Kleinmembran vs. Studiomikrofon

[TheTick]

Da ist natürlich etwas dran, erklärt aber nicht die doch etwas verhangenen Höhen. Mir ging es darum, dass ich ja anscheinend recht nahe rangehen muss beim Neumann, um den gleichen Pegel hinzubekommen. Wohlgemerkt: Ich hab meinen Preamp (Goldmike) auf +45 db stehen.

Wenn ich dann sehe, dass das Neumann schon bei close-Besingung +45 db braucht, will ich nicht wissen wieviel db ich da noch reinhauen soll, wenn ich mal noch 10cm Distanz haben will.

@TheTick

ich weiß tatsächlich nicht über welches mic du redest? …
also, das 105er kann es nicht sein … denn dieses hat weder verhangene höhen,
noch braucht es dermaßen viel gain-boost …

Ich habe genau dieses Mikro neu vom T hier liegen. Und auch das Testfile wurde damit aufgezeichnet. Ich weiß nicht, warum das angezweifelt wird.

In der Akustikformation möchte ich so fein wie nur möglich auflösen.

und hier hätte es einen sinn ergeben, wenn du dir verschiedene mics
zum antesten ausgeliehen hättest

Genau das habe ich getan. Hier liegen noch ein 104, 104+ und ein Sennheiser 965 herum. Ich habe diese nur noch nicht getestet, da meine erste Enttäuschung durch das 105 so groß war, dass ich noch nicht weiter testen wollte (mal abgesehen vom Zeitmangel - ich bin Lehrer und sitze an Korrekturen).

Dann bleibt ja eigentlich nur als Möglichkeit, dass das 105 defekt ist. Denn Preamp, Einstellungen und Interface (RME9632) sind ja beim Test gleich gewesen.

 

[Astronautenkost]

Probier doch mal das 965er. Es ist übrigens ganz normal bei Druckgradientenmikrofonen, dass der Nahbesprechungseffekt zuschlägt, was man bei Deinen Soundbeispielen auch hört. Das KSM 105 klingt nicht defekt.

 

[georgyj]

Ich halte euren Zugang für komplett falsch. Ihr solltet nicht das Rad neu zu erfinden versuchen, sondern erstmal mit Mitteln arbeiten, die sich bei millionen Musikern bereits bewährt haben. Laptop als Mischer - viel Spaß! Kompressoreinstellungen für jeden Song? Vergesst es! Live ist alles anders als zu Hause im stillen Kämmerlein. Konzentriert euch auf eure Musik und gebt alles! Nehmt was an Technik vor Ort steht und falls nix da ist, borgt euch 2 SM58, einen kleinen Mixer und 2 Aktivlautsprecher. Ich kenne solche Auftritte. Da wird ständig herumtheoretisiert und an Knöpfchen gedreht, aber die Performance ist fad und emotionslos. Nur: Gerade darum geht es (dein Hörbeispiel vom Startpost lässt einiges befürchten).

 

[TheTick]

@georgyj:
Das möchte ich nicht. Unser Ansatz unterscheidet sich mit Sicherheit von anderen, aber das ist so gewollt und dafür versuche ich jetzt Lösungen zu finden.

@Astronautenkost:
Der Nahbesprechungseffekt ist ja beim 105 sogar noch relativ gering - was ja gut ist.

 

[TheTick]

...aber die Performance ist fad und emotionslos. Nur: Gerade darum geht es (dein Hörbeispiel vom Startpost lässt einiges befürchten).

Puhhh, hier muss ich mal kurz durchatmen. Ich habe nicht behauptet, der nächste Stevie Wonder zu sein. Und auch wenn es mir widerstrebt, mich für die Testaufnahme zu rechtfertigen, mach ich es trotzdem:

Das war mal gerade so dahingesungen, um schnell die fehlenden Höhen des 105 zu dokumentieren. Nicht mehr. Was weißt du denn, was wir auf die Bühne bringen werden? Und wie kannst du das aus 10sek. Testfile heraushören? Ein wenig mehr Respekt bitte. Ich bin jetzt auch nicht erst seit gestern als Musiker am Start und würde mir genau aus dem Grund nie anmaßen, so etwas über andere zu schreiben. Wenn wir auf youtube sind, kannst du gerne unsere Performance verreißen.

