"dass ich bin"

[MamaMuuht]

@NinaEins

ja, also das waren ja beides schnelle Gedanken.
Ein Narr und ein Atheist sind für mich, natürlich, nicht gleichbedeutend.
Ein Narr ist viel mehr. Zur Symbolik des Narren kann man übrigens viel bei C.G. Jung erfahren.
Dieser Link ist auch sehr spannend:

http://www.tattva.de/der-heilige-narr-3/

Zu der Kettenstelle : Du fragst, ob ich das wirklich meine. Ich möchte mit
Watzlawick antworten : Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Dazu hier recht knapp erhellendes :

http://daten.schule.at/dl/Konstruktion_von_Wirklichkeit.pdf

 

[NinaEins]

@mama: Nur kurz: vielen Dank für deine Erhellungen.
Zum "heiligen Narren": Mag sein, dass es dieses Narrenbild in Abgrenzung zum üblichen Bild des althergebrachten "Dummen Narren" gibt, jedoch schätze ich, dass das den wenigsten bekannt ist, bzw dass kaum jemand spontan bei dem Wort Narr an einen "weisen Verrückten" denkt im positiven Sinne.

Mit neuer "Verortung" in der Welt (Realist, Atheist) glaubt das LI aber alles andere als ein dummer Narr zu sein und schöpft aus der neuen Position Kraft.

Vielen Dank auch zu dem Hinweis zur Wirklichkeit. Selbstverständlich fragte ich nach DEINER Wirklichkeit, weil ich kaum glauben kann, dass DU der Überzeugung bist, dass man sich seine Ketten immer nur selber angelegt hat, aber anscheinend ja doch.
Aber klar, "Kacke ist auch nur eine Blume am Stock"


Merci für deine Antwort.
Liebe Grüße
Deine N.

 

[SoulFrontier]

Hallo Nina,

schön endlich mal wieder ein Text von Dir!

Ich bin nach lesen der Beiträge nicht sicher ob ich Dich verstehe.

Befreiung aus einem goldenen Käfig dachte ich ist das Thema.

Die Stelle mit Realist Atheist befremdet mich.

Ich finde Jörgs Version schlüssiger, bis auf die telle mit dem Atheist und dem Narr. Auch da finde ich nicht raus wie das gemeint ist. Der Atheist stört imo immer

OT:
Also ich liebe Weihnachten und ich liebe unseren WB
Der wächst 10 Jahre und steht dann paar Wochen im Wohnzimmer. Dann wird er geschreddert.
Ich finde das okay.

Weil, da werden natürlich wieder neue Bäume gepflanzt. Weil ich so Gott will, auch in 10 Jahren wieder einen Baum ins Wohnzimmer stelle.

 

[Don_Quichotte]

Hallo Nina,

ich bin auch über die Stelle mit dem Atheisten gestolpert. Das mag ja jedem selbst überlassen sein, doch wenn man proklamiert, dass man als Atheist besser fährt, sollte man das auch näher beleuchten. Ich hatte mich selbst viele Jahre lang zu sehr in die Religionen vertieft und wenn man davon Abstand gewinnt, empfindet man dies wie einen Akt der Befreiung. Das heißt aber nicht, dass man zu einem Atheisten werden muss. Vielmehr wäre die Haltung eines Agnostikers naheliegend. Aber ich denke mal, dass der Text nicht genügend Raum bietet, um darauf einzugehen. Daher müsste man es eventuell ganz weglassen.

 

[popnapp]

Don_Quichotte schrieb:

Das heißt aber nicht, dass man zu einem Atheisten werden muss. Vielmehr wäre die Haltung eines Agnostikers naheliegend.

Finde ich irgendwie nicht. Wenn man zum Beispiel die Ketten abstreift (Fesseln der Religion), dann ist man danach doch ohne Ketten (Atheist) und nicht im Unklaren, ob die Ketten noch dran sind oder nicht (Agnostiker). Aber das kann auch an mir liegen. Ich verstehe den Begriff Agnostiker bis heute nicht richtig. Ich unterstelle inzwischen einfach, dass das ein Euphemismus für Atheist ist.

