Entwickelt ihr euch noch weiter?

[Dabey]

Kann sich Perfektion noch weiter entwickeln?

Der Witz ist doch, dass es im Bereich des subjektiven künstlerischen Ausdrucks Perfektion gar nicht geben kann. Oh jetzt wird's philosophisch.

Richtig, denn Perfektion hat keinen Charakter.

Weiterentwicklung heißt ja nicht immer automatisch Verbesserung. Man kann auch neu anfangen und sich damit weiter entwickeln als im alten Denkgefüge. Klangerzeuger gibt es ja nun zu Hauf, da ist es in einem Menschenleben unmöglich alles zu beherrschen.

Daher ist die Antwort auf die Frage eher eine Gegenfrage: Verändert ihr euch noch?

 

[The Stupid]

...
Nimm ein Mikrofon, gehe raus ans Auto und sample das Zuschlagen der Autotür. Bearbeite es nach und mache daraus dein Bassdrum. Nimm einen Hammer mit zur nächsten Stahlbrücke, kloppe das Ding zu Brei und nehme es auf ...

Das ist aber auch was anderes, das ist Klangkunst, und ja, auch das ist ein Mysterium unserer Zeit, dass zwar zum Beispiel in der Fotografie jeder nach hochauflösenden Fotos von Natur und Städten schreit aber in der Musik kaum jemand erkannt hat, dass man durch keinen Synthesizer die Komplexität des Klanges eines Waldes, einer Stahlkonstruktion oder eines Hallenbades simulieren kann. Aber nochmal, das ist ein anderes künstlerisches Schaffen. Da gehst du ne Woche mit teuren Stereomikrofonen raus, hängst dich kopfüber unter ne Brücke um irgendeinen Klang einzufangen, bastelst dann Soundkollagen und wenn du Glück hast findest wen der das als Kunst erkennt. Aber jemand der einfach Techno Musik machen will und zum Beispiel Martin Garrix als Vorbild hat und so nen Lead-Sound haben will, joa, der kann wochenlang versuchen sowas zu basteln oder zu samplen, oder er kann einfach den Synth kaufen den er benutzt hat. Klang ist oft Geld. Ich hab das schon woanders mal geschrieben: Lass einen John Lennon mit nem 20 Euro Kinderkeyboard rumspielen und nen gehörlosen Elektriker 3 Minuten auf nen Arpeggio Preset von ner 3000 Euro Synthesizer Maschine rumdrücken und stell beide Sachen hier ins Forum. Den John Lennon werden sie rausjagen wegen dem Kindergartensound, den gehörlosen Elektriker wegen dem "amtlichen Sound" feiern. Ist so. Oft genug erlebt.

 

[Kollege]

meine musikalisch weiterentwicklung ist gerade, den computer auszulassen und instrumente zu spielen.
könnte man auch als rückentwicklung sehen, denn so fängt man mit musikmachen an, zumindest früher. instrument + fertig.

dazu wird bischen gepaukt, mal ein liedchen nachspielen, bischen jazzchords auffrischen usw.

wenn ich aufnahmen von vor 10-15 jahren von mir anhöre, stimmt das feeling, die technik naja. scheint sich heute etwas umgekehrt zu haben.

 

[The Stupid]

...

denn Perfektion hat keinen Charakter.

...

Ja stimmt. Eine weiße Wand ist perfekt, und oft schwierig herzustellen, aber auch langweilig. Und eine vergammelte rostige Tür, wo sich niemand drum gekümmert hat, ist dann plötzlich ein tolles Fotomotiv weil "Charakter"... Aber hier liegt auch wieder ein Dilemma: Perfektion wird oft nicht gewürdigt, eben weil die Makellosigkeit als Charakterlosigkeit fehlinterpretiert wird. Hier hat doch neulich jemand das Thema geschrieben wo er sagte, dass das Satisfaction Riff seiner Meinung nach "normal" und damit belanglos ist und er lieber sowas wie bei einem Lied von Phil Collins machen würde. Und ich bin dann irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass Phil Collins Lied einfach nur schlechter war als Satisfaction, dieses "Schlechte" aber offenbar als "Charakter" gedeutet wurde.

 

[Summerhunter]

Auf die Fresse fallen ist auch eine Vorwärtsbewegung.

Insofern verspüre ich stetigen Fortschritt, auch wenn was schief geht.

