der jochen sachse, mensch hab ich den lang nimmer gesehn. feiner kollege
interessantes video, mit interessantem ansatz, bei dem ich gleichzeitig komplett dagegen und voll dafür bin
komplett dagegen, weil ich wie viele der überzeugung bin, dass sich sowas effektiver entscheidet, wenn man sich einfach mal künstlerisch überlegt, wohin man mit dem sound will, schliesslich geht es da auch um verhalten in der phrasierung, interaktion mit dem verzerrungsgrad usw usf., und einen sound mit halbwegs ins arrangement passendem spektrum zu finden sollte bei einem so klar vom arrangement abgesetzten signal wie einem gitarrensolo nun wahrlich auch mit den ohren machbar sein.
komplett dafür allerdings, wenn man bedenkt, dass diese videos ja ganz klar an einsteiger gerichtet sind. in frühen jahren können solche visualisierungen sehr hilfreich sein, aus dem für neulinge erstmal sehr abstrakten spektrumsgedöns greifbare, und klar hörbare bereiche zu machen. so gesehen eine sehr effektive veranschaulichung, von der man was lernen kann, selbst wenn man sie danach im alltag wohl eher nicht einsetzen würden (was sicherlich auch kollege sachse im normalfall nicht macht), und da ist der einsatz von rauschen zur visualisierung eine originelle idee!
zum thema "wie wähle ich einen gitarrensound, vor allem angesichts der 234673902847038947245 presets vor meiner nase" hätte ich dann allerdings noch einen kleinen komplett anders gelagerten sermon anzugeben:
ich würde hier empfehlen, am besten gar nicht erst mit preset-durchhören zu beginnen. schreckliche arbeitsfluss-bremse, sowas. ich würde - und das ist jetzt bewusst nicht an anfänger gerichtet sondern an leute die schon ne weile dabei sind - viel eher dazu raten, sich erstmal im kopf zu überlegen, was man mit dem sound eigentlich bewirken will. und zwar erstmal emotional, nicht frequenzverteilungsvernunftstechnisch, sonst vermischt man musiker und tontechnikerdenke, und das machen heute die leute eher zuviel als zuwenig, dass sie vor lauter produzentendenke gar nicht mehr dazu kommen, ein unschuldiges stück reiner musikalischer inspiration (und manchmal auch verrücktheit und unvernunft) abzuliefern.
wer länger gitarren aufnimmt hat doch längst ein klares bild von konkreten fenders, räudigen voxamps, griffigen marshalls, überbordenden mesaboogies, blablabla. das sind ja nicht alles nur klischees sondern letztlich auch archetypen in der rockmusikhistorie. wenn ich jetzt also überlege "da kommt jetzt ein solo hin", dann hat man doch unterbewusst längst einen instinkt, in welche richtung das solo gehen wird. lazy? virtuos? abgehangen kommentierend? treibend? laid back? grün oder orange? ketchup oder majo?
daraus entwickeln sich doch automatisch auswahlen für amp und gitarre und sound. ich würde da jedem raten, scheiss auf die presets, sind sowieso meistens scheibenkleister. wisse was du willst, und dann zack zack baut man sich für den lazy stoner nen dunklen vox und hängt noch nen compressor für leichte faulpelz-sustain-verlängerung vor, stellt dem virtuosen jazzer ne fender-roland kombi vor die nase oder dem virtuosen hair-gitarrengott nen highgainsound mit sustain bis nach istanbul. so sollte das doch laufen. so finden auch gitarristen auf dauer "ihren" sound, indem sie erstmal in emotionalen kategorien denken. nicht auszudenken wenn hier gerade ne gitarristengeneration heranwächst die von song zu song sich durch plugin-presets steppt, immer mit dieser typischen angst der nächste preset könnte noch besser sein, und dabei in der beliebigkeit ersäuft
oder aber: man nimmt den gerade aufliegenden x-beliebigen sound, drückt noch ein booster-pedal, und dann muss man halt so spielen, dass der sound sinn macht. dass ist die andersrum-variante. und die ist wenn ich ehrlich bin oftmals sogar die ergiebigste, weil da mit der höchsten sicherheit was rauskommt was man so vorher nie und nimmer vorhersehen hat können. und unvorhersehbarkeit ist im heutigen musikinflationszeitalter das mit abstand höchste gut
und trotzdem gutes video, für das was es tut. wenn ich dran denke wieviele jahre ich blind und sagenhaft planlos am eq rumgedreht habe früher...jaja, damals vorm krieg, da gabs halt noch keine youtube-tutorials
aus der perspektive macht so ein video absolut sinn! und für freche spitzen marke "so jetzt sind wir freidenker unter uns" muss man doch dankbar sein, unabhängig von der vertretenen meinung hat doch keiner was davon wenn solche videos mit der braven political correctness eines parteiprogramms vorgetragen werden. dann lieber so, egal was danach inhaltlich kommt.
hugh
