Kann Musik noch NEU sein?

[Cruba]

Das Ganze wertet Facebooklikes aus... Iss ja wie Rauchen anner Tankstelle...

So, ich geh jetzt das "aus" in meinem Post liken...

 

[FredTadge]

edit: Sehe gerade, dass das 'ne US-Studie, durchgeführt an US-Colleges, ist. Also mal ehrlich. Dieses Bildungssystem auch nur annähernd als repräsentativ darzustellen, halte ich für sehr gewagt.

Hehe, das war klar, dass diese "Studie" hier zerrissen wird. Ist auch richtig so. Der Autor sagt auch selber, dass sie nicht repräsentativ und mit Vorsicht zu genießen ist.

Man muss hier aber dazu sagen: Es handelt sich um Colleges, keine Highschools, keine Middleschools, keine Elementaries. Die betrachteten Individuen sind demnach in aller Regel nicht am untersten Ende des sozialen Gefüges angeordnet. Denn die arbeiten in diesem Alter meistens schon.
Trotzdem sind die Punktzahlen bei den Zulassungsprüfungen sicher kein eindeutiger Indikator für Intelligenz. Aber ihr kennt ja die Amis: Die College-Zulassungsprüfungen sind für jeden Teenager die wichtigste Prüfung in seinem Leben, die über Tellerwäscher oder Millionär entscheidet!

 

[ModulationMatrix]

Wäre sicher mal interessant zu wissen, ob die Intelligenz irgendwie im Zusammenhang mit dem Musikgeschmack steht.

Ja also zumindest die schulischen Leistungen korrelieren wohl lose mit dem Musikgeschmack. Ich denke (Gangster-)Rap ist auch ein Ausdruck zu sagen "Schule ist scheisse".

Wenn ich mir nen Schulverweigerer und nen Streber vorstelle und denen als Musikgeschmack Rap und Beethoven zuordnen soll, dann ist die Wahl eindeutig.

Ist nen Klischee, klar, aber Klischees kommen auch von irgendwoher. Und wie gesagt, ich würde eher Bildung als Ursache sehen und Musikgeschmack als Folge, als andersherum. Und (fehlende) schulische Leistung sagt im Zweifelsfall gar nichts über Intelligenz aus. Auf der Grundlage kann man das ganze Thema vielleicht unaufgeregter diskutieren weil weniger "politisch unkorrekt" aufgeladen.

 

[Lobotomeandyou]

Auf der Grundlage kann man das ganze Thema vielleicht unaufgeregter diskutieren weil weniger "politisch unkorrekt" aufgeladen.

Hab' auch keinen Bock, politisch korrekte Phrasen zu dreschen. Aber ein Rap Track mit 'nem intelligenten, sozialkritischen Text verlangt mir als Hörer mehr Aufmerksamkeit und Denkarbeit ab, als ein vor sich hin plätscherndes, romantisches Klavierstück von Chopin z.B.

 

[Dodo_I]

Kann man aber vielleicht auch anders begründen:

Möglicherweise führt bestimmte Musik zu bestimmten schulischen Leistungen:


Ich habe mal eine Zeitlang als Lehrer an einer Grundschule nahe eines sozialen Brennpunkts gearbeitet.
Und eine Klasse war nicht in den Griff zu bekommen (ich vermutete bei 2 Kindern sogar ADHS - und ich bin sonst der Meinung, dass diese Diagnose meist viel zu schnell gestellt wird).
Die waren unglaublich wild, laut, unaufmerksam etc.

In den Griff habe ich die bekommen, indem ich dann die komplette Stunde über Bach gespielt habe. Fetten Ghetto-Blaster, Riesenteil, das funkelte und glitzerte, damit die visuelle Aufmerksamkeit schon mal bei mir ist.
Dann den Michael Buffer gemacht, der "Diiieee Brandenburgischen Konzeeeeeeeeeeeeeeeeerteeeeeeeeeee" ankündigte.
Countdown, bis eines der Kinder auf "Play" drücken durfte ...

... und Bach erklang. Und die Kinder waren viel ruhiger. Und aufmerksamer.


Rap möglicherweise, durch seine stupende Wiederholung des Beats, der aufpeitschenden Texte, die meist durch sozialdarwinistische Inhalte die Schwachen sich stark fühlen lassen (und sie so in einer Lethargie verhalten lassen, anstatt die wahren Probleme anzupacken), und die extrem simplen Melodiestrukturen verkürzen die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer ...