 

[ModulationMatrix]

erade z.Bsp. auf Oscar Peterson gestoßen

ich zweifel gerade an dir... Den hast du erst jetzt endeckt? NEIN, mach Witze... Aber der ist nun wirklich einer der ganz GROSSEN gewesen.

Wenn du dahingehend noch ein paar Namen brauchst, sag Bescheid....

Naja ich bin erst vor nicht allzu langer Zeit überhaupt zum Jazz gekommen, das war vorher einfach nicht so meine Schiene. über Wynton Marsalis habe ich dann erstmal den Einstieg zum Jazz hören gefunden, dann mit Abdullah Ibrahim die Kurve zum Klavier geschlagen, und dann mal angefangen selber Versuche am Klavier zu starten.

 

[Gelöschtes Mitglied 86663]

erade z.Bsp. auf Oscar Peterson gestoßen

ich zweifel gerade an dir... Den hast du erst jetzt endeckt? NEIN, mach Witze... Aber der ist nun wirklich einer der ganz GROSSEN gewesen.

Wenn du dahingehend noch ein paar Namen brauchst, sag Bescheid....

Genau das ging mir auch durch den Kopf. Da spielt man seit dem 8. Lebensjahr Klavier und lernt den Oscar erst mit Anfang 30 kennen !

 

[Acou]

Wenn ich verstehe wie etwas funktioniert, wenn ich es ergründet habe, verliere ich vollkommen das intresse daran.
Das ist der grund warum kunst(in meinem fall musik, film und lyrik) die essenz meines lebens ist, weil bei diesen sachen ich nie auf grund laufe. Es geht immer weiter...wirklich immer. Es gibt soviel zu lernen in diesem bereich, ohne ein ende in sicht, was einfach toll ist.
Und da die menscheit sich schon so lange mit kunst beschäftigt, kann man auf so tolle werke, verschiedene perspektiven, revolutionen etc. zurück blicken und ehe man sich versieht, hat man wieder was "neues" entdeckt.

Ach ist das tolllllll

 

[CFR]

ich würde mich ja gern weiterentwickeln, aber mir fehlt einfach die Zeit.

Ich höre heute immer noch gerne deinen Song "Pretty nice girl".

 

[Gast92251]

Klang ist oft Geld.

Nein.

Lass einen John Lennon mit nem 20 Euro Kinderkeyboard rumspielen und nen gehörlosen Elektriker 3 Minuten auf nen Arpeggio Preset von ner 3000 Euro Synthesizer Maschine rumdrücken und stell beide Sachen hier ins Forum. Den John Lennon werden sie rausjagen wegen des Kindergartensounds, den gehörlosen Elektriker wegen des "amtlichen Sounds" feiern. Ist so. Oft genug erlebt.

Wirres merkwürdiges Beispiel. es ist wirklich zu heiß, derzeit in unserem Lande.

Perfektion wird oft nicht gewürdigt,
eben weil die Makellosigkeit als Charakterlosigkeit fehlinterpretiert wird.

Das sehe ich nicht so.
Perfektion wird eher viel zu oft gewürdigt - die Leute feiern ein 4-on-the-Floor-Bassdrum-Only ja geradezu krankhaft ab.
Perfektion ist letztendlich auch Routine. Routine wird als alltäglich empfunden. Die Masse liebt Routine. Schlager, Dance, Charts-Einheitsbrei. Hier wird diese Fließbandmusik gewürdigt, indem sie gehört und gekauft und mit gefällt-mir plus 5-Sterne bewertet wird. Erwartungen werden erfüllt. Davon lebt dieser infame Musikmarkt.
Die Leute streben nach Perfektion, obwohl diese besagte Routine auch abwertend verurteilt wird. In der Musik korrigiert man heutzutage Timing und Tonhöhenfehler auf Teufelkommraus krampfhaft routiniert mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Diese fragwürdige Hörgewohnheit wird als normal empfunden und von der Masse eingefordert und honoriert. Welch Entwicklung.

 

[Moogman]

Das ist aber auch was anderes, das ist Klangkunst, und ja, auch das ist ein Mysterium unserer Zeit, dass zwar zum Beispiel in der Fotografie jeder nach hochauflösenden Fotos von Natur und Städten schreit aber in der Musik kaum jemand erkannt hat, dass man durch keinen Synthesizer die Komplexität des Klanges eines Waldes, einer Stahlkonstruktion oder eines Hallenbades simulieren kann. Aber nochmal, das ist ein anderes künstlerisches Schaffen.