SoulFrontier schrieb:

Also ich liebe Weihnachten und ich liebe unseren WB

Wenn irgendwann im 18. Jahrhundert oder wann auch immer sich die Tradition gebildet hätte, zu Weihnachten drei Bäume aufzustellen (Tanne, Birke, Buche), dann hättest du vermutlich geschrieben: "Also ich liebe Weihnachten und ich liebe unsere drei Bäume". Und das ist es, was mich an Traditionen stört. Man liebt genau das, was die im 18. Jahrhundert vorgegeben haben, und nur weil es eine angelernte Tradition ist und nicht weil es wirklich cool ist. Abgeholzte Bäume haben in Wohnungen nichts verloren, würde ich sagen. Das würde der gesunde Menschenverstand bestimmt auch sagen, wenn er an dieser Stelle nicht durch merkwürdige Traditionen übertüncht würde.

 

[Teestunde]

Aber ich denke mal, dass der Text nicht genügend Raum bietet, um darauf einzugehen. Daher müsste man es eventuell ganz weglassen.

Das empfinde ich genau so.

 

[SoulFrontier]

Ich mag Traditionen, wir Deutschen haben ein gebrochenes Verhältnis dazu, andere Nationen leben die ihres Volkes viel natürlicher als wir, Beispiel Musik. Volksmusik, Volkslieder. Ich musste mich im Ausland öfter schämen, weil ich nicht textsicher war im Gegensatz zu Afrikanern, Asiaten, Amerikanern und Russen.

Zurück zum Thema!!!

Atheisten lehnen halt die Existenz jeglicher überirdischer
oder göttlicher Existenz ab. Agnostiker sind da toleranter. Sie meinen es kann niemand mit Gewissheit sagen ob oder ob nicht.
So seh ich das auch .

Mich stört die Stelle mit Realist und Atheist immer noch. Ich stolpere darüber. Irgendwie unerwartet an der Stelle. Aber es ist nur ein Feedback, recht spontan und nur meine Empfindung.

 

[MamaMuuht]

@ all

Tja, der Atheist hat mich an der Stelle auch irritiert. Vor allem im Zusammenspiel mit dem Wort unbedingt fand ich das zu...unbedingt. Und auch etwas zu unvermittelt.
Aber Nina wird sich was bei der Verwendung des Wortes gedacht haben und da das Wort unbedingt davor stand , empfand ich es unbedingt notwendig,es nicht anzutasten..
Ich hätte vermutlich sonst getextet:

Jetzt bin ich Realist,
ein Narr, der bei sich ist.
Und begreife als Sinn,
das ich bin.

Finde ich passender in der Songfilmdramaturgie...Und ein Binnenreim gibt es noch gratis obendrauf!

P.S. So, hab das in meinem Änderungsvorschlag mal geändert. Ich finde es echt besser...

 

[popnapp]

SoulFrontier schrieb:

Atheisten lehnen halt die Existenz jeglicher überirdischer
oder göttlicher Existenz ab. Agnostiker sind da toleranter. Sie meinen es kann niemand mit Gewissheit sagen ob oder ob nicht.

Ablehnen klingt so negativ. Ich denke mir, ein Atheist glaubt einfach nicht, dass da was ist was man ablehnen könnte. Was ich nicht verstehe: was macht der Agnostiker? Sagt der nur, dass man das nicht wissen kann? (das ist dem Atheisten nämlich auch klar). Wieso sagt der Agnostiker nicht einfach, was er glaubt?

Wenn mich jemand fragt, was ich meine, ob wir nächste Woche Schnee kriegen, sage ich dann wirklich nur "das kann niemand genau sagen"? Wäre es nicht besser, auf die Frage zu antworten? Ja oder Nein?

Sorry, das ist bestimmt off topic, aber ist nunmal eines meiner Lieblingstopics.

 

[popnapp]

MamaMuuht schrieb:

Tja, der Atheist hat mich an der Stelle auch irritiert. Vor allem im Zusammenspiel mit dem Wort unbedingt fand ich das zu...unbedingt.Lächeln Und auch etwas zu unvermittelt.

