Kann Musik noch NEU sein?

[Buerstie]

Na ja, also wenn man Musik irgendwann einmal gut machen können will, dann muss man sehr viel lernen und wenn man das viele Jahre getan hat, stellt man sich natürlich die Frage, was man daraus macht, also im Prinzip wie nach einem Studium. Sich dann ein Leben lang einzureden, dass Musik nur deshalb nicht ankommt, weil sie nicht gut genug ist, kann man natürlich tun, aber das Gegenteil beweisen einem ja die Charts schon oft genug mittlerweile, denn da ist nicht immer alles super toll produziert oder top gemastert oder mega komponiert und trotzdem rollt der Rubel.

Also warum nicht diese einfachen Mechanismen übernehmen? Leichter wie heute war es doch noch nie!

 

[schnuffke]

Buerstie, deine Gedanken sind durchaus nachvollziehbar. Jeder muss sich seinen Weg suchen. Allerdings verdient auch nicht gleich jeder gutes Geld, nur weil er klingt "klingt wie...". Im Gegenteil jemand wie Aphex Twin verdient mehr Geld, als irgendwelche Kopien von Kopien.

Ich will ja auch, dass meine Musik gefällt. Aber irgendwie den "richtigen" Leuten ( sehr heikle Formulierung... ), ob das meiner Oma gefallen würde, ist mir Schnuppe.

Ich denke mir: Lieber 80 von 100 Leuten vor den Kopf stoßen und vllt. zehn wirklich erreichen, als 70 Leute zu haben, die denken "oh, ganz nett". Ist ´ne romantische Einstellung - ich weiß.

 

[Buerstie]

Das ist eine typische und auch gute Musikereinstellung, die ich schon auch einige Jahre so hatte!

Aber die Entwicklung zeigt etwas völlig anderes mittlerweile, das ist der Haken und das hat mit gut oder schlecht nichts zu tun. Es kann doch nicht das Ziel sein, dass man sein Leben lang etwas lernt und übt usw., um dann als Soundcloud oder Youtube Leiche zu enden?

Und Aphex Twin ist eben so ein Einzelfall, dem das "fast Unmögliche" gelungen ist, aber wie vielen ist das noch gelungen im Vergleich? Und sind alle, denen das nicht so gelingt, automatisch zu schlecht?

 

[cherry50]

Wenn die Musik sich ändert, so wird das auch nicht das Werk eines Homrecord - Users von Recording de sein, sondern da steckt eine ganze Epoche dahinter.
Ob wir es dann wollen oder nicht, die Musik wird sich im breiten Stil ändern, und nicht durch irgendwelche Eigenwillig zusammengezimmerte Sachen, und schon gar nicht durch ebenso eigenwillige Enthusiasten, die meinen mit ihrem eigenen Stil die Musik Architektur zu revolutionieren.
Jeder hat sowieso seinen eigenen Stil, egal welche Musik er macht. . Das ist auch nicht eine Sache von heute auf morgen, sondern es passiert stetig und immer weiter, unaufhaltsam.

Und wenn ich mich da weit vom Mainstream weg bewege, bleibe ich sowieso ein Eigenbrötler auf einsamer Scholle.

LG Cherry50

 

[Buerstie]

Ganz genau, wer ein musikalischer Eigenbrötler sein will, muss dann auch genug hörende Eigenbrötler finden, zumindest wenn er möchte, dass seine Musik auch gehört wird. Vielleicht will das ja nicht jeder?

Aber das jeder seinen eigenen Stil macht, haut nicht so ganz hin, denn praktisch ist es seit Jahren schon so, dass wenn einer durch einen größeren Erfolg einen neuen Stil oder Stilansatz vorgibt, einem innerhalb kürzester Zeit zig Kopien dieses Stils um die Ohren fliegen und zwar von verschiedenen Adressen! Davon lebt ja mittlerweile sogar schon eine ganze Industrie an Loops und Preset Herstellern usw.

Beispiel aktuell: Dieser Sommer wird ja jetzt schon als der Deep House Sommer gepriesen und schon gibt es das Material dafür massenweise zum zusammen bauen und ein Song nach dem anderen kommt heraus mit den immer gleichen Herangehensweisen und Strukturen! Ist aus Musiker Sicht bestimmt armselig, aber jeder kann ganz einfach mitmachen!

 

[schnuffke]

Und wenn ich mich da weit vom Mainstream weg bewege, bleibe ich sowieso ein Eigenbrötler auf einsamer Scholle.

