wollen wir weiterhin mit einem Helmholtzresonator in Angriff nehmen, für die zu langen Nachhallzeiten in den Frequenzen könnte man die Superchunks an der Seitenwand/Decke noch über die gesamte Raumlänge verlängern (abzüglich Bassfallen ca 7,5 m), diesmal aber mit dem richtigen Baustoff.

Desweiteren ist ein 1QR Diffusor geplant, welcher ca eine breite von 2,4m haben wird.

Edit (Nachgereicht):
Messung als *.mdat. Leider nur Stereo, die Rechts/Links zwar gemacht, aber leider nicht gespeichert.

https://www.dropbox.com/s/ikb3ba5yshtmc2n/Zweite-Messung-Ketchup-Studios.mdat?dl=0

 

[stefangeidel]

In Kurzfassung zur Messung aus Post 1:

Die Symmetrie ist ordentlich, Bassbereich hat noch riesige Auslegungen und der Nachhall im Hochtonbereich ist auch noch zu groß.

Spricht alles dafür, dass der Einsatz von Steinwolle noch nicht genug war. Man sagt glaube ich als Faustregel pro Quadratmeter Fläche eine Paket Steinwolle. Ihr habt derzeit 15 verbaut - 35 sollten es sein. Es ist also nicht verwunderlich, dass da noch Potential nach oben ist

Wie es im zweiten Fall aussieht kann man nicht sagen, da keine Messung vorliegt.