Ich glaube, dass vielen Usern einfach die Vergleichsmöglichkeiten fehlen, um ein System auf Tauglichkeit und Latenz einzuschätzen.
Und ich schließe in diesem Fall bewusst von mir auf Andere. Klar gibt es hier viele, die wirklich eine Ahnung haben. Aber es gibt halt auch viele wie mich, die einfach mal angefangen haben, das nächtbeste (oder billigste) Interface an den Spiele- PC anzuschließen und einfach ein paar Gitarrentracks eingespielt haben.
Ich habe mich aber damals wenig damit beschäftigt, immer mal wieder ein bißchen was aufgenommen, dann ein paar Wochen oder Monate nicht.
Was ein Buffer ist, wusste ich damals auch nicht.
Die Tracks klangen alle ziemlich schlecht. Anfangs merkte ich das gar nicht. Erst Jahre später mit erfahrenerem Gehör fiel mir auf, dass die Spuren teilweise zueinander verschoben sind. Leider ließ ich mich damals einlullen von "jaja, es ist nicht leicht zum Click tight zu spielen." Also hab ich einfach mehr geübt und die Schuld bei mir gesucht.
Aber irgendwann zum Glück, dachte ich "alter, du spielst inner Band und da zwar nur Powerchords, aber das müsste doch nach den Jahren jetzt mal reichen, um einen einigermaßen tighten Take zu bekommen."
Wie gesagt, hatte ich halt das Problem, dass ich mein "Recording System" nicht mit anderen vergleichen konnte.
Ich hab mich dann extrem viel eingelesen in das Thema Latenz und sonstige Homerecording- Probleme.
Und dann den Test gemacht. Singen mit Kopfhörer auf. Einmal mit Direct Monitoring und einmal ohne Direct Monitoring ohne Effekte. Das ganze bei sehr kleinem Buffer.
Ersteres klang wie erwartet, weil ich nicht singen kann, nicht gut, aber normal.
Die zweite Methode war grausam. Die Stimme im Kopfhörer war zu der Singstimme, die aus meinem Mund kam so arg verschoben, dass ein widerlicher Choruseffekt auftrat. Pfui war das eklig.
Ich hab mir dann gedacht, "Du hast zwar keine Vergleichsmöglichkeit, aber das kann nicht normal sein".
Ich habs nach Monaten sogar behoben bekommen. Es war ein IRQ Sharing Problem des USB Anschlusses mit der Grafikkarte. Ein zusätzlicher PCI USB Anschluss hat nichts gebracht.
Aber als ich das Bios auf Fail Safe Defaults gesetzt habe, hat er beim Booten eine andere IRQ Verteilung angezeigt.
Ab da war die unmöglich lange Latenz weg.
Das war wirklich krass für mich, weil ich wirklich jahrelang dachte, ich muss mehr üben, um tight zum Click zu spielen. Und das einfach nur weil ich keine Vergleichsmöglichkeiten hatte.
Nunja, das war halt Pech. Natürlich gibts mehr Leute, bei denen alles auf Anhieb funktioniert.
Aber ich frage mich doch, wieviele Leute kleine Latenzprobleme haben, die sie gar nicht bemerken. Oder die Schuld an anderer Stelle suchen. Ich dachte zum Beispiel immer "woa, die Tastatur des Master Keyboards spielt sich ja mies". Naja, nachdem das IRQ Problem behoben war, fühlte sich die Tastatur plötzlich viel besser an.
Naja und ich hab damals halt wirklich extrem viel gelesen, um das alles besser zu verstehen, und mittlerweile bin ich überzeugt, dass viel wichtiger als irgendwelche genialen VSTi oder Supereffekte oder High-End Hardware einfach mal schon nur funktionierende Treiber sind.
Viele Leute haben ja von Midi- Jittering noch gar nichts gehört. Also dass die Latenz beim Spielen von VST- Instrumenten bei der Asio- Doppelpuffer Methode allein aufgrund der Funktionsweise des Treibers nicht konstant Z.B. 10ms beträgt, sondern eben zwischen 10ms und 20ms schwanken kann.
Das Core Audio beim Mac soll das ganze ja anscheinend besser lösen, aber mit Macs habe ich gar keine Erfahrung.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Unterschiede nicht im hörbaren, aber dafür im fühlbaren Bereich beim Einspielen sind.
Ich hab da schon fast eine gewisse Paranoia entwickelt, weil ich jahrelang total von meinem System verarscht worden bin, während mir alle gesagt haben, "jaja es ist schwierig, tight zum Click zu spielen".
Was will ich damit sagen? Also man sollte, wenn man Mac und PC im Audio Bereich vergleichen will, schon ordentliche Erfahrung haben mit Recording Systemen, als Musiker ein ausreichend geschultes Gehör und sich auch wirklich mal mit internen Dingen beschäftigen, wie "wie arbeitet ein Asio Treiber eigentlich".