Das Wort "Atheist" ist sicher viel weniger gebräuchlich in Songtexten als "Realist". Aber in gewisser Hinsicht, finde ich, kann das für jemanden schon zusammen hängen. Als Realist wirft man eben mitunter nicht nur allgemeine Illusionen von Bord sondern evtl. auch Religion, falls man denn zu dem Schluss kommt, dass diese ebenfalls eine Illusion beinhaltet. So ganz abwegig finde ich diese Verknüpfung also nicht. Das "unbedingt" deute ich sogar so, dass das LI sich einen konsequenten Realismus ohne Atheismus gar nicht recht vorstellen kann.

 

[MamaMuuht]

@popnapp

Sicher alles interessante Fragen. Ich hab allerdings nur ganz pragmatisch an den Hörer gedacht. Der sich diese Fragen in der Würze der Zeit gar nicht stellen kann....
Aber klar, kann man natürlich so sehen. Mal sehen, wie es weitergeht mit dem Text.

 

[MamaMuuht]

@all

Mein Name ist Mensch. Da musste ich doch erst heute Morgen den Klassiker der Scherben hören,
um auf die einfachste Lösung zu kommen. Jedenfalls für mich.

Jetzt bin ich Realist,
ein Mensch der bei sich ist.
Und begreife als Sinn
das ich bin.

 

[SoulFrontier]

Jetzt bin ich Realist,
ein Mensch der bei sich ist.
Und begreife als Sinn
das ich bin.

Ja, so kann ich das sofort begreifen!

 

[holgi]

Ablehnen klingt so negativ. Ich denke mir, ein Atheist glaubt einfach nicht, dass da was ist was man ablehnen könnte. Was ich nicht verstehe: was macht der Agnostiker? Sagt der nur, dass man das nicht wissen kann? (das ist dem Atheisten nämlich auch klar). Wieso sagt der Agnostiker nicht einfach, was er glaubt?

Wenn mich jemand fragt, was ich meine, ob wir nächste Woche Schnee kriegen, sage ich dann wirklich nur "das kann niemand genau sagen"? Wäre es nicht besser, auf die Frage zu antworten? Ja oder Nein?

Sorry, das ist bestimmt off topic, aber ist nunmal eines meiner Lieblingstopics.

Ich bezeichne mich als Agnostiker, da ich lange zuvor als Atheist der ich war keine für mich zufriedenstellende Antwort auf die Frage nach Gott finden konnte.

Gott ist existent oder nicht, ich als Mensch bin limitiert, die Grösse und der Weg des Seins ist für mich als Ganzes nicht begreifbar, das Übermenschliche ist denkbar.

Gott wäre eventuell existent oder nicht wenn ich mir eingestehe, das mein Denken, also das Denken des Menschen nicht das Mass aller Dinge sein kann.

Der Mensch kennt dieses Dilemma seit Jahrtausenden, demnach hat er den Glauben postuliert, der in seiner Lesart positiv ist, "ich glaube an die Existenz Gottes auch wenn mir der Gottesbeweis fehlt."

Genau so gut hätte er sagen können; "ich glaube an die Nichtexistenz Gottes da mir ein Gottesbeweis fehlt".

Für mich ist der Agnostiker der Mensch, der seine Einschränkung im metaphysischen sieht, akzeptiert, und sich nicht darüber hinaus erhebt.


Auch ich liebe diesen Topic

 

[SoulFrontier]

@Popnapp

Ein Agnostiker sagt ich glaube nicht an Gott. Der Atheist sagt Es gibt keinen Gott, Basta!
Zwischen beiden liegen deshalb Welten. Atheisten reagieren oft auf jegliche Form der Religiosität allergisch.

Einen typischen Atheisten kannst du z.B. in dem wunderbaren Film the broken Circle erleben. Heldenbergh spielt den Musiker und Vater dort sehr gut und gibt den Atheisten.

 

[holgi]

Einen noch und dann, versprochen, halt ich mein Maul

Glaube ist nicht böse, der Grundgedanke des Glaubens ist immer Liebe, von Gott an uns Menschen adressiert, und der Liebe zwischen den Menschen, quasi ist es die Erkenntnis, das der Mensch nur durch Liebe ein gutes Leben führen kann, wenigstens das weglassen von Hass..

....und wenn man da ansetzt dann auch die Liebe vom Menschen zu Gott..

So darf man sich den ersten Impuls von Religion denken, und dann der zweite; das Unerklärliche, die Welt, das Leben, der Tod.

