Für und Wider von Schüttelreimen aus Komponisten- Sicht

[Gelöschtes Mitglied 89017]

Ja, dann übe mal weiter..

 

[Brunhilde]

Hättest du ein paar Positivbeispiele für mich? Wenn möglich, irgendwas Ernstzunehmendes, ohne Autotune und dicke Hosen.

Leider nein. Keine Ahnung, tut mit wirklich Leid. Erst Recht nicht gerade zum Thema Schüttelreime...
Aber ich bin mir sicher, dass es massig Gutes gibt, selbst wenn es nur auf irgendwelchen Rechnern sitzten sollte.
Außerdem spielt auch immer der persönliche Geschmack mit rein, was man gut findet, also generell schwer für mich zu beantworten.

Ich bezweifle nicht, dass man damit auch großartige Texte schreiben kann, doch die Wenigsten tuen es und den Leuten, die sich fragen ob sie es machen oder lassen sollen, empfehle ich lieber es zu lassen =)

Stop. Warte. Ich empfehle Gegenteiliges. Ausprobieren! Hehe!
Paar Positivbeispiele für mich produzieren!

 

[Ennui]

Ist ja im Endeffekt ähnlich wie bei Doppelreimen, nur dass man sich bei Schüttelreimen noch mehr einschränkt.

Da fällt mir ein, dass unter den erzkonservativen Songtextern früher auch Doppelreime als "nur für Humor" abgestempelt wurden. Hat sich ja Gott sei Dank geändert. Vielleicht werden Schüttelreime im Rap ja auch bald zum Ersatz der 10-silbigen Nomenreime. ^^

 

[Gelöschtes Mitglied 89017]

[Gelöscht. War Blödsinn]

 

[Turquoise]

es klapperten die Klapperschlangen
bis ihre Klappern schlapper klangen

Mein Vater kam früher häufig mit solchem Zeug um die Ecke . . . wenn er gute Laune hatte...

ein anderer Standard von ihm war:

die Boxer aus der Meisterklasse
schlugen sich zu Kleistermasse
und aus dem ganzen Massenkleister
erhob sich dann der Klassenmeister

 

[artname]

Da fällt mir ein, dass unter den erzkonservativen Songtextern früher auch Doppelreime als "nur für Humor" abgestempelt wurden. Hat sich ja Gott sei Dank geändert. Vielleicht werden Schüttelreime im Rap ja auch bald zum Ersatz der 10-silbigen Nomenreime. ^^

Klar doch! Je größer die Zahl der Satzglieder und ihr gegenseitiger inhaltlicher Abstand, umso schwieriger wird es, den kleinsten Nenner eines Satzes zu bestimmen.

ABER; Alle diese völlig „ungereimten“ Bestandteile kann man wiederum auf jedem(!) zufälligen Schnappschuss entdecken. Man muss nur genau hinschauen!

Das was „ganje“ blöd nennt, ist für mich Normalität. Kunst ist demgegenüber mE eine anormale Sicht auf die Dinge.

es klapperten die Klapperschlangen
bis ihre Klappern schlapper klangen

Mein Vater kam früher häufig mit solchem Zeug um die Ecke . . . wenn er gute Laune hatte...

ein anderer Standard von ihm war:

die Boxer aus der Meisterklasse
schlugen sich zu Kleistermasse
und aus dem ganzen Massenkleister
erhob sich dann der Klassenmeister

Für meinen Vater war „Ma Baby Balla Balla“ DAS Aushängeschild für Rockmusik,…öhm…. Ja.

Frohes Fest

 

[Gelöschtes Mitglied 89017]

Das was „ganje“ blöd nennt, ist für mich Normalität.

Ja, so kann es manchmal kommen.

Ich nannte jedoch nichts "blöd", sondern meinte, dass Blödsinn und Unsinn dabei rauskommen, weil es sehr schwierig ist mit solchen Reimen einen sinnvollen Text, ohne Blödsinn zwischendurch, zu verfassen.

 

[artname]

Ich nannte jedoch nichts "blöd", sondern meinte, dass Blödsinn und Unsinn dabei rauskommen, weil es sehr schwierig ist mit solchen Reimen einen sinnvollen Text, ohne Blödsinn zwischendurch, zu verfassen.