 

[whitealbum]

Das Neumann 105 klingt verhangen, da der Nahbesprechungseffekt zuschlägt.
Die Oberen Bässe wie Tiefmitten maskierten die Hochmitten wie Höhen.
Ansonsten werden gerade die S-Laute doch recht angenehm übertragen.

Zudem hat das Mojave eine weite und deutliche Höhenanhebung, die dann andere MIkros eh verhangener klingen lassen.

Letztlich denke ich, kommst Du um einen Test nicht herum, um valide zu checken, ob ein GMK ala Mojave dort funktioniert.

Andere Idee wären die für die Bühne konzipierten MIkros ala 965 und Co. zu verwenden, die lösen schon besser auf für Dein Vorhaben als die üblichen Tauchspulenmikros.

 

[TheTick]

Das Neumann 105 klingt verhangen, da der Nahbesprechungseffekt zuschlägt.
Die Oberen Bässe wie Tiefmitten maskierten die Hochmitten wie Höhen.

Wenn ich dann den Bass aus der 105 Aufnahme rausdrehe, müssten also die Höhen wieder hörbar sein? Sprich ich kann die Höhen nicht so wahrnehmen, weil die unteren Mitten beim Zuhören verdecken?

Oder bedeutet der Nahbesprechungseffekt, dass die Höhen während der Aufnahme unterdrückt werden?

EDIT: Ich lese gerade, dass es sich um Phasenauslöschungen handelt. Also eher letzteres nehme ich an.

 

[whitealbum]

Der Nahbesprechungseffekt sorgt für eine Anhebung der oberen Bässe bis Tiefmitten.
Man hat den Eindruck, man hätte zu wenig Höhen.
Wenn Du hier mit einem LowShelf/LowCut arbeitest, wird dies wieder zum großen Teil behoben.
Ich arbeite im Studio noch zusätzlich mit einem Multibandcompressor, den ich nur unter 500Hz (2 Bänder) arbeiten lasse, um dann auf musikalische Weise noch etwas für Entrümpelung der Tiefmitten zu sorgen.
Ein guter Abstand im Studio bei GMKs sind 20-30cm.
Da klingen die meisten GMKs richtig gut.

 

[TheTick]

OT: Diesen Abstand habe ich bislang für Aufnahmen immer vermieden, da mein Raum das nicht zulässt. Jetzt, da ich das für die Live-Proben immer wieder mache, fällt mir das auch extrem auf, wieviel besser das Mojave damit klingt.

 

[jinglemartin]

Der Unterschied zwischen zB einem 965 und einem 935 ist schon wirklich massiv, wenn man das mal 1 zu 1 gehört hat, will man nicht mehr zurück!

 

[whitealbum]

OT: Diesen Abstand habe ich bislang für Aufnahmen immer vermieden, da mein Raum das nicht zulässt. Jetzt, da ich das für die Live-Proben immer wieder mache, fällt mir das auch extrem auf, wieviel besser das Mojave damit klingt.

OT:
Das ist genau richtig erkannt.
Ich bekomme oft Files, bei dem ich gar nicht die Mikroempfehlungskiste aufmache, weil ich schon an den Rohfiles höre, weder der Abstand noch der Raum gibt das Signal gut wieder.
Viele moderne GMKs klingen mit 20-30cm am besten, und zwar deutlich.
Manche MIkros haben ein Problem, wenn man <= 10 cm drangeht, nicht nur das es aufgeblasen klingt, oft franst das Signal auch aus, oder das originäre Klangbild des Mikros verschlechtert sich deutlich, sprich da hilft auch kein EQing.
Wenn Raum und Abstand passen, dann kann man mit den meisten Aufnahmen was anfangen.