Glauben heisst nicht wissen, da ich nicht weiss kann ich glauben, glaube ich bin ich mir gewiss, dann ergebe ich mich, zB in die Gewissheit der Liebe Gottes an uns und unserer Liebe zu Gott.

DAS hat noch keinem Menschen geschadet, schlimm wurde es immer erst wenn der Mensch sich in seiner Beschränktheit zum Propheten aufwarf, und dann im Nachgang seine Anhänger die den Glauben auf den Boden der Welt zerrten.

Religionen sind der grösstmögliche Widerspruch zum Glauben.

Glauben ist Privatsache, Religionen waren es nie.

So, meine Frau hat mich zum Frühstück gerufen

 

[SoulFrontier]

Mein Vater war Kommunist und Atheist. Ich bin mit seiner Ablehnung und Verachtung für Gläubige und die Kirche aufgewachsen. Ich habe das Wort Atheist daher schon zeitig kennen gelernt. Er hat oft betont er sei Atheist und logisch wurden wir atheistisch erzogen.
Schon aus Rebellion hab ich frühzeitig eine tolerante Einstellung entwickelt

Quanten Physik, Epigenetik und Neuroplastizität liefern heute bereits verblüffende, faszinierende Erklärungen für Dinge, die Menschen als übernatürlich, als von Gottes Gnaden geschaffen erscheinen.

 

[Teestunde]

Vielleicht:

Jetzt bin ich Realist,
der gottlos glücklich ist...

 

[NinaEins]

@all: Vielen Dank von unterwegs.
Hier ist ja was los! Hui. Schön

@Holgi: Super!!!

Ich glaube auch an die Liebe. Selbstverständlich kann das für viele Menschen auch die Liebe zu Gott sein. Für mich jedoch nicht.
(Ob der Grundgedanke eines Glaubens tatsächlich immer Liebe ist? Aber der erste Impuls für Religion/Gottheiten ist sicher nicht die Liebe gewesen. Über diese Aspekte denke ich nochmal nach)

Ich glaube aber vor allem an die Verlässlichkeit unserer wissenschaftlichen Erkenntnisse, finde darin Sicherheit und halte Religion für unzeitgemäß.
Lange Zeit war ich (anscheinend) Agnostiker Aber ich fühlte mich in diesem "Zweifel" unwohl, so diplomatisch, bequem.

@mama & Tee: freue mich, dass ihr euch soviel Zeit und Liebe nehmt.
Vielen Dank für eure Vorschläge.


LIEBE Grüße
Nina

 

[holgi]

Ich glaube auch an die Liebe. Selbstverständlich kann das für viele Menschen auch die Liebe zu Gott sein. Für mich jedoch nicht.
(Ob der Grundgedanke eines Glaubens tatsächlich immer Liebe ist? Aber der erste Impuls für Religion/Gottheiten ist sicher nicht die Liebe gewesen. Über diese Aspekte denke ich nochmal nach)

Das Gefühl das wir als Liebe kennen ist bar jeder Vernunft, man kann ohne Liebe leben, sogar recht lange, man hat nur keinen Spass dabei

Liebe aber versüsst uns den Alltag, Lieder klingen gut die wir vorm Verliebtsein nicht mit dem #### angesehen hätten, usw. Die Liebe zum Kind bringt ungeahnte Fähigkeiten in uns hervor, wir werden zu Furien wenn Fremde unseren Kindern böses wollen. Gleiches gilt für die Liebe zu unseren Partnern.

Die Menschen haben diesen Impuls immer gehabt, kann man auch biologisch erklären, sicher. Die Liebe muss den Menschen früher schon unheimlich gewesen sein, man verliebt sich und/oder wird geliebt, die Welt verändert sich binnen Sekunden.

Die Wärme die uns Liebe gibt ist so mächtig, das man durchaus an ein Geschenk glauben kann, an Schicksal, Vorsehung. Es muss den Menschen die Ahnung von etwas Grossem vermittelt haben, in all der Brutalität des Lebens, den Krankheiten, Fehden, Hungersnöten, Umweltkatastrophen, Missernten, früh verstorbenen Kindern.

Wer einen geliebten Menschen verliert weiss, wie stark die Liebe nachwirkt, mitunter gar tötet.

Diese Macht ist sicherlich ein wichtiger Impuls zur Glaubenswerdung.