Ich verstehe den Release-Parameter beim Compressor nicht...

[tubeless]

@ Ash-Zayr

Das klingt so, als würde ein Comp seine ihm eigene fixe Processing Time besitzen,

Hat er auch. Nicht jeder Comp ist so schnell wie diese Brickwall-Dinger - die Zeit, die der Comp braucht, um sich auf seine Arbeit einzustellen, ist bei langsamen Comps in der Tat für so manche rasierte peaks zuständig, die man vielleicht gerne behalten hätte.

bekommt man halt nicht die eingestelle Gain-Reduction, weil das Tiel schlicht zu langsam war?

Bekommen tut man die schon. Nur halt später....

Ich dachte attack heisst: Singal über TH erkannt....waaaaaartetet......waaaaarrtetttttt....Feuer!

So seh ich das auch.
Normalerweise nutzt man diese Zeit, um Transienten unbeschadet durchzulassen, die werden dann auch nicht angeknabbert.

.release dann, wie lange man noch auf den Angreifer weiter feuert, nachdem schon klar ist, dass er tot ist..

Ne, nicht so ganz.
Release heisst in Deinem Kontext, dass festgestellt wurde, der andere ist platt (Schwelle unterschritten) und jetzt wird Releasezeitmässig langsam aufgehört, um kein hartes Ende des Eingriffs zu bekommen.

@ Realist

Dann sollte man doch schon selber drauf kommen, welche Parameter, was für eine Funktion haben bzw. was dort passiert

Hab ich gemacht.
Aber richtig gezunden hats da auch nicht.

@ Soundkraft

..ich frag mich da natürlich wieviel Sinn Lookahead denn macht, wenn der Pegel dann doch gegen ne Wand fährt...also müsste da ja auch was am Attack sich ändern..

Im Grunde interessiert da Attack ja nicht im gleichen Sinne wie bei normalen Comps. Da der Comp ja im Voraus weiss, was kommt, regelt er ja schon bevor es kritisch wird und nicht erst hinterher.
Ich hab mich da noch nicht mit beschäftigt, aber vielleicht gibts da ja irgendwelche Einstellungen, dass man dem Comp mitgeben kann, ab welcher Schwelle er Transienten in welcher Länge durchlassen soll.

 

[Ash-Zayr]

ok tube....aus dem gesamten Kontext schien aber bisher klar, und so hatte ich es auch in diversen Quellen gelesen, dass Attack und Relase einfach nur jeweils eine Verweildauer ist, in der trotz Erkennung von Überschreitung/Unterschreitung TH schlicht nichts passiert, also bewusstes Abwarten...und dann eben von einer ms auf die andere, oder sample auf das andere, der Eingriff.

So kommt nun ein völlig anderer Ansatz daher, wonach attack/release bereits als operative Zeit genutzt werden, um die Aktion über den zu Verfügung stehenden Zeitraum durchzuführen, und somit müsste es dann für jeden comp in den Datenblättern einen Graph der mathematischen Funktion geben, die dieser zeitlichen Streckung zugrunde liegt...es gibt ja nicht nur lienare fade in/out als Beispiel, sondern wenn ich das in Cubase unter Audio Effekte aufrufe, gibt es zig Varianten als Graph dargewstellt....also wie und nach welcher f von x die Vorgabe "nichts" zu "komplette GR gemüäß Ratio durchgeführt" steht, wäre ja eine bisher völlig unbekannte Größe, und daher halte ich diese Denke für den Holzweg....ich denke eher, es sind Verweildauern ohne jeglichen Eingriff?!

Ash

 

[Realist]

Hab ich gemacht.
Aber richtig gezunden hats da auch nicht.

Bau dir mal nen Drumloop aus Bassdrum und Snare.Lass den so bei 80-90 bpm laufen.
Dreh den Treshold mal richtig krass runter und spiel mit Attack und Release.
Gut geeignet ist da der Freecomp von Melda.Da kann man die Werte ganz gut einstellen und der reagiert auch relativ schnell.
Andere gehen bestimmt auch, aber ich nehm den meistens.
Ach so, beim Thema Attack kommt bei manchen Comps noch das Knee/Knie ins Spiel.
Also Hard oder Soft.Der beeinflusst ja auch nochmal den Attack, ob dieser beim Erreichen des Treshold "einschwingt" oder gleich hart zupackt.Oh Nein, noch ein Parameter mehr.