Hm… da stimme ich durchaus zu! Auf dem Weg zum endgültigen SR muss (und will) ich gewöhnlich einige sinnlos anmutende Versuche schreiben! Aber hier zeigt sich eben eine Eigen-Art eines Autoren. Ein begeisterter Autor muss mE eigenwillig schreiben können und wollen!

Früher habe ich alles im Kopf gedichtet und erst mein scheinbares Endergebnis aufgeschrieben. Aber dann stellte ich fest, dass ich auch die geschriebenen Entwürfe weiter bearbeitete.

Deshalb schreibe ich heute von Anfang an fast alles auf. Bin ja sowieso ziemlich selbstkritisch. Das Aufschreiben ermöglicht es viel besser, Worte neu zu verbinden. Mal aus dem Ärmel geschüttelt:

1. Vorschlag
Hörst du den? Aufschreiben!

2. Vorschlag:
Psst…hörst du den Aufschrei, Ben?

Das schrieb und erkannte ich spontan , ohne vorher 1 Sekunde darüber nach gedacht zu haben. Das schriftliche ist eben genauer als das gedankliche Dichten!

Auf diese Weise werden mir nicht nur die Worte, sondern sogar alle Buchstaben einer Zeile immer vertrauter. Das geht ja vielen Musikern mit dem Notieren ihrer Melodien und Harmonien genauso. Sie erkennen nicht nur die Namen ihrer Akkorde, sondern auch die einzelnen Bestandteile. Was sollte daran verwerflich sein?

Nun kann ich mir dennoch weitere Einwände vorstellen, die alle in Richtung Zweck-Reimerei gehen. Denen empfehle ich, mal darüber nachzudenken, ob es überhaupt zweckfreie Reime gibt. Dann vergesst aber bei euren nächsten Einwänden bitte nicht Beispiele zu nennen! Ich bin einige Jahrzehnte Texter, habe aber noch keinen zweckfreien Reim kennen gelernt!

Schließlich könnten die hartnäckigsten Widerredner noch argumentieren, dass sie genau deshalb gegen jeden Reim seien. Meine Antwort; Wenn ihr gleichzeitig 12-Ton-Musik bevorzugt.,, verstehe ich all diese Einwände und teile sie gern!!

 

[Gelöschtes Mitglied 89017]

Mir kommen die Anfangszeilen in verschiedensten Situationen, aus dem Nichts, von selbst. Wenn ich es schaffe, schreibe ich sie auf, wenn nicht, sind sie manchmal für immer weg. Wenn ich den Anfang habe, kommt er Rest im Laufe des Tages dazu. Zufälliger Weise war auch heute so ein Tag.

Dass ich mich hinsetze und gezielt versuche einen Song zu erzwingen, mache ich schon lange nicht mehr. Meistens kam da eh nur komisches Zeug dabei raus, was später verworfen wurde. Darum warte ich lieber paar Monate, wenn es mal nicht läuft und zerbreche mir nicht den Kopf über irgendwelche Schreibblockaden. Stehe ja nicht unter Leistungsdruck.

Dieses Jahr habe ich um die 10 Songs geschrieben, die mir persönlich gefallen. Das ist nicht sonderlich viel, aber für meine Zwecke mehr als ausreichend. Nicht mal die Hälfte haben wir geschafft zu realisieren, also könnte ich auch einen Gang runter schalten..

 

[artname]

Ich wiederum schreibe täglich und kann darin ebenfalls keinen Nachteil entdecken. Manche starken Texte finde ich später schwach und umgekehrt.

Für mich ist regelmäßiges Schreiben gewöhnliche Arbeit…aber Arbeiten schadet doch nicht.

Das ist individuell bedingt. Bringt uns hier wohl auch nicht weiter!

 

[Ennui]

Dieses Jahr habe ich um die 10 Songs geschrieben, die mir persönlich gefallen. Das ist nicht sonderlich viel, aber für meine Zwecke mehr als ausreichend. Nicht mal die Hälfte haben wir geschafft zu realisieren, also könnte ich auch einen Gang runter schalten..

