Beim ersten Schlag

[Teestunde]

Beim ersten Schlag

Hast du schon gehört?
Das mit Max und Grit?
Klar, sind wir empört!
Doch gleich so ein Schritt?
Grit sagt, Max war breit,
wie fast jede Nacht
und hat ihr im Streit
die Veilchen vermacht.

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
In vierzehn Tagen muss sie raus.
Ihr Fall sei noch nicht so akut.
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.

Max hasst ihren Bauch.
Sie wollte das Kind!
Grit sagt, er doch auch.
Er meint nur, sie spinnt.
Sie hoffte, er säuft
dann nicht mehr so viel .
Doch wie es nun läuft,
verlor sie das Spiel.

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
In vierzehn Tagen muss sie raus.
Ihr Fall sei noch nicht so akut.
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.

Max' Eltern finden’s übertrieben,
dass sie beim ersten Schlag gleich geht.
Grit würde Max nicht richtig lieben,
sie war schon immer überdreht.

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
In vierzehn Tagen muss sie raus.
Ihr Fall sei noch nicht so akut.
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.
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zweite Version siehe #30

 

[Andaraginga]

Das find ich jetzt richtig gut.

Finde ich toll, wie dicht und straff die Geschichte erzählt wird. Wenige Zeilen, aber geschickt verwoben, so dass da unterschiedliche Perspektiven und Erzähler drin sind. Erst die Leute und was sie so reden und am Schluss dann die Eltern. So kommen elegant die typischen Sichtweisen und das typische Geschwätz rein. Die Botschaft und deine Position ist klar, wirkt dabei aber nicht gekünstelt oder gewollt.

Und die zweite Strophe find ich auch toll. Da ist in so wenigen Worten so viel drin und mit ein paar Andeutungen wird eine vielleicht jahrelange Beziehungsgeschichte mit all ihren Auf und Abs umrissen.

Und, du bist tatsächlich sogar ein bisschen böse!
Die Leute sind "empört" (wie sich das so gehört) und verwaltungstechnisch gesehen ist der Fall "noch nicht so akut".

Keine Ahnung, was es zum Sprachlichen Kluges zu sagen gibt.
Mir gefällt einfach die Geschichte. Ich les das durch und find es so wie es ist, richtig gut.

 

[MamaMuuht]

@Teestunde

Also ich finde den Text sehr sehr gut! Sehr lakonisch und doch berührend erzählt.
Und relevant.
Mit wenigen Worten doch eine kleine Welt umrissen. Toll!
Ein paar kleine Erbsen habe ich auch. Zunächst wäre da einmal der Titel.
Ich würde im Titel eine Spur auf das Thema lenken. Beim jetzigen Titel hast du das Problem, dass vielleicht wenige sich wirklich angezogen fühlen.Das ist schade für den tollen Text. Ich würde zum Beispiel so etwas vorschlagen:

Wenn Liebe wehtut

Was sie für Liebe hielt

Den Namen der Frau würde ich ändern. Ich glaube das Jane ein Name ist, der nicht so häufig vorkommt. Und blöderweise auch noch assoziativ für mich sehr stark mit Tarzan verbunden ist.
Ich würde vermutlich eher einen Namen wählen wie Ann. In den neunziger Jahren ein ziemlich beliebter Vorname und die werdende Mutter im Songtext dürfte ja in einem Alter sein wo das passt.
Und dann würde ich die Zeilen im Refrain überdenken .

Ihr Fall sei noch nicht so akut. ?
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.

Das entspricht zum Einen nicht meinen beruflichen Erfahrungen mit Frauen- und Mädchenhäusern.
Zum Anderen würde ich die Zeilen nutzen, um hier den inneren Konflikt, die innere Ambivalenz des lyrischen ich's anzudeuten.
Denn diese Frauen und Mädchen sind ja oft hin und her gerissen.
ich habe viele Fälle erlebt, in denen die Frauen und Mädchen sich gegen den Rat der Mitarbeiterinnen im Frauenhaus und anderen pädagogischen und therapeutischen Begleitern sich immer wieder selbst in diese Gewaltbeziehung gegeben.

