Der große Sprecherraum-Mikrofonvergleich

[Pianist_Berlin]

Ich meinte natürlich wirklich gute Aufnahmen. Dann vielleicht eher wie in einem guten O-Ton Feature der Erzähler oder so...

 

[Eff16]

Eine Freundin von mir arbeitet als Nachrichtensprecherin beim MDR und sie musste coronabedingt öfters die Nachrichten zu Hause aufnehmen (Home-Office). Evtl. ist es beim Deutschlandfunk ja ähnlich.

 

[TheTick]

Eine Freundin von mir arbeitet als Nachrichtensprecherin beim MDR und sie musste coronabedingt öfters die Nachrichten zu Hause aufnehmen (Home-Office). Evtl. ist es beim Deutschlandfunk ja ähnlich.

Bei der Qualität, die der DF abliefert, kann ich mir das kaum vorstellen.

 

[Pianist_Berlin]

Soll ich eigentlich zwischendurch mal verraten, welches Mikrofon hinter welchem Buchstaben steckt? Oder noch warten, bis ich die ein bis zwei fehlenden nachreichen kann? Soll ja keine Quizshow werden...

 

[moon-dog]

Soll ich eigentlich zwischendurch mal verraten, welches Mikrofon hinter welchem Buchstaben steckt?

Fände ich interessant, ja.

 

[Pianist_Berlin]

C = Sennheiser MKH 8050 (setze ich drinnen und draußen zum Angeln von O-Tönen ein, dann mit MZF 8000)

D = Schoeps MK41 mit CMC5 (ausgeliehen, Membran scheint in keinem guten Zustand zu sein)

E = Sennheiser MKH 60 (war jahrelang mein Kameramikrofon, benötige ich nicht mehr, steht zum Verkauf)

F = Sennheiser MKH 416 (nutze ich mit farbigen Windschutzen sichtbar im Bild auf lauten Veranstaltungen)

G = Sennheiser MKH 8060 (setze ich draußen im Korbwindschutz mit Fell ein)

Also alles eher filmtypische Kleinmembranmikrofone. Und wie andere schon bemerkt haben, schlägt sich das MKH 8050 im Sprecherraum ziemlich gut. Trotzdem würde ich gerne noch ein Neumann TLM 107 probieren und versuche gerade, eins aufzutreiben.

Matthias

 

[rocking.xmas.man]

Dann vielleicht eher wie in einem guten O-Ton Feature der Erzähler

halbgutes Beispiel - ich weiß wie das bei einigen Produktionen von uns so lief. Erzähler und Voice over sind stellenweise die am heftigsten Komprimierten Stimmsignale im Film. - Und entsprechend mit besonderer Aufmerksamkeit im RX geputzt.
Bei TV landet da sogar manches mal noch ein Handy-Layout im Mix.
Ansonsten ist man da echt einfach gestrickt - Schauspieler einladen, U87 davor stellen, ggf. bei der Aufnahme etwas Tiefmitten rausnehmen und eventuell und ab dafür. Im Mix ist auf dem Dialog meistens ohnehin ein Multibandkompressor, Voice Over bekommt nicht selten extrem viel Dynamik rausgenommen, muss er doch z.B. vor großer Musik im Intro noch funktionieren, obwohl er leise gesprochen wird. Wenn es sich verstecken lässt, werden da bei einigen Produktionen untenrum Subbässe synthetisiert usw.
Erzähler-Voice Overs können auch vom Set übernommen werden - dort werden sie dann vorab einfach näher als üblich mit dem Angel-Mic aufgenommen. Innen kenn ich meistens MKH50 oder MKH 8050.

edit:
Danke für die Auflösung, irre! Hätte nie gedacht dass mir das 416 mehr gefallen würde als 8050, schön aber, dass meine Präferenz von früheren Aufnahmen bestehen bleibt

 

[Pianist_Berlin]

Hätte nie gedacht dass mir das 416 mehr gefallen würde als 8050, schön aber, dass meine Präferenz von früheren Aufnahmen bestehen bleibt

Dir hat C besser gefallen als F, also 8050 mehr als 416...

(wobei ich das MKH 416 erstaunlich gut finde, schöner als die beiden Nachfolge-Generationen)

 

[rocking.xmas.man]

ne, mein Favorit war F (vielleicht hab ich mich vertippt, guck ich gleich nochmal), moon-dog war bei C

 

[moon-dog]

Also alles eher filmtypische Kleinmembranmikrofone

Aber wird beim Radio und z.B. Hörbuch nicht meist mit Großmembranern gearbeitet? Da verstehe ich dann deine Auswahl nicht so ganz... .