Das glaube ich nicht so ganz. Es gibt mMn nicht den einen Mainstream - es gibt mehrere. Bloß weil ich nicht am allergrößten Strang ziehe, heißt das nicht gleich, dass sich NIEMAND dafür interressiert.

Und Aphex Twin ist eben so ein Einzelfall, dem das "fast Unmögliche" gelungen ist, aber wie vielen ist das noch gelungen im Vergleich?

Ich glaube, da gibt es seeeehr viele - aber klar, es gibt noch mehr die halt ´rumkrebsen.

Ganz genau, wer ein musikalischer Eigenbrötler sein will, muss dann auch genug hörende Eigenbrötler finden, zumindest wenn er möchte, dass seine Musik auch gehört wird. Vielleicht will das ja nicht jeder?

Ich würde nicht jeden Hörer, der sich geschmacklich etwas abseits bewegt, gleich als Eigenbrötler bezeichnen. Die schon erwähnten SonicYouth haben bis zum Ende vor ( zig- )Tausenden von begeisterten fans gespielt - weltweit und so oft sie wollten. Mainstream im Radiosinne war das nicht, aber auf eine eigene weise war auch das mainstream und alles andere als Underground oder Geheimtip. Reich sind sie auch geworden, wenn nicht alles für Zucker draufgegangen ist.

 

[cherry50]

Hallo Buersti
Ich meine damit eigentlich etwas anderes

Einfaches Beispiel:

Wenn Du Hänschen Klein auf dem Piano spielst, ich danach ebenso und dann noch ein Anderer, wird jeder wie bei einem Fingerabdruck seine eigene Spielweise dokumentieren, und es wird sich eine von der anderen unterscheiden. Nicht unbedingt Hörbar, aber dennoch.

LG Cherry50

 

[Buerstie]

Bei "Nicht Klötzchen Musik" hast Du da bestimmt recht!

 

[Hyp]

Buerstie, hast du mit deinem Konzept denn dein Glück gefunden, oder wirst du hier Bescheid sagen, wenn es soweit ist? Oder ist es bisher nur deine Theorie, die zwar von ein paar Anzeichen (Schulterklopfen hier und da) gestützt wird, die sich aber z.B. durch Kehrseiten und bisher Ungeahntes dann doch als hinfällig herausstellen könnte?

 

[Buerstie]

Worauf willst Du mit dieser Frage denn nun genau hinaus? Wirkt ein bisschen "überheblich" auf mich gerade, aber kein Problem, ich bin ein Freund direkter Ansagen!

 

[schnuffke]

Wenn man Kasse machen will, muss man ja auch schauen, welche Musik gebraucht wird. Ich glaube nicht, dass jetzt unbedingt unzählige deadmau5-Clone gebraucht werden. Ein paar sicherlich, aber bezogen auf die Zahl derer, die sich daran probieren doch sehr wenige. Ob man sich damit schneller durchsetzen kann, als mit "eigener" Musik?

Ach so, ich verdiene kein Geld mit Musik - also alles Gedankenspiele.

 

[Buerstie]

Warum werden dann fast nur noch Clone gespielt überall? Schau Dir mal Videos von der Tomorrowland der letzten Jahre an oder wander mal eine Nacht durch die Clubs, ein Stil konstant stundenlang, außer in so mancher "Spezialadresse" oder in Berlin irgendwo.

Und auch IDM Frickel Mucke wurde bereits so dermaßen ausgereizt, da noch was wirklich neues zu finden gelingt auch nicht jedem bis eher wenigen, auch wenn er das vielleicht glauben zu scheint.

 

[Hyp]

Buerstie, ich meine das so, wie's da steht

Dein Gefühl, mit individueller Musik gegen etwas anderes "anzukämpfen" könnte daher kommen, dass du keinen Anschluss an eine Szene gefunden hast. Denn natürlich gibt es Musikszenen jenseits des Mainstreams, in denen man trotzdem eine gewaltige Fanbase haben und z.B. ständig ausverkaufte Konzerte geben kann.
Das beantwortet auch deine Frage "wer will sowas noch wirklich hören?"

Da du evtl. aus dem elektronischen Bereich kommst: Schau dir mal die Top 100-DJ-Charts der Leser des Resident Advisor-Magazins an. Das sind alles Leute, die jedes Wochenende in der ganzen Welt gebucht sind - und mit ihrer Musik in keiner Mainstream-Top 1000 landen würden. Im Mainstream kennt niemand jemand von denen:

www.residentadvisor.net/feature.aspx?2328

 

[Buerstie]

Tja und der weltbeste DJ der Welt ist David Guetta und wer weiß, ob man nicht bald Robin Schulz diesen Titel verleiht? Der hat eben auch mal 62 Millionen Klicks bei seinen Deep House Remixen die platt gemastert sind ohne Ende und klingen wie na ja ...