 

[Saurus]

Ich finde gleich beide Namen unpassend in einem deutschen Text. Jane und Pitt (John) Doe...
Die deutschen Platzhalterpendants sind ja eigtl. Max und Erika (Mustermann). Erika hat zuviele Silben, daher:

Hast du schon gehört?
Klar, ich krieg´ doch viel mit.
Wird sind auch empört!
Doch gleich so ein Schritt?
Grit sagt, Max war breit,
wie fast jede Nacht
und hat ihr im Streit
die Veilchen vermacht.

 

[Teestunde]

@Mama

Und blöderweise auch noch assoziativ für mich sehr stark mit Tarzan verbunden ist.

Also ich hab im Krankenhaus mal eine Frau kennengelernt, der gesagt worden war, ihr Fall wäre nicht so akut. Allerdings war sie, glaube ich, schon über vier Wochen in der Einrichtung. Sie ist dann erst mal im Krankenhaus untergekommen und hat sich von dort aus eine neue Bleibe gesucht. (sic!)
Aber natürlich hast du recht, man könnte ein Schlaglicht werfen auf ihre Abhängigkeit und sie wieder zurückkehren lassen zum gewalttätigen Ehemann. Mal überlegen. Danke! Ach so, was den Titel betrifft, wie wär's mit "Beim ersten Schlag"?

@Saurus

Grit sagt, Max war breit

Ich probiers gleich mal durch. "Pitt" war einfach dem Reim geschuldet und "Jane"... nun ja, auch nicht so ein Brüller, stimmt schon. Danke erst mal!

LG T.

 

[Saurus]

@Saurus
..."Pitt" war einfach dem Reim geschuldet...

Schon klar. Deswegen wollt´ ich nicht einfach nur meckern, sondern hab gleich eine Option zu zeigen versucht.

 

[Teestunde]

@Saurus
Eine sehr brauchbare! Danke!

@Mama
Wie wär's damit?

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus,
benimmt sich, als wär alles aus.
Wir halten das auch für verfrüht.
Die Veilchen sind doch bald verblüht.

Das ist nicht ganz das, worauf du hinaus wolltest, außerdem funktioniert dann die Pointe mit den Eltern nicht mehr, merke ich gerade. Also weiter überlegen!

 

[Teestunde]

@Mama

Das entspricht zum Einen nicht meinen beruflichen Erfahrungen mit Frauen- und Mädchenhäusern.
Zum Anderen würde ich die Zeilen nutzen, um hier den inneren Konflikt, die innere Ambivalenz des lyrischen ich's anzudeuten.

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
Doch dort hält sie es kaum noch aus.
Vergleicht sie die Bedürftigkeit,
dann sei ihr Leid kein echtes Leid.

Hm. Gar nicht so einfach. Der ursprüngliche Refrain gefällt mir besser. Aber er entspricht, laut Mama, nicht der Realität.

 

[hedelund]

Das ist ein sehr schöner Singer-Songwriter Text, oder wie ich meine auch gut geeignet für
kleine Vocal Gruppen mit einem schönen mehrstimmigen Arrangement, Frage und Antwort, auch mit Ahhhhhh und Uhhhhhhhh wie zum Beispiel "Die Princen" es praktizieren.

Könnte ich mir dafür sehr gut vorstellen

HL

 

[Teestunde]

Meinst du? Ich mach mir nicht viel aus den Prinzen. Ich sehe da eher was mit Gitarre. Aber ich lasse mich gern überzeugen. Vielleicht hab ich auch nur nicht genug Phantasie.

 

[Strange]

Hm. Gar nicht so einfach. Der ursprüngliche Refrain gefällt mir besser. Aber er entspricht, laut Mama, nicht der Realität.

Der Inhalt stimmt dann nicht, wenn er die Sicht der Helferinnen im Frauenhaus meint. Wenn die Sicht der Frau beschrieben wird, kann es passen, z.B.

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
In vierzehn Tagen kommt sie raus.
Sie glaubt, ihr Fall sei nicht akut.
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.

Vielleicht hat diese Wendung auch was von der Ambivalenz : Sie sieht sich selbst als "Fall", sie spürt den Schmerz und macht sich doch die Verharmlosung von Außen zu eigen, viellleicht hat sie ja selber Schuld, wer will schon gerne allein sein, ... all solche Gedanken und die Angst, dass es wieder passiert.