... um jetzt mal irgendwie eine Argumentation zusammenzukleistern, die binnen Minuten wahrscheinlich schon gar keinen Bestand mehr hat ...

 

[hermestc]

Trotzdem sind die Punktzahlen bei den Zulassungsprüfungen sicher kein eindeutiger Indikator für Intelligenz.

Sie sind nicht nur kein eindeutiger Indikator, sondern stehen in keinem direkten Zusammenhang mit der Intelligenz!

 

[ModulationMatrix]

Auf der Grundlage kann man das ganze Thema vielleicht unaufgeregter diskutieren weil weniger "politisch unkorrekt" aufgeladen.

Hab' auch keinen Bock, politisch korrekte Phrasen zu dreschen. Aber ein Rap Track mit 'nem intelligenten, sozialkritischen Text verlangt mir als Hörer mehr Aufmerksamkeit und Denkarbeit ab, als ein vor sich hin plätscherndes, romantisches Klavierstück von Chopin z.B.

Das kann man auch anders sehen. Ein stupider Schrott-Beat mit Bitches-und-Drogen-Gebrabbel drauf verlangt mir weit weniger Aufmerksamkeit ab als eine filigrane anspruchsvolle Sinfonie voller kompositorischer Meisterleistung.


+1 @Dodo, so isses. Rap will halt meistens Aggro sein.

 

[hermestc]

Ich finde es schlimm, wenn Leute eine ganze Stilrichtung diskreditieren, von der sehr offensichtlich nur ein oberflächliches Bild und Vorurteile haben, indem sie auf die fehlende Intelligenz der Rezipienten und Musiker verweisen. Ich glaube, dass eine solche Ignoranz viel eher auf den IQ schließen lässt. Mehr Offenheit tut gut. Ich höre beispielsweise nicht nur Country, sondern auch Western.

 

[Lobotomeandyou]

Das kann man auch anders sehen. Ein stupider Schrott-Beat mit Bitches-und-Drogen-Gebrabbel drauf verlangt mir weit weniger Aufmerksamkeit ab als eine filigrane anspruchsvolle Sinfonie voller kompositorischer Meisterleistung.

Richtig! Die vielen Möglichkeiten der Auslegung zeigen ja schon, dass man mitnichten irgendwelche Kategorien in E- und U-Musik anlegen kann, die man als Maßstab für irgendwas anlegen kann.
Und in der Jugendkultur spielt eben auch noch 'ne Identifikationsbildung mit dem Interpreten mit. Das war schon immer so seitdem es Jugendkultur gibt. Da liegt der Gangstarapper für einige näher als der vor 200 Jahren verstorbene Auftragskomponist des Adels oder der Kirche.
Und die Identifikatonsbildung hat auch nicht wirklich was mit Intelligenz zu tun, sondern mit Schichtzugehörigkeit und Sozialisation.

 

[Lobotomeandyou]

Rap will halt meistens Aggro sein.

Nein.



Über die Qualität der Musik mag man ja streiten. Aber so ein Text schreibt sich ja nicht von allein. Derzeit finden sich nun einmal mit die besten Texte auch im Rap.

 

[Dodo_I]

Ich finde es schlimm, wenn Leute eine ganze Stilrichtung diskreditieren, von der sehr offensichtlich nur ein oberflächliches Bild und Vorurteile haben, indem sie auf die fehlende Intelligenz der Rezipienten und Musiker verweisen. Ich glaube, dass eine solche Ignoranz viel eher auf den IQ schließen lässt. Mehr Offenheit tut gut. Ich höre beispielsweise nicht nur Country, sondern auch Western.

Oh, da wurde ein Hund getroffen, der jetzt bellt


Nein, so einfach ist das nicht. Lies nochmal meinen Kommentar. Ich denke, das bewirkt sich alles gegenseitig:

Scheint dem Einen die Sonne aus dem A.sch, dann hat er auch die Ruhe, sich klassische Musik anzuhören.
Tritt man den Anderen laufend, ist er wütend, was sich im Hören aggressiver Musik/Texten ausdrückt.

Beide machen nun einen einen IST (Intelligenz Struktur Test, gemessen in IQ), und siehe da, es gibt einen Zusammenhang ...