 

[tubeless]

@ Ash-Zayr

ok tube....aus dem gesamten Kontext schien aber bisher klar, und so hatte ich es auch in diversen Quellen gelesen, dass Attack und Relase einfach nur jeweils eine Verweildauer ist, in der trotz Erkennung von Überschreitung/Unterschreitung TH schlicht nichts passiert, also bewusstes Abwarten...und dann eben von einer ms auf die andere, oder sample auf das andere, der Eingriff.

Auf Attack triffts das mit dem Abwarten ja auch zu, auf Release nicht.
Beim Release lässt die Kompression kontuierlich nach, wenn man schlagartiges Abschalten der Kompression will, setzt man Release gleich Null. Ob jetzt das Nachlassen der Kompression im Verlauf linear oder logarithmisch erfolgt, weiss ich allerdings nicht.

ich denke eher, es sind Verweildauern ohne jeglichen Eingriff?!

Wenns so wäre, wie würde die Kompression bei Release sich dann verhalten?
Wenn kein Eingriff erfolgen würde und "kein Eingriff" so zu verstehen ist, dass keine Kompression gemeint ist, würde der Comp sofort nach dem Beginn von Releas ausschalten, Release wäre damit vollkommen sinnfrei.
Wenn kein Eingriff erfolgen würde und "kein Eingriff" so zu verstehen ist, dass die geltende Kompression nicht geändert wird bis zum Ablauf von Release, dann hättest du mit dem Ende der Releasezeit ein genauso brutales Ende der Kompression, was einem deutlichen Lautstärkesprung bei vorhandenem Signal gleichkäme. Release wäre also genauso sinnlos wie im ersten Fall.

Also ist doch eigentlich logisch - zumindest für mich - dass "kein Eingriff" bei Release nicht stimmt. Es wird der Eingriff, die Kompression, zurückgefahren. Welche Formel dahintersteckt, ist mir im Grunde genommen egal....
Andererseits kanns natürlich auch sein, dass Du recht hast, generell no action angesagt ist bei Release und Attack. Das würde für mich allerdings den Sinn von Release nur darin begründen, dass man warten will, ob in der zwischenzeit nicht doch noch was kommt. Am Ende aber bricht das Signal dann doch weg, wenn nichts kommt, kein schöner Effekt....

 

[Ash-Zayr]

was sollte beim schlagartigen Anspringen der comp (attack = reine Wartezeit ohne Comp) weniger unschön sein als ein schlagartiges Aufhören (release = Wartezeit bei noch anliegender comp)? Also meine Prämisse vorausgesetzt....ich denke, relase ist eben genau dafür da....die Comp über diese definierte Zeit zu halten, so dass sie im Grunde noch gar nicht loslässt, wenn schnell genug weitere Signalspitzen über TH folgen...das kann ja gewoltl sein, den Comp somit "im Fluss" zu halten? Andererseits lese ich oft, ein Comp könnte mit richtig zum Rhythmus oder Instrument justiertem Relase regelrecht zum song "atmen", was sich wohl aber explizit auf das Loslassen der Comp bezieht...ob dieses nun aber wie ich meine abrupt NACH release endet, oder sofort bei Beginn der Release stetig über diese Hinweg gen Null geht, ist dennoch eine seperate Frage dazu....who knows...

 

[Soundkraft]

was sollte beim schlagartigen Anspringen der comp (attack = reine Wartezeit ohne Comp) weniger unschön sein als ein schlagartiges Aufhören (release = Wartezeit bei noch anliegender comp)?

Es ist ja auch nicht unbedingt "schön". Für "schön gibts dann wieder sowas wie Opto-Kompressoren die dafür bekannt sind, dass sie träge reagieren...also die Compression eben NICHT schlagartig da ist.
Auch dafür scheint es einen Markt zu geben und man kann das anscheinend auch nicht durch einen schnellen Kompressor mit dann eben vllt höherer Attackzeit ausgleichen.

Wenn ich jetzt einen solchen "trägen" Kompressor habe und dort 20 ms Attack einstelle, dann ist die Zeit die vergeht bis wirklich die volle Kompression erreicht ist vllt eher 30 ms. Bei einem schnellen Kompressor oder Limiter halt wirklich nur 20 ms. Also obwohl selber Attack 2 verschiedene Ergebnisse bzw auch Kompressionskurven und auch mit Tricks wirst du es nicht schaffen die Kurve eines langsamen Kompressors mit einem schnellen nachzustellen.