Gruß
Peter

PS: Der Text gefällt mir. Ich weiß noch nicht, ob es ein guter Songtext ist, weil ich noch keine Idee zu einer Musik habe, die den Text stimmig trägt. Die Assoziation Frauenhaus und Liedermacher finde ich erstmal sehr klischeehaft. Vielleicht muss es Punk werden, wer weiß?

 

[Lobotomeandyou]

Braucht jetzt so'ne Gunter Gabriel Nummer.


Ich finde den Text okay.... nur das Wort "vermacht" finde ich in dem Kontext etwas weniger geglückt. Würde ja voraussetzen, dass Max damit aus Grits Leben verschwindet.
Betrachtet man den Gesamttext, dann wird er wohl mehr als ein Spuk aus der Vergangenheit bleiben.

 

[hedelund]

Ja mit der Gitarre meinte ich ja den Singer- Songwriter .

Diese kleine Kurzgeschichte ist wie ein Zeitraffer, und braucht dementsprechend auch
eine Interpretation, durch die man gewissermaßen zwanghaft auch schnell erfährt, worum es denn geht in dem Text.
Auch ein gut verarbeiteter Satzgesang gibt eine wohlklingende Kulisse in der man unwillkürlich aufhorcht und neugierig wird.
Bei einem breiten Instrumental, geht dieser Text eventuell unter, und ich wüsste auch gar nicht wie man das umsetzen sollte, damit der Aha oder Wow effekt entsteht.

Es könnte dann passieren, das man sich nicht darauf einlässt, und einfach ausschaltet. Und das wäre wirklich schade.

HL

 

[Lobotomeandyou]

Mir fiele jetzt spontan zur kritisierten Stelle von mir sowas ein wie:


Grit sagt, Max war breit,
wie fast jede Nacht
und hat ihr mit Schlägen
Gefühle zunichte gemacht.

... oder so.... alternativ für Gefühle: Zuneigung, Empfindung, Liebe, gemeinsame Zukunft, blubberblabbb etc.

 

[Teestunde]

und hat ihr mit Schlägen
Gefühle zunichte gemacht.

So gewaltig wollte ich nicht werden. Dass er ihr Veilchen vermacht hat, muss reichen. Dann wirkt die 2. Strophe um so intensiver. Dass sie ins Frauenhaus geht, sagt ja schon viel über ihre Gefühle. Außerdem passt es metrisch nicht. Ich glaube, hier ist das Ungesagte stärker als das Gesagte. Danke trotzdem.

 

[Teestunde]

@Lobo

nur das Wort "vermacht" finde ich in dem Kontext etwas weniger geglückt. Würde ja voraussetzen, dass Max damit aus Grits Leben verschwindet.

Nee, ich hab im Duden nachgesehen. Im übertragenen Sinne kann es auch "geschenkt" und "überlassen" bedeuten. Ist also nicht falsch.

 

[Teestunde]

@Strange

Zurzeit wohnt sie im Frauenhaus.
In vierzehn Tagen kommt sie raus.
Sie glaubt, ihr Fall sei nicht akut.
Erst, wenn er’s regelmäßig tut.

Das ist gut! Dann bleibt meine Schlusszeile erhalten, auf die es mir sehr ankommt. DANKE!!!

Was für Musik das wird, überlasse ich dem potenziellen Komponisten, so sich einer findet. Meistens kommen dann auch noch mal Änderungswünsche.

 

[Strange]

nur das Wort "vermacht" finde ich in dem Kontext etwas weniger geglückt.

"verpasst" passt. Ist ein etwas modernerer Gleichklang...

 

[MamaMuuht]

@Strange

Deinen Vorschlag finde ich sehr gut! Das eröffnet die Innenperspektive der Betroffenen und ist ein kleiner , aber feiner Dreh...

 

[Teestunde]

@Strange

"verpasst" passt. Ist ein etwas modernerer Gleichklang...

Sie sagt, er war breit
wie jede Nacht fast
und hat ihr im Streit
die Veilchen verpasst.

Hm. Ein bisschen holperig. "vermacht" gefällt mir nach wie vor besser.