Dass der sog. IST schon lange in der Kritik steht, weil er extrem einseitig lediglich männlich verbrämte Strukturzusammenhänge abfragt, die auch noch trainiert werden können (z.B. bei einer höheren Schulbildung),
hindert die intellektuellen Leichtgewichte in Forschung, aber vor allem in der Wirtschaft (wo sie ja zu Hauf vorkommen) nicht daran, diesen immer wieder als Maßstab für allgemeine Intelligenz heranzuziehen.

Daraus folgern dann diese Minderbelichteten, dass der sogenannte, nicht aussagekräftige IQ irgendwas mit der präferierten Musik zu tun hat.
Hat er zwar, doch der IQ lässt nicht auf Lösungsorientierung schließen, sondern fragt lediglich Strukturfähigkeit ab.

Es steht also da:
IQ korreliert mit Musikgeschmack,

nicht aber:
Intelligenz korreliert mit Musikgeschmack ...

 

[Lobotomeandyou]

Naja, dodo....


soweit ja alles richtig....


aber zwischen (europäisch geprägter) Klassik und (afroamerikanisch geprägtem) Rap stellen wir einen Vergleich an, der gar nicht klappen kann. Gerade zu der von dir beschriebenen ADHS Problematik bzw. Hibbeligkeit bei Schülern.

RAP ist immer stark rhythmisch geprägt. D.h. natürlich auch, dass das schon gegebenermaßen eine gewisse Bewegung transportiert, die hibbelig macht.
Die klassische Musik ist in erster Linie von Melodie geprägt, ist weniger rhythmisch und animiert nicht unbedingt die Bewegungsapparate, sondern beruhigt dahingehend auch eher.

Da gibbet mit Sicherheit auch was aus der Hirnforschung. Bin jetzt zu faul zum Suchen. Aber wir können hier keinen Äppel und Birnen Vergleich anstellen.

 

[synthpark]

nichts gegen Hiphop !!!

 

[Cruba]

Lasst uns mal zurück zum Thema, da ich schon so oft über die Musik der Zukunft nachgedacht habe. Ist einer der wenigen Gründe mich später einfrieren zu lassen. Kein Witz.

Irgendwie greift die Themenverlagerung ja meinem Faktor der äußeren Umstände wieder auf. Dazu gehört die Bereitschaft zu frieden & Krieg, Intelligenz, Erziehung, sicher auch globale Katastrophen, was auch immer. Auch technischer Fortschritt und Forschung sind einzurechnen. Der Wegfall von Medien oder vielleicht ganzen Medienkanälen nicht zu vergessen.

Wenn wir das alles in einen Pott werfen. Was meint ihr, was wir in genau 100 Jahren hören werden?

 

[Dodo_I]

@Lobo:

Vollkommen richtig !

@synthpark:

Auch vollkommen richtig. Wenn in dieser Studie von "Rap" die Sprache ist, dann geht es da wohl eher um den in den USA wesentlich üblicheren "Gangsta-Rap" als um Flower-Rap à la Blumentopf - oder in den USA sowas wie äh, die einen drei schwarzen Jungs oder die Beastie Boys ...

 

[Lobotomeandyou]

Rap möglicherweise, durch seine stupende Wiederholung des Beats, der aufpeitschenden Texte, die meist durch sozialdarwinistische Inhalte die Schwachen sich stark fühlen lassen (und sie so in einer Lethargie verhalten lassen, anstatt die wahren Probleme anzupacken), und die extrem simplen Melodiestrukturen verkürzen die Aufmerksamkeitsspanne der Hörer ...

... um jetzt mal irgendwie eine Argumentation zusammenzukleistern, die binnen Minuten wahrscheinlich schon gar keinen Bestand mehr hat ... Lachen Lachen Lachen

Wäre ja schön, wenn wir "Aufmerksamkeitsdefizite" auf solche relativ einfachen Entstehungsmuster bringen könnten. Aber der Musikkonsum (allein) kann doch nicht die Ursache allen Übels sein. Ist so ähnlich wie mit der Ballerspielediskussionen oder der angeblich entstehende Gewalt durch Konsum von Splatterfilmen....
Da spielen doch noch einige andere Parameter mit rein.

 

[Lobotomeandyou]

Wenn wir das alles in einen Pott werfen. Was meint ihr, was wir in genau 100 Jahren hören werden?