Insofern machts vllt gar nicht soviel Sinn hier so ins Detail zu gehen. Anscheinend haben auch Hersteller und Programmierer (und nicht zuletzt der Tontechniker der den Mix macht) sicher verschiedene Meinungen (oder ich sag mal lieber Philosophieen) darüber wie denn nun Attack und Relase zu arbeiten haben. Daher kann man hier vllt auch gra nicht zu einem allgemeingültigen Ergebnis kommen, denn dazu müssten wir uns ja dann jeden Kompressor(typ) einzeln vorknöpfen...und dann viel Spass beim messen und Datenblätter lesen

 

[tubeless]

Daher kann man hier vllt auch gra nicht zu einem allgemeingültigen Ergebnis kommen, denn dazu müssten wir uns ja dann jeden Kompressor(typ) einzeln vorknöpfen...

Jepp.
Denke ich auch.
Vielleicht sollten wir mal Sampa anzapfen. Der baut so Zeugs ja schliesslich und müsste deshalb zumindest auf pur technischer Seite wissen, wie und warum seine Schaltung reagiert.

Schlussendlich handelt es sich ja bei einem analogen Comp um ne Kiste, die von hübschen Steuerspannungen getrieben wird, und die muss man irgendwo herbekommen - und das macht der Sampa ja mit seinem Lötkolben....

 

[EarlGrey]

wie wäre es, noch mal einen ähnlichen Olaf aufzumachen für irgendeinen anderen Regler, den alle Welt benutzt und kaum einer wirklich versteht?

 

[tubeless]

Mach.
Ich bin dabei.
Ich liebe sinnlose Threads.....




Aber ich wüsste schon gerne, welcher Regler das ist, den der Herr Teekundige nicht versteht?

 

[Marc1610]

wie wäre es, noch mal einen ähnlichen Olaf aufzumachen für irgendeinen anderen Regler, den alle Welt benutzt und kaum einer wirklich versteht?

Lach

Was mag da die Hold Funktion wohl noch zusätzlich anrichten was Release angeht
Viele Köche verderben den Brei oder doch schon mal brauchbar

 

[Soundkraft]

wie wäre es, noch mal einen ähnlichen Olaf aufzumachen für irgendeinen anderen Regler, den alle Welt benutzt und kaum einer wirklich versteht?

Womit fangen wir an ?

 

[tubeless]

OneKnob? Wasndas?

Für die ganz Harten, die das Verständnis für nen Compressor aus dem Blick auf ne Handvoll Bauteile und dem nächtlichen Brüten über einem Schaltplan ziehen können:

A Tube Compressor for the common man

http://diyaudioprojects.com/Forum/viewtopic.php?f=9&t=2847&start=0

 

[tubeless]

Nun hab ich mich mal dran gemacht, Praxis vor Theorie gelten zu lassen und mir ne Spielumgebung mit Comp zusammengesetzt. Ausserdem wollte ich das Wirken eines Comp irgendwie visualisieren mit den Mitteln, die man im Rechner haben kann.
Was ich verwendet hab: Reaper mir ReaSynth, Mcompressor, s(m)exoscope und SignalAnalyzer. Eine MIDI-Spur mit einem durchgehenden Ton über vier Takte im Loopmodus. Der Synth ist in Standardeinstellung, in der er offensichtlich einen Sinuston liefert. Die Einstellungen des Comp sind natürlich übertrieben, weil sich die üblichen Vorgänge in so kurzer Zeit abspielen, dass man sie kaum sichtbar machen kann mit dem gewöhnlichen VST-Material, was man so haben und bekommen kann - ich hab ne halbe Sekunde fürn Attack und ne Sekunde fürn Release genommen.

Bild 1:
Der Screenshot zeigt die Situation ca 2 Sekunden nach dem Start. Das Signal hat von Anfang an die Triggerschwelle überschritten, am Exoscope kann man den Signalverlauf erkennen: Nach ner Sekunde setzt der Comp ein und drückt das Signal zusammen, nicht schlagartig, sondern logarithmisch. (Die unterschiedliche Höhe der Amplituden in den SignalAnalyzern rührt daher, dass der Mischer nicht sauber durchgepegelt ist, war mir nicht wichtig, und der erste SignalAnalyzer auf dem Synthkanal läuft, der zweite SignalAnalyzer auf dem Master zu Hause ist.)

 

[tubeless]

Der zweite Screenshot zeigt den Verlauf bei ca 5,5 Sekunden. Comp wie auch die beiden Oszis zeigen an, dass das Signal dir kritische Schwelle unterschritten haben, der Comp hat auf Release geschaltet und führt nun die Compression in einem logarithmischen Verlauf wieder zurück, wie man im Exoscope gut sehen kann.