 

[Pianist_Berlin]

Das war ja Teil des Eperimentes, einfach mal zu schauen, ob es wirklich Großmembran sein muss. Das M 990 ist derzeit mein einziges Goßmembranmikrofon. Ich will ja nach Möglichkeit auch noch U 89i, TLM 170 und TLM 107 einbeziehen, wobei wohl nur das TLM 107 zeitgemäß klingen wird.

Und wenn ich mich für nichts entscheiden kann, wird es eben wieder ein M 930. Da kann man dann noch überlegen, ob diesmal vielleicht mit Übertrager, wenn mir das klanglich entgegenkommt. Das M 930 ist übrigens eines der Großmembranmikrofone mit relativ kleiner Membran. Womöglich liefert das genau die richtige Mischung aus beiden Welten.

Matthias

 

[mWermut]

Hi @Pianist_Berlin

Falls ich mich vom M 990 trenne, überlege ich, ob ich dann wieder zu einem Mika-Arm von Yellowtec zurückgehe, der hat ein innenliegendes dreipoliges Kabel. Damit kann man das Mikrofon am schnellsten und flexibelsten positionieren. Welches Mikrofon auch immer es dann wird...

Ich habe jetzt mal noch was gemacht, wo ich meine, dass es gut in meine Filme passt. Erstaunlicherweise macht mein Entrauschungs-Plugin zugleich irgendwas mit den S-Lauten, die sind irgendwie runder als vorher. Und dann noch ein ganz dezenter Kompressor.

Matthias

..zufällig hab ich dein File gestartet während im Hintergrund noch die Deutschlandfunk-Nachrichten liefen. Deine Aufnahme klingt zwar angenehmer, aber die bessere Sprachverständlichkeit haben die Nachrichten, die sich komplett verfolgen lassen, während dein Text tendenziell in Bruchstücke zerfällt..

..nun gut, Radiotext muss sich ja auch gegen Motorgeräusch und ähnliches behaupten..

Viele Grüße, m

 

[whitealbum]

Das M 930 ist übrigens eines der Großmembranmikrofone mit relativ kleiner Membran.

Das ist falsch.

Obwohl das M930 klein ist, ist eine "klassische" 1-Zoll Großmembrankapsel verbaut.

Umso erstaunlicher wie gut und schnell diese Kapsel Tranisenten und Impulse überträgt.

 

[Pianist_Berlin]

Dann hatte ich mir das mal falsch gemerkt. Aber irgendeinen Trick müssen die sich ja ausgedacht haben, dass es so klingt, wie es klingt. Warum habe ich mich hier eigentlich in ein M 990 reinquatschen lassen?

(aber nun gut, dass mit der schnellen Aufnahmebereitschaft hatten wir hier damals nicht als Aspekt thematisiert)

 

[Astronautenkost]

Das M 930 ist übrigens eines der Großmembranmikrofone mit relativ kleiner Membran.

Die Kapsel K-89 von Neumann ist tatsächlich kleiner und randkontaktiert, also U 89 oder TLM 170. Die 930er von MG ist eine noramle mittenkontaktierte Großmembrankapsel.

Warum habe ich mich hier eigentlich in ein M 990 reinquatschen lassen?

Weil es ein saugutes Mikro ist und eine tatsächliche Verbesserung gegenüber dem M 930, welches Du hattest, oder auch gegenüber dem M 930 TS.

(aber nun gut, dass mit der schnellen Aufnahmebereitschaft hatten wir hier damals nicht als Aspekt thematisiert)

Die zehn Minuten Aufwärmen haben mich noch nie gestört.

 

[Astronautenkost]

Aber wird beim Radio und z.B. Hörbuch nicht meist mit Großmembranern gearbeitet? Da verstehe ich dann deine Auswahl nicht so ganz... .

Beim Film wird viel mit stark gerichteten Kleinmembrankondensatormikrofonen gearbeitet. Das Schoeps MK 41 als Superniere ist bei Innenaufnahmen sehr beliebt. Ich habe auch letzthin damit im Theater gedreht. Bei Radioansager*innen werden öfters Dynamische Mikros wie das RE 20 von Electro Voice oder auch das SM7b von Shure verwendet. Letzteres ist in Amiland weiter verbreitet. Für Ansager*innen werden aber auch das Microtech Gefell M 930 oder das TLM 103 gerne genutzt. Für Sprachaufnahmen bei Hörspielen ist das U 87 bzw. die Stereoversion USM 69 wiederum sehr oft im Einsatz. Das U 87 ist auch das verbreiteste Mikro für Synchron oder Voice Over beim Film.