Jut, ich wage mal eine Aussage, die in eine andere Richtung geht.

Wenn wir uns mal so angucken, welche Migrationsbewegungen es wo gibt, demographische Veränderungen, wachsender Einfluss Chinas usw., dann könnte es durchaus 'ne stärkere Durchmischung mit asiatischer Musik in Europa und Nordamerika kommen.

Also, dass neue Spielarten der Musik entstehen durch den wachsenden chinesischen und auch (derzeit noch zweitrangig) indischen Einfluss. Wir beobachten ja jetzt schon einen größer werdenden Markt für "Worldmusic". Da wird es noch weitere Vermischungen mit Pop, Rock, Klassik geben.

In einigen Bereichen der Kultur finden wir ja auch weitere Indizien dieser Entwicklung. Und zwar Einflüsse aus dem wachsenden Indien: Bollywoodfilmchen. Aber auch mal ab und zu indische Einflüsse im Pop.


Wäre übrigens auch ziemlich logisch.... der Markt verändert sich und die Käufer. Allein Indien und China stellen derzeit etwa 2,5 Mrd. Menschen. Wenn da der Wohlstand weiter wächst, wird sich auch der Tonträgermarkt danach richten. Und der dort sozialisierte Mensch hört natürlich lieber etwas aus dem eigenen "Pool" als aus dem europäisch-amerikanisch geprägten.

Kurz: auch kulturell wird das angelsächsisch-amerikanisch geprägte 20. Jahrhundert abgelöst vom asiatisch geprägten 21. Jahrhundert.

 

[Cruba]

Cool, so hab ich mir das vorgestellt, danke! Die Tendenz gefällt mir, weil meine lieblingsszenen in Bladerunner und 5th Element die asiatischen Fastfoodszenen waren. Auch bedienen sich viele andere SciFi Filme asiatischer durchsetzter(nicht negativ verstehen) Settings.

Vielleicht fusioniert auch was völlig unerwartetes? Schön wäre es jedenfalls für mich, wenn es mal vom tanzbaren Dancefloor ansich weggehen würde und sowas wie Rock entstehen würde. Dazu müssen natürlich Bands & Livemusiker bereit sein.

 

[Lobotomeandyou]

Cool, so hab ich mir das vorgestellt, danke! Die Tendenz gefällt mir, weil meine lieblingsszenen in Bladerunner und 5th Element die asiatischen Fastfoodszenen waren. Auch bedienen sich viele andere SciFi Filme asiatischer durchsetzter(nicht negativ verstehen) Settings.

Was mir gerade so durch'n Schädel geht....welche Entwicklung das schon ganz stark zeigt.

Die Manga und Anime Kultur.

Als heute Mittvierziger war mir in meiner Kindheit und Jugend nicht aufgefallen, dass sämtliche Zeichentrickfilme, die ich konsumiert hatte (Wickie, Heidi, Pinocchio, Captain Future, Sindbad usw...) in Japan von Animestudios gezeichnet wurden. Das waren Auftragsarbeiten nicht zuletzt für europäische und us-amerikanische Sender. In dieser Zeit schimmerte hierzulande so gut wie gar nichts von japanischen Animes durch, die vorrangig für den japanischen Markt konzipiert waren... etwa seit den 90ern setzen sich diese japanischen Serien aber immer mehr auch im hiesigen Fernsehmarkt durch. Es gibt heute sehr viele Twens, die diese originär japanische Comickultur hierzulande mögen und Fans sind.

Vielleicht ist das als so'ne Art Vorbote zu werten.

 

[FredTadge]

Kurz: auch kulturell wird das angelsächsisch-amerikanisch geprägte 20. Jahrhundert abgelöst vom asiatisch geprägten 21. Jahrhundert.

Interessante These, schlüssig vorgetragen.

Ich persönlich glaube aber nicht dran, denn wo immer ich etwas übers Morgenland und Asien höre, heisst es, dass die Kultur immer stärker abendländisch geprägt ist. Das fängt damit an, dass sich Asiaten in Scharen die Haare blondieren und endet beim Gangnam Style.

Ist aber letztenendes alles nur Spekulation. Natürlich gibt es dort auch -wie hier- eine große "Volksmusik-Szene" und durch wachsende Oberschicht entstehen auch wachsende Einflüsse in Politik, Wirtschaft und natürlich Kultur. Also warum nicht?