Schön ist es natürlich wenn derjenige noch das passende Mikro mit passendem Preamp zu seiner Stimme nutzt. Richtig überraschend wird es, wenn man dann noch zum Song das passende Mikro aussucht! Das ist dann richtig spannend

 

[jinglemartin]

Krass ist das zB bei den Schöps MK4: Mit 10cm Abstand - auch mit Poppschutz - denkst du, das ist ein beschissenes Mikro. Geht man 30 - 50 cm weg, geht die Sonne auf! Eines der besten Gesangs-Mikros in meinem Park!

 

[georgyj]

...aber die Performance ist fad und emotionslos. Nur: Gerade darum geht es (dein Hörbeispiel vom Startpost lässt einiges befürchten).

Puhhh, hier muss ich mal kurz durchatmen. Ich habe nicht behauptet, der nächste Stevie Wonder zu sein. Und auch wenn es mir widerstrebt, mich für die Testaufnahme zu rechtfertigen, mach ich es trotzdem:

Das war mal gerade so dahingesungen, um schnell die fehlenden Höhen des 105 zu dokumentieren. Nicht mehr. Was weißt du denn, was wir auf die Bühne bringen werden? Und wie kannst du das aus 10sek. Testfile heraushören? Ein wenig mehr Respekt bitte. Ich bin jetzt auch nicht erst seit gestern als Musiker am Start und würde mir genau aus dem Grund nie anmaßen, so etwas über andere zu schreiben. Wenn wir auf youtube sind, kannst du gerne unsere Performance verreißen.

Ja, sorry, war nicht angemessen. Aber ich habe einige Jahre live gemischt und viel gesehen (gehört). Am kompliziertesten und gleichzeitig schlechtesten waren (fast) immer die Greenhorns, die keine oder kaum Bühnenerfahrung hatten, aber gleich anders und besser als alle anderen sein wollten. Wenn ich Lehrer höre, bin ich gleich doppelt wachsam, weil interessanter Weise viele Lehrer kein Temperament und Feuer zu haben scheinen. Vielleicht bist du ja, trotz des unglücklichen Testsamples eine Ausnahme.


Aber was ich dir eigentlich mitgeben wollte: Nummer 1 auf der Bühne ist die Performance, Nr 2 die Performance und Nummer 3 die Performance. Dem Publikum ist der Unterschied zwischen deinen Mikros schei..egal, solange du gut singst und die Leute unterhälst (auch so ein Faktor, der maßlos unterschätzt wird). Deine ganzen Voreinstellungen werden beim Gig nicht mehr passen, denn wenn du auch nur halbwegs Feuer im Blut hast, wirst du viel emotionaler agieren als im stillen Kämmerlein. Das wird dich irritieren und musikalisch aus den Konzept bringen. Deine Augen werden auf dem Laptop hängen, statt am Publikum. Jeder Livetechniker kennt den Unterschied zwischen Soundcheck und Gig. Mein Rat: Konzentriert euch auf die Musik, mit dem Technikfirlefanz könnt ihr anfangen, wenn ihr auf der Bühne sicher seid.

 

[TheTick]

So, ich habe eine weitere Testreihe gemacht. Auch wenn die Performance wieder zu Wünschen übrig lässt (@georgyj ), kann man gut die Unterschiede zwischen den Mikros hören. Ich habe zwei Aufnahmen gemacht. 1x "Rap" und 1x "Gesang".

Mikros:

Neumann 104+
Neumann 105
Sennheiser 965
Mojave 201 FET

Abstand immer 10cm. Das Sennheiser wurde um 3,5db leiser gemacht in Cubase, das Mojave 7db. Mein Goldmike liefert +35db Verstärkung. Viel Spaß!