Leider hat das Ding keine Skalierung, sodass man da keine genauere Ansagen zum zeitlichen Ablauf machen kann.

 

[tubeless]

Nochmal zwei Screenshots.
Das obere Bild zeigt den Volumeverlauf der Automation, mit der das Signal über bzw. unter die Triggerschwelle des Comp gefahren wird - mit absichtlich senkrechten Flanken.
Das Bild drunter zeigt den Bounce des Masterkanals, so wie das Signal nach dem Comp aussieht.

Man kann die Attackzeiten, das Einsteuerun des Comp sowie auch das Releaseverhalten recht deutlich erkennen.

Interessanterweise scheint die Attackzeit deutlich länger zu sein, wenn das signal von Null kommend die Triggerschwelle durchbricht. Was das soll, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis....

 

[tubeless]

Auch nett.
Das Signal liegt fast immer über der Triggerschwelle, der Comp ist offensichtlich auch dieser Meinung - jedenfalls dann, wenn man von seiner Anzeige ausgeht.

Aber komprimieren tut er was Anderes. Die Frage hier ist: Wieso zeigt der Comp nach jedem Volumesprung so eine Art Einschwingverhalten?

 

[TonyPizza]

Die Frage hier ist: Wieso zeigt der Comp nach jedem Volumesprung so eine Art Einschwingverhalten?

Das ist doch genau die Release-Zeit über die hier schon 5 Seiten diskutiert wird.

Comp wie auch die beiden Oszis zeigen an, dass das Signal dir kritische Schwelle unterschritten haben, der Comp hat auf Release geschaltet und führt nun die Compression in einem logarithmischen Verlauf wieder zurück, wie man im Exoscope gut sehen kann.

^Hast du doch hier erklärt, oder übersehe ich was.

Hier gibt's die Grafik die genau das beschreibt was du hier nachgebaut hast:
http://www.plugindex.de/audio-kompressor-tutorial/

Abgesehen davon gibt es für heutiges Ausgangsmaterial nur eine Release-Einstellung, voll zu!!!

 

[ModulationMatrix]

Geiler Fred. Am Ende versteht hier keiner mehr auch nur irgendwas von Compressoren

 

[Saurus]

Geiler Fred. Am Ende versteht hier keiner mehr auch nur irgendwas von Compressoren

Ich bin sowieso eher für parameterfreie Hardware

 

[tubeless]

@ TonyPizza

Das ist doch genau die Release-Zeit über die hier schon 5 Seiten diskutiert wird.

Das ist genau NICHT die Release-Zeit. Release kommt NACH der Kompression, nachdem das Signal unter die Triggerschwelle gekommen ist.

An den Stellen, an denen ein Volumesprung ist, geht das Signal NICHT unter die Triggerschwelle, sondern bleibt drüber. Also gibts auch keinen Trigger, denn der Kompressor läuft noch volle Pulle. Eigentlich. In dem File gibts nur EINE Stelle, wo das Signal unter die Triggerschwelle fällt - im letzten Drittel.

Abgesehen davon wäre es, wenn schon, dann Attack, wenn man den Volumesprung als Trigger begreifen will.

Setzen! Sechs!

Hier gibt's die Grafik die genau das beschreibt was du hier nachgebaut hast:

Weiss ich.
Ich hab das ja auch gesehen. Und begriffen.
Ich habs nur nochmal nachgebaut für alle Begriffsstutzigen sozusagen. Und am lebenden Objekt, denn das, was man da sieht, ist nicht ne schlichte Paintshop-Grafik, sondern ein Screenshot eines laufenden Compressors.
Was natürlich nicht bedeutet, dass dieser Compresor sich wirklich verabredungsgemäss verhält - das macht er nämlich meiner Ansicht nach nicht.

Wo wir denn an dem Punkt wären, wo man dann für jeden Comp dessen eigene Befindlichkeiten in Betracht ziehen muss.


@ ModulationMatrix

Am Ende versteht hier keiner mehr auch nur irgendwas von Compressoren

Scheint so. Es werden wohl immer weniger.
Könnte auch ein Hinweis darauuf sein, dass ne ganze Menge derer, die hier so grossartig über den "richtigen" Einsatz von Comps dozieren, eigentlich gar nicht wissen, worüber sie reden, sondern nur so tun.
Nicht nett.