Techno begann doch mit dem Absamplen von Maschinen, Werkzeugen, Straßengeräuschen, das waren die Anfänge.
Fast alles was heute in den Richtungen Techno, House, Minimal usw. gemacht wird, beruht auf geklauten Samples und Presets, die schon tausendmal von Anderen benutzt wurden und dann wundert sich die Leute, wieso der ganze Schlunz immer den gleichen Sound hat.
Klar, an der Elektron drei Presets drücken und dann klingt der Track oberphatttt und "amtlich", aber das hat mit Musikproduktion nix zu tun, das kann auch jeder Volldepp.
Warum also nicht mal Back Roots ausprobieren.

 

[Gelöschtes Mitglied 86663]

Die Leute streben nach Perfektion, obwohl diese besagte Routine auch abwertend verurteilt wird. In der Musik korrigiert man heutzutage Timing und Tonhöhenfehler auf Teufelkommraus krampfhaft routiniert mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Diese fragwürdige Hörgewohnheit wird als normal empfunden und von der Masse eingefordert und honoriert. Welch Entwicklung.

Gerade das empfinde ich auch als grausam. Blue notes werden dann glattgezogen, und die Stimme verliert ihren Charakter, wenn sie überhaupt mal einen hatte. Technisch perfekte Langeweile, das ist leider der Zeitgeist. Was die Jugend von heute meist so hört, darüber kann ich nur den Kopf schütteln. Dabei wäre zwischen Sepultura und Mozart doch alles möglich, wenn es sich wenigstens um Musik handeln würde.

Synthparks Antwort fand ich richtig klasse. Zeitmangel blockiert Weiterentwicklung. War das jetzt Ironie oder Realität ?

 

[Hyp]

...bastelst dann Soundkollagen und wenn du Glück hast findest wen der das als Kunst erkennt. Aber jemand der einfach Techno Musik machen will und zum Beispiel Martin Garrix als Vorbild hat und so nen Lead-Sound haben will, joa, der kann wochenlang versuchen sowas zu basteln oder zu samplen, oder er kann einfach den Synth kaufen den er benutzt hat.

...und wenn du Glück hast findest wen, der sich für die millionste schlechte gesichtslose Kopie interessiert, die in der Summe doch nicht den Garrix-Sound erreicht, an dem ein Dutzend Profis schrauben.

Lass einen John Lennon mit nem 20 Euro Kinderkeyboard rumspielen und nen gehörlosen Elektriker 3 Minuten auf nen Arpeggio Preset von ner 3000 Euro Synthesizer Maschine rumdrücken und stell beide Sachen hier ins Forum. Den John Lennon werden sie rausjagen wegen dem Kindergartensound, den gehörlosen Elektriker wegen dem "amtlichen Sound" feiern.

Die Allgemeinheit wird natürlich eher an der Melodie von John Lennon was finden als an dem Gehörlosen-Arpeggio.

 

[schnuffke2]

das kann auch jeder Volldepp.

Nö. Mucke macht sich auch heutzutage nicht von allein. Gib zwei Leuten das gleiche Tool und es wird derjenige die bessere Mucke machen, der mehr zwischen den Ohren hat.

Btw, mich interressieren verfrickelte Beats, und es gibt kein Tool ob Hard oder Software, welches hier automatisch funktioniert. Es gibt viele slicer und glitcher und sonstewas, aber keines klingt von allein so, als hätte da jemand mit Geschmack Hand angelegt. Ist einfach nicht...
Ist mir eingefallen, weil ich bei Elektron an so Frickelgeschichten denke.

 

[TheMarkus]

Die Allgemeinheit wird natürlich eher an der Melodie von John Lennon was finden als an dem Gehörlosen-Arpeggio.

"Was finden" ist der Ausdruck....Die Frage halt. Was ich glaube "Ja klingt ganz schön, aber der Klang, wieso kein richtiges Klavier?" Dann kommt für mich eben doch Klang=Geld ins Spiel.... Der gehörlose Elektriker (Allerweltsbeispiel!) wird an einem ähnlichen Problem leiden, klingt seine Maschine zwar per se schon gut (Geld!), aber mangelt es ihm an Wissen und Technik, um das ganze zu mischen. Da wird der Standardhörer doch auch abspringen, weil ihm eben der Standard fehlt, was Klang angeht. Experten werden natürlich trotzdem das Experimentelle feiern, warum auch nicht, wenn anderswo ein schwarzer Punkt auf weißer Leindwand auch Kunst ist.