Neumann 104+

Neumann 105

Sennheiser 965

Mojave 201 FET

 

[Astronautenkost]

Ich habe als künstlerischer Leiter diverser Projekte leider viel zu oft mit genau einer solchen Einstellung von Tontechnikernzu tun gehabt, die einfach ihren Routine-Stiefel runtergezogen haben, anstatt sich um meine Soundvorstellungen zu kümmern, obwohl sie gutes Geld für ihre Arbeit bekommen haben. Das hat dazu geführt, dass ich mich selber in die Tontechnik eingearbeitet habe und so leicht macht mir keiner mehr was vor. Bei entsprechend großen Events habe ich immer einen eigenen tontechnischen Leiter dabei, der das überwacht. Mir stellt man kein SM58 mehr so einfach dahin. Zuletzt hat man das im letzten Jahrtausend gemacht

Ich werde bei meinen Events immer wieder wegen des guten Tons angesprochen. Das Publikum merkt das und ich habe mit geringeren Lautstärken die gewünschte Präsenz.

 

[TheTick]

Georgyjs Herangehensweise kann man ja nachvollziehen, um Anfänger für den ersten Gig fail-safe zu machen. Wenn man darüber hinaus ist, sollte es aber schon gestattet sein, sich über die Darbietungstechnik Gedanken zu machen. Das machen zu wenige Bands und das hört man genauso wie man fehlende Motivation heraushört. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

 

[jinglemartin]

@Astronautenkost: Das Posting könnte 1:1 von mir sein! Ich hab zwei relativ erfolgreiche A-Cappella-Projekte, und wenn MEIN Tontechniker nicht kann, dann gute Nacht. Gerade bei akustisch transparenter Musik wie Jazz, A-Cappella, Chor, Akustik-Combo usw. geht NICHTS über gute Mikros UND gute, dh. transparente PA. Nichts killt einen A-Cappella-Sound mehr wie ein SM-58 über ne JBL-Disco-Anlage oder so altes HK- oder sonstein Top-40-Holz, das zwar LAUT ist, aber sonst nix... Und wenn es der Toni dann auch noch NICHT schafft, die eindeutig hörbaren Resonanzen zu ziehen, dann muss ich das halt selber machen. Und UNSER Publikum liebt guten Sound UND Entertainment.

 

[Astronautenkost]

Der gute alte Al Schmitt macht seinen Recordingsound nur über die Mikroauswahl. Da kommt kein EQ Sound formend zum Einsatz. Muss ja dann auch nicht.

 

[georgyj]

Ich habe als künstlerischer Leiter diverser Projekte leider viel zu oft mit genau einer solchen Einstellung von Tontechnikernzu tun gehabt, die einfach ihren Routine-Stiefel runtergezogen haben, anstatt sich um meine Soundvorstellungen zu kümmern, obwohl sie gutes Geld für ihre Arbeit bekommen haben. Das hat dazu geführt, dass ich mich selber in die Tontechnik eingearbeitet habe und so leicht macht mir keiner mehr was vor. Bei entsprechend großen Events habe ich immer einen eigenen tontechnischen Leiter dabei, der das überwacht. Mir stellt man kein SM58 mehr so einfach dahin. Zuletzt hat man das im letzten Jahrtausend gemacht

Ich werde bei meinen Events immer wieder wegen des guten Tons angesprochen. Das Publikum merkt das und ich habe mit geringeren Lautstärken die gewünschte Präsenz.

Na, ich muss zu meiner eigenen Ehrenrettung und der aller erfahrenen Kollegen schon anmerken, dass man im Normalfall sehr schnell merkt, bei welchen Künstlern sich erhöhter Aufwand auszahlt und wer nur heiße Luft daherlabert. Mittlerweile wäre ich ziemlich gespannt auf einen deiner Gigs. Wien steht wohl nicht auf eurem Tourplan? ich bin übrigens auch nicht unbedingt ein besonderer Freund des SM58. Ich fand zu meiner Zeit etwa das AKG C5900 haushoch überlegen.

Meine Reihenfolge: 1. Mojave,
2. Neumann 104+, Sennheiser 965
4. Neumann 105

Deesser haste ja keinen drin, oder?

 

[TheTick]

Nein, das ist meine pure Stimme.

Meine Reihenfolge ist übrigens genauso. Obwohl ich mir zw. 104+ und 965 nicht ganz sicher bin. Das 965 klingt mächtiger - vielleicht weil evtl. etwas verzerrt? Kann das sein?