Niemals runterschalten. Ist wie mit Muskeln: Use it or lose it.
Ich schreibe 50 Texte, davon werden 10 auskomponiert, davon 5 recordet und davon wiederum 3 fertig gemacht und veröffentlicht, lol.
Profis machen bis zu 50 Songs fertig und dann werden die 10 stärksten auf ein Album gepackt.

 

[artname]

Schüttelreime haben für mich immer so'ne Samstag-Nacht-Show-Haftigkeit, das geht mal, aber dann sehr schnell auch nicht mehr. Und in Zeiten des Internets ist ja auch nicht mal mehr die "Jagd" auf Schüttelreime besonders spannend, einmal gegoogelt und man hat den Schüttelreimbedarf für mehrere Leben gedeckt.
Da finde ich den Ansatz von @Ennui, die Phonetik beizubehalten (was dann eben die Schüttelreim-Anleihe ist), sich aber ansonsten recht frei auszuleben, viel interessanter.


Damit könnte man unverzüglich das lustigste Video aller Zeiten drehen, während...

"Hörst du, wie die Katzen motzen?
Das ist so, weil sie Matzen kotzen!"

eben auf RTL-Niveau bleibt (und ja, ich weiß übrigens, dass Mazzen meistens mit doppeltem Z geschrieben wird).
Wobei obiger Schüttelreim im Vergleich zu RTL vermutlich noch als hohe Kunst eingeschätzt werden muss.

Ich verstehe teilweise die allgemeine Skepsis. Viele interessante SR sind von schrecklich holprigen Versen umrahmt, als wären die Autoren bereits vom Finden des SR zu sehr erschöpft, um aus dem witzigen Reim noch einen witzigen Spruch zu machen.

Mir fielen erst nach einiger Zeit die Überschriften der SR auf, die oft einen eigenwilligen Kontext zum SR schaffen, die quasi erst den Witz vervollständigen.

Es klapperten die Klapperschlangen
Bis ihre Klappern schlapper klangen

ist mE etwas anderes als beispielsweise

Bundestag
Es klapperten die Klapperschlangen
Bis ihre Klappern schlapper klange

oder

Texter-Forum
Es klapperten die Klapperschlangen
Bis ihre Klappern schlapper klangen

Ich kenne keine lyrische Form, wo Titel und Gedichtform so eng (und witzig) verbunden sin…. Oder sein könnten. Nirgendwo kann ein Texter, könnte ein Songwriter-Duo besser die Kunst des Framings angeben oder wenigstens lernen.

einmal gegoogelt und man hat den Schüttelreimbedarf für mehrere Leben gedeckt.

Na, das halte ich für Quatsch! Witz erschöpft sich nie! Höchstens können Autoren blind werden für die Vorzüge eines Vers-Form.

Der Rap hat demonstriert, wie dicht allein der Klang einer Reimkette an Musik heran reicht! Der Schüttelreim ist nichts anderes als eine mehr oder weniger lange Reimkette. Es ist dem Jeweiligen Kreativ-Team überlassen, wie originell man sein will.

 

[artname]

Ich schreibe 50 Texte, davon werden 10 auskomponiert, davon 5 recordet und davon wiederum 3 fertig gemacht und veröffentlicht, lol.
Profis machen bis zu 50 Songs fertig und dann werden die 10 stärksten auf ein Album gepackt.

Ich schrieb weit über tausend Songtexte. Viele auf fremde Musik. In den letzten Jahren viele nur für mich… als universell verwendbares Gehirntraining

Da fällt mir ein, dass unter den erzkonservativen Songtextern früher auch Doppelreime als "nur für Humor" abgestempelt wurden. Hat sich ja Gott sei Dank geändert. Vielleicht werden Schüttelreime im Rap ja auch bald zum Ersatz der 10-silbigen Nomenreime. ^^

sag mal, verstehst du eigentlich, warum ich einen Unterschied zwischen Reimketten und SR mache? Der begrenzte SR mit seinen 2-4 Zeilen und der Überschrift eignet sich besonders gut für eine Punchline oder einen Chorus!
Denn es geht nicht nur um 2 besonders gut groovende Zeilen, sondern eben auch um die Kunst, mehrere reimbedingte Zufälle in einen witzigen Kontext zu bringen.