Wieso kommt immer so schnell der "Kauf dir das und das"-Hammer, wie neulich? Kann doch kein Zufall sein.

Ich frage mich immer, all die Kritiker, die zb begeistert den 150-Synth testen und "Wow, amtlicher Sound" rufen und mal hoffentlich nicht einfach nur gesponsort sind- benutzen die den wirklich und wenn, dann über ein "ach hier die kleine weirde Melodie, die kommt aus dem Volca" hinausgehend...? Bleiben die nicht eher bei ihren vierstellig-wertigen Synths..?

 

[CFR]

Bei allem Respekt für den @Moogman
Aber ich glaube, der schnuffke kommt der Sache näher.

Nö. Mucke macht sich auch heutzutage nicht von allein. Gib zwei Leuten das gleiche Tool und es wird derjenige die bessere Mucke machen, der mehr zwischen den Ohren hat.

Btw, mich interressieren verfrickelte Beats, und es gibt kein Tool ob Hard oder Software, welches hier automatisch funktioniert. Es gibt viele slicer und glitcher und sonstewas, aber keines klingt von allein so, als hätte da jemand mit Geschmack Hand angelegt. Ist einfach nicht...

 

[Gelöschtes Mitglied 86663]

das kann auch jeder Volldepp.

Nö. Mucke macht sich auch heutzutage nicht von allein. Gib zwei Leuten das gleiche Tool und es wird derjenige die bessere Mucke machen, der mehr zwischen den Ohren hat.

Eben !!! Zwischen den Ohren und auch letztendlich im Herzen. Hatte vor 2 Wo. Aufnahmen im Studio. Abends vor dem bezahlten Job ein Boogie&Blues Pianist mit tollem Spirit, und feingeistigem Anschlag, tags drauf eine Pianistin, die reingedroschen hat wie sonstwas. An dem gleichen Flügel, gleiche Mics, gleicher Raum. Die Preamps musste ich tags drauf um ca. 12dB runter drehen. Mein Flügel und ich haben gelitten, also an Tag 2, während ich abends zuvor große Freude empfand.

 

[whitealbum]

Eben !!! Zwischen den Ohren und auch letztendlich im Herzen. Hatte vor 2 Wo. Aufnahmen im Studio. Abends vor dem bezahlten Job ein Boogie&Blues Pianist mit tollem Spirit, und feingeistigem Anschlag, tags drauf eine Pianistin, die reingedroschen hat wie sonstwas. An dem gleichen Flügel, gleiche Mics, gleicher Raum. Die Preamps musste ich tags drauf um ca. 12dB runter drehen. Mein Flügel und ich haben gelitten, also an Tag 2, während ich abends zuvor große Freude empfand.

Obwohl Remmi Demmi auch was hat

 

[Gel Mitglieder 84964]

Da ich mittlerweile fast ausschließlich am PC arbeite, habe ich Probleme, privat beim Mukke machen dann wieder in die Röhre zu gucken, das ermüdet mich sehr. Deswegen gucke ich mich grade etwas bei Analoggear um und mach da meine ersten Erfahrungen. Ob sich diese Entwicklung nun gut oder schlecht ausdrückt, weiß ich nicht, aber es ist ne gewisse Entwicklung da, alleine weil man mit dem Gear anders ans Musikmachen rangeht. Zudem machts aber auch echt Spaß, auch wenns teuer ist...

 

[Gelöschtes Mitglied 86663]

Obwohl Remmi Demmi auch was hat

Klar doch ! Wäre sonst ja kein Iron Maiden Fan Nur ist ein Flügel eben kein Schlagzeug, und mir tut es echt weh, wenn mein babe dann verstimmt und runtergedroschen ist, nach noch nicht einmal 40h, wo ich ihn gestimmt und intoniert hatte. Dabei kann die Frau eigentlich Klavier spielen, nur wegen Leistungsdruck ist sie mittlerweile so verhärtet in der Seele, daß da nix mehr an Musik aus ihr rauskommt, und sie sehr laut und aggro spielt. Zur Weiterentwicklung gehört m.E. also auch, daß man bereits Erworbenes nicht wieder verliert, und einen emotionalen Zugang zur Musik beibehält, oder sogar noch ausbaut.