Es gibt unterschiedliche Konsumenten:
...Einmal diejenigen, die Musik selten hören beim Putzen oder auch im Auto...
...Dann verkappte Musiker, die Wert legen auf Klang, aber noch nie was gemischt haben und gar nicht wissen, weshalb Raumakustik auch eine Rolle spielt.
...dann die Hifi-Leute, die sich in der aktuellen Zeit allesamt LPs kaufen, weil CD's und MP3's zu flach klingen
etc.
...dann die Schüler, die alles am Handy / auf AirPods hören von Apple usw.
Jede Zielgruppe wird anderes Feedback geben! Aber ich glaube wir sind uns einig, dass es enorm gut klingen muss, um gehört zu werden. Wenn etwas gut klingt, macht es auch Spaß, es sich mehrmals anzuhören.
Neulich war ich bei meinem Kumpel: Wir haben uns zunächst die CD von der aktuellen Tool angehört. Dann spielte er die LP ab. Alter Schwede war das ein himmelweiter Unterschied: Die LP klang deutlich organischer, hatte mehr Räumlichkeit, mehr Dynamik... viel mehr Klang und man hatte den Eindruck: Ja, so muss Musik klingen. Die LP wollte ich Weiterhören. Bei der CD dachte ich: Oh neee... tool... baaah....
F
akt ist: Am Ende des Tages führt kein Weg an Hardware oder Hybrid vorbei, denn wenn man schon ein Album aufnimmt, dann soll es auch halbwegs gut klingen. Jeder Musiker hätte zu seinem eigenen Material, an dem er Jahre lang gefeilt hatte, diesen Anspruch!
Zudem machen es ja die meisten Studios hybrid - ein Misch aus Plugins und Hardware, um "best of both worlds" aus dem Material herauszubekommen. Allein das ist schon eine Kunst finde ich, die es in sich trägt: Wann nehme ich das Plugin, wann und wo macht HW richtig Sinn?
Ich habe herausgefunden, dass HW vor allem auf sämtlichen Drum Spuren und Vocals sehr viel ausmacht. Klingen diese Elemente amtlich ist der Rest auch leichter zu mischen...
Oder die echten Top-Profis schleifen schon bei Aufnahme die Tools ein, damit man danach alles mit Plugins "finetunen" kann. Das spart ja auch Zeit: Die Entscheidung wurde dann aus der Emotionen heraus schon bei Aufnahme getroffen, dass man auf den leckeren Coles4038 vielleicht ein paar Höhen auf den Overheads anheben möchte mit dem fetten Röhrenequalizer, der zudem einige Harmonische hinzu addiert, sobald die Cymbals in den EQ hinein explodieren... Ich kenne jedenfalls kein Plugin, welches so etwas "amtlich" erzeugen könnte - oder die Profis nehmen eine Tapemaschine und übersteuern den Tonkopf/den Input Übertrager etc., um die Drums richtig dreckig zu bekommen bei Aufnahme. Die Coles würden diesen Effekt noch weiter verstärken, da diese Mics an sich schon wie Tape klingen.
Last but not least: Auch die audiophilen Mastering Studios haben ausnahmslos HW. Ich kenne kein einziges, welches damit wirbt, dass hier die dollsten Plugins für einen noch besseren Klang sorgen... wäre es so, würde das Plugin-Mastering-Studio ja bestens laufen

Nahezu alle laufenden Mastering Studios nutzen HW. Und wenn diese mal eben so 5k für einen EQ ausgeben, in dem nicht einmal viel Technik steckt, hat das auch seine Gründe.
Fakt ist: Amtliche Produktionen klingen heute deutlich besser als noch vor 10 Jahren: Das Know How um guten Klang und Raumakustik scheint sich übers Internet verbreitet zu haben...
Würde ich den Anspruch haben, mein Geld mit Mischen und Aufnahmen zu verdienen, würde ich in einem Dilemma stecken: Die Hälfte meines Einkommens müsste ins Gear gesteckt werden. Und der Wertzuwachs ist nicht so doll, wie bei einer Immobilie oder Gold :/ Das ist ein sehr blödes Geschäft. Auch Musiker bekommen heute ja keine Einnahmen mehr. Also macht man das Business rein aus Überzeugung und Liebe... Ich verbeuge mich vor jedem Studio-Owner, der das durchzieht! Bei mir ist es reines Hobby, weil ich ganze genau weiß, wie hart dieses Business ist!
Clevere Studio Owner gehen aktuell dazu über ihre Studios unterzuvermieten und passen sich dem Markt an: Es gibt eine Einführung in die Technik bei den 1. bis 2. Termin und dann können die Leute das Studio ohne Engineer mieten und Aufnahmen! So macht man das heute. Der Job ist dann nur noch der Nebenjob und Geld verdient wird dann beispielsweise in einer Werbeagentur oder in der Produktion an der Schleifmaschine.