Hi,
zunächst mal: das was Nickel und fmo behaupten, stimmt. Sind übrigens ursprünglich mal (wenig berühmte) Zitate gewesen:
„Gute Produktionen sind scheisseviel Arbeit - das ist normal...“ (Mehrere Quellen, 1930 – 2006)
„Mit Kompression alleine bekommt man das nicht in den Griff.“ (A. Merkel, Sommer 2006)
Fmo’s Vorgehensweise trifft die Sache genau und sollte man zumindest mal probieren. Ist sehr sequenzerfreundlich, weil man nicht in jedem Programm den Fader „post“ [g=84]Insert[/g] schalten kann. Pre oder post wäre hier nicht dasselbe, weil es ja um den Input des Comps geht.
Früher musste man das mit den Fadern machen, hat es teilweise mit 3 – 4 Leuten während des Mixdowns gemacht. Alle Mixe dieser Zeit waren damit Einzelstücke und nicht 100% reproduzierbar. Das war zu einer Zeit, als es schon Kompressoren gab, aber alle Leute, die in der Branche arbeiteten, die Dinger bedienen konnten. Einen – egal wie teuren – Comp 1975-80 über eine Gesangsspur zu radieren um sie in der Lautstärke anzupassen, hätte jedes Arbeitsverhältnis sofort beendet.
Weil das alle (ALLE) machten, kam SSL irgendwann mit der ersten „total-recall“ Konsole um die Ecke – langsam, weil die waren sehr sperrig – die quasi sofort ein totaler Hit wurde. Man machte die gesamte Automation in Ruhe, konnte korrigieren, abspeichern, sah beim Mix den Fadern beim Hüpfen zu und hatte beide Hände frei.
Da sich etwa zur selben Zeit die Übergriffe und Fummeleien mit Assistentinnen während des Mixdowns häuften, geriet die Sache – auch auf Betreiben der SMTPE-WGF (Society of motion pictures and television engineers – wives and girlfriends) mit dem Aufkommen des Homerecordings in Vergessenheit.
Zu Recht, weil, wen will man denn belästigen, wenn man zu Hause rumhängt!
Da mittlerweile auch das gesamte Wissen über Kompressoren einem Faux Pas bei der Handbucherstellung zum Opfer gefallen war (Alle Infos nach Seite 5 werden vom User ignoriert) brach etwa um das Jahr 2003 das Zeitalter an, in dem man dilettantische Produktionen von professionellen schon alleine anhand der Kompression der Gesangsspur unterscheiden konnte.
Dies bedeutete allerdings den Anbruch goldener Zeiten für die fernöstlichen Hersteller von sagenhaft schlechten, zischelnden und blechern klingenden Großmembrankondensern. Auf die Frage des ersten enttäuschten Homerecorders, warum Profi-Gesang so nah und direkt klingt, hatte nämlich irgendein blitzgescheiter – und in seiner Heimat vermutlich inzwischen fanatisch verehrter – Produktmanager die richtige Teilantwort an die Presse gegeben: „Gloßmemblan.“
Man kann sich heute den Wahnsinn, der daraufhin in Deutschlands Kinderzimmern und Wohngemeinschaften ausbrach, kaum noch vorstellen. Horden von ambitionierten Jung-Rappern, aufsehen erregend gekleideten Hip-Hoppern und (teilweise – meistens hinten langhaarigen) Heavy-Metal Jüngern machten sich gemeinsam auf ins gelobte Land. Sprechchöre erschütterten endlich wieder dieses eigentlich als phlegmatisch verrufene Land: „Gib mir [g=332]B1[/g].“. Als Zeichen der gemeinsamen Gesinnung trugen sie das Zeichen ihres Wallfahrtsortes vor sich her – vielerorts für das Menetekel überteuerten Telefonierens gehalten – und posteten mehrere hundert Vergleichsfiles pro Tag auf ihrer Lieblingshomepage –
WWW.SPITTY-S.DE – die bewiesen, dass:
1.) Niemand ein 112,- € Mik von einem 118,-€ Mik unterscheiden kann
2.) Es deshalb unbedingt am Pre liegen muss
3.) Man unbedingt ein Plug-In braucht, dass den Klang simuliert, der entsteht, wenn sich ein 26 jähriger Student in Kaufbeuren vor laufendem [g=332]B1[/g] eine (Vintage!) Holz-Wäscheklammer an die Hoden klemmt und dann Mariah Carey singt. Feeling!
Als die Leidenschaft für das Homerecording endlich erlahmte – auch weil es inzwischen zuwenig Musik in Deutschland gab außer den gelegentlichen „Baby, ich spiel dir mal ‘nen Beat vor. Ist noch nicht ganz fertisch aber hab ich schon über ‘nen Multiband gebrettert“-Versuchen, alle billigen Großmebraner „mehrmals“ ihren Weg zu ebay und zurück genommen hatten, alle Studenten aus Kaufbeuren bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewonnen hatten – auch die ohne Wäscheklammern – blieben nur zwei einsame Rufer in der akustischen Wüste übrig:
In der Gegend von Heilbronn wurde ein verwirrt scheinender junger Mann in Unterwäsche aufgegriffen, der Passanten mit einem Dildo-ähnlichen Gegenstand belästigte, anscheinend irgendwo in der Hausnummer „57“ wohnt und eine Mischung aus Schlager und amerikanischer Folklore singt.
In der Mitte von Deutschland tippt ein anderer mit letzter Kraft die Wörter: „Automation! Comp ist nicht dasselbe, a u c h n i c h t b e i m a u f n e h m e n …
… und fällt ins Bier.
Frank