In dem Umkreis, in welchem ich wohne, gibt es 3 Großstädte direkt nebeneinander und da hörst Du am Wochenende folgendes:

- Mainstream EDM
- House
- Hip Hop / RnB
- hier und da mal ein Punk / Rock Konzert in einer Bruchbude
- mal ein Konzert von einem Urgestein hier und da

Und das sind Fakten hier bei uns und hat nichts mit Konzepten oder sonst was zu tun, so ist das eben! Die Welt ist nicht immer Berlin oder New York ...

 

[Soundkraft]

Worauf willst Du mit dieser Frage denn nun genau hinaus? Wirkt ein bisschen "überheblich" auf mich gerade,

Hmm...also das hab ich eher bei deinen Aussagen gedacht.
Klingt immer so wie : Ich mach ganz tolle neue Musik aber nur die "Kenner" verstehen sie.
Klingt auch so als wenn du von deiner Musik leben willst...und "gewzungenermassen" nun böse kommerziell werden MUSST. Jo..klar...darum heisst das kommerziell...und das it der einzige Weg um bei anderen abzukassieren...nämlich das zu machen was DIE wollen...und nicht du.

Könte auch einfach einer Frage der Location sein in der du deine Musik spielst

Aber ich denke das Problem ist auch , dass es eben nicht die Musik alleine ist, die über wohl und wehe entscheidet
Wenn nur 1% der Menschen weltweit deine Musik toll findet, dann ist dein Problem nicht die Musik...denn es wären dann ja einige Millionen Menschen...immerhin...dann ist das das Erreichen dieser Menschen, damit sie überhaupt von dir erfahren.
Ein Weg wäre vllt. kommerziell erfolgreich zu werden und dann mit dieser "Macht" seine eigenen Vorstellungen langsam einfliessen zu lassen.

 

[Buerstie]

Ich kann auch irgend etwas hinein interpretieren und mir Sachen ausdenken, es gibt auch tolle Fantasy Filme ...

Das ist auch typisch unter Musikern, solche Themen werden immer schnell hitzig!

 

[schnuffke]

wander mal eine Nacht durch die Clubs, ein Stil konstant stundenlang, außer in so mancher "Spezialadresse" oder in Berlin irgendwo.

Zum Glück bin ich noch nicht in einen solchen Club geraten - das wäre für mich auch eher eine Disco. Und Berlin - "ejal wie ihr ditt findit, da kommwanuma her". Ich kenne nichts anderes.

Und auch IDM Frickel Mucke wurde bereits so dermaßen ausgereizt, da noch was wirklich neues zu finden gelingt auch nicht jedem, auch wenn er das vielleicht glauben zu scheint.

Es geht ja nicht um neu, sondern um gut. Als Hörer mag ich schon gerne die alten Konzepte etwas aufgewärmt - wenn es denn gut ist.

Im EDM-Bereich musst Du auch gut sein - und hast den Nachteil, dass es nicht deine Herzensmusik ist, Du also gar nicht so gut entscheiden kannst, was ankommt oder nicht. Da musst Du dann ja raten. Damit, "so ähnlich klingen", ist es doch nicht getan. Auch hier musst Du was abliefern.

Wenn nur 1% der Menschen weltweit deine Musik toll findet, dann ist dein Problem nicht die Musik...denn es wären dann ja einige Millionen Menschen...immerhin...dann ist das das Erreichen dieser Menschen, damit sie überhaupt von dir erfahren.

 

[Buerstie]

Du kannst den ganzen Kram ja sogar schon fast fertig kaufen, der da läuft ...

 

[Hyp]

Buerstie, wie kann es dann nur Szenen wie Metal oder Jazz oder 'undergroudige' Dance-Musik mit jeweils ihren eigenen großen Festivals und Clubs auf der ganzen Welt und Abermillionen von Fans geben?

 

[Soundkraft]

Ich kann auch irgend etwas hinein interpretieren und mir Sachen ausdenken

Ich schrieb wie es für mich rüberkommt...ich kenn dich nicht und sage auch nicht, dass es so sein muss.

Das ist auch typisch unter Musikern, solche Themen werden immer schnell hitzig!

Ich bin gar kein Musiker ...ich bin einer der gerne Musik macht