Die begrenzte Form ist ein großer Vorteil. Denn wie man gut bei mir sehen kann, muss man manche Texter manchmal gewaltsam zwingen, zu einem Ende zu finden!

 

[Ennui]

sag mal, verstehst du eigentlich, warum ich einen Unterschied zwischen Reimketten und SR mache?

Weil der SR keine Reimkette zulässt, die über ein Glied hinausgeht? (@BodoWartke: Ich wartke immer noch auf dein Beispiel!)

 

[artname]

Weil der SR keine Reimkette zulässt, die über ein Glied hinausgeht? (@BodoWartke: Ich wartke immer noch auf dein Beispiel!)

Verdanke deinem Posting, dass ich auf einem interessanten Interview von B.Wartke landete, wo er sehr Ähnliches vertritt, wie ich in diesem Faden! Danke für die Erinnerung an Bodo.

Ich werde sicher demnächst hier einen Text veröffentlichen, der auf SR aufbaut. Hier wollte ich mehr allgemein erfahren, was ihr von Reimen und Reimketten allgemein und dem SR speziell haltet.

 

[Ennui]

Verdanke diesem Posting, dass ich auf einem interessanten Interview von B.Wartke landete, wo er sehr Ähnliches vertritt, wie ich in diesem Faden! Danke für die Erinnerung an Bodo.

Sehr cool! Hast du einen Link?

 

[artname]

Sehr cool! Hast du einen Link?

Ist nun verlinkt!

Er äußert sich nicht explizit zum SR. Aber ganz in meinem Sinne zum Reimen. Der Schüttelreim ist ja nur eine spezielle Reimform, wenn auch für mich eine besonders anspruchsvolle!

Aber auch er betont den Reim vor allem als Klang und weniger als Bedeutungs-Träger. Komisch - mich hat noch nie ein Komponist auf die Rolle von Reimklängen angesprochen. Vermutlich verstehen Komponisten „Klang“ in erster Linie instrumental… für diesen Klang sind SIE ja zuständig!

Vielleicht diskutieren sie deshalb eher inhaltsbezogener, weil sie meistens keine Lust haben, selber Inhalte zu schreiben, stellen sie lieber hohe Anforderungen. Den Gesangssound wiederum beherrschen sie ja meist wirklich meisterlich…

 

[Gelöschtes Mitglied 89017]

Ich verstehe die Differenzierung zwischen Komponisten und wem auch immer nicht.

Was ich schon mal sagte, war ja, dass man in erster Linie Musik macht. Ob nun aus Komponisten- oder Dichtersicht, ist eigentlich nicht so unterschiedlich. Die Stimme ist auch nur ein monofones Instrument, das sich klanglich einfügen muss, damit alles einheitlich und harmonisch klingt.

Das ist dann die Aufgabe des Dichters, die richtigen Worte zu wählen, die Zeilenlänge/Silbenmenge geschickt zu wählen und natürlich dabei immer den Sinn/Inhalt im Auge zu behalten. Das kann mit oder auch ohne Reime funktionieren.

Die Reime geben dem Text eine klangliche Struktur. Wenn der Endreim immer gleich ist, ist es beispielweise mit der Snare vergleichbar, die ja wiederholt, aber oft nicht identisch vorkommt. Sind es Doppelreime, ist es an dieser Stelle ein Kick und eine Snare. Oder halt irgendwas anderes repetitives.

Was es reimlose Sachen angeht, finde ich 5 Uhr 44 von Nagel herrlich. Da liest er einfach aus seinem Buch und es funktioniert.

 

[Ennui]

Aus dem Bodo-Interview:

"Bei deutschem HipHop sind für mich die Fantastischen Vier und Fettes Brot nach wie vor ungeschlagen."

Lol. Wenn man halt nur eine Seite der Speisekarte kennt, dann sind die Kartoffelknödel halt der beste Teller. ^^

 

[DerLalaLars]

@artname
Interessanter Thread!
Das wäre also ein Schüttelreim?
Oder nicht wirklich, weil es einmal nur ein Wort ist?
Ist ja eigentlich Wurst, oder?

Die aktuelle Tuntenlage:
Es hungern viele Lunten Tage.