 

[Pianist_Berlin]

Wobei man auf beliebigen Fotos aus Hörspielkomplexen sehr oft das TLM 170 sieht. Ich bekomme in Kürze ein TLM 170 und ein TLM 107 für ein paar Tage. Arbeitshypothese: Das TLM 107 wird transparent, hochauflösend und zeitgemäß klingen, das TLM 170 eher die Schwächen der älteren Neumänner zeigen.

Ich frage mich übrigens folgendes: Werden Mikrofone, die es schon seit Jahrzehnten gibt, kontinuierlich weitergebaut, oder baut man alle zehn Jahre eine bestimmte Menge? Oder jedes Jahr eine bestimmte Menge?

Heute kam bei mir ein SPL Track One an. Da hier ja das M 990 als Referenz gilt, beschränke ich mich nun erst mal darauf. Hier kommen mehrere Aufnahmen, jeweils mit ADT und mit SPL, einmal vollkommen unbearbeitet, und bei den bearbeiteten Aufnahmen habe ich eine Kleinigkeit gemacht: Beim SPL habe ich den De-Esser moderat genutzt, und auch eine ganz leichte Kompression. Und wenn dann noch DHD im Dateinamen steht, bedeutet das, dass ich den dortigen De-Esser genutzt habe. Konkret habe ich bei 6,3 kHz um -15 dB abgesenkt.

Ich persönlich komme da zu einem klaren Ergebnis, interessiere mich aber natürlich brennend für Eure Bewertung. Den Neumann V 402 habe ich zurückgeschickt.

Matthias

 

[Pianist_Berlin]

Jetzt bin ich gerade am Aufräumen, und finde dabei eine grüne Focusrite Voicebox Mark 2. Habe ich vor rund 20 Jahren mal für wenig Geld bekommen und eine ganze Weile benutzt. Was lag da näher, als das Ding mal anzuschließen und auszuprobieren? Siehe da - funktioniert noch. Habe minimal den Kompressor und den De-Esser benutzt.

Nach einigem Nachdenken weiß ich jetzt auch wieder, warum ich das Gerät irgendwann gegen ADT ersetzt habe: Weil ich einen strengen Limiter haben wollte. Den braucht man aber heute nicht mehr, seitdem die EBU R 128 mehr Spielraum lässt.

Matthias

 

[Pianist_Berlin]

Mein Eindruck ist, dass die uralte Focusrite Voicebox viel dichter am ADT ist als der SPL Track one. Der ist zwar nicht schlecht, aber es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Aussage "es gibt nichts Besseres als ADT" zutreffend ist. Keine Steigerung möglich. Auch das ist ja ein Ergebnis.

Nun ging es hier zwar eigentlich um Mikrofone, aber der Kanalzug ist nun mal ein weiterer wichtiger Baustein.

Jetzt habe ich mal am Versuchsaufbau etwas verändert: Ich gehe aus dem EQ nicht in den Sidechain des Limiters TM 215, sondern in den Sidechain des TM 222, also des Kompressors. Dann senke ich die beiden unteren Bänder des EQ ab, damit sie nichts machen, und erhöhe bei etwa 8 kHz um 4 dB. Damit erreiche ich, dass die S-Laute im Kompressor etwas abgeregelt werden. Die Regelzeiten habe ich relativ kurz eingestellt. Für meinen Geschmack gefällt mir das ziemlich gut, aber hört selbst.

Matthias

 

[Pianist_Berlin]

So, jetzt habe ich hier testweise ein TLM 170 und ein TLM 107. Wenn ich möchte, kann ich nächste Woche noch ein U 89i bekommen. Ich habe den Absatz jetzt mal mit beiden Mikrofonen in jeweils allen Richtcharakteristiken aufgenommen, einschließlich der Acht, auch wenn das Unfug ist. Und zum Vergleich dann auch noch mal das MKH 8050 und natürlich das M 990. Die Aufnahmen sind vollkommen unbearbeitet, jegliche signalbearbeitenden Geräte waren ausgeschaltet.

Lassen wir das mit der Verblindung mal sein, soll ja kein Quiz sein, und ich will auch niemanden aufs Glatteis führen, sondern suche einfach nur das für mich passende Mikrofon.

Matthias

TLM 170 - Kugel:





TLM 170 - Breite Niere:





TLM 170 - Niere:





TLM 170 - Hyperniere:





TLM 170 - Acht:





TLM 107 - Kugel:





TLM 107 - Breite Niere:





TLM 107 - Niere:





TLM 107 - Hyperniere:





TLM 107 - Acht:





MKH 8050:





M 990: